Was tun bei Hitzschlag?
„In den Sommermonaten kommt es auch bei Nagern und Kanichen immer wieder zu Todesfällen durch Hitzschlag, denn sie sind wegen fehlender Schweißdrüsen nicht in der Lage zu schwitzen und dadurch über-schüssige Körperwärme abzugeben. Ihre Körperinnentemperatur halten sie haupt-sächlich über die Atmung stabil, indem sie Wärme abatmen. Die Tiere sind deshalb sehr hitzeempfindlich. Bereits anhaltende Temperaturen im Bereich von 25 – 28° C führen – insbesondere bei schlechter Luftzirkulation – zu massivem Wärmestress bis hin zum Kreislaufkollaps.“
Bundesverband Praktizierender Tierärzte e.V.
Wie kommt es zum Hitzschlag?
Nicht selten sieht man beim Vorbeigehen in fremden Gärten kleine Freigehege oder Käfigoberteile auf der Wiese stehen, die der vollen Sonne ausgesetzt sind und keinerlei Schattenplätze oder geeignete Unterschlüpfe bieten. Oder kleine Ställe in der prallen Sonne, deren Inneres sich schnell aufheizt, so dass die Kaninchen in einem „Backofen“ gefangen sind. Auch Transporte im nicht klimatisierten Auto oder Dachgeschosswohnungen, die sich schnell aufheizen, können eine Überhitzung auslösen. Wenn die Kaninchen Glück haben, bemerkt der Halter oder eine vorbei gehende Person, dass es dem Kaninchen nicht gut geht, wenn es Pech hat, stirbt es an Kreislaufversagen durch einen Hitzschlag.
Wie erkenne ich einen Hitzschlag?
Mögliche Symptome bei Hyperthermie:
- Anfänglich sind die Tiere unruhig und versuchen der Sonne auszuweichen.
- Die Kaninchen bewegen sich nicht mehr und liegen ausgestreckt in Seitenlage oder kauernd zurückgezogen in einer Ecke.
- Flache, verstärkte Seitenatmung (seitliche „Bauchbewegungen“)
- Verstärkte Nasenatmung (die Nasenflügel werden stark bewegt).
- Teils auch feuchte Nase oder sogar nasser Latz am Kinn (Speicheln).
- Rote, warme Ohren
- Erhöhte Körpertemperatur (ca. ab 40 Grad, aber Achtung, auch Stress kann die Temperatur beim Kaninchen anheben)
- Schnellerer Herzschlag (vom Laien nicht erkennbar)
- Blasse Scheimhäute (Auge, Mund)
- Die Kaninchen können in manchen Fällen ihre Bewegung nicht mehr richtig koordinieren oder es treten sogar Lähmungen auf.
- Teils auch Krämpfe und Schocksymptomatik
Ein Hitzschlag ist immer ein Notfall!
Kaninchen können nicht schwitzen oder hecheln, sie sind daher noch empfindlicher als Menschen oder Hunde, wenn es um Hitze geht. Nur über ihre Ohren können sie ein wenig Körperwärme ablassen (warme Ohren).
Erste Hilfe
Wenn Sie ein Kaninchen vorfinden, das an einem heißen Tag teilnahmslos im Gehege liegt, eine starke Flankenatmung hat und überhitzt ist, dann bringen Sie es bitte sofort ins Kühle und tunken es in kaltes Wasser (ohne Kopf) um es schnellstmöglich abzukühlen. Je schneller das passiert, desto höher sind die Überlebenschancen. Auch mit Wasser überschütten ist eine akzeptable Alternative. Legen Sie beim Transport ein feuchtes Tuch unter das Tier und befeuchten Sie die Ohren und das Fell mit nassen Handtüchern. Suchen Sie dann unverzüglich den Tierarzt auf, dieser stabilisiert den Kreislauf mit Infusionen. Ist es bereits bewusstlos, kann man die Gliedmaßen in kaltem Wasser abkühlen und sollte Atmung und Herzschlag kontrollieren um ggf. Erste Hilfe zu leisten (Wiederbelebung).
Tierärztliche Sofortmaßnahmen
- Kaninchen an einen kühlen Ort unterbringen
- Das Tier auf feuchte Handtücher legen oder mit diesen abkühlen (Umschläge)
- kaltes Wasser zum Herunterkühlen der Körpertemperatur und Stabilisierung des Kreislaufes (Tier oder Gliedmaßen eintauchen, Fell mit nassen Handtüchern nass machen)
- Infusionen: Vollelektrolytlösung (Ringer-Lactat, Sterofundin), 1 × täglich 80–100 ml/kg intravenös oder 2 × täglich. 40 ml/kg subkutan, bei Stabilisierung ggf. seltener.
- Sauerstoff (je nach Zustand)
- Antibiotikum (z.B. Enrofloxacin) zur Verhinderung einer Blutvergiftung und Stabilisation der Darmflora (bei Hitze kippt die Blinddarmflora um)
- Temperatur-Überwachung
- Ggf. stationäre Aufnahme bis zur Stabilisierung
- Cactus compositum ad us. vet. 0,5 ml/kg Kg, wenn nötig alle 3 Stunden und Coffea praeparata ad us. vet. (Plantavet), 0,25 ml/kg Kg s.c. sowie 3 x tägl. 0,2 ml/kg KG per os über mind. 3 Tage möglich.
„Zu den häufigsten Hitzeopfern gehören Kaninchen, Meerschweinchen und Ziervögel, deren Käfige oder Freigehege im Laufe des Tages der vollen Sonnenbestrahlung ausgesetzt sind. […] Die handelsüblichen kleinen Schutzhäuschen aus Sperrholz sind als alleinige Schattenspender nicht ausreichend. Weit verbreitet ist zudem der Irrglaube, Kaninchen und Meerschweinchen benötigen kein Trinkwasser. Dieser Irrtum kann im Hochsommer für die Tiere tödliche Folgen haben.“
Bundesverband Praktizierender Tierärzte e.V. (bpt)
Quellen u.a.:
Amici, A., Canganella, F., & Bevilacqua, L. (1998): Effects of high ambient temperature in rabbits: metabolic changes, caecal fermentation and bacterial flora. World Rabbit Science, 6(3-4), 319-324.
Amici, A., Franci, O., Mastroiacono, P., Merendino, N., Nardini, M., & Tomassi, G. (2000): Short term acute heat stress in rabbits: functional, metabolic and immunological effects. World Rabbit Science, 8(1), 11-16.
Ewringmann, A. (2016): Leitsymptome beim Kaninchen. Thieme Verlag
Köstlinger, S. (2014): Notfälle beim Kaninchen. kleintier konkret, 17(S 02), 2-7.
Zinke, J. (2004): Ganzheitliche Behandlung von Kaninchen und Meerschweinchen: Anatomie, Pathologie, Praxiserfahrungen; 14 Tabellen. Georg Thieme Verlag.
Zinke, J. (2005): Behandlung nichtinfektiöser Erkrankungen bei Kaninchen und Meerschweinchen. Biologische Tiermedizin, 59.