Hefepilz, Hefen

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Stinkender Durchfall ist häufig eine Folge der Hefepilzinfektion.

Hefen treten immer als Begleiterscheinung bei anderen Erkrankungen oder auf Grund einer falschen Ernährung auf und sind somit grundsätzlich eine Sekundärerkrankung.

Durchfälle oder eine kotverschmutze Analregion kann sehr schnell durch Fliegenmaden zum Tod der betroffenen Kaninchen führen! Bei verschmutzter Analregion müssen Kaninchen gereinigt, nach innen geholt und engmaschig überprüft werden. Zudem sollten Tiere, die immer mal wieder Matschkot haben, besonders gut kontrolliert werden. Mehr Infos.

Symptome: Wie zeigen sich Hefepilzerkrankungen?

Bei Veränderungen des Darmmilieus kommt es aber zu einer Vermehrung dieser Pilze, die in Durchfällen resultieren kann.

Als Symptome können chronische Durchfälle auftreten, die unter anderem auch wiederholt auftreten. Auch ist meist nur der Blinddarmkot betroffen, die anderen Köttel sind gut und fest geformt. Auch Matschkot ist häufig. Der Kot der erkrankten Kaninchen kann säuerlich riechen, teilweise ist er matschig. Nicht selten ist der Analbereich der Tiere kotverschmiert, auch die Blume ist verunreinigt. Leider kann es hier in den wärmeren Tagen des Jahres auch zu einem Befall mit Fliegenmaden kommen.

Eine Fütterung von Obst und festem Gemüse kann eine Hefe-Mykose auslösen und sollte immer nur ergänzend zu einer riesigen Portion blättrigen Grünfutter, bzw. Obst als Leckerli gefüttert werden. Bei Hefen-Befall wird es zunächst komplett weggelassen.

Ursachen

Darmmkyosen werden insbesondere durch Hefepilze (Saccharomycoptes guttulatus) hervorgerufen. Geringe Mengen dieser Hefepilze kommen auch bei gesunden Kaninchen im Blinddarm vor.

Darmmkyosen werden insbesondere durch Hefepilze (Saccharomycoptes guttulatus)
hervorgerufen. Diese Hefepilze sind keine Krankheit an sich, sondern zeigen nur an, dass ein Ungleichgewicht der Verdauung besteht. Jedes Kaninchen hat Hefen im Verdauungstrakt, besteht ein Ungleichgewicht, so vermehren sie sich.

Folgende Erkrankungen und Fütterungsfehler führen dazu, dass sich die Hefen vermehren:

Hefepilze unter dem Mikroskop, „Schuhsohlenartige Form“

Diagnose

Festgestellt werden sie mittels einer frischen Kotprobe, denn gerade durch Wärme können sich wenige, unbedeutende Hefen sehr stark vermehren, das ist z.B. bei Sammelkotproben die länger ungekühlt gelagert oder transportiert werden, der Fall.

Um die Hefepilzbelastung einzuschätzen, sollte der Kot nativ im Direktausstrich untersucht werden. Diese Untersuchung kann bei einer kaninchenkundigen Tierarztpraxis erfolgen, oder auch ins Labor geschickt werden.

Hefepilze sind unter dem Mikroskop bei ca. 40-facher Vergrößerung sichtbar (rechts).

Zu beachten ist, dass nach einem Nachweis von Hefepilzen immer die primäre Ursache der Erkrankung gesucht werden muss (mögliche Ursachen siehe oben).

Mikroskop-Fotos rechts: Uwe Gille

Bei Parasitären Kotproben, die länger ungekühlt gesammelt oder verschickt wurden, sind Hefen meist ein Nebenbefund durch die Lagerung und den Transport, ohne dass das Kaninchen tatsächlich eine Hefenproblematik hat.

Wird nur im Kot ein Hefepilzbefall festgestellt, so kann man diesen von einem echten Hefepilzbefall unterscheiden, da keine Symptome vorhanden sind!

Behandlung

In erster Linie sollte die ursprüngliche Erkrankung behandelt und die Ernährung umgestellt werden, dann gehen die Hefen anschließend von alleine weg. Hefen sind im Blinddarm latent (also ohne Probleme zu verursachen, in geringer Menge) immer vorhanden. Wenn die Kaninchen falsch ernährt werden oder durch Erkrankungen bzw. eine Futterumstellung die Darmflora Schaden nimmt, breiten sie sich extrem aus.

Ideal bei der Behandlung ist eine reine Ernährung mit Wiesenpflanzen!
  • Hefen werden besonders durch Futtermehle (Pellets, Extrudate, das sind die bunten Ringe und Klumpen im Trockenfutter) und Zucker (z.B. in Medikamenten) gefördert, aber auch durch eine grundsätzlich falsche Fütterung (Trockenfutter, auch getreidefreies, zu viel Getreide, Pellets, zu viel Leckerlis, Süßigkeiten, Medikamente mit viel Zucker, Brot, zu viel Knollengemüse/Obst, zu wenig Grünfutter). Stellt man die Kaninchen auf eine gesunde Ernährung um, d.h. vor allem Frischfutter (Wiesenkräuter, Gräser, blättriges Gemüse, Kräuter und wenig Obst, Heu, getrocknete Kräuter und wenige Saaten), so verschwinden sie ganz von alleine.
  • Sollte trotz optimaler Fütterung eine Hefen-Infektion auftreten, so gibt es immer eine Grunderkrankung als Ursache! Die auslösende Ursache ist auch oft in anderen Erkrankungen, welche die Verdauung schädigen, zu suchen.
  • Häufige Ursache sind Darmparasiten (z.B. Würmer oder Kokzidien). Dafür sollte eine Kotprobe und ein Tesa-Abklatsch von drei Tagen im Labor per Flotation untersucht werden (oft sieht die Tierärztin oder der Tierarzt, in seiner Probe die Kokzidien oder Würmer nicht, teils werden nur Nativ-Ausstriche durchgeführt). Ggf. noch mal eine Kontrollkotprobe einschicken, z.B. an das Exomed Labor (Mit dem Code „Kaninchenwiese24“ bekommt ihr 5% im Shop!).
  • Auch Zahnerkrankungen sind eine häufige Ursache. Sollten keine Darmparasiten ursächlich sein und die Ernährung optimal aus Grünfutter bestehen, so sind Zahnerkrankungen auszuschließen. Suche dafür eine Zahntierärztin oder einen Zahntierarzt auf (bei Zahnschmerzen gehen wir auch nicht zum Hausarzt, oder?) und lassen den Kopf in mehreren Ebenen röntgen und das Gebiss durch die Maulhöhle begutachten. Beim Blick ins Maul sieht man nur etwa 20% der Zahnerkrankungen, deshalb sind Röntgenaufnahmen und eine fachmännische Interpretation sehr wichtig!
  • Unterstützend bietet sich die Gabe von Heilerde und zur Regeneration der Darmflora BierhefeApfelpektin oder Präbiotika/Probiotika sowie Rodicare akut an. 
  • Eine Behandlung mit Nystatin (2x tägl. 60.000-100.000 I.E. / kg oral über 10 Tage) sollte nur erfolgen, wenn die Ursachenfindung noch etwas Zeit in Anspruch nimmt und die Symptome sehr ausgeprägt sind (z.B. starker Durchfall), so dass schnelles Handeln erforderlich ist oder um die Beseitigung der Hefen (zusätzlich zur Futterumstellung und Ursachenbehebung) schneller voranzutreiben. Eine Behandlung ist nicht immer erforderlich. Die meisten Nystatin-Medikamente enthalten sehr viel Zucker und beeinflusst die Darmflora negativ, während der Behandlung fressen viele Kaninchen schlecht und nach der Behandlung kommen die Hefen häufig wieder, da der Zucker die Darmflora geschädigt hat. Leider gibt es gerade kein zuckerfreies Präparat im Handel. Für Kaninchen ist Dechra Nystatin verfügbar, welches jedoch Zucker enthält, so dass der Einsatz sorgfältig im Einzelfall abgewogen werden sollte. Als zuckerfreie Alternative kann man zuckerfrei und rezeptfrei Nystatin Kapseln 500.000 I.E. mit Reisstärke als Füllstoff in der Klösterl Apotheke herstellen lassen.

Achtung: Das zuckerfreie Nystatin für Menschen (Markenname Candio-Hermal Fertigsuspension von ALMIRALL HERMAL) enthält Xylitol (= Xylit, E 967), welches für Menschen verträglich, aber für Kaninchen giftig ist!  LD50 >2.000 (in mg/kg Körpergewicht)


Quellen/Weiterführend:

Herzlichen Dank an den Tierarzt Dr. M. Hallinger vom Labor Exomed (www.exomed.de) für die fachliche Beratung und Unterstützung für diesen Text.

Ewringmann, A. (2009): Kotuntersuchung beim Kaninchen. Tierarzthelfer/in konkret5(02), 16-17.
Ewringmann, A. (2016): Leitsymptome beim Kaninchen: Diagnostischer Leitfaden und Therapie. Georg Thieme Verlag.
Hein, J. (2016): Durchfall beim Kaninchen–Ursachen und Therapie. kleintier konkret19(S 01), 2-9.
Hein, J. (2017): Durchfallerkrankungen bei Kleinsäugern: Ursache, Diagnostik, Therapie. Schlütersche
Kraft, W., Emmerich, I. U., & Hein, J. (2012): Dosierungsvorschläge für Arzneimittel bei Kleinnagern, Kaninchen und Frettchen. Schattauer Verlag.