Wonach entscheide ich, ob ein Elterntier zur Zucht geeignet ist?
Die Auswahl der Elterntiere ist entscheidend, damit nachher gesunde Tiere auf die Welt kommen, aber auch, um die Verbreitung von Krankheiten im Bestand zu verhindern.
Wichtige Entscheidungspunkte sind dabei:
Die Abstammung der Eltern Es sollte auf jeden Fall der Stammbaum der Eltern und die aufgetretenen Erkrankungen bekannt sein. Nur so kann eine falsche Kombination der Tiere verhindert werden. Wenn man z.B. weiß, dass beide Eltern den Maxfaktor tragen, dürfen sie keinesfalls miteinander verpaart werden. Solche Informationen sind nur bekannt, wenn man möglichst viel über die letzten Generationen weiß.
Der Gesundheitszustand der Eltern und Vorfahren Nur Kaninchen, die absolut gesund sind und bisher kaum/keine Krankheiten hatten, dürfen verpaart werden. Gleiches gilt, wenn die vorherigen Generationen gehäuft eine Krankheit zeigten oder früh verstorben sind. Ein schlechtes Immunsystem oder Krankheitsanfälligkeiten werden weiter vererbt. Auf keinen Fall dürfen Kaninchen die selbst oder deren Vorfahren folgende Krankheiten gehabt haben, zur Zucht verwendet werden, da sie diese an die Jungtiere vererben oder übertragen können: E. Cuniculi, Kaninchensyphilis, Kaninchenschnupfen, Zahnfehlstellungen, Gelenkserkrankungen, Herzerkrankungen…
Kokzidien sind die Todesursache Nr. 1 bei Jungtieren.
Kotprobe und Blutuntersuchung der Eltern Vor jeder Verpaarung sollte eine Kotprobe der Tiere auf Parasiten untersucht werden, denn beispielsweise Kokzidien sind die Todesursache Nr. 1 bei Jungtieren, bei den Eltern können sie jedoch symptomlos vorhanden sein! E. Cuniculi (EC) und Kaninchensyphilis sollten im Blut getestet werden, oft sind die Elterntiere Überträger.
E. Cuniculi ist eine sehr verbreitete Erkrankung, einige Kaninchen sind Träger. Indem man die Elterntiere vor dem Zuchteinsatz testet, kann man E. Cuniculi – freie Bestände aufbauen.
Durch den Bluttest kann man Bestände aufbauen, die frei von diesen Erkrankungen sind.
Charakter und Sozialverhalten Achten Sie außerdem auf die Sozialverträglichkeit und Charakter-Eigenschaften und nehmen Sie schlecht verträgliche, aggressive und sehr scheue Kaninchen aus der Zucht.
Handaufzuchten dürfen nicht zur Zucht verwendet werden.
Miteinander verwandte Kaninchen können teils im Sinne der Linienzucht oder Rückkreuzungen auch miteinander verpaart werden, jedoch keinesfalls unüberlegt oder von Laien ohne spezielle Fachkenntnisse!
Rassetypische Erkrankungen (z.B. Gelenkserkrankungen bei Deutschen Riesen) sollten bei der Zucht besonders gut beachtet und ausgeschlossen werden.
Die Kaninchen sollten die Zuchtreife erreicht haben aber nicht zu alt sein (dann kommt es zu Geburtskomplikationen!) – siehe weiter unten.
Kaninchen, die bei einem vorherigen Wurf die Jungtiere nicht gut versorgt haben, sollten aus der Zucht genommen werden. Spätestens beim zweiten Problem-Wurf.
Kaninchen, die bereits kranke, tote oder schlecht entwickelte Kaninchen zur Welt gebracht oder aufgezogen haben bzw. Geburtskomplikationen hatten.
Welche Kaninchen darf man keinesfalls verpaaren um (Er-)krankheiten zu verhindern?
Vier Geschwister, die vom Megacolon-Syndrom betroffen waren und nicht alt wurden.
Viele Kaninchen tragen Erbkrankheiten als Anlage, ohne dass diese bei ihnen tatsächlich auftritt. Tragen heißt, dass sie es erblich veranlagt/rezessiv haben, dabei muss es beim Elterntier nicht auftreten! Die betroffenen Elterntiere sind meistens völlig gesund.
Zwei Elterntiere die beide den Maxfaktor als Anlage tragen
Zwei Elterntiere, die beide den Zwergenfaktor tragen (z.B. zwei Zwergkaninchen)
Ab welchem Alter darf ich Kaninchen zur Zucht einsetzen?
Bei zu jungen Muttertieren wird der Nachwuchs oftmals nicht angenommen und muss von Hand aufgezogen werden. Zudem befindet sich ein Jungtier noch selbst im Wachstum und kann kaum genug Energie für das eigene Wachstum, die Milch der Babys und die Trächtigkeit aufbringen. So kommt es zu Entwicklungsstörungen bei der Mutter und den Babys.
Mit Eintritt der Geschlechtsreife sind Kaninchen noch nicht zur Zucht geeignet, sondern selber noch Jungtiere, die sich im Wachstum befinden und alle Nährstoffe in die gesunde Entwicklung des eigenen Körpers investieren. Eine zu frühe Trächtigkeit beeinträchtigt die Entwicklung des Muttertieres und führt auch ausgesprochen oft zu Geburtskomplikationen, einer Vernachlässigung der Nachzuchten oder auch dem Tod der Mutter. Dieses Risiko für Mutter und Babys sollte keinesfalls eingegangen werden. Die Zuchtreife beim Weibchen setzt ein, wenn es nahezu ausgewachsen ist, je nach Rasse und individueller Entwicklung ist dies mit etwa 8-12 Monaten der Fall. Der Rammler ist bereits mit etwa sechs Monaten zur Zucht geeignet. Bereits ausgewachsene Kaninchen sollten nicht älter als 1,5 bis zwei Jahre sein, wenn sie ihren ersten Wurf aufziehen. Danach steigt die Komplikationsrate wieder erheblich an, da anatomisch eine Geburt nicht mehr so einfach wie bei jungen Kaninchen möglich ist. Mit etwa vier bis fünf Jahren sollten Kaninchenweibchen aus der Zucht genommen werden, da dann ebenfalls die Kolplikationsrate ansteigt.
Darf ich mit bissigen Kaninchen züchten?
Zähne zeigen – hier beim Gähnen
Kaninchen sind nicht einfach so “bissig”, es gibt immer eine Ursache dafür. Häufig stecken extrem schlechte Haltungsbedingungen wie z.B. Einzelhaltung, ein schlechter Umgang mit dem Tier (ständiges Hochheben) oder Käfig-/Buchtenhaltung dahinter. In anderen Fällen hat das Kaninchen eine Erkrankung die vielleicht äußerlich nicht sichtbar ist, aber zu Schmerzen führt. Durch diese ist das Kaninchen “mürrisch” und aggressiv. Wie Sie die Ursache finden und beheben, finden Sie hier: Bissigkeit/Aggressionen/Fauchen Solche Kaninchen sollten keinesfalls zur Zucht eingesetzt werden.
Kann ich vorher wissen, wie die Jungtiere aussehen werden (Farbe, Größe…)?
Mit dieser Frage beschäftigt sich die Vererbungslehre und sie beantwortet sie auch zugleich. Durch viel Zuchtwissen (Mendelsche Regeln, Zuchtmethoden, Farbenlehre…) kann man vorher sagen, wie in etwa die Jungtiere aussehen werden. Trotzdem besteht eine Restwahrscheinlichkeit zu Überraschungen, zum einen durch Mutation, aber auch durch vorher nicht bekannte Erbanlagen, die bei den Eltern bestehen.
Muss der Vater wirklich kleiner als die Mutter sein?
Nein, es handelt sich dabei um einen Mythos, der so nicht stimmt. In Versuchen wurde festgestellt, dass die Größe der Jungtiere vom Muttertier beeinflusst wird, d.h. wenn ein Hermelin-Kaninchen von einem Deutschen Riesen gedeckt wird, sind die Jungtiere trotzdem noch so klein, dass sie von der Mutter problemlos zur Welt gebracht werden können. Die Komplikationsrate steigt durch einen “großen Rammler” nicht an.
Welche Rasse soll ich züchten?
Diese Frage lässt sich nicht pauschal beantworten, es kommt zunächst darauf an, für welchen Zweck die Tiere gezüchtet werden. Zudem sollte man sich mit der Rasse identifizieren können bzw. sie sollte dem Züchter zusagen. Außerdem ist es wichtig, eine gesunde Rasse mit möglichst wenig Erbkrankheiten zu wählen und bekannte Erbkrankheiten/Veranlagungen bei den Zuchttieren zu minimieren. Infos zu den Rassen
Werden aggressive Häsinnen ausgeglichener, wenn sie werfen?
Leider hält sich hartnäckig das Gerücht, dass Kaninchen “einmal Babys bekommen müssen um ausgeglichen zu werden”. Oftmals wird empfohlen, aggressive Häsinnen zu decken, da sie dann ausgeglichener werden würden. Aggressionen haben schwerwiegende Gründe, die behandelt gehören (schwere Erkrankungen, z.B. an der Gebärmutter, Haltungsfehler, Fehler im Umgang mit dem Tier etc.), eine Geburt löst diese Probleme nicht. Siehe Aggressionen/Fauchen/Beißen
Welche Krankheiten muss ich ausschließen, bevor ich züchte?
Kokzidien und andere Darmparasiten Durch eine Kotprobe sollten Kokzidien und sonstige Darmparasiten ausgeschlossen werden. Kokzidien sind häufig beim erwachsenen Kaninchen ohne Krankheitszeichen vorhanden, die angesteckten Babys können jedoch daran sterben. Sie sind die Hauptursache für Jungtierverluste.
E. Cuniculi Dieser Erreger ist in vielen Beständen vorhanden und führt zu vielen schweren Erkrankungen wie z.B. Augenerkrankungen, Nierenschäden, neurologischen Symptomen (Lähmungen, Schiefkopf…). Wenn man im Blut der Eltern den Erreger testet, kann man Elterntiere wählen, die ihn nicht tragen und so gesunde Bestände aufbauen. E. Cuniculi wird über die Gebärmutter an die Nachkommen übertragen. Zudem können sie sich auch nach der Geburt durch Kontakt bei der Mutter anstecken (Urin etc.).
Kaninchenschnupfen Dieser gilt als Seuche, der Bestand sollte deshalb frei davon gehalten werden. Kaninchen mit jeglichen Anzeichen (Niesen, Nasenausfluss…) sind aus der Zucht zu nehmen.
Kaninchensyphilis Mittels Bluttest ist dies möglich, der Erreger wird u.a. beim Deckakt übertragen.
Welche Rassen darf man in Deutschland gesetzlich nicht verpaaren?
§ 11b Tierschutzgesetz Deutschland Es ist verboten, Wirbeltiere zu züchten […] wenn damit gerechnet werden muss, dass bei der Nachzucht […] oder deren Nachkommen erblich bedingt Körperteile oder Organe für den artgemäßen Gebrauch fehlen oder untauglich oder umgestaltet sind und hierdurch Schmerzen, Leiden oder Schäden auftreten. Es ist verboten, Wirbeltiere zu züchten […] wenn damit gerechnet werden muss, dass bei den Nachkommen a) mit Leiden verbundene erblich bedingte Verhaltensstörungen auftreten oder b) jeder artgemäße Kontakt mit Artgenossen bei ihnen selbst oder einem Artgenossen zu Schmerzen oder vermeidbaren Leiden oder Schäden führt oder c) deren Haltung nur unter Bedingungen möglich ist, die bei ihnen zu Schmerzen oder vermeidbaren Leiden oder Schäden führen.
Jeder Kaninchenzüchter ist verantwortlich für die Gesundheit seiner Kaninchen. Durch Zuchtauslese lassen sich nicht nur gute Eigenschaften vererben, sondern auch diverse Erbkrankheiten. Diese sollten natürlich nicht weiter vererbt sondern durch Genetik-Kenntnisse ausgeschlossen werden. Ein Erbfehler kann sich durch ein Konduktor-Kaninchen (dies ist ein Kaninchen, das den Erbfehler genotypisch trägt, ohne das er sichtbar/ausgeprägt ist, also als Erbkrankheit auftritt) weit verbreiten, ohne das es dem Züchter überhaupt bewusst ist.
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