Anders als beim Meerschweinchen, erkranken Kaninchen relativ selten an Hautpilzen.
Aus einer deutschen Studie geht hervor, dass Trichophyton mentagrophytes bei Kaninchen in bis zu 79 % der krankmachende Hautpilz ist. Als weitere Dermatophytenspezies konnten bei den Kaninchen T. terrestre (14,5 %), M. gypseum(9,6 %) und M. canis (2,4 %) nachgewiesen werden.
Achtung! Hautpilz kann auf den Menschen übertragen werden. Kinder und immungeschwächte Personen sollten von erkrankten Tieren ferngehalten werden. Achten Sie auf entsprechende Hygiene-Maßnahmen und kuscheln Sie während der Erkrankung nicht mit Ihrem Kaninchen!
Viele Kaninchen sind mit Pilzsporen infiziert, ohne das es zu Symptomen kommt. Ihr Abwehrsystem ist gut, so dass der Pilz keine Chance hat. Durch Stress, (nicht erkannte) Krankheiten und andere Faktoren, die das Immunsystem beeinträchtigen, kann der Hautpilz sich plötzlich ausbreiten, es kommt zu Haarausfall (oft, aber nicht immer kreisrund), meist ohne oder selten mit sehr leichten Juckreiz. Besonders häufig wird Hautpilz beim Kaninchen an den Ohren, an den Augen, im Nacken, auf der Nase und an den Füßen festgestellt. Die Stelle(n) sind oft mit einem weißlichen Schleier überzogen, schorfig (Schuppen), wund oder sogar nässend, ähnlich einer Wunde.
Diagnose: Ist es wirklich Hautpilz?
Die genaue Diagnose stellt der Tierarzt anhand des klinischen Bildes und durch das Anlegen einer Kultur (Hautgeschabsel oder Haarprobe), dies dauert jedoch meistens eine gute Woche. Einige, aber nicht alle Pilzarten leuchten unter einer UV-Lampe auf (Fluoreszenz). Eine schnellere und zuverlässige Diagnose ist durch eine Dermatophyten-PCR im Labor möglich, der Tierarzt entnimmt dafür eine Probe von Haut und Haaren. Da jedoch Pilzsporen nahezu überall sind, besteht die Gefahr, dass falsch-positive Ergebnisse auftreten.
Ursachen: Was begünstigt Hautpilz bzw. löst ihn aus?
Andere (chronische) Krankheiten, die das Kaninchen schwächen. Meist sind nur geschwächte/kranke Kaninchen einer Gruppe betroffen.
Antibiotikagaben
Cortisongabe (schwächt das Immunsystem)
Andere Hautkrankheiten, auf die sich ein Pilz setzt
Feucht-warmes Klima durch schlechte Belüftung, Isolierungen, luftdichter Abdeckung (“Stallhüllen für den Winter”), etc.
Schlechtes Handling, häufiges Hochnehmen, Herumtragen, Kuscheln mit dem Kaninchen
Unhygienische oder feuchte Umgebung, seltenes Ausmisten
Warm-feuchte Umgebungsbedingungen/Wetter
Plastikunterschlüpfe
Einzelhaltung, die das Kaninchen unter Stress setzt, da es sich nie richtig entspannen kann (das andere Kaninchen passt auf)
Wenig Platz
Schlechte Ernährung, Mängel
Behandlung & Pflege: Was kann man gegen Hautpilz tun?
Wichtig ist, grundsätzlich die Ursache zu finden und abzustellen.
Hat das Kaninchen gute Haltung in einem großen Gehege, ein Partnertier und ist keinem Stress ausgesetzt, sollte die ursächliche Erkrankung gefunden werden. Oft sind es versteckte Erkrankungen wie z. Ohrenentzündungen oder Gebärmuttererkrankungen, welche das Tier chronisch schwächen.
Starker Hautpilzbefall am gesamten Körper mit Schuppen, Haarausfall, Verfilzungen
Hausmittel (Apfelessig, Ägyptisches Schwarzkümmelöl, Aloe Vera, Clendula-Tinktur, Heilerde, Kaisernatron, Kokosöl, Kolloidales Silber oder kolloidale Silbersalbe) können bei häufigen Auftragen sehr kleiner Pilzstellen den Pilz örtlich verdrängen, oft kommt er jedoch wieder oder tritt an weiteren Stellen auf.
Besser wirksam sind Mittel, die auf mit Hautpilz betroffene Stellen aufgetragen werden, z.B. Enilconazolum (z.B. Imaverol®), Miconazol (vier Wochen tägl. auftragen), Canesten® (Clotrimazol, täglich, mindestens eine Woche über die Heilung hinaus, meiste 4 Wochen) oder Lamicil Once (Terbinafin, alle 1-2 Wochen über 4 Wochen auftragen). Diese eignen sich jedoch nur bei sehr kleinen, begrenzten Hautpilz. Surolan® und andere cortisonhaltige Ohrenmittel hingegen sollten nicht angewendet werden (obwohl sie schnell wirkten und auch den Juckreiz mildert). Cortison ist für Kaninchen (im Gegensatz zu anderen Tieren und dem Menschen) ungeeignet, es verursacht bei einigen Kaninchen starke Leberschäden und eine Immunsuppression, auch andere Organe können Schaden nehmen. Zudem schwächt das Cortison das Immunsystem und kann so den Pilzbefall begünstigen.
Um den Hautpilz nachhaltig vom Tier zu beseitigen, sind Waschungen mit speziellen Shampoo (z.B. Malaseb® Shampoo) oftmals unumgänglich. Diese sind jedoch durchaus mit Stress verbunden, so dass im Einzelfall abgewogen werden muss.
Bei starken oder auf dem Tier verteilten Befall hilft ein Pilzmittel zum Eingeben am besten, da es im ganzen Körper wirkt. Zum Beispiel Itraconazol (z.B. Itrafungol®).
Gegen den Juckreiz hilft Fenistil®.
Oft ist es nötig, die Grunderkrankung festzustellen und zu behandeln, denn viele kranke/geschwächte Kaninchen sind durch eine andere Krankheit so geschwächt, dass der Pilz kaum behandelt werden kann.
Die Behandlung muss gewissenhaft und mindestens zwei Wochen über die Genesung hinaus durchgeführt werden.
Zusätzlich sollte das Immunsystem unterstützt und aufgebaut werden.
UV-Licht (UV-Lampe oder Sonnenlicht ohne Fensterglas dazwischen) wirkt ebenfalls heilungsfördernd.
Fettsäuren, z.B. aus Leinöl, Leinsamen, Sonnenblumenkernen Schwarzkümmelsaaten oder deren Pressprodukte unterstützen die Heilung und Regeneration der Haut.
Ansteckung: Ist der Hautpilz ansteckend? Muss ich das Kaninchen separieren?
Bei einem Befall kann dieser auf andere geschwächte Tiere oder den Menschen übertragen werden (Zoonose), deshalb ist Hygiene Pflicht. Allerdings sind Pilzsporen oft auf vielen Tieren zu finden ohne das diese erkranken, nur Tiere und Menschen mit geschwächtem Immunsystem sind betroffen. Ist ein Tier in der Gruppe befallen, so tragen die anderen Gruppenmitglieder oft bereits Pilzsporen, so dass eine Trennung wenig Sinn macht. Zudem setzt die Einzelhaltung und die Vergesellschaftung nach der Behandlung das Kaninchen unter starken Stress, so dass der Pilz kaum richtig abheilen kann bzw. wieder kommt.
Quellen u.a.
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