Blähungen, Aufgasungen, Trommelsucht

Achtung: Nahrungsverweigerung ist beim Kaninchen immer ein Notfall und lebensbedrohlich! Es sollte sofort der tierärztliche Notdienst aufgesucht werden!

blähungen-kaninchenWas ist eine Aufgasung?

Bei der Aufgasung handelt es sich um die Entstehung von Gasen im Verdauungstrakt. Anders als andere Tiere oder der Mensch, können Kaninchen kaum Aufstoßen oder pupsen, so dass sich die Gase schnell im Verdauungstrakt ansammeln.

Symptome/Diagnose: An was erkenne ich, dass mein Kaninchen aufgegast ist?

Betroffene Kaninchen sind teilnahmslos (apathisch), fressen weniger oder gar nichts, sitzen immer an der selben Stelle und bewegen sich nicht wie sonst. Die Tiere wirken rund und „aufgeplustert“. Manchmal ist eine Aufgasung auch am Bauch zu sehen (das muss jedoch nicht so sein), viele Kaninchen reagieren empfindlich beim Abtasten des Bauches. Die Diagnose kann einzig ein Tierarzt stellen, indem er das Kaninchen röntgt, denn es gibt einige andere Krankheiten, die sich ähnlich äußern.

Wichtig: Bestehen Sie bei Ihrem Tierarzt auf Röntgenbilder, nur so kann eine Aufgasung sicher diagnostiziert werden, durch Abtasten ist dies nicht möglich!

Ursachen: Wie kommt es zu Aufgasungen?

Wenn der Magen oder Darm des Kaninchens aufgast, dann handelt es sich um eine Fehlfunktion der Verdauung, der grundsätzlich Ursachen zu Grunde liegen. Dieser Ursache sollte grundsätzlich nachgegangen werden um weitere Erkrankungen zu verhindern.

  • Eine Ursache kann die Fütterung größerer Mengen ungewohnten Futters sein, gerade trockenes oder ungesundes Futter führt recht schnell zu Blähungen, wenn es in ungewohnter Menge angeboten wird. Wenn die Kaninchen sehr ungesund mit Trockenfutter ernährt werden, reagieren sie auch oft auf Frischfutter mit Aufgasungen. Sehr verbreitet sind Aufgasungen im Frühjahr, wenn die Halter begeistert das frische Grün für ihre Kaninchen pflücken und es den zuvor Monate lang trocken ernährten Tieren in großen Mengen anbieten.
  • Auch vergorenes, ungeeignetes, schimmeliges und mit Spritzmitteln stark belastetes Futter kann Blähungen auslösen. Wenn Kaninchen eine große Futterauswahl haben, fressen sie stark belastetes oder altes/welkes Futter nicht, wenn Ihre Kaninchen solche Dinge zu sich nehmen, erhöhen Sie bitte die Frischfuttermenge drastisch.
  • Oft lassen sich bei Aufgasungen Hefen, Kokzidien, Giardien, e. coli Bakterien oder eine Darmentzündung nachweisen. Infektionen und Parasiten im Darm können die Verdauung behindern und so eine Aufgasung begünstigen. Gerade wenn die Kaninchen öfters aufgasen, liegen sehr oft Kokzidien als Ursache zugrunde. Lassen Sie deshalb grundsätzlich eine Kotprobe von drei Tagen auf Parasiten untersuchen, wenn Ihr Kaninchen Verdauungsprobleme hat.
  • Bei vielen Tieren ist auch die Darmflora durch Antibiotika-Gaben, eine falsche Fütterung oder eine zu frühe Trennung von der Mutter unvollständig aufgebaut, was sie sehr empfindlich macht, eine gesunde Ernährung kann dies ausgleichen.
  • Auch Zahnprobleme (die ebenfalls durch eine Fehlernährung hervorgerufen werden oder angeboren sind) können Blähungen verursachen, da durch diese unzureichend zerkaute Nahrung in den Verdauungstrakt gelangt und diesen zusätzlich belastet.
  • Schimmel im Innenraum oder Futter
  • Leider ist immer noch die Verfütterung von Trockenfutter verbreitet, auch vermeintlich gesundes Trockenfutter (bzw. hartes Brot, Knabberstangen oder Leckerlis), das als getreidefrei oder gesund angepriesen wird, macht die Verdauung krank und begünstigt Verdauungsprobleme. Der kranke Verdauungstrakt ist dann sehr schnell „überfordert“ und hat mit der Verdauung der Nahrung zu kämpfen. Dadurch werden einzelne Bestandteile nicht richtig verdaut und beginnen zu gären. Besonders eine zu trockene und energiereiche Nahrung ist eine der häufigsten Ursachen für Trommelsucht. Handelsübliches Trockenfutter (auch „getreidefreies Trockenfutter“, Trockengemüse, hartes Brot, Leckerlis und andere trockene Nahrung) verlangsamen die Verdauung, da sie recht schnell satt machen (hohe Energiedichte und „Quellfähigkeit – der Nahrungsbrei quellt bei Kontakt mit der Magensäure auf und verfünffacht sich im Volumen), die trockene Nahrung überfüllt den Magen und trocknet ihn ein Stück weit aus. Dadurch kommt es zu einem sehr langsamen Weitertransport oder Stillstand des Magens. Es wird auch keine neue Nahrung mehr aufgenommen oder nur sehr wenig (das Kaninchen ist satt und „überfüllt“) so dass kein nachschiebender Nahrungsbrei die Nahrung weiter transportiert. Dann öffnet sich der Magenpförtner nicht immer, da er bei trockenen Nahrungsbrei im Magen verschlossen bleibt und wartet, bis dieser ausreichend feucht ist. Liegender Nahrungsbrei ist sehr gefährlich, da sich bei Gärungsvorgängen Gase bilden können, die so auch nicht weiter transportiert werden können (Kaninchen können auch nicht Aufstoßen) und so gast sehr schnell der Magen auf. Auch der Darm kann auf selben Weg still gelegt werden und gast dann ebenfalls auf.
  • Auch wenn aufgrund einer anderen Erkrankung  wenig oder nichts mehr gegessen wird, kann das Kaninchen aufgasen, da dann der Nahrungsbrei im Magen/Darm liegend verweilt. Dies kommt vor, wenn das Kaninchen krank ist, sehr häufig durch Verstopfungen oder Haarballen. Dies ist übrigens die häufigste und gefährlichste Ursache!
  • Längere Fresspausen oder Schlingen führen häufig zu Blähungen. Bieten Sie Ihren Kaninchen mehrmals täglich und ausreichend Grünfutter an, damit es in Ruhe fressen kann und stetig über Tag und Nacht verteilt, Nahrung zu sich nimmt.
  • Wenig Bewegung kann Blähungen verstärken, es tut den Kaninchen gut, wenn sich Kaninchen mit Blähungen viel bewegen und so die Verdauung in Schwung bringen. Eine artgerechte Haltung mit viel Platz (auch nachts) beugt Aufgasungen vor.

Wichtig: Viele Tierärzte geben an, dass die Kohlfütterung zu Blähungen führt. Das stimmt so nicht! Gesund ernährte Kaninchen vertragen Kohl problemlos in großen Mengen. Sollte er nicht vertragen werden, liegt es meist an der Fütterung von Pellets oder anderem ungesunden Futter, das den Darm belastet und zu Unverträglichkeiten gegenüber Kohl, Gras und anderen Frischfutter führen kann. 

Behandlung: Was hilft gegen Blähungen?

Suchen Sie unbedingt einen Tierarzt auf, der nicht nur auf Kleintiere (Hunde & Katzen), sondern auf Heimtiere (Kaninchen und Nager!) spezialisiert ist!
Nur gezielt fortgebildete Tierärzte können Kaninchen behandeln, denn im Studium sind sie nur Randthema. Tierarzt finden

Als Notfallmedikation beim Verdacht auf Blähungen eignet sich etwa  3 x tgl. 7 – 10 Tropfen RodiCare akut (Internet, Tierarzt), gemischt mit 0,5-1 ml je Kilo Körpergewicht Sab Simplex oder Dimeticon (Apotheke, Internet). Diese Medikamente können, wenn sie rechtzeitig verabreicht werden, Leben retten und sind bei einmaliger Gabe weder bedenklich, noch können sie überdosiert werden. Suchen Sie anschließend den Tierarzt auf. Ein Tierarztbesuch ist bei akuten Aufgasungen unumgänglich, nur er kann feststellen, ob es sich tatsächlich um Blähungen handelt. Aufgasungen können beim Kaninchen recht schnell zu Kreislaufversagen führen, was mitunter auch tödlich enden kann. Mehr Informationen zur Ersten Hilfe und Behandlung kann man hier nachlesen: Magendilatation

Spezialfall Blinddarmaufgasung

Ursachen

Behandlung

An erster Stelle sollte eine Schocktherapie (Infusionen, Wärme, evtl. Sauerstoff) und die Behandlung der Sepsis (Antibiotika) stehen!

  • Wärmen bei Untertemperatur
  • Antibiotikum in die Vene, nicht oral (Metronidazol, Enrofloxacin) um die Bakterien-Entgleisung aufzuhalten
  • Es sollte etwas gegen die Übelkeit und zur Förderung der Magen-Darm-Bewegung gegeben werden. Metoclopramid (MCP 0,2-1mg/kg, 1-3x tägl., Achtung, MCP nicht länger als drei Tage, wenn doch notwendig, dann langsam ausschleichen!) ist in seiner Wirkung nicht wissenschaftlich belegt, Cisaprid wirkt beim Kaninchen leider nicht. Nachgewiesen ist die Wirkung von Lidocain-Infusionen (100 μg/kg/Min. intravenös über zwei Tage) und Mirtazapin (3 mg/kg, 1x tägl.).
  • Schmerzmittel in die Vene, nicht oral (z.B. Metamizol (Novalgin))
  • Massagen und Bewegung
  • Zufüttern
  • Lactulose
  • Nach Stabilisierung ggf. Kokzidienbehandlung

Ernährung bei Kaninchen die zu Blähungen neigen oder bei Akut-Blähungen zur Unterstützung der tierärztlichen Therapie

Kaninchenkiste

Kaninchenkiste

Eine artgerechte Ernährung für Kaninchen bedeutet, dass Sie rund um die Uhr frisches Blattgemüse zur Verfügung haben müssen. Kaninchen benötigen sehr große Mengen an Frischfutter, die Hauptbestandteile sollten Kohl und Bittersalate sein. Die meisten Supermärkte bieten nicht alle Sorten, die man hierfür benötigt.

Diesen Bedarf deckt die Firma Kaninchenkiste GmbH & Co. KG. Hier kannst du bequem von zu Hause alles bestellen für deine Kaninchen. Sie haben genau die Auswahl, die ein Kaninchenhalter braucht und ersparen dir so in verschiedene Supermärkte zu fahren. Alles wird bequem nach Hause geliefert zu einem fairen Preis.

Weißt du was die Kaninchenkiste auch so besonders macht? Die Kräutertüte. Sie beinhaltet eine große Vielfalt an verschiedenen frischen Kräutern, 1 kg kostet nur 4,29 Euro. Außerdem gibt ein tolles Abo-Modell: Du kannst dir deine persönliche Kaninchenkiste zusammenzustellen oder alternativ eine der fertigen Kaninchenkisten auswählen und bekommst sogar noch 10% Rabatt.

Kaninchenkiste bietet dir die einfache Möglichkeit deine Kaninchen günstig, bequem und artgerecht zu ernähren.

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Es gibt immer wieder Kaninchen, die aufgrund einer früheren Falschfütterung zu Blähungen neigen. Natürlich sollte an erster Stelle die Ernährung umgestellt werden. Eine Ernährung mit unbegrenzt Grünfutter (nach Möglichkeit aus der Natur) ist bei Blähungen die beste Wahl, da dadurch der Verdauungstrakt gleichmäßig belastet und reguliert wird. Jede Form von Getreide und fertigen Futtermitteln (Trockenfutter, Pellets, Mischfutter…) sollte erst einmal abgewöhnt werden. Fertigfutter jeder Art ist aufgrund der verdauungsschädigenden Wirkung und den kritischen Inhaltsstoffen als Futter nicht empfehlenswert.

Diese Futtermittel wirken gezielt gegen Blähungen:

  • Küchen-Kräuter: Dill, Pfefferminze, Melisse, Basilikum, Petersilie, Thymian, Majoran, Salbei, Schnittlauch, Wermut, Liebstöckel, Lavendel, Brennnessel
  • Wald- und Wiesenkräuter: Bärenklau, Löwenzahn, Eichenrinde und -blätter, Bärlauch, Echte Kamille, Weidenkätzchen und Zweige, Schafgarbe, Wegwarte
  • Saaten: Dillsamen, Fenchelsamen, Kümmel, Anissaat
  • Gemüse: Fenchel, Ingwer

Quellen/Weiterführend u.a.:
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