Kaninchenimpfungen – Schutz oder Gefahr?

Ein umstrittenes Thema sachlich aufbereitet

Im Gegensatz zu anderen Haustierarten und dem Menschen gibt es beim Kaninchen noch richtige Seuchen, die hunderte Kaninchen in wenigen Tagen dahin raffen können. Durch die Mastkaninchenhaltung haben einige Hersteller geeignete Impfstoffe entwickelt, um diesen Seuchen vorzubeugen. Unsere Hauskaninchen profitieren von diesen Impfstoffen. Mittlerweile wurden sogar teils spezielle Hauskaninchen-Impfstoffe entwickelt. Auf der anderen Seite können Impfstoffe auch Nebenwirkungen verursachen, so dass eine kritische Auseinandersetzung mit Inhaltsstoffen, Impfstoffen und den zu impfenden Krankheiten sinnvoll erscheint.

Wir beobachten in letzter Zeit verstärkt, dass sich verschiedene Lager ergeben, die Impfungen verherrlichen oder verteufeln. Dadurch ist oftmals kein sachlicher Austausch mehr möglich. Uns geht es vielmehr um eine kritische Auseinandersetzung mit der Thematik, so dass eine Risiko-Nutzenabwägung möglich wird.

Übersicht über die Impfstoffe

Momentan verfügbare Impfstoffe
Nobivac Myxo-RHD PLUS: Schutz vor Myxo, RHD, RHD2 für ein Jahr (Zulassung). Nicht früher nachimpfen, Umstellungsschema beachten!
Filavac VHD K C+V: Schutz vor RHD und RHD2 für ein Jahr (Zulassung), empfohlen wird die Nachimpfung bei der aktuellen Seuchensituation alle 6 Monate, eine Grundimmunisierung verbessert den Schutz. Kein Schutz vor Myxomatose!
Fatrovax RHD:  Schutz vor RHD und RHD2 für ein Jahr (Zulassung), empfohlen wird die Nachimpfung bei der aktuellen Seuchensituation alle 6 Monate, eine Grundimmunisierung verbessert den Schutz. Kein Schutz vor Myxomatose!
Eravac: Schutz vor RHD2 für ein Jahr (Zulassung), empfohlen wird die  Nachimpfung bei der aktuellen Seuchensituation alle 6 Monate. Kein Schutz vor RHD1 und Myxomatose!  Eine Grundimmunisierung verbessert den Schutz.
RIKA-VACC Duo: Schutz vor RHD und Myxo für 6 Monate (Zulassung). Bei Erstimpfung Grundimmunisierung (zwei Impfungen im Abstand von vier Wochen). Kein Schutz gegen RHD-2!
RIKA-VACC Myxo:  Schutz vor Myxo für 6 Monate (Zulassung). Bei Erstimpfung Grundimmunisierung (zwei Impfungen im Abstand von sechs Wochen in Myxo-Gebieten. In Myxomatose-Seuchengebieten ggf. alle vier Monate auffrischen. Keinen Schutz gegen alle RHD-Stämme!
RIKA-VACC RHD:  Schutz vor RHD für 12 Monate (Zulassung). Kein Schutz vor RHD2 und Myxomatose!  
YURVAC RHD: Schutz vor allen RHD-Stämmen inkl. neuen Stämmen für 12 Monate (Zulassung). Kein Schutz vor Myxomatose!

Gegen welche Erkrankungen kann man impfen?

  • RHD2: Mutierte Form der RHD-1, momentan in ganz Deutschland aktiv, führt bei ca. 80-100% der Kaninchen innerhalb von 1-4 Tagen zum Tod (auch Nestlinge!). Die Impfung schützt zuverlässig. Dringend Hauskaninchen impfen. Mehr Infos
  • RHD1 (oder RHD): Auch Chinaseuche genannt, führt innerhalb weniger Tage bei ca. 80% der Kaninchen zum Tod. Die Impfung schützt zuverlässig. Dringende Impfempfehlung.
  • RHD die neuen Stämme: Bisher nur in den Nachbarländern und nicht in Deutschland nachgewiesen. Verlauf wie bei RHD2. Mehr Infos
  • Myxomatose: Besonders in Gebieten mit Wildkaninchen sehr verbreitet, tritt wellenartig alle paar Jahre auf. Es gibt akute und milde Verlaufsformen. Die Impfung schützt zu ca. 70-90% vor Symptomen, die restlichen Kaninchen erkranken, teils jedoch deutlich milder. Impfempfehlung für Gebiete mit Wildkaninchenpopulationen oder Futterbezug aus ggf. gefährdeten Gebieten (Heu, Gemüse, Wiese…!). Mehr Infos

Jungtiere richtig impfen!

Jungtiere werden anders geimpft, als erwachsene Kaninchen. Warum ist das so?

Geimpfte Kaninchenmütter geben hauptsächlich über die Plazenta (da sie eine der wenigen Tierarten sind, die ihre Immunglobuline schon vor der Geburt über die Plazenta abgeben können), aber auch über das Colostrum (erste Muttermilch) und die Muttermilch einen Schutz an das Jungtier weiter. Dieser Schutz ist bei jedem Jungtier unterschiedlich lang ausgeprägt, das ist abhängig von der Entwicklung und den Zeitraum des Absetzens. In Studien waren die Antikörper mindestens vier Wochen nachweisbar und er Schutz hielt mindestens 8 Wochen an. Wird zu einem Zeitpunkt geimpft, zu dem noch maternale Antikörper vorhanden sind, so baut sich kein Impfschutz auf. Gleichzeitig können sie aber an den meisten Seuchen schon früh erkranken, deshalb ist die frühe Impfung (je nach Seuchenlage) empfehlenswert. Der Impfstoff braucht einige Tage um sich aufzubauen.

Ideales Impfschema

Ungeimpftes Muttertier

Mit (1-) 4 Wochen Filavac oder Fatrovax (bzw. wenn die Tiere ohne Impfschutz erworben werden, zu diesem Zeitpunkt, z.B. mit 8 Wochen), mit 7-14 Wochen Nobivac plus.

Geimpftes Muttertier

Mit 5 Wochen Filavac oder Fatrovax, mit 7-14 Wochen Nobivac Plus (ideales Schema). Oder mit 4,5-5 Wochen direkt Nobivac Plus.

Impfung nach Herstellerangabe

RHD2-Impfung:
Filavac: ab der 4. Woche, nach 6 Wochen nachimpfen oder ab der 10. Woche ohne Nachimpfung
Fatrovax RHD: ab 28 Tagen verimpfen
Eravac: ab 30 Tagen Impfung möglich
Nobivac PLUS: ab der 5. Lebenswoche (einmalige Impfung), wenn die Mutter geimpft ist ab der 7. Lebenswoche

RHD1-Impfung:
Filavac: ab der 4. Woche, nach 6 Wochen nachimpfen oder ab der 10. Woche ohne Nachimpfung
Fatrovax RHD: ab 28 Tagen verimpfen
Nobivac plus: ab der 5. Lebenswoche (einmalige Impfung), wenn die Mutter geimpft ist ab der 7. Lebenswoche
RIKA VACC RHD: ab der 4. Woche (einmalige Impfung), Nachkommen immunisierter Häsinnen erst mit 12 Wo. bzw. ab der 6. Woche zwei Impfungen im Abstand von drei bis vier Wochen (Grundimmunisierung)
RIKA VACC Duo: ab der 4.-6. Lebenswoche grundimmunisieren (2 Impfungen im Abstand von 4 Wochen), < 6 Wo. subkutan

Myxomatose-Impfung:
Nobivac plus: ab der 5. Lebenswoche (einmalige Impfung), wenn die Mutter geimpft ist ab der 7. Lebenswoche
RIKA VACC Myxo sc: ab der 4.-6. Woche grundimmunisieren (2 Impfungen im Abstand von 6 Wochen)
RIKA VACC Duo: ab der 4.-6. Lebenswoche grundimmunisieren (2 Impfungen im Abstand von 4 Wochen), < 6 Wo. subkutan

Trächtige und laktierende Kaninchen

Impfungen trächtiger und laktierender Kaninchen sind je nach Impfstoff möglich, nach Möglichkeit sollte jedoch vor der Trächtigkeit geimpft werden. Die Anwendung bei trächtigen Tieren sollte nur nach entsprechender Nutzen-Risiko-Bewertung durch den Tierarzt erfolgen.

Aussagen der Packungsbeilage/Hersteller (Direktzitate):

Filavac: Bei den vorliegenden Studien (Feldstudie) kam es bei trächtigen Tieren nicht zum Abort. Trotzdem sollten tragende Tiere mit der üblichen Vorsicht behandelt werden.
Fatrovax RHD: Kann während der Trächtigkeit angewendet werden. Trächtige Tiere sollten mit besonderer Sorgfalt behandelt werden, um Stress und das Risiko eines Aborts zu vermeiden
Eravac: Laboruntersuchungen an weiblichen Kaninchen im letzten Drittel der Trächtigkeit haben keine Hinweise auf eine mögliche teratogene, fetotoxische und maternotoxische Wirkung ergeben. Trächtige Kaninchen müssen mit besonderer Vorsicht behandelt werden, um Stress und das Risiko von Fehlgeburten zu vermeiden.
Nobivac plus: Kann während der Trächtigkeit angewendet werden.
RIKA VACC DUO: Der Impfstoff kann auch an trächtige und laktierende Kaninchen verabreicht werden.
RIKA VACC Myxo: Der Impfstoff kann auch an trächtige und laktierende Kaninchen verabreicht werden.
RIKA VACC RHD: Eine Anwendung bei tragenden und laktierenden Häsinnen ist möglich.

Kaninchen-Impfungen in der Schweiz

In der Schweiz ist im Unterschiede zu Deutschland zur Zeit kein Impfstoff gegen Myxomatose zugelassen. Entsprechend können in der Schweiz (Kombinations-)präparate, die gegen Myxomatose schützen (z.B. Nobivac Plus), nicht verimpft werden. Es besteht jedoch die Möglichkeit, die Kaninchen mit Filavac VHD K C+V (Zulassung Januar 2020, kann
neu ohne Sonderbewilligung bezogen werden) gegen RHD1 und RHD2 zu schützen. Viele Halter fahren für die Impfung über die Grenze um ihre Kaninchen auch gegen Myxomatose impfen zu können.

Trotzdessen empfehlen auch kaninchenkundige Tierärzte in der Schweiz die Impfung eher zurückhaltend. Warum ist das so?
Oft wird argumentiert, dass RHD-1 und 2 Fälle in der Schweiz meldepflichtig und die Seuchenherde somit bekannt sind. Weiter war lange kein Impfstoff bzw. nur mit Sonderbewilligung zugelassen, deshalb wird die Impfung vermutlich noch nicht standardmässig durchgeführt und ist weniger etabliert.

In unserer Tierarztliste findet ihr kaninchenkundige, impfende Tierärzte in der Schweiz.

Ca. 10g werden über drei Tage gesammelt und in einem Kotröhrchen (ohne Einstreubeimengungen) beim Tierarzt abgegeben oder an ein Labor (z.B. Exomed) geschickt, um sie auf Parasiten (Flotation) zu untersuchen.

Kranke Kaninchen auch impfen?

Gesundheitszustand vor den Impfungen prüfen und akute Erkrankungen

Damit das Kaninchen den Impfstoff besser verträgt und eine belastbare Immunität gegen die Seuche ausbildet, sollten die Kaninchen in den Tagen vor der Impfung genau beobachtet werden. Zudem ist es sinnvoll, eine gründliche Allgemeinuntersuchung (Fellzustand, Parasiten, Augen, Zähne, Verhalten…) und eine Kotprobe vor jeder Impfung zu veranlassen. Eine akute Erkrankung oder ein starker Parasitenbefall (insbesondere starke Kokzidienbefälle) können die Wirkung der Impfung beeinträchtigen. Das heißt aber wiederum nicht, dass die Impfung “unwirksam” ist, wenn keine Kotprobe überprüft wurde. Ggf. kann man die Kotprobe nachholen und wenn sich ein starker Parasitenbefall herausstellt, nach der Behandlung die Impfung wiederholen. Bei akut erkrankten Kaninchen wartet man i.d.R. bis es ihnen besser geht und impft sie erst dann. Eine Impfung zeitgleich zur Kastration ist möglich, sofern sie fällig ist, und beeinträchtigt den Impfschutz nicht.

Chronisch kranke Kaninchen impfen?

Chronisch kranke Kaninchen werden vom kaninchenkundigen Tierarzt untersucht um zu beurteilen, ob sie impffähig sind und wann die Impfung am besten vorgenommen wird. Bei vielen chronischen Erkrankungen (trockene oder dauerhaft nasse Schnupfer, EC positive Kaninchen mit dauerhaften Symptomen (3-5 Tage Panacur um die Impfung herum geben)…) ist eine Impfung problemlos möglich. Bei anderen Erkrankungen ist es wichtig, die Impfung abzuwägen, so sollte z.B. kein Lebendimpfstoff unter einer Cortison-Dauertherapie verabreicht werden, auch bei Kaninchen mit Niereninsuffizienz wird die Impfung sorgfältig abgewogen.

Bei hohem Seuchendruck sollte ein verträglicher Impfstoff in Absprache mit dem Tierarzt verimpft werden. Dies gilt u.a. momentan für RHDV2 im gesamten Bundesgebiet.

Alte Kaninchen impfen?

Alte Kaninchen können normalerweise problemlos geimpft werden.

Kaninchen, die vorherige Impfungen nicht vertragen haben

Kaninchen, die bei einer vorherigen Impfung extrem reagiert haben, so dass sie in einen gesundheitlich kritischen Zustand kamen (Allergien auf Zusatzstoffe können dafür eine Ursache sein), sollten auf einen anderen Impfstoff umgestellt werden. Insbesondere bei hohem Seuchendruck sollte ein verträglicher Impfstoff in Absprache mit dem Tierarzt verimpft werden. Dies gilt u.a. momentan für RHDV2 im gesamten Bundesgebiet.

Welche Kosten kommen auf mich zu?

Die Kosten für die Kaninchenimpfung können leicht variieren. Den gesetzlichen Rahmen für Impfkosten bildet die GOT.

Fragen Sie Ihren Tierarzt nach den genauen Kosten vor der Impfung. Da die Impfung eine sehr überschaubare Tierarztleistung ist, kann er den Rechnungsbetrag auf jeden Fall im Voraus angeben. Je nach Impfstoff und Region ist von Kosten zwischen 70 und 150€ zur rechnen. Der Jahresimpfstoff ist teurer, dafür ist jedoch nur einmal jährlich eine Impfung notwendig.

Tierschutzgedanke beim Impfen

Zur Herstellung der meisten RHD-Impfstoffe (mit Ausnahme des Impfstoffes Nobivac Myxo-RHD PLUS & YURVAC RHD) werden gesunde Kaninchen künstlich infiziert und anschließend der Impfstoff aus der Leber gewonnen. Dabei wird für etwa 10.000-30.000 Impfdosen ein Kaninchen infiziert und getötet. Aus Tierschutzsicht ist dies sehr kritisch zu beurteilen. Deshalb sollte man nach Möglichkeit auf den Impfstoff Nobivac Myxo-RHD Plus oder YURVAC RHD ausweichen, er schützt vor RHD, Myxomatose und RHD2, ohne dass andere Kaninchen künstlich infiziert werden.

Allerdings werden alle Kaninchen-Impfstoffe in Tierversuchen getestet um eine Zulassung zu erzielen. Dies garantiert eine gute Verträglichkeit und Wirksamkeit.

“Mein Tierarzt hat den Impfstoff nicht da”

In unserer Tierarztliste finden sich kaninchenkundige Tierärzte, die alle richtig impfen und die Impfstoffe vorrätig haben. Es ist empfehlenswert, einen solchen Tierarzt aufzusuchen, da er die Kaninchen spezieller untersucht und so Krankheiten frühzeitig feststellt. Ist das nicht möglich, kann jeder Tierarzt Impfdosen bestellen. Immer wieder hören wir, dass dies nicht möglich ist, außer es werden alle Impfdosen abgenommen, teils gibt es nur sehr große Gebinde. Als Lösung kann der Tierarzt in diesen Fällen bei Meditech Vertriebs GmbH bestellen, dort sind Einzeldosen verfügbar.

Wie funktioniert das Prinzip „impfen”?

Es gibt zwei verschiedene Formen der Impfung:

– Die aktive Impfung: Lebendimpfstoffe (Myxomatose), Totimpfstoffe (RHD1/RHD2-Impfstoffe)

Die aktiven Impfstoffe sind Lebendimpfstoffe, d.h. es werden Krankheitserreger für Lebendimpfstoffe so behandelt (attenuiert), dass sie nicht zur einer Erkrankung beim Tier führen bzw. für Todimpfstoffe abgetötet. Dadurch ist es möglich, ein Tier oder einen Menschen mit der Krankheit zu infizieren und das Immunsystem kann durch die geschwächte Form den Erreger bekämpfen und Antikörper bilden (Impf-Titer).

– Die passive Impfung (Impfserum: für Kaninchen momentan nicht relevant)

Hier wird nicht der Krankheitserreger gespritzt, sondern bereits die Antikörper gegen die Erkrankung. Beim Kaninchen ist kein Impfstoff mit diesem Wirkprinzip in Deutschland zugelassen.

Zusatzstoffe

Um die Impfstoffe haltbar zu machen oder anderweitig „anzupassen”, enthalten sie viele Zusatzstoffe. Manche dieser Zusatzstoffe sind seit langer Zeit sehr umstritten. Beispielsweise enthalten der Kaninchen-Schnupfen-Impfstoff und auch der Impfstoff gegen RHD Aluminiumadjuvantien, um bei der Impfung die Immunantwort zu verstärken. Dieser Zusatzstoff fördert nicht nur die Entstehung von Impfsarkomen (bösartige Tumore des Bindegewebes, die meist zum Tode führen): 2007 stellte man bei einer Studie fest, dass er sich bei Mäusen negativ auf Nervenzellen auswirkt. Allerdings gibt es bisher trotz verschiedener Forschungsansätze keine bessere Alternative, die ebenfalls eine ausreichende Wirkungsverstärkung hervorruft. Lediglich einzelne Impfstoffe kommen ohne den Zusatzstoff aus.

Ein weiterer Zusatzstoff sind z.B. Öladjuvantien. Im RHD-Impfstoff werden diese als Verstärker eingesetzt. Öladjuvantien lösen bei Mäusen und Ratten recht zuverlässig Arthritis aus, dies machen sich die Forscher zu Nutze indem sie Labor-Nager, die der Arthritis-Forschung dienen, mittels Öladjuvantien künstlich erkranken lassen um an ihnen zu forschen. In Menschen-Impfstoffen sind Öladjuvantien übrigens verboten, da sie zu gefährlich und gesundheitsschädlich sind. Auf dem RHD-Impfstoff-Beipackzettel wird vor den Öladjuvantien gewarnt, falls sich ein Mensch aus Versehen den Kaninchen-Impfstoff injizieren sollte.

Der Vektorimpfstoff Nobivac Myxo-RHD Plus enthält keinen dieser Inhaltsstoffe.

Leben meine Kaninchen in einem Seuchengebiet?

Bitte zu Myxomatose den örtlichen Tierarzt befragen (sie bekommen im Seuchenfall vermehrt Fälle), evtl. Züchter und Notstationen kontaktieren. Deutschland ist momentan flächendeckend RHD2 Seuchengebiet. Die Karte spiegelt nur einen Bruchteil der Fälle wider!

Bitte bekannte Fälle eintragen lassen unter: https://kaninchen.fiebig.cc/seuchenmeldung

Neue Variante aus Frankreich

Leider ist die RHDv-2 in Frankreich in Mastbetrieben mutiert, die klassischen RHDv-2 Impfstoffe (Filavac, Nobivac PLUS und Eravac) scheinen unzureichend gegen die Variante zu wirken. Gerade an der französischen Grenze könnte die Variante auftreten. Es gibt einen Impfstoff (YURVAC RHD), der dagegen wirkt.

Impffolgen – Nebenwirkungen der Impfstoffe

„Unerwünschte Arzneimittelwirkungen lassen sich trotz intensiver Labor- und klinischer Prüfungen im Zulassungsverfahren nicht immer ausschließen. Bei selten auftretenden Reaktionen kann erst der Einsatz unter Feldbedingungen das Risikopotential eines Impfstoffes offenbaren.” [Hoffmann, 2003]

“Zu den typischen Impfreaktionen beim Kaninchen gehören Reaktionen an der Injektionsstelle und Störungen des Allgemeinzustandes. In Einzelfällen werden auch Augenaffektionen und neurologische Störungen berichtet. Todesfälle, die sich im unmittelbaren zeitlichen Zusammenhang mit der Impfung ereignen, sind relativ häufig. Daten zur Aufklärung solcher Fälle anhand einer Autopsie liegen allerdings selten vor.” [Hoffmann, 2012]

Einen sehr wichtigen Anhaltspunkt bieten die Statistiken des Paul-Ehrlich-Institutes, das jährlich alle gemeldeten Fälle auswertet. Deshalb ist es sehr wichtig, entsprechende Impffolgen ordnungsgemäß beim Hersteller und auch dem Paul-Ehrlich-Institut zu melden (sofern sie nicht schon in der Packungsbeilage angegeben sind)! Dies ist leider bisher kaum bekannt und wird nur selten praktiziert. Von 2003 bis 2007 haben sich die eingegangenen Meldungen bezüglich der Kaninchenimpfstoffe fast verneunfacht. Im Jahr 2006 gingen Meldungen zu 643 Kaninchen ein, 139 dieser Kaninchen waren als Impffolge verstorben, der Rest überlebte die Impfung.

Allgemein unterteilt man Impfzwischenfälle in Impfdurchbrüche, Impfschäden und Impferkrankungen. [Holubek, 2004]

Von Impfdurchbrüchen spricht man, wenn geimpfte Kaninchen an der geimpften Krankheit erkranken, weil ihr Immunsystem zu schwach war, um gegen den Impfstoff anzukämpfen (dieser „Kampf” ist nötig, um Impfschutz aufzubauen).

Durch Impfdurchbrüche besonders gefährdet sind:

  • Tiere in der Inkubationszeit einer Infektionskrankheit (durch Untersuchung nicht feststellbar)
  • Akut Tiere (chronisch oder akut)
  • Tiere, die extremen Stresssituationen ausgesetzt sind
  • Tiere mit geschwächtem Immunsystem (Anzeichen: Parasitenbefall usw.)
  • Tiere in Außenhaltung bei extremen Minustemperaturen, großer Hitze oder anstrengender Witterung (Impfung verschieben)
  • Tiere während der Genesung (kurz nach einer Erkrankung)
  • Tiere, die kurz zuvor oder dauerhaft mit Cortison behandelt wurden
  • Tiere mit Erkrankungen des Immunsystems

Bei solchen Kaninchen muss, je nach Seuchenlage, die Impfung genau abgewogen werden, um Impfdurchbrüche zu vermeiden!

Unter Impfschäden werden alle negativen Impfreaktionen zusammengefasst. Dies können harmlose „Erkrankungen” sein wie etwa Haarveränderungen oder Haarverlust nach der Impfung mit CUNIVAC JET (nicht mehr auf dem Markt). Impfschäden sind oftmals auch als „Nebenwirkungen” auf den Beipackzetteln der Impfstoffe vermerkt. Auch eine Temperaturerhöhung (Fieber) nach der Impfung und eine damit einhergehende Appetitverminderung zählen zu den Impffolgen. Diese sind normal und zeigen lediglich, dass der Körper gegen den Impfstoff ankämpft und somit den Impftiter ausbildet, was Voraussetzung für einen Impfschutz ist. Schlimmer sind Impfschäden, die bleibende Schäden oder den Tod verursachen bzw. eine Behandlung erfordern. Sind diese noch nicht auf der Packungsbeilage vermerkt, sollten sie umgehend dem Paul-Ehrlich-Institut und dem Hersteller gemeldet werden.

Impfschäden können besonders bei empfindlichen Tieren oder durch die unsachgemäße Handhabung der Impfstoffe entstehen.

Nebenwirkungen von Myxomatose-Impfstoffen

  • Mattigkeit, erhöhte Körpertemperatur oder reduzierter Appetit am Folgetag
  • Impfknoten an der Einstichstelle
  • Impfmyxomatose (teilweise tödlich, wenn die Kaninchen z.B. durch (latente) Pasteurellen oder Kokzidien geschwächt waren)
  • Ausbruch von Pasteurellen nach Myxomatose-Impfung bei latentem Vorhandensein
  • Mangelnde Wirksamkeit
  • Ungeklärte Todesfälle (evtl. aber auch zufällig zeitlich nah an der Impfung)

Nebenwirkungen von RHD-Impfstoffen

  • Impfknoten an der Impfstelle (sehr selten)
  • Impfsarkome (bösartige Tumore des Bindegewebes) (sehr selten)
  • Hauterkrankungen, Haarausfall an der Einstichstelle, Schwellungen, Geschwüre
  • Ungeklärte Todesfälle (evtl. auch zufällig zeitgleich zur Impfung)
  • Arthritis
  • Leicht erhöhte Körpertemperatur, Schlappheit, Zurückgezogenheit, teils Nahrungsverweigerung
  • gesteigerte Ängstlichkeit, Gedächtnisstörungen und Allergieneigung

Impferkrankungen sind alle Erkrankungen, die durch eine falsche Impfstoffzusammensetzung (z.B. nicht abgetötete oder zu wenig abgeschwächte Erreger oder toxische bzw. anderweitig ungeeignete Inhaltsstoffe) ausgelöst werden.

Vorbeugen

Generell ist darauf zu achten, dass die Kaninchen bei der Impfung gesund sind. Versteckte bakterielle Infektionen, Ekto- oder Endoparasitenbefall oder ungünstige Haltungs- und Fütterungsbedingungen können die Wirksamkeit der Schutzimpfung negativ beeinflussen.Eckert, Y., & Fehr, M. (2018): Impfungen beim Kaninchen–Ein unentbehrlicher Schutz?!. kleintier konkret21(S 01), 2-11.

Mit einfachen Mitteln lassen sich viele Impffolgen vorbeugen. Es sollten, je nach Seuchensituation, möglichst fitte Kaninchen geimpft werden. Akute Erkrankungen sollten vor der Impfung behandelt werden. Daher sind eine gründliche Allgemeinuntersuchung (Fellzustand, Parasiten, Temperatur, Augen, Zähne, Verhalten…) und eine Kotprobe vor jeder Impfung nötig (3 Tage Kot sammeln und auf Hefen, Kokzidien und Würmer prüfen lassen). Die meisten Unwirksamkeits-Fälle nach Impfungen wurden in Studien im Nachhinein mit einer Fehl-Besiedlung der Darmflora (Kokzidien, E. coli etc.) oder einer latenten Erkrankung in Verbindung gebracht [Bauer/Selbitz, 1998].

Um das Immunsystem zu entlasten, kann man ggf. bei empfindlichen Kaninchen die Krankheiten versetzt impfen.

Warum hat mein geimpftes Kaninchen trotzdem die Erkrankung bekommen?

Dafür gibt es mehrere Gründe.

Eine Infektion durch die Impfung

“Massenimpfungen”, Bestandsimpfungen oder ein mangelhaftes Hygienemanagement in der Tierarztpraxis kann dazu führen, dass Seuchen bei der Impfung auf das Kaninchen übertragen werden. Da der Impfstoff sich (je nach Impfstoff) erst nach sieben bis 21 Tagen vollständig aufbaut, kann es sein, dass das Tier erkrankt, bevor der Impfstoff seine Wirkung entfaltet.

Wenn Viren mutieren

Viren haben von Natur aus die Eigenschaft zu mutieren. Innerhalb von wenig Zeit ändern sie sich so, dass wieder ein ganz neues Antigen eingesetzt und der Krankheitserreger erneut herausgefunden werden muss. Diese wissenschaftliche Arbeit braucht Zeit und oftmals ist nach dieser Zeit (wenn endlich ein neuer Impfstoff entwickelt wurde) das Virus erneut mutiert und die Arbeit fängt wieder von vorne an.

Ein aktuelles Beispiel ist das RHD2 Virus, der von den meisten alten Impfstoffen nicht abgedeckt wurde.

“Gleichzeitig zeigt die Geschichte der RHD beispielhaft, wie Viren, die auf Grund ihres enorm hohen Virulenzpotenzials der Gefahr der «  Selbstausrottung  » ausgesetzt sind, es verstehen, sich dieser immer wieder durch Veränderung und Anpassung zu entziehen.”Quelle

Ein aktuelles Beispiel ist die Mutation der RHDV1 zur RHDV2: Anfangs kam es zum Massensterben, da keine wirksamen Impfstoffe zugelassen waren. Daraufhin fand eine Pilotstudie des Herstellers Cunivak statt, bei der eine sehr geringe Tieranzahl gesunder, junger Kaninchen gegen RHDV1 geimpft und als der Impfschutz ideal aufgebaut war, mit RHD2 infiziert wurden. Die Tiere bekamen Fieber, ein Teil verstarb, die anderen wurden (noch vor Genesung!) eingeschläfert. Mit dieser Vorgehensweise wurde aus Mangel an besseren Impfstoffen eine veränderte Zulassung erzielt. In der Praxis zeigte sich jedoch, dass die Tiere massenweise weiter an RHD2 starben, auch wenn sie engmaschig mit dem RHD1-Virus geimpft waren! Daraufhin empfahl die StikoVet recht bald, nur spezielle RHD2-Impfstoffe zum Schutz vor RHD2 einzusetzen.