Atemwegserkrankungen beim Kaninchen
Achtung: Atemwegserkrankungen sind beim Kaninchen – anders als beim Menschen – meistens bakteriell und nicht durch Viren verursacht. Die Bakterien können recht schnell zu chronischen Schnupfen führen, ins Ohr wandern und dort Mittelohrentzündungen verursachen, und zu Zahnerkrankungen führen, da die Zahn“wurzeln“ sehr nah an der Nasenhöhle liegen und Kaninchen mit Ohrenschmerzen verändert kauen. Deshalb ist es sehr wichtig, Schnupfen beim Kaninchen absolut ernst zu nehmen und so Schlimmeres zu verhindern!
Die Seuche Kaninchenschnupfen oder doch nur eine Erkältung?
Symptome: Woran erkenne ich Schnupfen und Erkältungen?
Erste Anzeichen für Atemwegserkrankungen ist meist gelegentliches, trockenes Niesen. Die Tiere haben ansonsten ein normales Allgemeinbefinden und sind fit.
Das Niesen weitet sich je nach Immunabwehr recht schnell in regelrechte Niesattacken aus, die sich irgendwann anhören, als würde das Kaninchen husten oder als hätte es einen Fremdkörper im Hals bzw. in der Nase. Deshalb werden diese Niesattacken häufig mit Husten verwechselt.
Im fortgeschrittenen Stadium, wenn keine Behandlung erfolgt, fliest Sekret aus der Nase, welches zu erst klar, später weißlich-gelb gefärbt ist. Bei den Niesattacken und durch die mit Sekret verstopften Atemwege bekommen die Kaninchen schlecht Luft, sie versuchen nun, die Nase zu putzen, um wieder besser Luft zu bekommen. Dabei verteilen sie das Sekret nicht nur rund um die Nase, sondern auch an den Vorderpfoten. Das Fell an diesen Stellen sieht nun verklebt aus und kann auch feucht sein. Beim Putzen wird der Erreger teils über die Vorderpfoten in die Augen übertragen, so dass auch dort eine eitrige Augenentzündung mit Ausfluss entsteht.
Recht schnell kommt es auch schon bei leichten Schnupfensymptomen wie z.B. Niesen neben einer Entzündung der Atemwege (Akute Bronchitis) auch zu einer Entzündung der Lunge (Lungenentzündung oder Pneumonie), diese führen unbehandelt zum Tod. Die Erkrankung geht meist mit veränderter Atmung einher, dieses Symptom wird von den Haltern aber teils nicht wahrgenommen. Das Kaninchen verliert Gewicht und sein Allgemeinzustand verschlechtert sich.
Zudem kann die Erkrankung sich im ganzen Körper ausbreiten und zu eitrigen Entzündungsherden vieler Organe führen. Typische Folgeerkrankungen sind Abszesse, Bindehaut- und Trännennasenkanal-Entzündungen, Entzündungen an den Zähnen sowie Ohrenentzündungen (im fortgeschrittenen Stadium dann Kopfschiefhaltung).
Schnupfen ist beim Kaninchen oftmals ein Bestandsproblem, wenn Kaninchen dicht und nicht optimal gehalten werden, breitet sich der Schnupfen seuchenhaft aus. Unter guten Haltungsbedingungen mit medizinischer Versorgung ist es meist nur ein Problem einzelner oder geschwächter Kaninchen, die als Einzige Symptome zeigen.
Deshalb sollte man bei guten Haltungs- und Ernährungsbedingungen immer die auslösende Grunderkrankung suchen, die das Kaninchen schwächt und zum Schnupfen führt.
Kaninchen sind anatomisch bedingt Nasenatmer, eine verstopfte Nase ist für Sie eine Qual und darf keinesfalls als „Wehwehchen“ behandelt werden. Kaninchen können auf Grund der engen anatomischen Beziehung des Kehlkopfes zum Nasenrachenraum und der speziellen Lage der Epiglottis, kaum durch den Mund atmen.
Auslöser
Die auslösenden Erreger sind bei Kaninchen allgegenwärtig, sehr viele Kaninchen tragen sie, ohne jemals zu erkranken. Die Infizierung mit den Bakterien reicht nicht aus, um einen Schnupfen auszulösen. Viel entscheidender für die Erkrankung sind u.a. folgende Auslöser:
- Stress durch falsche Handhabung, auf den Arm nehmen und „Kuscheln“, grober Umgang
- Vergesellschaftungen, unharmonische Gruppen, Neuzugänge
- Umzug
- Andere (chronische) Erkrankungen oder ein geschwächtes Immunsystem, manchmal auch Impfungen
- Schlechte Haltungsbedingungen, z.B. wenig Witterungsschutz, Zugluft, wenig Platz, keine trockenen und winddichten Schutzhütten, trockene Heizungsluft
- Schlechte Hygiene, z.B. Erdboden in kleinen Gehegen, eine hohe Ammoniakbelastung, seltenes Ausmisten, feuchte Einstreu
- Eine wirkstoffarme/übervorsichtige Ernährung mit wenig Pflanzen, die ätherische Öle beinhalten
- Trockene Heizungsluft, sie reizt die Schleimhäute (hier helfen Luftbefeuchter!)
Erste Hilfe bei Niesen
Wenn das Kaninchen wirklich nur gelegentlich niest, aber keinen Nasen- oder Augenausfluss hat, kann man fünf Tage lang mit Angocin (mindestens 8-10 Tabletten liegen bis 2,5 kg, ansonsten mehr) und Sinupret (2-3x täglich etwa 0,2ml/kg) behandeln. Die Behandlung muss allerdings sofort angesetzt werden, sonst setzt sich der Schnupfen fest!
- Angocin ist ein natürliches, rein pflanzliches Antibiotikum, das gegen Bakterien, Viren und Pilze der Atemwege und harnableitenden Organe wirkt. Es ist in der Apotheke frei verkäuflich. Die Tagesdosis für Kaninchen sollte bei mindestens 8-10 Tabletten liegen (bis 2,5 kg, ansonsten mehr), sonst wirkt es nicht, sie werden in Wasser von ihrer Schutzschicht befreit, diese lässt sich recht leicht abwaschen. Angocin wird von vielen Kaninchen sehr gerne als Leckerli gefressen, ansonsten kann es mit wenig Wasser aufgelöst und dann mittels nadelloser Spritze ins Maul verabreicht, oder mit zerdrückter Banane schmackhaft gemacht werden.
- Alternativ zu Angocin kann versucht werde, dem Kaninchen Futtermittel mit Senfölglycosiden zu füttern, insbesondere Rettich & dessen Grün, Radieschen(blätter), Rucola, Kresse, Rapspflanzen, Rübsenpflanzen und Kapuzinerkresse, in geringen Mengen ist es auch in Kohl enthalten. Wenn das Kaninchen davon große Mengen frisst, wirkt es wie Angocin. Senföle sind ein gutes Mittel gegen Bakterien und Viren der Atemwege und ein natürliches Antibiotikum.
- Sinupret (2-3x täglich etwa 0,2ml/kg) hat ebenfalls eine entzündungshemmende und schleimlösende Wirkung und ist unterstützend sinnvoll.
Tritt innerhalb der fünf Tage keine Besserung ein oder kommt es zu einer Verschlechterung, muss umgehend die Tierärztin oder der Tierarzt aufgesucht werden. Je früher erfolgreich behandelt wird, desto höher sind die Erfolgs-Chancen.
Wann muss ich zur Tierärztin oder zum Tierarzt?
Sobald erste Anzeichen (Niesen) für einen Schnupfen auftreten, ist es unumgänglich, diese sehr ernst zu nehmen. Keinesfalls sollte man „abwarten ob es wieder von alleine weg geht“ sondern umgehend mit der Behandlung beginnen. Wenn man erst einmal wartet, bekommt man ihn meist nicht mehr oder nur mit extrem viel Aufwand über einen langen Zeitraum in den Griff. Sollte nach fünf Tagen Angocin (siehe „Erste Hilfe“ oben) keine Besserung eintreten oder während der Behandlung eine Verschlimmerung spürbar sein, muss zeitnah die Tierärztin oder der Tierarzt aufgesucht werden.
Der Notdienst ist notwendig, wenn die Atmung des Kaninchens verändert sein sollte. Bei akuter Atemnot zeigt das Kaninchen verstärkte Flankenatmung und die Nasenflügel werden stärker bewegt. Im Extremfall hebt es den Kopf an oder legt ihn in den Nacken. Als erste Hilfe können Krusten der Nase entfernt und Schleimlöser (siehe weiter unten) gegeben werden. Das Tier sollte schonend und mit sanften Umgang zumtierärztlichen Notdienst gebracht werden. Dort wird nach einer Stabilisierung mit Sauerstoff eine lebensbedrohliche Lungenentzündung abgeklärt, die Atemnot verursachen kann, und die Nase so gereinigt, dass das Kaninchen atmen kann. Kaninchen sind reine Nasenatmer und können bei verstopfter Nase nicht durch den Mund atmen.
Diagnose: Hat mein Kaninchen eine Erkältung, etwas ganz anderes oder den Kaninchenschnupfen?
Handelt es sich um einen akuten Notfall?
Um abzuschätzen, ob erst einmal eine Notfallbehandlung nötig ist, wird die Tierärztin oder der Tierarzt zunächst abgeklärt, ob eine Lungenentzündung vorhanden ist (durch gründliches Abhören) und beurteilt, ob das Kaninchen Atemnot hat (muss erst mit Sauerstoff stabilisiert werden?).
Was löst wirklich den Nasenausfluss aus?
Anschließend steht als erstes eine Untersuchung und Bestandsaufnahme der Symptome in der Tierarztpraxis an. Dabei sind die Symptome für die Tierärztin oder den Tierarzt das wichtigste Diagnosekriterium. Dadurch kann er feststellen, wie stark der Schnupfen bereits ist und ob andere Ursachen in Frage kommen könnten.
Hier stellt sich die Tierärztin oder der Tierarzt schon die Frage, welche Ursachen den Nasenausfluss ausgelöst haben. Einseitiger, aber teils auch beidseitiger eher eitriger/weißer Ausfluss ist oft kein echter Schnupfen, sondern Eiterausfluss durch Zahnerkrankungen oder einen Fremdkörper in der Nase (z.B. Grashalme oder Heuhalme). Sollte es sich hingegen um echten Kaninchenschnupfen handeln, so steckt immer Stress (Haltung, Vergesellschaftung…?) oder eine schwere Grunderkrankung dahinter, die das Immunsystem so schwächt, dass der Schnupfen ausbricht. Diese muss die Tierärztin oder der Tierarzt herausfinden, um den Schnupfen in den Griff zu bekommen.
Andere Urachen für Niesen, Ausfluss und Niesattacken
Neben Schnupfen gibt es noch weitere Erkrankungen, die Niesen auslösen können.
- Eine mögliche Ursache sind Allergien auf Staub, Einstreu, Heu, Stroh oder andere Stoffe aus der Umgebung, solche Allergien sind jedoch extrem selten. Überprüfen kann man dies, indem man mit Decken/Handtüchern einstreut und das Kaninchen mit frischer Wiese statt mit Heu füttert oder das Heu in einen Baumwollbeutel mit kleinen Löchern, aus denen es herausgezupft werden kann, anbietet. Zudem sollte das Heu nicht im Raum, in dem das Kaninchen lebt, aufgefüllt werden. Sollte es sich um eine Allergie handeln, kann eine Behandlung mit Enzymkomplex und Xanthium erfolgen.
- Auch ein Fremdkörper in der Nase kann zu Niesen und Ausfluss führen. Oft handelt es sich um Heu- oder Grashalme.
- Ebenfalls ursächlich kann sehr trockene Raumluft oder extrem trockenes, heißes Wetter sein.
- Zu (chronischen) Nasenausfluss kommt es oftmals auch durch Zahnerkrankungen oder eine Erkrankung des Tränennasenkanals. Deshalb sollten Zahnerkrankungen (besonders bei einseitigen Ausfluss oder Ausfluss ohne Niesen) immer durch Röntgen in mehreren Ebenen ausgeschlossen werden!
Viele Kaninchen mit Nasen- oder Augenausfluss haben eigentlich Zahnerkrankungen und keinen Schnupfen!
Bevor von Schnupfen ausgegangen wird, muss grundsätzlich ausgeschlossen werden, dass es ein Eiter-/Entzündungsproblem im Kopfbereich (Nase durch Fremdkörper oder Entzündungen an den Zähnen) ist. Dafür müssen die Zähne in mehreren Ebenen geröngt werden. Die Zahnwurzeln sind beim Blick ins Maul nicht sichtbar. Viele Tiere haben eigentlich gar keinen Schnupfen, sondern ein Zahnproblem. Wenn bereits Eiter oder Flüssigkeit aus der Nase oder den Augen läuft, muss zeitnah gehandelt werden um eine Ausbreitung der Entzündung zu verhindern. Wird erst einmal „auf Verdacht“ gegen Schnupfen behandelt, so verliert man oft wertvolle Zeit! Zudem kann sich die Infektion des Schnupfens auch auf die Ohren und Zähne ausbreiten sowie weitere Entzündungsherde im Körper entstehen.
Warum kann Augen- und Nasenausfluss von den Zähnen kommen?
Beim Kaninchen verläuft der Tränennasenkanal (Verbindung zwischen Auge und Nase) direkt an den wurzeloffenen Zähnen vorbei. Deshalb läuft oftmals der Eiter aus Oberkieferabszessen (Entzündungshöhlen an den Zahnwurzeln) direkt in die Nase ab und verstopft den Tränennasenkanal. Aber auch anders herum kann eine chronische Schnupfenerkrankung zu einer Entzündung des sehr dicht am Tränennasenkanal liegenden Backenzahns oder Schneidezahns führen und so einen Abszess im Oberkiefer auslösen. Siehe Kieferabszesse
Behandlung – was hilft wirklich?
Schnupfen beim Kaninchen ist meistens nicht mit einer Erkältung beim Menschen vergleichbar, denn der Schnupfen beim Kaninchen wird meistens durch Bakterien ausgelöst – und nicht durch Viren.
Die richtige Behandlung
Suchen Sie unbedingt eine Tierärztin oder einen Tierarzt auf, der nicht nur auf Kleintiere (Hunde & Katzen), sondern auf Heimtiere (Kaninchen und Nager!) spezialisiert ist! Nur gezielt fortgebildete Tierärzte können Kaninchen behandeln, denn im Studium sind sie nur Randthema. Tierarzt*innen finden |
Kaninchenschnupfen kann sehr zäh sein, besonders wenn er nicht frühzeitig behandelt wird. Es hat sich die Behandlung nach den fünf Säulen bewährt, dabei müssen alle Säulen beachtet und umgesetzt werden, ansonsten ist die Behandlung meistens nicht erfolgreich:
Wichtig: Es müssen alle 5 Bausteine/Säulen gleichzeitig und über einen längeren Zeitraum konsequent umgesetzt werden! Sonst hat man gegen Kaninchenschnupfen meistens kaum eine Chance!
Erreger-Bekämpfung
Welche Antibiotika?
Die Wahl des richtigen Antibiotikums ist bei der Behandlung von Kaninchenschnupfen entscheidend. Für Kaninchen zugelassen sind nur die Wirkstoffe Enrofloxacin und die Sulfonamide Sulfadimethoxin (Relardon®) und Sulfaquinoxalin. Deshalb müssen für die Behandlung oftmals andere Antibiotika umgewidmet werden. Untersuchungen an Kaninchen zeigen, dass die Keimbesiedlung sehr unterschiedlich ist und beteiligte Bakterien sowohl aus dem aeroben, als auch aus dem anaeroben Bereich kommen. Deshalb ist es zu empfehlen, eine bakteriologische Untersuchung mit Antibiogramm zu veranlassen. Bei stärkeren Schnupfen kann die Tierärztin oder der Tierarzt mittels einer Spülprobe aus der Nase (keinem normalen Abstrich!) am ehesten ein Erreger nachweisen (unbedingt auch Mykoplasmen mit testen!). Dann kann geprüft werden, ob es ein Kaninchenschnupfen-Erreger ist und welches Antibiotika hilft (Antibiogramm). Die Probe für das Antibiogramm wird nicht im Eiter entnommen, dort finden sich meist nur nicht vermehrungsfähige Erreger. Häufig sind (vorhandene) Anaerobier nicht nachweisbar, sollten aber immer antibiotisch mit abgedeckt werden, insbesondere bei eitrigen Ausfluss. In hartnäckigen Fällen kann auch eine Probe aus der Lunge (Bronchoskopie mit broncho-alveolärer Lavage (BAL)) hilfreich sein, um die tiefer sitzenden, teils in einer Nasenspülprobe nicht erfassten Bakterien herauszufinden. Die Erstellung des Antibiogramms benötigt meistens eine gute Woche, während dieser Zeit muss das Kaninchen bereits antibiotisch versorgt werden.
Geeignete Antibiotika zur Behandlung von Kaninchenschnupfen
Nach Antibiogramm, meistens sind jedoch diese Antibiotika gut wirksam, da sie die gängigen Erreger gut abdecken:
- Doxycyclin
- Azithromycin
Haupterreger des Kaninchenschnupfens
Pasteurella multocida und
Bordetella bronchiseptica,
Staphylokokken (z.B. Staphylococcus aureus),
Mykoplasmen
so gut wie immer sind jedoch mehrere Erreger gleichzeitig beteiligt, dazu gehören auch Streptokokken, Staphylokokken, Hämophilusarten und Pseudomonas. Viren werden ebenfalls als Mit-Erreger vermutet.
Gründe, warum das „richtige“ Antibiotikum nicht anschlägt:
- Die Spülprobe hat nur einen Teil der Erreger aufgezeigt und ein wichtiger Erreger wurde nicht nachgewiesen (z.B. Mykoplasmen, die müssen speziell vom Labor gefordert werden und sind bei der normalen bakteriologischen Untersuchung nicht dabei).
- Die Grunderkrankung, die das Kaninchen schwächt und den Schnupfen auslöst, wurde nicht mit behandelt oder gefunden (= ein schlechtes Immunsystem, oft verbunden mit einer Granulozytopenie (ggf. erst das Immunsystem aufbauen, weitere Untersuchungen um die Grunderkrankung zu finden))
- Fremdkörper oder Abszess in den Atemwegen, Beteiligung der Zähne (durch Kopf-Röntgen in mehreren Ebenen abklären!)
- Chronischer Schnupfen durch herausgezögerte Behandlung (häufig zerstörte, chronisch entzündete Strukturen in der Nasenhöhle) (Intensivbehandlung nach Antibiogramm mit allen Säulen (siehe Grafik), ggf. lebenslange Inhalationen, schleimlösende und erregerbekämpfende Maßnahmen mit der Tierärztin oder dem Tierarzt absprechen)
- Resistenzen (deshalb Antibiogramm vor Therapie erstellen lassen!)
- Resistenzentwicklung während der Therapie (Antibiogramm aus Spülprobe wiederholen)
- Der festgestellte Erreger war gar nicht der Haupt-Erreger (Spülprobe wiederholen oder anderes Antibiotikum, das erfolgsversprechend ist, auf gut Glück einsetzen)
- Keine oder schlechte Resorption des Antibiotikums, Unwirksamkeit durch Kombination mit anderen Medikamenten
Weitere erregerabtötende Maßnahmen
Bei sehr leichten Verläufen wird oft auf das Antibiotikum verzichtet und statt dessen andere erregerabtötende Mittel genutzt. Bei Antibiotika-Einsatz sollten diese Mittel aber trotzdem zusätzlich verwendet werden.
Dafür hat sich Angocin (Schutzschicht abwaschen, Dosierung 8-10 Tabeletten je Tag bis ca. 2,5kg), RodiCare Pulmo (1x tägl. 1-1,5ml) oder Sinupret (2-3x täglich etwa 0,2ml/kg) bewährt. Unterstützend wirksam gegen Schnupfen ist auch die Gabe von Ingwer und Meerrettich. Ingwer heilt die Entzündung und führt zur Schleimverflüssigung bei Lungen- und Nebenhöhlenentzündung. Meerrettich oder Rettich ergänzt den Ingwer in seiner Wirkung, er ist ein natürliches Antibiotikum, die enthaltenen Senfölglycoside hemmen die Vermehrung von Bakterien, Pilzen und Viren. Sie wirken damit gegen die typischen Krankheitserreger von Atemwegsinfekten. Senföle sind ein sehr gut wirksamer Pflanzenstoff gegen Kaninchenschnupfen. Rettich & dessen Grün, Radieschen(blätter), Rucola, Kresse, Rapspflanzen, Rübsenpflanzen und Kapuzinerkresse, in geringen Mengen ist es auch in Kohl enthalten.
Ingwer und Meerrettich sind sehr gut erforschte Heilpflanzen, die auch bei chronischen Schnupfen sehr gut helfen. Am besten verabreicht man sie, indem man sie mit Banane oder einem anderen Lieblingsfutter vermischt anbietet.
Neben der Erreger-Abtötenden Therapie (Antibiotikum) ist es sehr wichtig, das Immunsystem gleichzeitig zu aktivieren.
Bestandspezifische Impfung (Autovakzine)
Schlägt die antibiotische Behandlung nicht an oder ist der Erreger multiresistent, kann man anstatt der antibiotischen Therapie durch eine speziell für das Tier bzw. den Bestand hergestellte Impfung den Erreger bekämpfen und abtöten. Dabei wird eine Spülprobe aus der Nase an das Labor geschickt, welches diesen Impfstoff herstellt. Dieser wird dann an die betroffenen Kaninchen verimpft, die daraufhin eine Immunität gegenüber dem Erreger ausbilden, so dass das Immunsystem den Erreger bekämpfen kann. Der Impfstoff kann gespritzt oder auch eingegeben werden. Mehr Infos
Aromatogramm
Mittlerweile ist es nicht nur möglich, Antibiotika auf Resistenzen zu testen, sondern auch ätherische Öle. Der Test nennt sich Aromatogramm, dafür wird eine Spülprobe aus der Nase ins Labor geschickt und man erhält eine Auflistung, welche ätherischen Öle den Erreger bekämpfen. Die ätherischen Öle können dann inhaliert und eingegeben werden. Mehr Infos
Immunsystem aufbauen
Mittel, die das Immunsystem puschen sind sinnvoll, oft reichen diese kombiniert mit erregerabtötenden Mitteln bei leichten Schnupfen aus, so dass auf ein Antibiotikum verzichtet werden kann.
Durch den Schnupfen wird das Immunsystem stark beansprucht und braucht einige Zeit um sich zu regenerieren. Zum Aufbau des Immunsystems ist Gladiator Plus (40 Tage Kur) sehr gut geeignet. Dadurch wird der Schnupfen meist bereits abgemildert und andere Mittel schlagen deutlich besser an. Ebenfalls für das Immunsystem wäre Umijo Pet eine sinnvolle Möglichkeit.
Manchen Kaninchen, die erstmals Schnupfen haben (kein chronischer Schnupfen) hilft eine Zylexiskur, allerdings darf diese nur bei ansonsten gutem Allgemeinzustand angewendet werden.
Über die Ernährung sollte auf einen hohen Anteil an ätherischen Ölen in einigen Futterpflanzen geachtet werden, diese sind erregerabtötende Pflanzen. Geeignete Pflanzen sind zum Beispiel Thymian, Oregano (gibt es auch als Futter- oder Wasseröl, ideal um Schnupfen im Bestand vorzubeugen oder begleitend zur Behandlung), Efeu, Thuja, Salbei, Kapuzinerkresse, Rettich und Nadelbaumzweige (außer Eibe, giftig!). Eine Auswahl dieser Kräuter, rund um die Uhr angeboten, kann den Schnupfen sehr gut beheben. Thuja aktiviert außerdem sehr stark das Immusystem. Ebenfalls ein bewährtes Mittel sind Schwarzkümmelpellets und Leinpellets.
Nase reinigen und Schleim lösen
Bei Nasenausfluss sollte als erstes die Nase gründlich gereinigt und Krusten gelöst werden. Dafür kann man die Krusten einweichen, die Nase befreien und ggf. mit Nasenabsauger für Babys (am besten diesen Nasensauger für den Staubsauger, der zieht optimal alles aus der Nase!), Pipette oder Spritze absaugen/frei halten), außerdem kann sie mit Kochsalzlösung gespült werden. Dafür wird eine mit NaCl gefüllte 1ml-Spritze in jedes Nasenloch gespritzt.
Zusätzlich sollten grundsätzlich Schleimlöser in den Mund eingegeben werden. Hierbei kann man auch zwei Präparate kombinieren, um die Wirkung zu verbessern. Gut geeignet ist beispielsweise Bromhexin (bei DIESEM Mittel 0,042-0,083ml/kg 2-3x tägl.) und ACC Kindersaft (0,25ml/kg 2-3x tägl.).
Als Schleimlöser helfen auch schleimlösende Pflanzen die z.B. Senföle enthalten (Kapuzinerkresse, Meerrettich, Rettich) und Pflanzen mit ätherischen Ölen (Thymian, Oregano, Thuja…).
Inhalationen verschaffen gerade bei chronischen Verläufen im Alltag Linderung. Schonend inhaliert wird, indem das Kaninchen in eine Transportbox oder ein Kaninchenhäuschen oder Transportbox sitzt und eine Schale mit kochendem Wasser vor das Gitter gestellt wird. Ein Handtuch, das darüber liegt sorgt dafür, dass der Dampf in die Box zieht. Auch leise Kaltvernebler als Inhalatoren sind sehr sinnvoll, sie können daneben gestellt werden, wenn das Kaninchen etwas Leckeres zu fressen bekommt. Als Inhalationslösung eignet sich Kochsalzlösung (NaCl), dieser kann ein Tropfen ätherisches Thymianöl oder ein Schleimlöser hinzugegeben werden. Als Schleimlöser zum Inhalieren eignet sich Acetylcystein (ACC: Equimucin, Acc inject, verschreibungspflichtig) oder Ambroxolhydrochlorid (Ambroxol Inhalat, Mucosolvan). Je nachdem, wie der Schleim beschaffen ist, verschreibt die Tierärztin oder der Tierarzt das richtige Mittel.
Die Maßnahmen zum Absaugen des Nasensekretes klappen oft besser nach der Inhalation. Eine verstopfte Nase führt sehr schnell zur oft tödlichen Lungenentzündung!
Nimmt das Kaninchen viel Wasser auf, so ist der Schleim flüssiger und fließt eher ab. Um dies zu erreichen können zusätzlich zum Trinkwasser naturbelassene, naturtrübe Obst- oder Gemüsesäfte ohne Zuckerzusatz verdünnt mit Wasser angeboten werden. Zudem sollten die Kaninchen fast rein mit Frischfutter ernährt werden. Bei starkem Schnupfen können auch Infusionen helfen.
Ein Luftbefeuchter verbessert bei trockener Heizungsluft das Raumklima.
Freiwillig und stressfrei inhalieren trainieren
Wenn dein Kaninchen zuvor unter Zwang inhaliert hat, dann verbindet es diese Maske mit Zwang. Achte darauf, dass du zwei unterschiedliche Masken hast, die eine wird zum Training genutzt und nie unter Zwang angewendet. Wenn das Kaninchen freiwillig inhaliert, wird die alte Maske durch die Trainings-Maske ersetzt. Bei leichteren Fällen kann man auch zuvor noch nicht inhalieren so dass die Maske von Anfang an nur positiv verknüpft wird.
Wenn man einen chronischen Schnupfer hat, kann man auch das inhalieren trainieren. Dieses Training schon eher etwas für Fortgeschrittene und weniger für Anfänger beim Medical Training geeignet, denn es beinhaltet schon einige Schritte mehr und dauert eine ganze Weile länger. Die Arbeit lohnt sich allerdings, wenn man dann das inhalieren ohne Stress machen kann.
- Anfangs sollte man erstmal die Maske zum inhalieren positiv verknüpfen. Am einfachsten geht das wenn man Leckerlis aus der Maske füttert.
- Bedeutet die Maske für das Kaninchen es gibt Leckerlis, geht es daran nun das Kaninchen zu belohnen wenn es die Nase dort rein streckt. Die meisten tun das direkt, weil sie denken dort sind Leckerlis drin. Sobald die Nase ein Stück in der Maske ist, sofort belohnen. Das festigt man nun und versucht dann schrittweise, dass das Kaninchen immer länger mit der Nase in der Maske bleibt.
- Man kann auch die Maske für das Training etwas ausschneiden, so dass man an einer Stelle unter dem Mund Leckerlies durchschieben kann.
- Bevor man nun inhalieren kann. Muss das Geräusch des Inhalationsgerätes positiv verknüpft werden. Sprich dieses Gerät wird ein paar Sekunden an gemacht und sofort belohnt. Die Zeit vom Geräusch steigert man nun so lange bis man sieht, dass es ein normales Geräusch für das Kaninchen ist und keine Angst mehr vorhanden ist.
- Nun muss man anfangen, dass das Kaninchen mit der Nase an die Maske geht, wenn das Gerät an ist. Das macht man nun so wie vorher mit der Maske alleine und steigert die Zeit nach und nach.
Am Ende wird das Kaninchen freiwillig inhalieren.
Man kann natürlich nicht nur diese Dinge bei bringen, sondern noch viele mehr, z.B. das freiwillige Einsteigen in die Transportbox oder in die Ohren schauen.
Alles macht man nach dem gleichen Prinzip in kleinen Schritten mit einer positiven Verknüpfung. Es würde nur den Rahmen sprengen, das alles hier genau zu erläutern.
Somit viel Spaß beim ausprobieren!
Nasenoperation (Rhinotomie)
Bei chronischen Schnupfen kann manchmal eine Operation helfen, bei der die Entzündung operativ entfernt wird, so dass es besser abheilen kann. Teils wird eine Drainage gelegt um die Nasenhöhle eine Weile weiter zu spülen und abheilen zu lassen.
Erfahrungsbericht (Foto rechts)
Marie hatte eine eitrige Rhinitis, wodurch bereits der Knochen sich auflöste. Sie entwickelte außerdem Untertemperatur und neurologische Symptome (ähnlich wie bei EC, aber es wurde keine Ursache gefunden). Durch die Rhinotomie, die sehr gut verheilte, ging es ihr wieder gut. Seit dem hat sie keine Schnupfensymptome mehr und die OP hat ihr das Leben gerettet.
Heilungsverlauf:
Haltungsbedingungen
Kaninchenschnupfen wird durch viele Faktoren beeinflusst, Fakt ist jedoch, dass Kaninchen mit idealen Haltungsbedingungen deutlich selten betroffen sind als Kaninchen mit schlechter Haltung. Deshalb spricht man auch von einer „Faktorenkrankheit“. Zudem gibt es einige Faktoren, die für Kaninchen mit Schnupfen die Haltung verbessern.
Außen- oder Innenhaltung? Auch wenn vielerorts bei Schnupfen zur Außenhaltung geraten wird, weil diese förderlich sein soll, lässt sich das in der Praxis nicht immer bestätigen. Wichtig ist bei Innenhaltung, dass die trockene Raumluft durch ein nasses Tuch auf der Heizung oder andere Maßnahmen befeuchtet wird, dies ist für die Atemwege wichtig. Außerdem ist eine UVB Lampe unverzichtbar. In Außenhaltung sollte auf guten Wetterschutz, winddichte Bereiche und trockene Einstreu geachtet werden. Auch der Platzbedarf der Kaninchen muss berücksichtigt werden, viel Platz sorgt für harmonischere Gruppen und weniger Infektionsdruck. Je idealer die Haltung ist, desto stärker wirkt sich das auf das Immunsystem aus.
Eine schlechte Ernährung begünstigt Schnupfen, eine gute Ernährung kann ihn reduzieren. Achten Sie auf eine frischfutterreiche, bedarfdeckende Ernährung, lesen Sie sich genau in die Ernährungsbedürfnisse von Kaninchen ein. Kaninchen mit Schnupfen sollten besonders viele Kräuter (Wild- und Küchenkräuter) bekommen. Atemwege-Kräuter wie z.B. Salbei, Pfefferminze, Thuja, Oregano, Kapuzinerkresse, Spitzwegerich und Thymian sind sehr wichtig. Auch mit Ingwer und Meerrettich wurden gute Erfahrungen gemacht, er wird jedoch meist erst nach ein paar Tagen angerührt. Sollte er gar nicht gefressen werden, kann man ihn geraspelt in zerdrückter Banane verstecken.
Wärme kann bei Schnupfen helfen, eine Rotlichtlampe oder auch eine UVB Lampe kann den Kaninchen zur Verfügung gestellt werden.
Einstreu sollte besonders staubarm sein (z.B. Hanfeinstreu oder Ecoflax), am besten wird nur die Toilette eingestreut und nicht der Rest des Geheges, dort können Baumwollteppiche und Decken ausgelegt werden. Auch das Heu sollte staubarm sein (heißluftgetrocknet), staubige Streu und staubiges Heu reizen die angegriffenen Atemwege und können den Schnupfen verstärken. Besonders empfindlich sind Schnupfer bei feuchter oder ammoniakhaltiger Einstreu, deshalb sollten sie sehr häufig ausgemistet werden. Außerdem haben sich Holzpellets bewährt, da sie ideal den Ammoniak binden und sehr saugfähig und staubarm sind.
Impfungen?
Gegen zwei der Erreger, Pasteurella multocida und Bordetella bronchiseptica, konnten Kaninchen bis vor kurzen geimpft werden. Mittlerweile ist der Impfstoff vom Markt genommen worden. Die Impfung wird jedoch nicht empfohlen, sie deckt nicht alle Erreger ab und ist nur bei großen Beständen sinnvoll um den Infektionsdruck allgemein zu senken. Nach der Impfung tritt bei einigen zuvor augenscheinlich gesunden Kaninchen Schnupfen auf, in großen Beständen werden diese getötet und so die Krankheit ausgemerzt. In der Heimtierhaltung ist das natürlich keine Lösung.
Für immer krank?
Ein Großteil aller in Deutschland lebenden Kaninchen ist mit den Schnupfenerregern latent (d.h. ohne das Symptome auftreten) infiziert. Bei einzelnen Kaninchen kommt es ab und an zu einem Ausbruch, der sich durch Niesen und die oben genannten Symptome äußert, insbesondere wenn das Immunsystem der Tiere geschwächt ist. Wird dieser wirklich bereits am Anfang, also wenn nur geniest wird, behandelt, so bekommt man ihn meist problemlos in den Griff. Weitere Ausbrüche können, müssen aber nicht folgen, gerade bei optimaler Ernährung und Haltung sind die Kaninchen oft lebenslang gesund. Tiere mit chronisch schwachen Immunsystem oder Kaninchen, die lange unbehandelten Kaninchenschnupfen haben, sind jedoch oftmals chronisch betroffen und müssen mittels Inhalation und anderen Mitteln fit gehalten werden. Das Ausmaß des Kaninchenschnupfens, das oft so plastisch als Seuche dargestellt wird, kommt zu Stande indem es Halter gibt, die erste Symptome nicht ernst nehmen und den Schnupfen länger unbehandelt lassen, oft noch unter schlechten Ernährungs- und Haltungsbedingungen. Auch eine falsche Behandlung kann dazu führen. Allerdings kann es auch bei Tieren, die von anderen chronischen Krankheiten betroffen sind und dadurch kein gutes Immunsystem haben, dazu kommen. Ebenfalls problematisch kann der Schnupfen sein, wenn die Kaninchen sich sehr früh (bei der Mutter) angesteckt haben. Dan tritt er meistens häufiger in Form von Schüben oder als Dauerschupfen auf, weil das Immunsystem sich dadurch oft mit dem Schnupfen „arrangiert“ hat.
Ansteckungsgefahr
Wie bereits beschrieben, sind sehr viele Kaninchen mit den Erregern infiziert, ohne jemals zu erkranken. In Zuchtbetrieben sind in der Regel 25-100% der Kaninchen von Pasteurellen betroffen. Pasteurellen ist einer der Schnupfenerreger, es gibt noch viele weitere. In Mastbetrieben sind sogar je nach Bestand 75-100% der Kaninchen Träger des Erregers. Man geht davon aus, dass in Haustierbeständen die Durchseuchungsrate ähnlich hoch ist. Die Erreger werden durch Tröpfeninfektion über direkten Kontakt, bei der Geburt oder auch durch Gegenstände übertragen. Die Inkubationszeit beträgt zwei Wochen. Nur wenige Kaninchen erkranken tatsächlich an einem Symptom, die meisten Kaninchen sind infiziert, aber völlig gesund.In der Gruppenhaltung ist es deshalb sehr wahrscheinlich, dass ein Teil der Kaninchen sich angesteckt hat und Bestände ohne alle Erreger aufzubauen ist nahezu unmöglich.
Einige Vereine trennen Kaninchen, die bereits Schnupfenausbrüche hatten von Kaninchen, die noch keine hatten. Nachdem viele der Nicht-Schnupfer jedoch den Erreger tragen, ist dies nicht unbedingt zweckmäßig. Zudem sind Gruppen, die nur aus Schnupfern bestehen, für die Schnupfentiere nicht förderlich, da diese verschiedene Erreger und Nebenerreger beherbergen, die sie an die anderen, immunschwachen Tiere weiter geben, so dass ihr Immunsystem mit noch mehr Erregern kämpfen muss. Erschwerend kommt hinzu, dass sich oft die (Haupt)Erreger selbst bei einer Spülprobe nicht nachweisen lassen, oder nur ein Teil der Erreger bekannt ist. Kaninchenschnupfen wird fast immer durch mehrere Erreger ausgelöst. Sicher feststellen, ob das Kaninchen Träger von einem der Erreger ist, kann man nur beim toten Tier.
Schnupfer ohne Symptome (trockene Schnupfer) sollten wie jedes andere Kaninchen behandelt werden, Kaninchen mit aktueller Symptomatik hingegen können andere, immunschwache Tiere infizieren, da bei einem akuten Ausbruch ein hoher Erregerdruck im Gehege herrscht. Diese Kaninchen sollten nicht unbedingt mit anderen immunschwachen Tieren zusammen leben und zügig behandelt werden, damit der Infektionsdruck im Gehege zurück geht. Normalerweise ist es problemlos möglich, ein akut erkranktes Tier mit anderen Kaninchen, die ein gutes Immunsystem haben, zusammen zu halten. Zudem werden diese weniger gefährdet, als ein immunschwaches, vielleicht schon durch andere Erreger schnupfendes Kaninchen. Einzelhaltung ist niemals eine Lösung, nachdem sowieso sehr viele Kaninchen infiziert sind (und dies selbst durch eine Spülprobe der oberen Atemwege kaum ausgeschlossen werden kann), müsste man den Großteil aller Kaninchen einzeln unterbringen. Zudem führt Einzelhaltung zu unsichtbaren Stress, die Kaninchen können sich nicht tiefen-entspannen, da nie ein anderer aufpasst und bei Gefahr das entspannte Kaninchen warnt, so wie es bei Gruppen der Fall ist. Dieser Stress kann den Schnupfen verstärken.
Quellen u.a.:
Brendieck-Worm, C., & Melzig, M. F. (Eds.). (2018): Phytotherapie in der Tiermedizin. Georg Thieme Verlag.
Ewringmann, A. (2016): Leitsymptome beim Kaninchen: diagnostischer Leitfaden und Therapie; 33 Tabellen. 3. Auflage, Georg Thieme Verlag.
Ewringmann, A. (2017). Keimspektrum und Antibiotikasensitivitäten bei eitrigen Zahnerkrankungen von Kaninchen. Tierärztliche Praxis Kleintiere/Heimtiere, 45(06), 373-383.
Flecknell, P. A. (2000): BSAVA manual of rabbit medicine and surgery. British Small Animal Veterinary Association.
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