Es gibt verschiedene Methoden oder „Formen“, mit denen man seine Kaninchen füttern kann. Wir möchten sie hier vorstellen.
Ad libitum-Ernährung
Kaninchen mit vielen verschiedenen, naturnahen Futtermitteln im Übermaß zu füttern, ist die natürlichste Fütterungsart und deshalb besonders gesund.
Wortbedeutung
ad libitum (Abk.: ad lib.) bedeutet nach Belieben.
Auf die Kaninchenernährung bezogen heißt es, dass den Kaninchen rund um die Uhr ein vielfältiges, artgerechtes Futterangebot zur Verfügung steht, aus dem sie frei nach ihren körperlichen Bedürfnissen (nach Belieben) wählen können.
Foto: Ad libitum – Ernährung im Sommer
Foto: Ad libitum Fütterung im Winter
Die einzelnen Futtermittel können in separaten Schalen angeboten werden.
Diese drei Eckpfeiler sind für die Ad libitum-Ernährung bedeutend:
1. Rund um die Uhr sind verschiedene Futtermittel vorhanden, sie gehen nie aus.
2. Es wird auf die Abwechslung und Vielfalt Wert gelegt.
3. Die Futtermittel werden kaninchengerecht und naturnah ausgewählt.
Erst, wenn man Kaninchen eine große Auswahl an unterschiedlichen Gemüsepflanzen, Kräutern, Gräsern, Ästen, Blättern, und Wildpflanzen zur Verfügung stellt, so dass sie rund um die Uhr eine Auswahl zur Verfügung haben, findet freie Selektion statt. Selektion ist der Schlüssel zur Vitalität, denn erst wenn das Kaninchen selektiert, frisst es nach seinen körperlichen Bedürfnissen.
Der Vorteil gegenüber anderen Fütterungsarten
Bei rationierter Fütterung wird das Kaninchen sich auf die Futterration stürzen und diese verschlingen, egal ob die Futterzusammenstellung ideal war oder nicht. Deshalb ist bei einer Fütterung in Portionen der Mensch gefragt, der sich Gedanken machen muss, welche Zusammenstellung ideal ist. Doch gibt es überhaupt eine ideale Zusammenstellung? Frisst nicht jedes Kaninchen nach seinen Bedürfnissen, seinem Körperbau und seiner Situation individuell?
Deshalb hat die Ad libitum-Ernährung einen entscheidenden Vorteil: Das Kaninchen frisst genau nach seinem Bedarf und ist somit optimal versorgt.
Voraussetzungen für diese Futterform
Entscheidend für die Ad libitum-Fütterung sind die oben genannten Hauptsäulen. Hier möchte ich sie im Detail erläutern:
Ständige Verfügbarkeit
Die Vielfalt darf nie „ausgehen“. Das erfordert eine genaue Beobachtung, um die Mengen gut einschätzen zu können und häufige Kontrollen (zweimal täglich). Erfahrungsgemäß werden etwa 200g Frischfutter je kg Körpergewicht und Tag gefressen.
Vielfalt
Es sollten immer mehrere Futtergruppen vertreten sein: Wiesengewächse (Gras, Kräuter…), Gemüse, Äste, Küchenkräuter… (siehe Futtermittel)
Richtige Auswahl
An wichtigsten sind die Wiesengewächse, sie entsprechen am meisten der natürlichen Kaninchenernährung und machen den Hauptbestandteil in der Wildkaninchen-Ernährung aus. Wiesengräser & -kräuter sollten wie in der Natur rund um die Uhr verfügbar sein, da diese der wichtigste Bestandteil in der Ernährung sind, dürfen sie nie ausgehen. Die Natur bietet allerdings nicht nur Wiesenpflanzen, sondern auch Zweige mit Rinden und Blättern, Laub, Ranken, Blüten und vieles andere Fressbare. Diese Bestandteile empfehle ich ebenfalls durchgängig anzubieten. Alle anderen empfohlenen Futtergruppen sollten zusätzlich angeboten werden.
Halter, die nicht die Möglichkeit haben, auf die Pflanzenvielfalt der Natur zurück zu greifen (wenn Schnee liegt oder in der Stadt), sollten sich trotzdem darum bemühen, möglichst viel natürliche Nahrung zu verfüttern, auch im Winter kann man Zweige und auch Boden-Pflanzen ernten. Zusätzlich bietet man Blattgemüse, ein hochwertiges Heu, Zweige und in kleinen Mengen ggf. (Trocken-)Kräuter an! Bei einer solchen Ersatznahrung ist es jedoch wichtig, sehr abwechslungsreich zu füttern. Neben möglichst vielen Komponenten aus der Natur sollte immer ein abwechslungsreicher Frischfutter-Teller mit dem Schwerpunkt auf Blattgemüse (min. 80%, besser mehr) und eine große Schale mit einer breiten Kräuter-Auswahl angeboten werden.
Es empfiehlt sich, Saaten grundsätzlich streng rationiert zu verfüttern, da Kaninchen energiereiches Futter bevorzugt selektieren, aber einen solch hohen Energiegehalt der Nahrung bei diesen Haltungsformen nicht benötigen, so dass es zu Übergewicht kommen kann.
Erfahrungsberichte: Umgewöhnung
Auch auf die Ad libitum-Ernährung ist eine langsame Gewöhnung von anderen Futterformen nötig, damit sich die Verdauung auf die Futtermittel und Mengen einstellen kann. Deshalb sollte man die Abwechslung und Anhäufung langsam steigern, bis man bei einer großen Vielfalt und Menge angelangt ist.
Wer auf Nummer Sicher gehen möchte, füttert erst Blattgemüse, Wiese und frische/getrocknete Kräuter ad libitum und anschließend erst den Rest der Futtermittel an.
Es ist empfehlenswert, während der Umstellung viele kleine Portionen zu füttern und diese täglich etwas zu vergrößern, bis irgendwann bei der nächsten Portion etwas übrig bleibt. Anschließend kann man dazu übergehen, zweimal am Tag die Menge zu reichen, die bis zur nächsten Kontrolle benötigt wird. Es sollte bei der nächsten Fütterung immer noch ein Rest von jedem Futtermittel vorhanden sein.
Rationierte Fütterung
Die bekannteste Fütterung ist die rationierte Fütterung. Bei dieser Fütterungs-Form wird das Kaninchen in Portionen gefüttert und erhält ein beschränktes Nahrungsangebot, das der Halter zusammenstellt.
Wildkaninchen haben rund um die Uhr ein vielfältiges, abwechslungsreiches Nahrungsangebot um sich, eine rationierte Fütterung ist daher eher unnatürlich.
Das Kaninchen frisst dadurch größere Mengen zu den Fütterungszeiten und nicht gleichmäßig über den Tag verteilt im eigenen Rhythmus. Außerdem neigen viele Kaninchen durch die Rationierung zum Schlingen. Folgen können Verdauungsprobleme sein (Magenüberladungen, Blähungen…).
Zudem hat das Kaninchen durch die Rationierung nicht die Möglichkeit zu selektieren. Einzelne Autoren sprechen sich deshalb gegen die rationierte Fütterung aus, z.B. Hörnicke:
”Sie können dann nicht wie in der Natur oder bei vielseitigem Frischfutter durch Bevorzugung bestimmter Futterstoffe die Nährstoffzufuhr qualitativ ihrer Stoffwechsellage anpassen.”
Hörnicke, H. (1978): Futteraufnahme beim Kaninchen – Ablauf und Regulation. Übersetzung Tierernährung 6, 91-148
Desweiteren sollte beachtet werden, dass durch die Rationierung der Schwerpunkt auf dem Futtermittel Heu liegt, das bei vorwiegender Ernährung zu Problemen führen kann.
Die Dauerkost
Eine völlig rationierte Ernährung ist beim Kaninchen nicht möglich, das würde die Verdauung zu sehr in Mitleidenschaft ziehen, daher werden meistens ein oder mehrere Futtermittel unbegrenzt angeboten und nur der Rest rationiert. Oft sind Heu, Äste und Wasser die Dauerkost.
Um die hier aufgeführten Probleme bei einer auf Heu basierenden Ernährung zu minimieren, bietet es sich jedoch an, noch weitere Komponenten unbegrenzt zu füttern. Wenigstens ein Frischfutter (Gemüse oder Futterpflanze) und weitere Raufutter-Komponenten (nicht nur Heu, sondern auch Stroh, Laub, getrocknete Kräuter usw.).
Die Portionen
Die Portionen werden mehrmals täglich gereicht. Einmal täglich ist bei rationierter Fütterung nicht empfehlenswert, weil dann Krankheiten des Verdauungstraktes begünstigt werden. Die Zusammenstellung der Rationen ist sehr wichtig, um Mängeln vorzubeugen!
Eine Portion sieht in Etwa so aus:
- Frisches von der Wiese (wenn möglich)
- Küchenkräuter
- Eine Menge gemischtes Gemüse (vor allem Blattgemüse)
Die Portionen sollten möglichst groß, abwechslungsreich und vielfältig sein, auch hier sollte der Schwerpunkt auf Wiesengrün, Kräuter und Blattgemüse gelegt werden.
Eine gewisse Menge Frischfutter ist überlebenswichtig, sonst kommt es zu Mangelerscheinungen, außerdem werden ansonsten Blasen- und Nierenprobleme begünstigt. Orientieren kann man sich an seinen Kaninchen: Wird alles restlos in kurzer Zeit weggeschlungen, ist die Menge eindeutig zu klein, die Kaninchen sollten sich „satt essen“ können und zufrieden wirken. Wenn Kaninchen ständig betteln, kann es ein Hinweis darauf sein, dass sie zu wenig Frischfutter bekommen. Als Richtwert für Anfänger: Die Mindestmenge liegt in Etwa zwischen 200 und 500g am Tag pro Kaninchen (je nach Größe und Lebensumständen). Idealerweise nähert man sich so weit wie möglich einer Ad-Libitum-Ernährung an und bietet so viel Frischfutter wie möglich an.
Achtung! Wer seine Kaninchen mit rationierter Fütterung versorgen möchte, muss sich unbedingt entsprechendes Grundwissen zum natürlichen Bedarf von Kaninchen, den anatomischen Besonderheiten, der Inhaltstoffe verschiedener Futtermittel usw. aneignen, um seine Kaninchen bedarfsdeckend zu versorgen. Wesentlich sicherer ist die Ad-Libitum-Ernährung. Eine gut durchdachte, abwechslungsreiche rationierte Ernährung ist jedoch als Fütterungsmethode geeignet.
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