Vitaminzusätze, Vitamintropfen, Vitaminpräparate
Im Zoohandel werden vielfältige Vitaminpräparate angeboten, die (laut Packungsempfehlung) täglich verabreicht werden sollten um die Gesundheit der Kaninchen zu sichern und Mangelerkrankungen vorzubeugen.
Die artgerechte Ernährung kann nicht durch Vitaminpräparate ersetzt werden, es gibt mehr als 100 weitere Stoffe, die für die Gesundheit und das Wohlbefinden von Kaninchen wichtig sind und über die Nahrung aufgenommen werden. Das heißt: Eine artgerechte Ernährung ist unabhängig von zugesetzten Vitaminen unumgänglich.
Und wenn man nun sowieso artgerecht ernährt, braucht man im Gegenzug keine synthetischen Vitamine. Wenn man nun nicht artgerecht ernährt, sind künstliche Vitamine vielleicht „besser als gar nichts“ aber so eine Ernährung kann ich nicht empfehlen.
Warum ist es nun besser, den Bedarf natürlich zu decken als über synthetische Vitamine?
- Chemisch sind künstliche und natürliche Vitamine nicht identisch, z.B.
Natürliches Vitamin E: RRR-a- Tocopherol = d-a- Tocopherol
Synthetisches Vitamin E: all-rac-a- Tocopherol = d,l-a- Tocopherol - Die volle Wirkung entfalten Vitamine nur wenn sie in die ganzen Begleitstoffe der Pflanze eingebunden sind, sie haben dann eine deutlich positivere Wirkung auf die Gesundheit als synthetische Vitamine
- Die Stoffe, die wir als synthetische Vitamine zu uns nehmen, gibt es so in der Natur nicht. Als Vergleich könnt ihr euch vielleicht noch an euren Chemie-Unterricht erinnern. Ein Stoff hat völlig andere Eigenschaften wenn er mit einem anderen Stoff gemischt ist oder separat. So kommt Uran beispielsweise im Wasser und im Gestein vor (ungefährlich), wenn man es nun jedoch entnimmt und in seiner Reinform verwendet, sollte man damit keinen direkten Kontakt haben.
- Die Bioverfügbarkeit und Resorption ist höher als bei synthetischen Vitaminen.
- Eine Überdosis an natürlichen Vitaminen (die ja eingebunden sind in ihr Milieu in der Pflanze) ist nicht schädlich, wenn man den Stoff jedoch rein verabreicht (nicht eingebunden in ein natürliches Mileu), also z.B. synthetische Vitamine, dann ist eine Überdosis oft schädlich.
- Durch Pflanzenbegleitstoffe kommt es zu einer Verstärkung der Wirksamkeit, im synthetischen Vitamin sind diese nicht mitenthalten (z.B. erfährt das Vitamin C eine vierfache Wirkverbesserung durch Bioflavonoide)
- Die Gefahr für Allergien und unerwünschten Wirkungen ist geringer
Hinzu kommt, dass die Dosierungs-Empfehlungen meistens zwangsläufig mit einer Überdosierung verbunden sind. Die Präparate enthalten die gesamte Palette an Vitaminen, ohne genau auf die Bedürfnisse von Kaninchen oder des Einzeltieres angepasst zu sein. Sie werden meistens für alle Kleintiere empfohlen, obwohl diese Tiere völlig unterschiedliche Bedarfswerte haben.
Daher empfehle ich die Finger von solchen Produkten zu lassen. Sie sind nicht nötig aber gesundheitsschädlich und können im schlimmsten Fall zu schweren Schäden und Erkrankungen führen!
Im Krankheitsfall können spezielle Vitamingaben nötig sein. Beispielsweise die Gabe von Vitamin-B-Komplex bei E. Cuniculi. Solche Gaben sprechen Sie mit Ihrem Tierarzt genau ab und dosieren sie sorgfältig. Empfiehlt ein Tierarzt grundsätzlich (egal bei welcher Krankheit) Vitamin-Präparate, so ist das nicht sinnvoll sondern zeigt nur, dass er Interesse daran hat, diese Präparate zu verkaufen – auf Kosten der Tiergesundheit.
SalzlecksteineViele im Salz enthaltene Mineralien und Spurenelemente sind für Kaninchen überlebenswichtig. Allerdings ist Kochsalz stark gereinigt, so dass man dem Kaninchen Unmengen an Kochsalz verfüttern müsste, um diesen Bedarf an Mineralien zu decken. Salzlecksteine bestehen aus Kochsalz. Hoch dosiertes Natriumchlorid ist jedoch in dieser isolierten Form für den Organismus giftig. Kleine Mengen werden wieder über die Niere ausgeschieden, bei größeren Mengen werden die Nieren stark überlastet, dadurch kann es zu ernsthaften Nierenschäden oder sogar zu Nierenversagen kommen. Salz wirkt dehydrierend, durch den dadurch entstandenen Wassermangel, kann das Gift Kochsalz nicht mehr verdünnt werden und wirkt sich dementsprechend schädlicher auf den Organismus aus. Es kommt zu Kochsalzvergiftungen. Kaninchen haben somit einen Bedarf an natürlichen Salzen, Spurenelementen und Mineralien, diese sind allerdings im Salzstein längst nicht mehr enthalten, der Salzstein ist aber so hoch konzentriert, dass er bereits bei der Aufnahme normaler Mengen zu Vergiftungen führen kann. Der Bedarf an Mineralien und Salzen kann meist gut und unschädlich über das Grünfutter, Erde (Außenhaltung) oder angebotene Äste, deren Rinde abgenagt wird, gedeckt werden. Wer einen Salzstein anbieten möchte, sollte keinen Kochsalzstein aus dem Zoohandel wählen, sondern einen Himalaya-Salzstein (bzw. einen anderen Natursalzstein, Naturbruchstein) anbieten. Um den Verzehr aus Langeweile auszuschließen (dann kann er gesundheitsschädlich sein), sollte er nicht im Gehege, sondern nur im Freilauf angeboten werden. Ein natürlicher Salzleckstein kann somit insbesondere bei bestimmten Erkrankungen mit hohen Mineralienbedarf als sinnvolle Ergänzung im Freilauf angeboten werden. |
Ein Himalaya-Salzleckstein wie er z.B. im |
Kalk- oder Nagersteine
Diese bestehen in erster Linie aus Kalzium. Durch eine normale Fütterung ist jedoch der Kalkbedarf mehr als ausreichend gedeckt. Überschüssiges Kalzium zerstört das Kalzium-Phosphorgleichgewicht im Körper, die Folge sind vielfältigste Krankheiten wie z.B. Blasensteine oder Harngrieß.
Saaten und Keimfutter
Samen verschiedene Pflanzen sind immer als Ergänzungsfutter zu betrachten.
Saaten bei Fellwechsel:
Ölsaaten aller Art, besonders geschrotete Leinsamen und Sonnenblumenkerne. Richtwert: Für Zwergkaninchen bis zu 1 Tl 1-3x/Woche.
Saaten als Energielieferant:
Erhöhter Energie-Bedarf kann bestehen bei: Jungtieren im Wachstum, Zuchttieren (besonders extrem während der Laktation!), Krankheiten, Außentieren bei Frost, großen Rassen, unausgewogener Fütterung, im Herbst, um sich den schützenden „Winterspeck“ anzufressen…
Hier empfiehlt sich eine Saatenmischung, die aus zwei Dritteln Mehlsaaten und einem Drittel Ölsaaten besteht. Es sollte nie mehr als ein halber Tl je Tag und Tier gegeben werden.
Saaten als Nahrungsergänzung:
Gerade Ölsaaten enthalten wichtige Fettsäuren, die essentiell für Kaninchen sind. Deshalb können sie regelmäßig in kleineren Mengen verfüttert werden.
Ölkuchen, Presskuchen
Bei der Ölherstellung entsteht Presskuchen, der sehr wertvoll für die Ernährung ist. Vorsicht ist bei Presskuchen in Pelletform geboten, er kann in die Luftröhre gelangen, was lebensbedrohliche Folgen nach sich zieht. Alternativ kann jeweils auch das Öl in geringen Mengen ins Futter gemischt werden.
Verbreitet sind:
Leinpresskuchen/Leinpellets (Fellwechsel, Verdauung…)
Schwarzkümmelpresskuchen/Schwarzkümmelpellets (Verdauung, Fellwechsel, Bakterien, Viren, Pilze, Immunsystem)
Neempresskuchen (Verdauung, Fellwechsel, Parasiten, Pilze…)
Bitte nie mehr als einen halben oder einen Pellet je Tag und Tier füttern! Übergewichtige Kaninchen dürfen nicht damit gefüttert werden.
Keimfutter:
Keimfutter sind angekeimte Saaten. Durch den Keim sind Nährstoffe besser verwertbar und Unverträglichkeiten und Verdauungsprobleme bei Saaten können umgangen werden. Weizenkeime enthalten sehr große Mengen Vitamin E.
Heilerde
Heilerde kann angeboten werden, wenn die Kaninchen keinen Zugang zu natürlicher Erde haben. Sie wird zur Neutralisation von Giften und zur Mineralienaufnahme verwendet. Desweiteren hilft sie bei Durchfall. Sie ist im Handel oder über das Internet erhältlich.
Ingwer
Ingwer (fördert das Immunsystem, besonders bei Verdauungsbeschwerden, Gelenkserkrankungen, Krebs, Schnupfen, Abszessen/Eitergeschehen, Würmern…)
Ingwer ist eine wahnsinnig gesunde Nahrungsergänzung für Kaninchen und sehr gut erforscht, leider sind nicht alle Punkte am Kaninchen erforscht.
Was Ingwer alles kann:
Allgemein
– das Immunsystem stimulieren
– gegen Bakterien, Pilze, Parasiten und Würmer wirken
– entzündungshemmend und schmerzlindernd agieren
– den Stoffwechsel anregen
– die Verdauung regulieren
Wirkung auf die Atemwege
– durch seine entzündungshemmende Wirkung kann er z.B. auch bei Schnupfen sinnvoll sein
Wirkung auf Gelenkserkrankungen
– er kann Gelenkserkrankungen reduzieren, Gelenksentzündungen verringern und die Gelenksschmerzen abmildern
Krebs
– vor Krebs schützen und Krebs therapieren (bisher nur für Prostatakrebs nachgewiesen)
Verdauung
– die Darmperistaltik und Verdauungssäfte anregen
– den Gallenfluss fördern
– Übelkeit reduzieren
– Magengeschwüre mildern
Trotzdem ist Ingwer natürlich kein „Allheilmittel“ aber er ist als Nahrungsergänzung und bei kranken Tiere als Unterstützung der Behandlung sinnvoll.
In den Fotos seht ihr, wie man ihn einfach zubereitet und verfüttert (reiben und mit Banane vermischen, die man einfach mit einer Gabel zerdrücken kann), die meisten Kaninchen lieben ihn nach anfänglicher Skepsis in dieser Form. Beginnen Sie mit wirklich sehr kleinen Mengen (wenige Raspler in ganz viel Banane) und steigern Sie die Menge ganz langsam! Nach sehr langsamer Gewöhnung wird er irgendwann sogar pur gefressen.