wuermer-kaninchen
Oxyuriden/Pfriemenschwänze: ausgeschiedene weibliche Würmer sind nur
bei einem hochgradigen Befall sichtbar. Die weiblichen Würmer legen die Wurmeier auf den
Kaninchen-Kötteln ab.

Inhalt

Mit Abstand am häufigsten werden Kaninchen von einem Fadenwurm (Passalurus ambiguus) befallen, aber auch andere Rundwurminfektionen, z.B. Magenwurmbefall (Graphidium strigosum), Trichostrongylus retortaeformis, Strongyloides spp. und Trichuris leporis können vorkommen, sehr selten auch mal von Bandwürmer (Cittoteania, Mosgovoyia und Ctenotaenia), Saugwürmern/Trematoden (Fasciola hepatica/Dicrocoelium
dendriticum
) und Lungenwürmer (Metastrongylus, Protostrongylus).

Diagnose: Woran erkenne ich einen Wurmbefall?

Regelmäßige Kotproben helfen den Tieren, da Würmer früh erkannt und behandelt werden können. Foto: Dr. M. Hallinger, exomed

Festgestellt wird ein Wurmbefall durch eine Sammelkotprobe von mindestens drei Tagen, da Würmer zyklisch ausgeschieden werden. Ein Wurmbefall wird oft bei Routine-Kotuntersuchungen festgestellt (Wurmeier oder Würmer), denn viele Kaninchen zeigen keine Symptome. Ganze Würmer werden nur bei einem hochgradigen Befall ausgeschieden, zeigt man diese seiner Tierärztin oder seinem Tierarzt, so kann direkt ohne Kotprobe behandelt werden.

Ein jährlicher „Parasitencheck“ ist sehr wichtig für Kaninchen um Parasiten frühzeitig festzustellen und auch, damit die Impfungen richtig wirken, denn ein starker Wurmbefall kann die Wirkung beeinflusse. Die Proben können entweder bei der Tierarztpraxis abgegeben werden, sofern diese die Untersuchung anbieten, oder selbst ins Labor eingesandt werden (z.B. an das Exomed-Labor – Mit dem Code „Kaninchenwiese24“ bekommt ihr 5% im Shop!). Im Labor wird der Kot der Kaninchen mittels eines Flotations-Verfahrens untersucht, dafür wird Sammelkot von drei Tagen benötigt. Außerdem sollte, um einen Wurmbefall sicherer auszuschließen, ein Tesa-Abklatsch von der Analregion genommen werden. Leider gibt es auch oft Kotproben, die keine Eier oder Würmer enthalten, obwohl die Kaninchen betroffen sind. Die häufigste Wurmart, Passalurus ambiguus, ist in Kotproben nicht immer feststellbar, sicherer ist die Diagnose dieser Wurmart durch die Kombination einer Kotprobe und einen Tesa-Abklatsch vom Anus.

Hinweis Lungenwürmer (bei Atemwegssymptomen): Für die sehr selten auftretenden kleinen Lungenwürmer ist das Auswanderungsverfahren zum Nachweis der Larven im Kot geeignet.

Hinweis Leberegel (bei Lebererkrankungen): Für die sehr selten auftretenden Leberegel ist das Sedimentationsverfahren zum Nachweis geeignet.

Praxistipp

Zur Einsendung reicht eine Probe aus wenigen Kotkugeln von drei aufeinander folgenden Tagen, die in ein Kotröhrchen gefüllt werden. Für den Tesa-Abklatsch wird einfach ein Stück Tesa über den Anus geklebt, fest gedrückt und dann abgezogen und auf ein Trägerglas für das Mikroskop geklebt. Kotröhrchen und Trägerglas gibt es in der Apotheke.

Ursachen & Ansteckung

Kaninchen stecken sich meist beim Fressen von mit Wurmeiern verseuchten Futter (Wildpflanzen oder gekauftes Gemüse) oder bei der Körperpflege an. Außerdem kontaminieren infizierte Kaninchen über die ausgeschiedenen parasitären Stadien das Gehege, sodass es bei einem Befall ständig zur Reinfektion (Wiederansteckung) kommen kann. Ist ein Kaninchen also einmal infiziert, so infiziert es sich möglicherweise ständig neu, insbesondere bei der Blinddarmkotaufnahme. Sehr gesunde Kaninchen mit intakten Immunsystem erkranken möglichweise nicht an einer äußerlich sichtbaren Wurminfektion, sind jedoch stätige Ausscheider und gefährden so die geschwächten Kontakttiere.

Beim Pflücken sollten Wiesen mit Wildkaninchen, Schaf- und Ziegenweiden sowie sehr feuchte Grünflächen gemieden werden. Gepflücktes wird am besten mit Wasser gewaschen.

Folgende Faktoren begünstigen einen Wurmbefall:

  • Grünfutter sammeln auf Feldern die von Wildkaninchen oder Feldhasen frequentiert werden. Wasche Frischfutter unter fließenden Wasser ab, um Würmern vorzubeugen (insbesondere zur Prävention von Bandwürmern).
  • Kontakt zu Kaninchen, die Würmer ausscheiden.
  • Eine ungesunde Ernährung die nicht auf Frischfutter (insbesondere Grünfutter) basiert. Ernährung
  • Eine einseitige oder übervorsichtige Ernährung (Kaninchen brauchen viele sekundäre Pflanzenstoffe).
  • Eine angegriffene Darmflora, z.B. durch Medikamente, Narkosen, eine zu frühe Trennung von der Mutter, Erbkrankheiten usw.
  • Unzureichende Hygiene im Kaninchengehege, Füttern vom Boden (Futter-Kontakt mit dem Kot), Würmer machen grundsätzlich auch Entwicklungsstadien außerhalb des Körpers durch und werden durch kontaminiertes Futter wieder aufgenommen.
  • Überweidete oder erdige/matschige Flächen (feste Gehege mit Erdboden, kleine Wiesenausläufe, viele Kaninchen auf kleiner Fläche, fehlende Weidewechsel…)
  • Stress, z.B. durch Umzüge, unharmonische Gruppen, Vergesellschaftung, häufiges Herumtragen und auf den Arm nehmen, wenig Platz (Haltung im Stall/Käfig), Einzelhaltung
  • Regen und Feuchtigkeit (besonders unter 10 Grad) ohne ausreichend Witterungsschutz.
  • Andere Erkrankungen, die das Kaninchen schwächen (an das Megacolon-Syndrom denken!): Stark befallene Tiere haben fast immer eine Grunderkrankung!

Symptome – wie zeigt sich der Wurmbefall?

Abmagerung kann ein Anzeichen für Wurmbefall sein.

Würmer ernähren sich im Verdauungssystem vom Nahrungsbrei, deshalb kann es beim Kaninchen bei einem Befall zu Nährstoffmängeln und Abmagerung kommen. Besonders im Wachstum wirkt sich das fatal aus; Jungtiere erkranken häufiger an einem Wurmbefall. Eine Infektion mit Würmern kann jedoch auch durch Verdauungsprobleme sichtbar werden. Es kann zu Durchfällen, Blähungen, Verstopfungen, Fressunlust, Abmagerung und einem angeschlagenen Allgemeinbefinden, oft auch mit stumpfen Fell oder einem starken Haarwechsel. Bei einem chronischen Wurmbefall entwickeln die Tiere Darmentzündungen, die sie zusätzlich stressen und möglichweise weitere Behandlungen nach sich ziehen.

Verschiedene Wurmarten

Diese Würmer sind beim Kaninchen verbreitet:

  • Madenwürmer/Pfriemenschwänze/Oxyuriden (Passalurus ambiguus): Die sogenannte Passalurose ist die häufigste Wurmerkrankung beim Kaninchen und kommt weltweit, auch in Deutschland, sowohl beim Hauskaninchen, als auch beim Wildkaninchen vor. Sie wird durch sogenannte Oxyuriden verursacht: Beim Hauskaninchen ist hier die Art Passalurus ambiguus relevant. Eine Gefahr für den Menschen geht von den Würmern, im Gegensatz zu Oxyuriden von Nagetieren, nicht aus (keine Zoonose). Passalurus ambiguus legt seine Eier auch am After ab und kann mit einem Tesa-Abklatsch zusätzlich zur Kotuntersuchung sicherer diagnostiziert werden.
  • Magenwurm-Befall (Graphidiose): Der rötliche Magenwurm (Graphidium strigosum) kommt bei Kaninchen, die in Privathand gehalten werden, eher selten vor. Es ist ein rötlicher, dünner Magenwurm. Insbesondere eine Außenhaltung im Freigehege steigert aber die Möglichkeit, dass sich Kaninchen mit diesem parasitärem Wurm infizieren, insbesondere wenn Wildkaninchen einen Zugang zu dem Gehege haben oder auf Wiesen mit Wildkaninchen gepflückt wird. Die Würmer kommen vornehmlich im Magen vor, hin und wieder auch im Dünndarm.
  • Peitschenwürmer (Trichuris leporis): Trichuris-Eier benötigen für ihre Entwicklung einen hohen Feuchtigkeitsgehalt in der Umgebung, sie kommen v.a. in feuchten und schattigen Freigehegen mit Naturboden oder auf Wiesen, die diese Bedingungen bieten, vor.
  • Trichostrongyloidose (Trichostrongylus retortaeformis): Genauso wie Magenwürmer parasitieren Trichostrongyloiden insbesondere bei Wildkaninchen und kommen bei diesen Tieren sehr häufig vor. Beim Hauskaninchen sind Infektionen eher selten zu beobachten. Die Trichostrongyliden parasitieren im Dünndarm. Die Entwicklung verläuft direkt, das heißt, die Parasiten brauchen keinen Zwischenwirt. Die von den im Darm lebenden Würmern produzierten Eier werden mit dem Kot ausgeschieden und gelangen so in die Umwelt. Eine Infektion erfolgt oral über das kontaminierte Futter.
  • Bandwurmbefall beim Hauskaninchen: Ein Befall mit Bandwürmern ist glücklicherweise beim Hauskaninchen sehr selten, kommen aber weltweit vor. Häufiger ist ein Befall bei Wildkaninchen, bei diesen kommen Bandwürmer jedoch auch sehr selten vor. Die Würmer nutzen sogenannte Moosmilben/Hornmilben als Zwischenwirt, diese müssen von den Kaninchen oral mit dem Futter aufgenommen werden. Drei Gattungen können bei Kaninchen parasitieren: Cittoteania, Mosgovoyia und Ctenotaenia.
  • Saugwurmbefall/Leberegel beim Kaninchen: Saugwürmer (Trematoden) kommen beim Hauskaninchen extrem selten vor. In vielen Fällen ist sie auch ohne Bedeutung. Eine Infektion mit Fasciola hepatica (großer Leberegel) und Dicrocoelium dendriticum (kleiner Leberegel) ist dennoch möglich. Der große Leberegel parasitiert hauptsächlich bei Schafen und Ziegen, kann jedoch auch andere Säugetiere, z.B. auch den Menschen infizieren. Vorbeugen kann man durch das Vermeiden von Futter von feuchten/sumpfigen Standorten (großer Leberegel) bzw. Futter von Schafweiden (kleiner Leberegel). Diese Würmer haben einen sehr kurzen Zyklus, in lediglich fünf Tagen entwickelt sich im Darm der erwachsene Wurm. Bei einem hohen Befall kann es zu schleimigen bis wässrigen Durchfällen kommen. Betroffene Tiere können sich apathisch zeigen, nicht selten haben sie eine Abmagerung, es kann aber auch zu Durchfällen kommen. Todesfälle wurden beobachtet. Kaninchen können sich über kontaminiertes Futter oder Ameisen infizieren. Eine Infektion ist jedoch nur möglich, wenn sie Zugang zu kontaminierten Pflanzen haben. Eine Infektion kann also nur in Auslaufhaltung oder Grünfütterung von betroffenen Wiesen stattfinden. Betroffene Kaninchen zeigen Lebersymptomatiken. Eine Entzündung der Leber bzw. der Gallengänge ist die Folge einer Infektion. So können infizierte Tiere Fressunlust, Abmagerung, Gelbsucht und Ödembildung zeigen. Völlig unbemerkt bleibt ein Befall mit dem kleinen Leberegel, da hier keine äußerlich erkennbaren Krankheitsanzeichen entwickelt werden. Bei chronischer Fasziolose sind Leberegelnachweis in der Sedimentation nachweisbar.
  • Lungenwürmer (Metastrongylus, Protostrongylus): Extrem selten können beim Kaninchen Lungenwürmer auftreten, diese können sich durch hartnäckige, schwere Atemwegsprobleme (Nießen/Husten, Röcheln, Atemnot, Kopfbewegungen beim Atmen…), Abmagerung, vermehrten Trinken, Schwäche und teils sogar neurologische Symptome zeigen. Das Fressen infizierter Schnecken und der Kontakt mit infiziertem Schneckenschleim können zur Aufnahme der Larven des Lungenwurms führen. Betroffen sind Wiesenflächen, wenn sie den letzten Jahren von Schafen oder Ziegen beweidet wurden. Für Lungenwürmer ist das Auswanderungsverfahren zum Nachweis der Larven im Kot geeignet.
  • Bandwurmarten von Fleischfressern bzw. deren Finnen (Cysticercus pisiformis der Taenia pisiformis & Coenurus serialis der Taenia serialis):
    Kaninchen können Bandwurmeier von Hunden, Katzen und anderen Fleischfressern aufnehmen und dann als Zwischenwirte fungieren. In der Regel verursachen Finnen keine Erkrankungen beim Kaninchen. Ein Infektionsrisiko durch betroffene Kaninchen besteht für TierhalterInnen nicht. Die Cysticercus pisiformis genannten Finnen der Taenia pisiformis finden sich als kleine Bläschen in der Leber, Netz oder Gekröse. Die Coenurus serialis genannten Finnen der Taenia serialis sind im Muskel- oder Unterhautgewebe, extrem selten auch hinter dem Auge zu finden.

Behandlung

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, den Wurmbefall tierärztlich zu behandeln. Dabei kommt es auch auf die Wurmart an.

  • Am besten verträglich und für fast alle Würmer (Ausnahme sind z.B. Bandwürmer und Leberegel) geeignet ist die Behandlung mit Fenbendazol (Panacur® Pet-Paste oder Panacur Suspension, 20 mg/kg). Viele Kaninchen fressen es freiwillig, wenn man es mit Haferflocken, oder Babygläschen der Geschmacksrichtung Apfel-Banane-Hafer (ohne Joghurt) oder mit zerdrückter Banane bzw. einem anderen Lieblingsfutter vermischt. Empfohlen wird der Rhythmus 5 – 5(-14) – 5 (5 Tage geben, 5-14 Tage nicht geben, 5 Tage geben). In vielen Fällen reicht eine einmalige 5-Tage-Kur völlig aus.
  • Weitere verbreitete Medikamente sind Febantel/Pyrantel (Welpan®, 10mg/kg, 1-5 Tage oder 3-14-3) und Mebendazol (Telmin®, 20mg/kg, 3-5 Tage oder 3(-5)-14-3(-5)), dieser werden insbesondere eingesetzt, wenn Panacur® nicht wirkt bzw. Resistenzen vorhanden sind.
  • In manchen Fällen kann die Behandlung mit Imidaclopridum und Moxidectinum (Advocate®, 0,1ml/kg) sinnvoll sein, es wirkt bis zu vier Wochen und verhindert so sehr gut Reinfektionen.
  • Manche Tierärzte setzen Ivermectin (0,4 – 0,5 mg/kg einmalig oder mehrmals im Abstand von 14 Tagen) ein, allerdings sollte beachtet werden, dass einige Würmer bereits dagegen resistent sind.
  • Wenn zusätzliche Symptome bestehen (z.B. Durchfall) müssen diese selbstverständlich zusätzlich symptomatisch behandelt werden.
  • Eine gesunde Toilettenhygiene ist bei der Behandlung wichtig, d.h. Toiletten alle ein bis zwei Tage komplett wechseln (damit die Kaninchen sich nicht wieder anstecken) und das Gehege während der Medikamentenphasen gründlich reinigen. Eine Desinfektion ist i.d.R. nicht erforderlich.

Bandwürmer

  • Praziquantel 1x 10mg/kg in den Mund eingegeben, Wiederholung nach 10-14 Tagen
  • Ggf. unterstützende Durchfalltherapie
  • Hygiene der Toilettenplätze (alle ein bis zwei Tage komplett Kot entfernen/leeren), zudem sollte das gesamte Gehege einmal richtig gereinigt werden.

Saugwürmer/Leberegel

  • Closantel (einmalig 10mg/kg in den Mund eingeben) bzw. Fasinex
  • Alternativ Albendazol
  • Unterstützung der Leber, z.B. durch Mariendistelextrakt

Vorbeugung

Es gibt einige Präparate und Futterpflanzen, die das Milieu im Darm verändern und es so Parasiten schwer machen. Diese Mittel können möglicherweise vorbeugend oder neben der tierärztlichen Therapie als Begleitgabe sinnvoll sein:

  • Kräuterauszüge oder Kräutermischung: AniForte WermiX
  • Neemblätter-Pulver: Der Hauptwirkstoff Azadirachtin ähnelt in seiner Wirkung dem für die Häutung von Insekten zuständigen Hormon Ecdyson und hemmt als Fraßgift die Larvenentwicklung. Dosierung: 25-50mg/kg KGW auf mehrere Gaben am Tag verteilen.
  • DarmAktiv, RodiCare akut, Rodicolan, Colosan oder Herbi Colan.
  • Diese Futterpflanzen beugen oftmals einem Wurmbefall vor und können einen Befall verringern: Thymian, Wermut, Beifuß, Rainfarn (auch in größeren Mengen täglich geeignet), Kresse aller Art, Berufkraut, Heidelbeeren, Knoblauch, Frühlingszwiebeln, Bärlauch, Schnittlauch, Lauch (Porree), Kürbiskerne und viele Wald-, Wiesen- und Küchenkräuter.
  • Meerrrettich und Ingwer über einen längeren Zeitraum verabreicht reduzieren sie Würmer sehr stark, besonders in Kombination miteinander. Dazu gibt es Studien an Schafen und Hunden. Nicht immer schaffen es diese beiden Komponenten, die Würmer vollständig zu vernichten, reduzieren sie jedoch und können vorbeugend gefüttert werden. Sie sind eine sinnvolle Nahrungsergänzung für Kaninchen, die zu Wurmbefall neigen.

Prophylaktische Wurmkuren?

Die aufgeführten pflanzlichen Produkte eignen sich gut um einem Wurmbefall vorzubeugen.

Eine vorbeugende Wurmkur macht keinen Sinn, da die Wirkung der Medikamente nur zum Zeitpunkt der Gabe besteht. Panacur® und ähnliche Medikamente sollten nie vorbeugend verabreicht werden, außer es geschieht auf tierärztlichen Rat. Eine Behandlung ist nur nach einer untersuchten Kotprobe, die einen Wurmbefall bestätigt oder nachdem man Würmer im Kot gefunden hat, gegen die dieses Medikament wirkt, sinnvoll.

Warum?

  • Wurmkuren wirken nicht vorbeugend, d.h. wenn man eine Wurmkur gibt, obwohl das Kaninchen gar keine Würmer hat, bringen sie natürlich gar nichts und in den Tagen nach der Wurmkur kann es Würmer bekommen, da die Wurmkur nicht prophylaktisch wirkt.
  • Zudem können sich durch den häufigen Einsatz der Medikamente Resistenzen bilden, dies ist in der Vergangenheit oft passiert und hat zur Folge, dass die Medikamente immer intensiver (länger und in höherer Dosierung) eingesetzt werden müssen bzw. die vorhandenen Medikamente gar nicht mehr wirken.
  • Kaninchen können verschiedene Würmer und andere Darmparasiten (Kokzidien, Giardien…) bekommen, für die jeweils andere Medikamente wirksam sind. Ohne eine untersuchte Kotprobe weiß man nicht, welches Medikament wirkt!
  • In Dänemark, Schweden, Finnland, Italien und Holland ist der prophylaktische Einsatz von Entwurmungsmitteln verboten. Hier ist es vorgeschrieben, vor jeder chemischen Wurmkur den Nachweis zu erbringen, dass ein Wurmbefall tatsächlich vorliegt.

Quellen u.a.:

Herzlichen Dank an den Tierarzt Dr. M. Hallinger vom Labor Exomed (www.exomed.de) für die fachliche Beratung und Unterstützung für diesen Text.

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