Jeder Halter wird irgendwann in die Situation kommen, dass ein Kaninchen verstirbt und das andere Kaninchen alleine übrig bleibt. Dann stellt sich die Frage, ob das andere Kaninchen alleine bleiben soll, wieder eines dazu zieht oder man es abgibt.

Lieber hören als lesen?

Trauern Kaninchen denn überhaupt?

angst streicheln

Den meisten Kaninchen merkt man die Trauer nicht so stark an, wie man zunächst meinen möchte. Sie werden ruhiger, bewegen sich weniger, fressen mehr oder weniger als zuvor und interessieren sich nicht mehr so viel für ihre Umgebung. Andere zeigen kaum Verhaltensänderungen oder der Halter merkt keinen Unterschied zu vorher. Aber auch diese Tiere trauern innerlich. Viele ältere Kaninchen sterben sogar vor Trauer oder werden krank. Auffällig oft kommt es zu E. Cuniculi in den Wochen nach dem Tod des geliebten Partnertieres. Diese Erkrankung wird durch Stress gefördert. Den Tieren ist meistens äußerlich nichts anzumerken aber innerlich leiden sie, so dass der innere Stress die Krankheit auslöst. Auch andere Erkrankungen werden durch diesen inneren Stress begünstigt. Einige geraten durch den innerlichen Stress und die Trauer in einen Teufelskreislauf und schlittern von einer in die andere Krankheit, oftmals bis hin zum Tod.

Kein Kaninchen sollte alleine alt werden, es gibt immer eine Lösung die Tiere artgerecht in Gesellschaft zu halten, selbst wenn man mit der Haltung aufhören möchte.

Kann man das Partner-Kaninchen alleine lassen?

kaninchen-einzelhaltung

Oft höre ich, dass die Haltung nach dem verbliebenen Kaninchen aufgehört werden soll. Das letzte Kaninchen soll deshalb alleine bleiben, bis es verstirbt. Diese Tiere sind oft alt, teils aber auch noch „in den besten Jahren“ und werden alleine gehalten um auf ihren Tod zu warten.
Für ein soziales Tier bedeutet so eine Einstellung des Halters ein paar grauenvolle letzte Monate oder Jahre. Es leidet unsichtbar unter der Entscheidung des Halters.
Es gibt immer eine Lösung um soziale Tiere in Gesellschaft zu halten und ihnen ein würdevolles Leben bis zum Tod zu ermöglichen. Wie sich das umsetzen lässt, erfahren Sie weiter unten. Kein Kaninchen sollte alleine bleiben, nur weil die Haltung langfristig aufgehört werden soll.
Idealerweise wird sofort ein neues Kaninchen hinzugesellt, wenn sich aber so schnell keines findet, sollte zumindest in den ersten zwei Wochen nach dem Tod ein Partnertier einziehen. Längere Wartezeiten werden von einigen Tieren schwer verkraftet, besonders wenn sie über einen Monat hinaus gehen. Achten Sie darauf, dass das Kaninchen in der Wartephase gut frisst und aktiv bleibt. Um es etwas von der Trauer abzulenken, hilft es das Gehege umzugestalten und viel Auslauf und Abwechslung zu ermöglichen (z.B. Beschäftigungsmaterial anbieten, neue Einrichtung, mehr Freilauf). Zahmen Kaninchen hilft oft menschliche Zuneigung, auch ein Kuscheltier kann bis zu dem Einzug des neuen Partnertieres Trost spenden, manche Kaninchen kuscheln in ihrer Verzweiflung damit. Wenn das Kaninchen in seiner Trauer zahm wird, ist das eine pure Verzweiflungstat und Ausdruck seiner schweren Trauer.

Einzelhaltung ist in Deutschland verboten

Sozial lebende Tiere (und dazu gehören Kaninchen unbestreitbar) haben das Bedürfnis mit Artgenossen zusammen zu leben. Dies wird ihm gesetzlich durch unser Tierschutzgesetz (§2 Absatz 1) auch zugesprochen. Demnach muss das Kaninchen in Deutschland „seiner Art und seinen Bedürfnissen“ entsprechend gehalten werden. Auch die Rechtssprechung legt dieses Paragraphen ganz klar als Verbot der Einzelhaltung sozial lebender Tiere aus (z.B. Verwaltungsgericht Trier, AZ: 6 K 1531/13.TR). Auch Fachgremien, die vom Veterinärämtern und vor Gericht als fachliches Gutachten herangezogen werden, geben ganz klar an, dass Kaninchen als soziale Tiere nicht alleine gehalten werden dürfen. So schreibt die Tierärztliche Vereinigung (TVT) in ihrem Merkblatt eine Haltung mit Artgenossen vor. Demnach ist die Einzelhaltung im allgemeinen Tierschutzgesetz für sozial lebende Tiere verboten.

Weitere Infos zur Gesetzeslage von Hauskaninchen, Mastkaninchen und Zuchtkaninchen: Einzelhaltung

Kranke Kaninchen vergesellschaften?

Das Kaninchen weiß nicht, dass es in vier Wochen einen Partner bekommt. Es fühlt sich einfach jeden einzelnen Tag alleine und ist traurig.

Häufig erleben wir, dass Kaninchen die länger als zwei Wochen alleine sind, eine Krankheit nach der anderen bekommen und so die Vergesellschaftung immer weiter aufgeschoben wird. Unserer Erfahrung nach sterben diese Kaninchen i.d.R. dann auch häufig. Deshalb ist es sehr wichtig, auch kranke Kaninchen zeitnah zu vergesellschaften!

Was soll man nun tun?

Als erstes steht die Entscheidung an, ob man langfristig Kaninchen halten möchte, oder in absehbarer Zeit aufhören möchte.

  • Wenn man weiter Kaninchen hält, steht natürlich außer Frage, dass man wieder mindestens ein Kaninchen dazu nimmt.
  • Sollte man die Haltung aufhören wollen, bestehen verschiedene Möglichkeiten

Mit der Haltung aufhören – aber ohne Einzelhaltung

  1. Möglichkeit: Das Kaninchen in gute Hände abgeben
    Suchen Sie ihrem Kaninchen ein gutes neues Zuhause, wo es in Gesellschaft alt werden kann. Evtl. können Sie es regelmäßig besuchen? Schauen Sie sich allerdings den Platz an und sprechen Sie mit den Haltern um sicherzustellen, dass Ihr Kaninchen weiterhin artgerecht gehalten wird.
  2. Möglichkeit: Einen Pflegeplatz suchen
    kaninchen einzelhaltungEinige Notstationen oder Privatpersonen mit Gruppenhaltung bieten „Rentnerplätze“ für Kaninchen an, die gegen einen Monatsbeitrag und die Übernahme von Umkosten (Tierarzt) in der Gruppe mitleben dürfen. Sie bleiben dabei der Halter und können es auch besuchen bzw. auch weiter über die medizinische Versorgung usw. entscheiden.
  3. Möglichkeit: Sich mit anderen Haltern in der gleichen Situation zusammenschließen
    Sie sind nicht der einzige Halter in dieser Situation, es gibt auch viele andere. Über Kleinanzeigen und Foren lassen sich oft in der Umgebung andere Halter finden, die ein einzelnes Kaninchen „übrig haben“. Oft kann man sich zusammenschließen und die einsamen Kaninchen gemeinsam bei einem der Halter leben lassen. Hier lässt sich flexibel klären, ob der Halter sein Kaninchen regelmäßig besuchen kann, evtl. auch bei den Arbeiten mithilft und Tierarzttermine etc. übernimmt. Auch wie mit den Kosten verfahren werden soll, kann besprochen werden. Es bietet sich an, dass jeder weiter die Kosten für sein Kaninchen trägt.
  4. Möglichkeit: Ein Leihkaninchen oder „Kaninchen auf Zeit“ aufnehmen
    teufelskreis-soziale-kaninchen-leihkaninchenEin paar Notstationen und Tierheime bieten an, ein Kaninchen bis zum Tod des letzten Kaninchens als Partnertier dazu zu nehmen und es danach wieder zurück zugeben. So bleibt ihr Kaninchen nicht alleine und muss auch nicht umziehen. Besonders für sehr alte Kaninchen ist das eine tolle Möglichkeit, da sie kaum den Umzug verkraften. Wichtig ist zu klären, dass die Notstation gute Vermittlungsbedingungen hat, so dass das Kaninchen später wieder an einen guten Platz kommt. Leihkaninchen können auch behalten werden, wenn man sich umentscheidet. Im Prinzip kann jedes Tierschutzkaninchen aus einem Tierheim oder von einem Verein jederzeit zurück gebracht werden, da fast alle Schutzverträge die Klausel enthalten, dass bei Aufgabe der Haltung das Tier zurück an den Verein gegeben wird.
    Liste mit Leihkaninchen-Anlaufstellen

Weiterführend

Richtig vergesellschaften: So klappt die Zusammenführung

Wer passt zusammen? Die richtige Kombination

Häufige Vergesellschaftungs-Fehler

Vermittlungs- und Kaninchensuch-Hilfe