Tierschutzwidriges Zubehör für Kaninchen & Zwergkaninchen

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tierschutzwidriges zubehör

Haltungssysteme

Käfige

Jegliche Kaninchenkäfige sind als tierschutzwidrig einzustufen. Warum ist das so?

  • Um drei aufeinander folgende Hoppelschritte (1 Hoppelschritt = ca. 80 cm) auszuführen, braucht es eine Seitenlänge von mindestens 2,4 m Länge. Um einen Haken zu schlagen, brauchen Kaninchen ca. 4m² unverstellte Grundfläche (2x2m) und um Männchen zu machen, (je nach Körpergröße)  gut 70cm Höhe. Der größte handelsübliche Käfig misst 150 x 80 x 60 cm und ermöglicht somit keine Bewegung im Sinne des §2 TschG.
  • Die Mindestfläche für Kaninchen beträgt 6m² (z.B. 2x3m), die Käfige haben nur etwas 1m² Grundfläche.
  • Da Kaninchen soziale Tiere sind, ist eine Einzelhaltung abzulehnen. Für zwei Tiere bieten diese Käfige weder genug Raum um ihre arttypischen Bewegungen auszuführen, noch genug Fläche um den anderen Tier auszuweichen, wenn es mal zu kleineren Auseinandersetzungen kommt. Daher sind all diese für Kaninchen angebotenen Käfige als tierschutzwidrig einzustufen.
  • Das Gitteroberteil der Käfige birgt ein erhebliches Verletzungsrisiko! Beim Bespringen des Käfigdeckels und an der offenen Gittertüre, die dann als Gitter schräg vor der Türe liegt, kommt es häufig zu Verletzungen durch Hängenbleiben beim weg/runter springen. In den Türen können sich Kaninchen strangulieren. Daher sind Gitteroberteile als tierschutzwidrig einzuschätzen. Gitter Käfigoberteil gefährlich
  • Die Käfige mit 160 x 80 x 60cm sind jedoch für kurze Quarantänezwecke einzelner Kaninchen vorübergehend geeignet.
  • Der Handel rechtfertigt den Verkauf der viel zu kleinen Käfige immer wieder damit, dass sie ja 24 Std. offen stehen können. Wir halten dieses Argument für eine schlechte Ausrede, denn dann müssten die Käfige zumindest ohne Türen, besser jedoch ganz ohne Gitter als reine Käfigwanne angeboten werden. Ein Käfig der rund herum geschlossen ist und eine Gittertüre aufweist, ist dafür gebaut, Tiere einzusperren und wird auch so in Deutschland von den ahnungslosen Käufern verwendet.

Käfige mit Plastikaufsatz, Terrarien/Aquarien

Diese angebotenen Behältnisse haben neben den unter „Käfige“ aufgeführten Punkten auch noch ein zusätzliches Problem. Durch die Luft-undurchlässige Umrandung ist keine ausreichende Luftzirkulation gegeben, die Ammoniak-Dämpfe belasten sehr stark die Atemwege, es kann u.a. zu Atemwegserkrankungen kommen.

größter käfig stall

Der TVT schreibt hierzu:

„In solchen Käfigen ist die Luftzirkulation stark eingeschränkt und die Wahrnehmung der Umgebung behindert. Das Tier kann sich der Schadgasanreicherung am Boden des Behältnisses nicht entziehen. Es kann zum Wärmestau kommen. Da die Kunststoffhaube das Entweichen der Schadgase nach außen verhindert, empfindet der Tierhalter die Geruchsbelästigung weniger, mit der Folge, daß die Notwendigkeit der Reinigung als weniger dringlich erscheinen kann. Die Gasanreicherungen können das Tier schädigen (z.B. Pneumonie, Schleimhautreizungen, Hautschäden); u.U. kann die Anreicherung von Geruchsstoffen zur Störung der innerartlichen Kommunikation führen.“

 Zubehör

Nippeltränken, Wasserflaschen

nippeltränke

Eine neuere Studie an Kaninchen zeigt auf, dass Nippeltränken nicht für eine ausreichende Flüssigkeitsversorgung beim Kaninchen geeignet sind. Die Nippeltränken geben das Wasser nur tropfenweise ab, so dass die Tiere ihren Durst nicht richtig löschen können. Dadurch wird ein „Wassersparmodus“ aktiviert, der die Nieren und die Blase belastet und darauf hinweist, dass die Flüssigkeitsaufnahme unzureichend ist. In der Studie wurde festgestellt, dass durch einen Wassernapf die Flüssigkeitsversorgung sehr gut gewährleistet ist. Der Napf sollte auf einer (erhöhten) einstreufreien Fläche platziert sein, damit er sauber bleibt, zudem ist es wichtig, ihn regelmäßig zu reinigen. Am besten sind schwere, standsichere Steingutnäpfe mit nach innen gebogenen Rand, oder aber Vogelnäpfe, die am Gitter befestigt werden, geeignet. Wasserflaschen mit ihren dünnen, schlecht zu reinigenden Röhrchen sind Brutstätten für Bakterien. Zudem müssen die Kaninchen eine unnatürliche Kopfhaltung einnehmen, um zu trinken. Im Winter können sie am Metall der Röhrchen mit der Zunge kleben bleiben, so dass (unentdeckt) Verletzungen beim Losreißen entstehen. In der Natur trinken sie an Pfützen, Seen und Flüssen.

nippeltränke zwergkaninchen

Häuser aus Plastik, zu enge Häuser, Häuser mit Fenster

Der Handel bietet leider immer noch Häuser aus Plastik an, diese sind giftig wenn sie benagt werden und bieten nicht genug Luftzirkulation, so dass ein tropisches, heißfeuchtes Klima im Inneren entsteht, das einen Nährboden für Pilze und Bakterien bietet. Zudem sind die meisten im Handel erhältlichen Häuser für Kaninchen viel zu klein. Die Jungtiere finden in den Häuschen noch Platz, doch wenn sie ausgewachsen sind, passen sie nicht mehr durch die Türe. Manche Häuschen verfügen über Fenster, die genau so bemessen sind, dass Jungtiere noch durch passen. Wenn die Tiere wachsen, bleiben sie jedoch eines Tages darin hängen. Zudem haben die meisten Häuschen nur einen Eingang, gerade wenn die Gruppe nicht 100%ig harmonisch ist, sollten die Häuschen mindestens zwei Zugänge haben, die Kaninchen nutzen sie dann lieber und es entstehen keine (für das unterlegene Kaninchen gefährlichen) Sackgassen.

Geschirre und Leinen

plakat-kaninchen-Kopie
kaninchen-leine-Kopie
an der leine

So harmlos diese Leinen wirken, leider gibt es unzählige Unfälle mit tödlichem Ausgang. Es kann lange gut gehen aber ein Moment reicht, damit die Leine zur Todesfalle wird. Warum ist das anders als bei Hunden oder Katzen beim Kaninchen so gefährlich? Leinen und Geschirre sind für alle Fluchttiere grundsätzlich als tierschutzwidrig anzusehen. Die Tiere laufen beim Flüchten direkt in die Leine, verheddern sich und fügen sich Verletzungen zu. Es kann zur Strangulation, Schockzuständen, Wunden und Prellungen kommen. Als Alternative sind Freilaufgitter erhältlich, mit denen ein Bereich abgegrenzt werden kann um den Tieren Freilauf zu ermöglichen. Für Trainingszwecke kann man die Tiere mit Belohnung motivieren, anstatt sie mit Leinen zu zwingen.

Oft passiert lange nichts, aber es reicht ein ungünstiger Moment und ihr werdet es für immer bereuen und nicht mehr rückgängig machen können!

Weiterführend: Kaninchenleinen – harmlos oder lebensgefährlich?

heuraufe gefährlich kaninchen bruchFutterraufen ohne Deckel

Kaninchen neigen dazu, in die Raufen zu springen.

Beim Herausspringen können sie mit den Füßen in den Gittern hängen bleiben und sich so schwer verletzten.

Kaninchen strampeln und versuchen sich zu befreien, wenn sie hängen bleiben, so dass es zu schweren Verletzungen der Wirbelsäule und Gliedmaßen kommen kann.

Weichen Sie auf Raufen mit Deckel aus oder befestigen Sie ein Brett auf der Raufe.

Enger zulaufende Metallstreben (Feuerkorb, Hängeraufen…)

Es gibt unzählige Einrichtungsgegenstände mit Metallstreben, die teils weit beginnen und dann enger zusammenlaufen. Kaninchen können den Kopf durch die Streben stecken und dann in den engeren Bereich gelangen. Dadurch können sie fest sitzen und sich bei Befreiungsversuchen schwer verletzen.

Verbiegbares Metallgitter mit größeren Gitterabstand (Gehege, Zäune, …)

Kaninchen rennen als Fluchttiere ggf. gegen Gitter, wenn sie sich erschrecken. Biegbare senkrechte Streben geben durch den Druck nach und das Kaninchen gerät mit dem Kopf zwischen die Streben. Das Hineinquetschen, aber auch Befreiungsversuche führen häufig zu Gehirnerschütterungen, Verletzungen im Kopf- und Halsbereich usw. Dies lässt sich verhindern, indem man Gitter wählt, die einen geringen Gitterabstand haben, über Querstreben verfügen und ggf. unsichere Gitter mit Volierendraht, Kaninchendraht oder z.B. Teppichen nachrüstet.

Einstreu & Heu

Einstreu das mit Farb- oder Duftstoffen versetzt ist
Kaninchen verfügen über einen sehr empfindlichen Geruchssinn, sie nehmen deutlich mehr Gerüche als wir Menschen wahr.
Zusätze in der Einstreu (z.B. Zitrus-Einstreu) belastet die Atemwege und stört die Kommunikation untereinander, die auch über den Geruchssinn gesteuert wird. Farbstoffe können die Gesundheit beeinträchtigen.
Ebenfalls völlig ungeeignet und gesundheitsschädlich sind Tier-Deos oder Sprays gegen den Geruch im Stall.

Strohpellets und Katzenklumpstreu

Bei der Aufnahme dieser beiden Einstreuformen kommt es zu heftigen Gesundheitsproblemen. Die Pellets quellen im Magen auf und verstopfen diesen. Zudem entziehen sie dem Magen die Flüssigkeit. Das Katzenstreu verklumpt im Magen und entzieht ebenfalls die Flüssigkeit. Es kommt zu Magendarmverschlüssen und lebensbedrohlichen Verstopfungen. Eine gute Alternative sind Holzpellets, die den Geruch und die Flüssigkeit sogar besser binden.

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Gefärbtes und aromatisiertes oder gezuckertes Heu

Im Zoohandel erhältliches Heu ist nicht selten mit grünen Farbstoffen, Zucker, Duftstoffen und Aromen behandelt. All diese Bestandteile stören die empfindliche Verdauung der Kaninchen. Wurde das Heu noch leicht feucht in die Plastiktüten abgepackt, kann es ebenfalls mangels Luftzirkulation zu unsichtbarer Schimmelbildung kommen, die unsere Kaninchen stark belastet und auch krank machen kann.

Futter

Leckerlis für Kaninchen mit Zucker, Milch oder anderen ungeeigneten Zutaten
Kaninchen haben eine sehr empfindliche Verdauung. Leckerlis mit Zuckeranteil fördern Hefen und andere pathogene Keime im Darm und bringen die ganze Verdauung aus dem Gleichgewicht. Die Folge sind Durchfall, Verstopfung, Bauchschmerzen…
Geeignet als Zutaten sind Kräuter, Saaten, Gemüse usw.

trockenfutterkaninchen

Leckerlis und Futter aus gemahlenen oder zerkleinerten Bestandteilen (Extrudate, Pellets)
Aufgrund seiner speziellen Verdauung, verträgt das Kaninchen keine stark vermahlenen oder zerkleinerten Futterbestandteile. Diesen Futtermitteln fehlt die Struktur (längere Fasern), die für eine gesunde Verdauung essentiell sind. Zudem bieten Futtermehle einen idealen Nährboden für Hefen und Kokzidien und überlasten den Blinddarm, was zu Fehlgärungen führen kann. Durch Futtermehle ist der Zahnabrieb der ständig nachwachsenden Zähne nicht gewährleistet, da Mehle bereits „zerkaut“ sind und gleich abgeschluckt werden können, ohne länger mit den Zähnen zu kauen.

Falsch zusammen gesetztes Trockenfutter für Kaninchen und Alleinfuttermittel
Kein Trockenfutter ist als Alleinfuttermittel geeignet, Kaninchen brauchen als Hauptnahrung grundsätzlich hochwertiges, vielfältiges Frischfutter und Heu. Trockenfutter kann immer nur eine Ergänzung sein. Die Deklaration als Alleinfuttermittel ist daher irreführend.
Ebenfalls ist ein falsch zusammen gesetztes Trockenfutter gesundheitsschädlich. Dazu gehört:

  • Futter mit ungeeigneten Zutaten (Zucker, Honig, Milch, viel Getreide, pflanzliche Nebenerzeugnisse, keine oder unzureichende/ungenaue Deklaration, Melasse usw.)
  • Futter mit gemahlenen Bestandteilen (Pellets, Extrudate, bunte Klumpen, Ringe etc, die immer aus Futtermehlen bestehen)
  • Farbstoffe, Konservierungsstoffe, (natürliche) Aromen verträgt die Verdauung nicht
  • Zusatzstoffe

salzleckstein kaninchen Salzlecksteine

himalaya salzleckstein

Im Handel werden Salzlecksteine aus Kochsalz (und Farbstoffen) angeboten. Eine übermäßige Aufnahme kann esundheitsschädlich sein. Gerade in kleineren Gehegen und Käfigen neigen einzelne Kaninchen dazu, den Salzleckstein aus Langeweile zu schlecken. Wer einen Salzleckstein anbieten möchte, kann einen Himalaya-Salzleckstein außerhalb des Geheges (im Auslauf) anbieten, allerdings wird er meist sowieso nicht angerührt und ist daher überflüssig.

Mineralsteine

Eine ausgewogene Ernährung führt dem Kaninchen genug Mineralien zu. Ein Überschuss an Mineralien, wie er beim Benagen der Steine schnell entsteht, führt zu Urolithiasis und anderen Gesundheitsproblemen.

Nagertrunk

Dieser Trunk ist nicht nur völlig überflüssig und ungesund (eingefärbt etc.) sondern kippt auch deutlich schneller um als normales Wasser. Als Flüssigkeit ist für Kaninchen nicht gechlortes Leitungswasser oder stilles Mineralwasser geeignet.