Kaninchenhaltung im Garten
Wer die Möglichkeit dafür hat, sollte seine Kaninchen im Freien unterbringen. Eine Außenhaltung ist Sommer wie Winter möglich, allerdings bedarf es einiger Vorkehrungen um den Kaninchen einen angenehmen Lebensraum zu schaffen.
Allgemeine Anforderungen an eine Kaninchen-Unterbringung:
1. Ausreichende Größe: mindestens 6m² Grundfläche Tag und Nacht für zwei Kaninchen (siehe Mindestmaße für Kaninchen – ein Kaninchenstall ist zu klein)
2. Sonne, Schatten und Frischluft (Achtung: Die Sonne wandert!)
3. Wetterschutz (vor Wind, Regen, Schnee, Zugluft…)
4. Abwechslungsreiche, artgerechte und interessante Einrichtung, Umweltreize
5. Sicherheit vor Feinden (Marder, Fuchs) und Entkommen
6. Hygiene
Kein Kaninchen möchte im Kaninchenstall leben!
Auch wenn diese Haltungsform weit verbreitet ist – kein Kaninchen möchte in einen Kaninchenstall eingesperrt werden. Die Stallhaltung ist für Kaninchen eine Qual:
- In einem Stall können die Kaninchen sich nicht artgerecht bewegen, sie können weder rennen, noch Haken schlagen, buddeln, den anderen Kaninchen aus dem Weg gehen, sich jagen oder mal richtig Gas geben.
- Oft kommt es zu starken Verletzungen oder Unverträglichkeiten durch die Enge. Ähnlich wie wenn wir mit einem guten Freund in einem Gäste-WC eingesperrt werden, führt die Platznot auch bei Tieren häufig zu Aggressionen. Die Tiere können sich nicht ausweichen oder zurück ziehen.
- Kaninchen sind wechselaktiv, d.h. sie schlafen nachts nicht durch (wie wir Menschen oder viele andere Tiere es tun) sondern sind auch nachts viel aktiv. Deshalb brauchen sie Tag und Nacht viel Platz.
- Viele Kaninchen entwickeln aus Langeweile Verhaltensstörungen und beschäftigen sich auf unerwünschte Weise, z.B. indem sie den Stall von innen stark benagen, am Gitter knabbern, eine Stelle im Fell wund lecken oder stereotypische Bewegungen ausführen.
- Die Stallhaltung führt bei den bewegungsfreudigen Tieren zu Wirbelsäulenverkrümmungen und Gelenkschäden. Beispielweise wird die Oberschenkelknochen-Struktur nicht vollständig ausgebildet und durch die dauerhafte Fehlhaltung kommt es zur krankhaften Verkrümmung der Wirbelsäule. Oft treten auch Verdauungsprobleme durch Bewegungsmangel auf.
- Ein Stall wird im Sommer zum Mini-Backofen und im Winter zum Kühlschrank. Diese Tiere sind darin gefangen und den Temperaturen ausgeliefert, können sich nicht durch Bewegung und Aktivität aufwärmen.
Der Kaninchenstall und das Kaninchengehege
Ein Kaninchen-Quartier ist nicht einfach nur eine „Unterbringung“ sondern der Lebensraum für viele Jahre. Daher sollte er entsprechend artgerecht beschaffen sein.
Zu jedem Kaninchengehege gehört ein Kaninchenstall (Schutzhütte) und ein großes, mardersicheres, teilüberdachtes Gehege. Beides muss fest miteinander verbunden sein, so dass die Kaninchen jeder Zeit wählen können, wo sie sich aufhalten möchten – auch nachts!
Anspruch an die Halter – Wetterfestigkeit, Kosten, harte Arbeit…
Die Außenhaltung erfordert die Pflege der Tiere bei jeder Witterung – auch bei Frost und Regen. Eine gewisse Wetterfestigkeit ist deshalb Voraussetzung. Der Bau des Geheges ist mit höheren Kosten verbunden als in der Wohnungshaltung und benötigt einiges an Eigenarbeit. Es lohnt sich nicht, an der Qualität zu sparen, denn das Gehege ist über Jahre dem Wetter ausgesetzt. Besonders bei Frost ist es oft sehr mühsam, das Gehege zu reinigen da alles festfriert und bei Tauwetter oder Regen durchnässt wird. Überlege dir genau, ob die Haltungsform für dich das richtige ist und baue von Anfang an so, dass die Arbeit vereinfacht wird.
Gerade berufstätige Personen verlassen oft im Dunkeln das Haus und kommen so spät heim, dass sie kein Tageslicht mehr nutzen können. Besonders im Winter sind die Tage kurz! Überlege dir, wie du trotzdem täglich genug Zeit bei den Tieren verbringen kannst und plane eine gute Beleuchtung ein, wenn die Tiere im Winter bei Dunkelheit versorgt werden sollen.
Wie groß sollte das Gehege und der Kaninchenstall sein?
Das Gehege soll dem großen Bewegungsdrang der Kaninchen nachkommen und sollte deshalb ausreichend groß sein. Damit die Kaninchen auch rennen und toben können. Wir empfehlen eine Mindestgröße von 10 m² bzw. für Kaninchen die wirklich jeden Tag von morgens bis abends einen sehr großen Freilauf nutzen dürfen und somit nur nachts eingesperrt sind, mindestens 6m² Nachtgehege-Fläche.
Siehe Mindestmaße
Beachte, dass Berufstätige besonders im Winter oft bei Dunkelheit das Haus verlassen und nicht rechtzeitig vor der Abenddämmerung zurück sind um die Kaninchen ins sichere Nachtgehege zu sperren. In der Dämmerung sind Raubtiere unterwegs. Plane also lieber ein wirklich großes, sicheres Gehege, wenn du nicht tagtäglich vor der Dämmerung zu machen und morgens im Hellen öffnen kannst!
Damit die Grundbedürfnisse der Kaninchen beachtet werden, benötigen sie im Gehege:
- erhöhte Sitzflächen (Etagen, Häuschendächer)
- Eine Buddelkiste
- Unterschlüpfe, Verstecke (mindestens eines je Kaninchen)
- Abwechslungsreiche Einrichtung
- Knabbermaterial (frische Zweige, Naturmaterialien)
- Kuschelige Plätze, eingestreute Bereiche
- Versch. Materialien (Einstreu, Stein-Platten, Holz…)
- Unverstellte Fläche zum Rennen
- Toilettenwannen
- Futterplatz mit Raufen für das Heu und ein standsicherer Trinknapf
Achtung: Es gibt viel tierschutzwidriges Zubehör, das den Kaninchen gefährlich werden kann!
Wie sollte das Gehege aufgebaut sein?
Es gibt unterschiedliche Bauweisen, die alle ihre Vor- und Nachteile haben:
- Begehbare Gehege (einfacher zu reinigen, man kann sich zu den Kaninchen setzen, teuer, im Mietgarten evtl. nicht umsetzbar)
- Kniehohe Gehege (ideal für Mietgärten oder kleine Gärten, einfacher zu bauen, schlechter zu reinigen)
- Pyramidengehege (weniger wuchtig und einfacher zu bauen als voll begehbare Gehege, aber gut begehbar und zu reinigen)
Wie kann man das Gehege mardersicher und fuchssicher machen?
Damit sie trotzdem vor Raubtieren geschützt sind, muss der Freilauf zu allen Seiten absolut mardersicher gebaut werden – auch nach unten und oben! Nur Volierendraht ist mardersicher, der normale Kaninchendraht und Netze sind es nicht.
Infos zur Mardersicherheit
Wie sollte man den Untergrund gestalten?
Kaninchen können sich sehr schnell raus und Raubtiere reinbuddeln! Deshalb empfiehlt es sich, Gehwegplatten zu verlegen, diese sind hygienisch und ein guter Buddelschutz. Die Kaninchen mögen Steinplatten sehr gerne, auch wenn sie kalt und unwohnlich wirken. Im Winter kann man sie mit Holzhackschnitzeln, Pinienmulch oder Einstreu bedecken. Wer Naturwiese in seinem Dauer-Gehege lassen möchte, hat meist nach recht kurzer Zeit nur noch Matsch und eingestürzte Gänge. Naturwiese kann jedoch im Freilauf tagsüber als Untergrund verwendet werden.
Infos zu allen möglichen Untergründen mit Vor- und Nachteilen
Tipps zum Gehegebau
Keine Angst vor dem Gehegebau! Es gibt für jeden Halter eine passende Lösung, auch wenn man zwei linke Hände hat:
Tipps zum Gehegebau (Mardersicherheit, Materialien, Untergrund, Gehegearten…)
Außengehege-Fotos (zur Inspiration)
Ist ein Schuppen, ein Gartenhaus, eine Scheune oder eine Garage als Unterbringung geeignet?
Geschlossene Quartiere sind nur geeignet, wenn entweder ein Gehege rund um die Uhr von den Kaninchen zusätzlich genutzt werden kann, oder tagsüber zusätzlich zu dem geschlossenen Raum ein großer Freilauf-Bereich, der Garten oder ein Gehege betreten werden darf. Niemals dürfen die Kaninchen tagsüber in so einer Unterbringung eingeschlossen sein. Eine Ausnahme können sehr große „Räume“ mit guter Luftzirkulation und Fenstern/Tageslicht sein.
Der Kaninchenstall (die Schutzhütte)
Unverzichtbar ist eine Schutzhütte, damit sich die Kaninchen vor Wettereinflüssen schützen können. Die Kaninchen suchen diese Bereich selbständig auf, wenn es ihnen zu kalt, zugig oder nass ist. Sie dürfen niemals in solch einer Hütte eingesperrt werden!
Was kann ich als Schutzhütte verwenden?
Das kann auch ein handelsüblicher Stall oder eine Hundehütte sein. Diese Ställe sind meist jedoch recht windig und müssen nachgerüstet werden (mardersicherer Verschluss, überstehendes Dach, dickere Rückwand etc.). Ihre Lebensdauer ist meist recht gering. Gute Erfahrungen haben wir mit diesem Stall und mit Hundehütten gemacht. Ebenso ist es möglich, eine Schutzhütte selbst zu bauen.
Erfahrene Halter bevorzugen meistens Gartenhäuser oder Kinderspielhäuser als Schutzhütte, sie sind langlebig, stabil, mardersicher, begehbar und wegen ihrer Größe, der Langlebigkeit und dem eingesparten Material bei der Gehegegröße auch sehr viel günstiger als handelsübliche Kaninchenställe.
Für eine ausreichende Luftzirkulation müssen im oberen Bereich der Schutzhütte Luftlöcher gebohrt werden, diese dürfen nicht auf gegenüberliegenden Seiten (und nicht an der Wetterseite) angebracht werden um Zugluft zu vermeiden.
Wichtig ist, dass sie absolut wind- und regenfest ist, die Grundfläche von min. 100 x 50 cm ist für zwei Zwergkaninchen ausreichend. Bei größeren Gruppen oder großen Rassen ist eine entsprechend größere Grundfläche nötig. Es kann auch sinnvoll sein, mehrere Hütten anzubieten.
Wie schütze ich das Gehege vor Wind & Wetter?
Wir empfehlen, einen Teil oder sogar das gesamte Gehege zu überdachen. Viele Kaninchen sitzen lieber unter einem Dach und vermeiden es, die Schutzhütte aufzusuchen. Zudem haben sie so auch bei schlechten Wetter trockene Bereiche. Außerdem fällt es leichter, das Gehege sauber und hygienisch zu halten und es ist mehr Platz für Einrichtung, die nicht wetterfest ist. Diese Überdachung ist meist auch ein guter Schatten im Sommer, noch besser wäre allerdings natürlicher Schatten durch Bäume (Achtung! Die Sonne wandert). Gut geeignet als Dach sind Wellplatten oder Doppelstegplatten, oder aber Dachpappe, die auf Holz angebracht wird.
Je nach Witterung sollte zumindest die Wetterseite oder sogar alle Seiten vor der Witterung geschützt werden. Am besten baut man zwei der Seiten komplett zu und die anderen Beiden je nach Witterung mit Planen oder anderen flexiblen Wetterschutz, der im Somme genug Lüftung und im Winter Wetterschutz ermöglicht:
Die Schutzhütte winterfest machen
Wenn die Ställe ein Gitter haben, sollte vor dieses im Winter ein Plexiglas oder eine Holzplatte montiert werden, oder aber Sie hängen bei Kälte eine Decke oder einen Teppich davor. Außerdem sollte die Hütte großzügig mit Heu und Stroh ausgepolstert werden.
Diese Ställe müssen nicht isoliert sein, auch Stall-Hüllen aus Plastik, wie man sie im Handel kaufen kann, sind nicht sinnvoll. Beides verhindert die Belüftung, dadurch staut sich schlechte Luft und Feuchtigkeit, es kommt zu gesundheitsschädlichen Schimmelbildung und viele Kaninchen erkranken an Hautpilzen.
Unverzichtbar ist ein Kuschelpartner der die Schutzhütte mit aufwärmt, Einzelkaninchen frieren im Winter. Niemals dürfen Kaninchen in einem Stall eingesperrt werden, das käme einem Aufenthalt in einem kleinen Kühlschrank gleich. Kaninchen brauchen viel Platz, Abwechslung und Artgenossen damit sie im Winter fit und aktiv sind, sich viel bewegen und sich warm halten können.
Weiterführend: Kaninchen im Garten glücklich und gesund überwintern
Zusätzlicher Auslauf für tagsüber?
Kaninchen sind sehr Bewegungs-freudige und aufgeweckte Tiere, die sehr viel Abwechslung und Platz benötigen. Deshalb wird man ihnen mit einem wenige Quadratmeter großen Gehege kaum gerecht. Umso wichtiger ist es, dass sie auch in Außenhaltung Auslauf erhalten.
Viele Halter lassen ihre Kaninchen tagsüber in ihrem dicht-umzäunten und gut bepflanzten und strukturierten Garten laufen. Ebenso ist es möglich, an das feste Gehege ein flexibles Gehege auf der Wiese anzuschließen. Gut geeignet für diesen Zweck sind Gehege-Elemente von 6- oder 8-Eck-Gehegen, diese können bliebig erweitert werden. Vor Greifvögeln bieten viele Unterschlüpfe oder ein Netz (z.B. ein Obstbaumnetz), das über das Gehege gelegt wird, Schutz. Damit es nicht durchhängt, kann man in die Mitte einen Pfahl einschlagen und es dort obendrüber spannen.
Weiterführend: Auslauf im Garten
Wie gewöhne ich Kaninchen an die Außenhaltung?
Von Mai bis Oktober können Kaninchen problemlos in die Außenhaltung umgesiedelt werden, sofern es sich um ein Gartenhaus oder einer anderen stabilen, wettergeschützten Schutzhütte und einen großen teilüberdachten mardersicheren Freilauf handelt, der Tag und Nacht zugänglich und fest mit der Schutzhütte verbunden ist. Zwei bis drei geschlossene Seitenwände beim Freilauf sind ideal. Keinesfalls darf man Kaninchen in einen handelsüblichen Stall einsperren, auch nicht „nur nachts“!
In den Wintermonaten muss die Gewöhnung schrittweise über ein ungeheiztes Zimmer erfolgen, hier gibt es Infos dazu: Kaninchen an draußen gewöhnen