Gartenfreilauf: Freilaufende Kaninchen im Garten
Neben der Gehegehaltung von Zwergkaninchen, erfreut sich auch die freie Haltungsform wachsender Beliebtheit unter Kaninchenhaltern.
Beachte, dass der Gartenfreilauf nur möglich ist, wenn man die Tiere nach der Morgendämmerung herauslassen kann und sie vor der Abenddämmerung wieder einsperrt. Im Winter ist der Tag kurz und viele Berufstätige werden diese Möglichkeit nicht haben! Dann macht es mehr Sinn, ein wirklich großes Nachtgehege zu bauen, da die Tiere dort die meiste Zeit verbringen werden (min. 10m², besser deutlich größer). Das Herauslassen kann man ggf. auch über eine Katzenklappe lösen, es gibt Modelle die das Öffnen über das Smartphone aus der Ferne erlauben. Zudem kann man natürlich an freien Tagen den Gartenfreilauf gewähren.
Lieber anhören statt lesen? Unser Kaninchenpodcast zum Gartenfreilauf:
Freie Haltung schafft Lebensqualität!
Wie die Haltung von „Freigänger-Katzen“, ist auch die Freilauf-Haltung von Kaninchen eine deutlich artgerechte Haltungsform als die Gehege- oder Wohungshaltung und ermöglicht den Kaninchen erst, ihr gesamtes Verhalten auszuleben. Wer seine Kaninchen einmal freilaufend erleben durfte, wird verstehen, warum immer mehr Halter sich für diese Haltungsform entscheiden, bei der die Kaninchen nur nachts in einer Voliere, im Haus oder einem Schuppen/Gartenhäuschen leben und tagsüber den Garten oder ein eingezäuntes Stück Wiese erkunden dürfen. Im Garten freilaufende Kaninchen sind etwas ganz besonderes.
Welche Kaninchen sind für diese Haltungsform geeignet?
In Freilandhaltung sollten grundsätzlich nur erwachsene, gesunde und aktive Kaninchen gehalten werden. Für die Freilaufhaltung müssen die weiblichen Kaninchen kastriert werden sofern Wildkaninchen in der Nähe leben oder andere unkastrierte Rammler im Umkreis freilaufen. Wenn die freilaufenden Kaninchen auch nachts viel Platz haben, ist es möglich einen unkastrierten Rammler zu den kastrierten Weibchen zu halten. Sollen mehrere Rammler in der Gruppe leben, müssen diese jedoch auch alle kastriert werden (sonst vertragen sie sich nicht).
Ungeeignet ist die Freilauf-Haltung für behinderte, kranke und altersschwache oder junge Kaninchen. Zudem müssen die Kaninchen domestiziert sein, halbwilde Kaninchen sind für die Freilaufhaltung nicht geeignet, da sie sich abends nicht oder kaum einsperren lassen bzw. man sie im Krankheitsfall auch nicht begutachten und zum Tierarzt bringen kann. Die Kaninchen müssen jedoch nicht zahm sein.
Von Vorteil sind große Kaninchen, wer also die Wahl hat, dem empfehle ich über die Haltung einer größeren Rasse nachzudenken. Kleine Rassen können jedoch auch im Freiland leben.
Freilandhaltung erfordert sehr viel Konsequenz beim Halter
Kaninchen einfach im Garten laufen zu lassen ist noch keine Freilandhaltung! Damit die Kaninchen sicher leben können und nicht verwildern oder verwahrlosen, müssen gerade Freilandkaninchen sehr gut gepflegt werden.
Die Kaninchen müssen zuverlässig abends eingesperrt werden um sie vor Nachträubern zu schützen, d.h. der Halter muss abends vor Ort sein. Evtl. braucht das ein oder andere Kaninchen erst ein wenig Training oder macht sich aus der Einsperrerei einen Spaß, daher kann es auch durchaus Geduld am Abend erfordern. Zudem müssen sie Kaninchen regelmäßig beobachtet und natürlich bei Bedarf tierärztlich behandelt werden. Außerdem muss der Halter auch damit rechnen, dass ein Kaninchen aus krankheits- oder anderen gründen plötzlich nicht mehr Freilauf-geeignet ist und dann entsprechend eine Alternative bieten. Zudem muss der Halter die Fläche auch pflegen und z.B. gegrabene Tunnel rechtzeitig wieder schließen, so dass die Kaninchen abends gut ins Gehege gelotzt werden können und sich nicht in die Freiheit buddeln (wobei das bei großer Fläche kaum vorkommt, bei kleinen Gehegen ist diese Gefahr um 90% höher).
Gestaltung der Freilauffläche – Sicherung des Garten und des Zauns
Eine falsch gestaltete Freilauffläche setzt die Kaninchen unnötigen Gefahren aus. Daher ist es wichtig, die Fläche entsprechend einzurichten. Die Kaninchen müssen viele Versteck- und Rückzugsmöglichkeiten vorfinden, tabu sind weite Flächen ohne Unterschlüpfe, so dass das Kaninchen nicht flüchten kann sondern z.B. Räubern aus der Luft ausgeliefert ist.
Absolut wichtig ist, dass man die Freilauffläche sicher umzäunt. Ausreichend ist hierfür ein ganz normaler Gartenzaun oder ein Kaninchen-Elektrozaun von Horizont, der eng genug ist, damit kein Kaninchen durchschlüpfen kann. Zudem muss er absolut hundesicher sein. Er sollte nach unten ein Betonfundament haben oder zumindest bis zum Boden gehen und dort keine Durchschlupf-Möglichkeiten bieten. Ansonsten werden die Kaninchen großen Gefahren ausgesetzt (Autos, Hunde) und können auch nicht ausreichend kontrolliert werden. Zu weitmaschige Zäune können dadurch sicher gemacht werden, dass entlang des Zaunes ein Gitter getackert wird. Zaunlücken müssen gesichert werden. Bei Maschendrahtzäunen kann der Schlitz zwischen Zaun und Boden mit einem schmalen Streifen Kaninchendraht gesichert werden, der an den Zaun mit Draht befestigt wird. Dieser sollte so breit sein, dass er ein Stück auf den Boden steht, so dass die Kaninchen drauf stehen, wenn sie vor dem Zaun sitzen. Wird er anfangs mit Steinen beschwert oder aber mit Heringen befestigt, so wächst das Gras durch und hält ihn fest. Es kann dann sogar drüber gemäht werden. Je nachdem ob die Fläche neben einer Hauptstraße oder nur Wald und Feld liegt, sollte sorgfältiger abgesichert werden. Kaninchen sind wie Katzen ortstreu, sie verirren sich nicht, wandern aber ggf. aus wenn Spannungen in der Gruppe herrschen. Eine Zaunhöhe von 1m oder sogar weniger reicht bei einem großen Garten und einer harmonischen Gruppe aus, weil die Kaninchen kaum das Bedürfnis haben auszubrechen und daher nicht so hohe Sprünge probieren wie Gehegekaninchen. Je kleiner die Freilauffläche ist, desto höher muss der Zaun und desto besser muss die Absicherung nach unten sein.
Wie gewöhne ich meine Kaninchen an das Einsperren am Abend?
Mit Verhaltenstraining, der so genannten Konditionierung. Die Kaninchen sollten zudem erst ihr Nachtquartier kennen lernen und dann im kleinen Radius die Umgebung. Der Radius kann dann erweitert werden, wenn sie das Einsperr-Ritual kennen und das Gehege als Mittelpunkt ihres Reviers, Futterplatz und Rückzug akzeptiert haben.
Wichtig ist hierbei:
- Das Ritual: Geräusch oder Ähnliches, die sie mit der folgenden Belohnung verknüpfen, so dass sie wissen, dass es jetzt etwas Gutes im Gehege gibt (pfeifen, schnalzen, Futterdosengeräusch…)
- Belohnung beim ins Gehege kommen: Saaten, abwechslungsreiche Wiese etc. damit es sich lohnt rein zu gehen.
- Die Regelmäßigkeit: Nur wenn sie jeden Tag raus dürfen, gehen sie gerne und problemlos rein
- Feste Zeiten: So gewöhnen sich die Kaninchen daran, kennen den Ablauf und sitzen vielleicht sogar schon zu dieser Zeit im Gehege.
- Die Kaninchen gehen nur gerne ins Gehege wenn es groß genug und passend eingerichtet ist, so dass sie sich wohl und nicht „eingesperrt“ fühlen. Bei Spannungen in der Gruppe weigern sich manchmal die unterlegenen Kaninchen mit ins Gehege zu gehen wenn sie dort nicht den anderen ausweichen können.
Das Futtergeräusch um sie ins Bett bzw. ins Gartenhaus zu bringen:
Welches Rest-Risiko ist mit der Freilauf-Haltung verbunden?
Eine Restgefahr besteht natürlich immer, denn es kann doch mal ein nachtaktiver Räuber tagsüber auftauchen oder etwas anderes passieren. Aber, wie Erfahrungen mit Freilaufhaltung zeigen, leben freilaufende Kaninchen im Vergleich zu Freilaufkatzen sehr sicher, sofern die oben aufgeführen Punkte beachtet werden. Ich habe seit über 15 Jahren freilaufende Kaninchen und kein einziges ist durch solche Gefahren gestorben oder auch nur verletzt worden. Meine freilaufenden Katzen hingegen sind fast alle auf der Straße gestorben, auch mit einer 30er-Zone vor der Türe und ansonsten nur Wald und Feld. Ich lasse die Katzen aber trotzdem frei laufen, weil es so viel die Lebensqualität erhöht. Und die Kaninchen natürlich auch. Wir Menschen gehen täglich das Risiko ein, Auto zu fahren oder zu Fuß oder auf dem Rad am Straßenverkehr teilzunehmen obwohl wir wissen, dass täglich sehr viele Menschen dabei sterben. Aber Auto fahren erhöht die Lebensqualität derart, dass wir dieses Risiko eingehen. Kinder können sich auch auf dem Spielplatz verletzen, trotzdem sollen sie dort spielen.
Wichtig ist es, die Kaninchen viel zu beobachten und sich gut um sie zu kümmern, sowie die oben genannten Punkte penibel einzuhalten (besonders das Einsperren am Abend!). Auch sollten die umliegenden Katzen gut beobachtet werden (besonders am Anfang der Freilaufhaltung) und die Kaninchen sollten gut ernährt werden, damit sie sicher vor Giftpflanzen sind. Die 12 gefährlichsten Giftpflanzen sollten eingezäunt oder entfernt werden.
Wie schütze ich meine Kaninchen vor Giftpflanzen?
Wie kann ich meinen Garten vor Fraßschäden schützen?
Je nachdem wie viele Kaninchen auf einer wie großen Fläche leben und wie viel Wert der Halter auf die Ordnung im Garten legt, kann es zu Fraßschäden kommen. Die Kaninchen müssen bei Gartenfreilauf ad libitum ernährt werden, ansonsten kommt es (besonders bei geschlossener Schneedecke) zu schlimmen Fraßspuren. Wenn hingegen wenige Kaninchen auf großer Fläche leben, die noch dazu gut ernährt werden und denen die Wiese viel Futter bietet, wird man sie kaum merken. Besonders gefährdet sind Rosen und winterharte Gras- und Bambuspflanzen. Solche Pflanzen sollten eingezäunt oder geschützt werden. Eine unauffällige Einzäunung sind fingerdicke Zweige, die um die Pflanze gesteckt werden oder Kaninchendraht. Es gibt einige Pflanzen, die problemlos stehen gelassen werden. Eine weitere Möglichkeit sind Beetumrandungen oder Kaninchendraht (80cm hoch) die um Sträucher gezogen werden. Den Draht kann man mit Herringen im Boden verankern. Auf dem zweiten Foto hat das Kaninchen jedoch den Draht überlistet. 😉
Pflanzen, die Kaninchen nicht fressen (nur im Gartenfreilauf mit abwechslungsreichen Fresspflanzen unbedenklich!):
Bergenie
Schmucklilie, Agapanthus
Duftnessel, Agastache
Akelei
Allium
Schmetterlingsstrauch
Buchs
Helleborus
Tausendgüldenkraut
Lavendel
Hortensien
Berberitze
Rhododendron
Strauchveronica
Iris barbata und sbirica
Lupine
Indianerenessel
Aukube
Heidekraut
Traubenheide
Hyazinthen
Ziest
Flieder
Monbretie
Mahonie
Narzisssen
Pfingstrosen
Holunder
Christrose
Kaiserkrone
Sonnenhut
Sprirea
Tradescantia
Veronica
Kamelien (kommt auf die Kaninchen an)
Osterglocken
Fackelilie
Königskerze
Kugeldiestel
Lavendel
Staudenmohn
Perovskie
Salbei
Allerdings kommt es sehr auf die Vorlieben der einzelnen Tiere an.
Weitere Informationen zur Freilandhaltung unter www.freilaufkaninchen.de