Im Internet findet man als Anfänger viele (oft verwirrende oder widersprüchliche) Angaben und Infos. Was muss man wirklich wissen und was ist besonders wichtig? Welche Infos sind für Neulinge sinnvoll und wichtig?
Hier finden sich Grundlageninfos als erster Einstieg in die Kaninchenhaltung. Bitte beachten Sie, dass sie auf jeden Fall auch die Links berücksichtigen und sich darüber hinaus vertieftes Wissen aneignen sollten, um den Kaninchen gerecht zu werden. Besonders die Haltung, Ernährung und Gesunderhaltung sowie die Erkennung von Krankheiten erfordert einiges an Wissen!
Lieber hören als lesen? Unsere Podcast für Kaninchen-Neulinge
Wie alt werden Kaninchen?
Kaninchen werden etwa 8-12 Jahre alt, in großen Ausnahmefällen können sie auch früher sterben oder sehr viel älter werden (über 12 Jahre). Die Lebenserwartung steigt wenn die Tiere artgerecht ernährt und gehalten werden, aber auch durch gut beobachtet und schnelle Reaktion und richtige Behandlung bei Gesundheitsproblemen.
Einzelhaltung, Pärchen oder Gruppe?
Kaninchen dürfen niemals alleine gehalten werden, denn das wäre absolut nicht artgerecht und ist deshalb in der Schweiz und in Österreich bereits gesetzlich verboten. Zudem widerspricht es dem Deutschen Tierschutzgesetz, das festlegt, dass Kaninchen „ihrer Art und ihren Bedürfnissen“ entsprechend gehalten werden müssen.
Ein Pärchen oder drei harmonische Kaninchen (die bereits zusammen übernommen werden) sind sehr harmonisch und somit ideal für Anfänger geeignet. Wer größere Gruppen halten möchte, sollte mit einer kleinen Gruppe anfangen und so erst einmal Erfahrungen sammeln, bevor er die Gruppe vergrößert. In einer Gruppe müssen immer ähnlich viele kastr. Männchen wie Weibchen gehalten werden. Reine Weibchen-oder Männchengruppen scheitern recht häufig. Eine Ausnahme sind zwei frühkastrierte Männchen, die zusammen aufwachsen.
Kaninchen für Kinder? Streicheltiere?
Den Ruf als „pflegeleichte Kindertiere“ werden Kaninchen nicht gerecht. Sie sind aufwendiger und pflegeintensiver als man denkt und mögen es überhaupt nicht, hochgenommen und herumgetragen zu werden. Durch das Hochnehmen bekommen sie Angst und werden sehr scheu.
Wenn allerdings die Eltern hinter der Haltung stehen, können sie ihren Kindern den respektvollen Umgang mit den Kaninchen beibringen, so dass die Tiere am Boden gestreichelt werden können und sich Futter aus der Hand abholen. Zudem sind sie tolle „Beobachtungstiere“ und man kann ihnen Erlebnis-Spielplätze bauen.
Als Elternteil sollte man sich jedoch im Klaren darüber sein, dass Ausmist-Arbeiten und oftmals auch die tägliche Pflege im Laufe der Zeit an den Eltern hängen bleiben wird, da die Kinder meist phasenweise andere Interessen entwickeln.
Kaninchen miteinander bekannt machen, unverträgliche Kaninchen
Kaninchen sind durchweg sozial, es gibt keine Kaninchen, die sich generell nicht mit anderen Kaninchen verstehen. Aber es gibt viele Halter, die ihre Kaninchen „falsch“ aneinander gewöhnen und durch diese Fehler wirkt es so, als wenn sie unverträglich wären. Informieren Sie sich genau im Voraus, wie sie neue Kaninchen in eine Gruppe integrieren oder ihrem Kaninchen einen Freund dazu gesellen!
Grundsätzlich darf man Kaninchen nicht im gewohnten Revier zusammen setzen und muss sie erst die Rangordnung auskämpfen lassen (Kämpfe, Fellflug, Rammeln, Verfolgungsjagden). Es braucht mehrere Tage außerhalb des Reviers, bis sie sich verstehen und zurück ins Revier ziehen dürfen.
Welche Kosten entstehen bei der Kaninchenhaltung?
Kaninchen sind nicht die günstigsten Haustiere. Man braucht etwa 200-250€ um ein ordentliches, mardersicheres Gehege für zwei Kaninchen zu erbauen. Für die Ernährung kann man etwa einen Euro je Tier und Tag rechnen, wenn man saisonal und günstig einkauft. Im Sommer sollte man auf Wiesenpflanzen aus der freien Natur umstellen, das ist besonders gesund und verursacht gar keine Kosten. Die Tierarztkosten können im Voraus nicht geplant werden, aber wenn die Tiere doch einmal krank werden sollten, entstehen meist Kosten von etwa 80-200€ je Tierarzttermin, wird eine Operation fällig, entsprechend mehr. Manche Kaninchen werden nie krank, andere recht oft. Das ist besonders von der Abstammung und der Ernährung und Haltung abhängig.
Die Tabelle geht immer von absolut günstigsten Preis aus (z.B. Angebote, gebrauchtes Gehege oder Songmics-Gehege, günstiges Zubehör…). Nach oben sind natürlich keine Grenzen gesetzt.
Was sollte ich meinen Kaninchen füttern?
Das ist eigentlich ganz einfach, wird aber noch häufig falsch gemacht. Kaninchen haben die gleiche Verdauung wie ihre wilden Verwandten und brauchen deshalb auch das gleiche Futter. Also Wiesenpflanzen, Baumblätter, Zweige, Knospen, Blüten, Wurzeln… Alles was die Natur so bereit hält. Das Hauptfutter der Kaninchen, das neben Heu immer verfügbar sein sollte, ist vielfältiges Grünfutter. Im Sommer können Sie dieses in der Natur sammeln (Löwenzahn, Gräser, Bärenklau, Spitzwegerich…), im Winter kann man auf Blattgemüse wie z.B. Bittersalate, Kräuter und Kohl ausweichen und diese durch wenig Knollengemüse ergänzen. Wasser wird grundsätzlich in einem Napf angeboten, aus Trinkflaschen trinken Kaninchen weniger, da das Wasser nur tropfenweise heraus kommt.
Völlig ungeeignet für die Verfütterung, ist jegliches Fertigfutter/Kaninchenfutter aus dem Handel. Es gibt nur wenige Futtersorten, die keine Pellets, bunten Klumpen oder Ähnliches enthalten und sinnvoll zusammen gesetzt sind.
Wie werden Kaninchen gehalten?
Auch wenn die traditionelle Kaninchenhaltung Buchten, Ställe oder Käfige für Kaninchen verwendet, ist diese Haltungsform absolute Tierquälerei. Oder würden Sie auch ihre Katze in solche Gefängnisse einsperren? Kaninchen sind sehr bewegungsfreudig und wechselaktiv (auch nachts aktiv!). Deshalb sollte man an den Stall grundsätzlich einen mardersicheren Dauerfreilauf dran bauen. Statt eines Käfigs in der Wohnung, kann man stubenreine Kaninchen frei halten oder aber einen Bereich vom Zimmer für die Kaninchen abzäunen. Ebenfalls möglich ist die Haltung auf einem Balkon.
Für zwei Kaninchen mit täglich mehrstündigen Freilauf auf großer Fläche müssen mindestens 4m² als Gehege angeboten werden, besser mehr. Für Kaninchengruppen ohne Freilauf oder mit wenig bzw. unregelmäßigen Freilauf empfehlen wir mindestens 10-12m² große Gehege. Andere Organisationen geben für diesen Fall 6m² als Mindestmaß an.
Sind Kaninchen „wetterfest“?
Kaninchen sind ideal für die ganzjährige Außenhaltung im Garten oder auf dem Balkon geeignet, können aber auch in Innenhaltung leben.
Sofern die Kaninchen in einem großes Gehege mit Teilüberdachung und einer Schutzhütte leben, können sie bei jedem Wetter im Freien gehalten werden. Sie buddeln sehr gerne im Schnee, grasen auch im leichten Regen und toben bei jedem Wetter herum. Wenn es ihnen zu nass oder kalt ist, gehen sie selbständig zurück in ihren geschützten Bereich. Sie sollten bei jedem Wetter Auslauf erhalten und selbst entscheiden dürfen, wo sie sich aufhalten. Wichtig ist, dass man sie langsam an die Außentemperaturen gewöhnt, z.B. indem man sie bereits in den Sommermonaten nach draußen setzt.
Machen Sie nicht den Fehler, die Kaninchen im Winter in einen kleinen Stall einzusperren, dort vegetieren sie wie in einem kleinen Kühlschrank und können sogar erfrieren.
Auch wenn man Kaninchen außen halten kann, ist es z.B. bei Erkrankungen oft notwendig, sie rein zu holen. Schaffen Sie sich nur Kaninchen an, wenn dafür eine Möglichkeit besteht.
Wie halte ich die Kaninchen gesund?
Kaninchen sind Fluchttiere und versuchen deshalb, möglichst lange „nicht aufzufallen“ und mit der Gruppe mitzukommen, auch wenn es ihnen schon sehr schlecht geht. Wenn sich Krankheitszeichen zeigen, ist die Krankheit meistens schon sehr fortgeschritten.
Um „plötzlich tote Kaninchen“ zu vermeiden ist es sehr wichtig, zweimal täglich einen „Kurz-Check“ zu machen, dabei sollte man kontrollieren:
- Fressen alle Kaninchen mit dem gewohnten Appetit?
- Zeigt das Kaninchen das Verhalten, das es auch sonst hat, oder verhält es sich anders (sitzt an anderen Stellen, kommt nicht gleich her, ist plötzlich viel zutraulicher etc.)?
- Bewegt sich das Kaninchen normal, oder sitzt es mehr herum?
Sollte ein Kaninchen nicht fressen oder sich anders verhalten, ist dies ein starkes Krankheitszeichen und es sollte der tierärztliche Notdienst aufgesucht werden.
Wir empfehlen Ihnen, ein Notfall-Medikament in der Hausapotheke zu haben und eine Notfallapotheke anzulegen, falls das Kaninchen die Nahrungsaufnahme verweigert. Dieses Notfallmedikament wird aus Sab Simplex (Apotheke), Speiseöl und RodiCare akut zusammengesetzt. Zudem kann auch Novalgin als Notfallmedikament gegeben werden.
Einen Schuss Sab Simplex in ein kleines Gefäß (z.B. einen Eierbecher) geben, etwas RodiCare akut dazu rühren, ca. 5 Tropfen Speiseöl (Olive, Raps etc.) und ggf. Novalgin hinzu geben und mit einer 1ml-Spritze aufziehen (ohne Nadel) und in den Mund geben. Dies stündlich wiederholen, bis das Kaninchen wieder anfängt zu fressen. Sollte es nach einer Stunde noch nicht kleine Mengen Kräuter oder Ähnliches (alles vor das Mäulchen legen) fressen, muss der Notdienst kontaktiert werden.
Machen Sie regelmäßig, am besten wöchentlich, einen Gesundheitscheck, Infos dazu, auf was sie achten müssen, finden Sie hier: Gesundheitscheck für Kaninchen
Dazu gehört auch einmal im Jahr eine Kotprobe, Krallen schneiden, wenn diese nicht ausreichend abgenutzt werden und die Untersuchung des Tieres. Kaninchen mit Schlappohren brauchen besondere Ohrenpflege.
Im Frühjahr sollten Kaninchen gegen Myxomatose, RHD und RHD2 geimpft werden, insbesondere in Seuchengebieten.
Woher bekomme ich passende, gesunde Kaninchen?
Machen Sie nicht den Fehler, Ihre zukünftigen Kaninchen im Zoohandel, im Baumarkt oder auf Kleintiermärkten zu erwerben. Diese Tiere stammen aus Massenzuchten, die Sie mit dem Kauf auch noch unterstützen, so dass immer wieder Tiere nachproduziert werden. Zudem sind die Tiere oft krank, mit Darm-Parasiten befallen und Sie erhalten keine gute Beratung. Viele Halter erwerben solche schwer kranken Tierbabys und sind dann ganz entsetzt, dass die Tiere nach kurzer Zeit sterben und teils tausende Euro Tierarztkosten verursachen, da sie schwer krank sind. Auch die meisten Kaninchenzuchten sind leider absolut unseriös, z.B. werden viele Zuchttiere schlecht gehalten (in Buchten eingesperrt), mit Trockenfutter ernährt (das kann schwere Zahnerkrankungen verursachen, auch noch zeitversetzt) und ungeimpft abgegeben (das Kaninchen stirbt ggf. kurz nach der Aufnahme an einer Seuche). Die häufigste Todesursache bei Jungtieren ist die Kokzidiose, ein Darmparasit, trotz dessen geben viele Züchter die Tiere mit Kokzidien ab und sparen sich die Kotproben, die Tiere sterben dann durch den Umgebungswechsel und die Nahrungsumstellung leicht Zeitversetzt zum Einzug. Die Mehrheit der Kaninchenzüchter züchtet immer noch mit EC (ein schlimmer Erreger, den das Tier dann lebenslang trägt und der bei Stress und anderen Erkrankungen ausbricht)!
Gut aufgehoben sind Sie bei den meisten Tierheimen und Notstationen, aber auch bei manchen Privatabgaben. Dort erhalten Sie gesunde, tierärztlich untersuchte, kastrierte und geimpfte Tiere. Zudem werden Sie gut beraten, können die Tiere im Notfall zurück bringen und erhalten Hilfe, wenn sich Fragen oder Probleme ergeben. Immer mehr Tierheime testen auch den EC-Status vor der Abgabe, die meisten machen es zumindest auf Wunsch. Jungtiere sollten erst mit zehn, besser zwölf Wochen ins neue Heim ziehen, werden Ihnen jüngere Tiere angeboten, so ist die Quelle nicht seriös! Einen großen Einfluss auf die Krankheitsanfälligkeit hat auch die Rasse: Qualzuchten wie z.B. Kaninchen mit Schlappohren, Langhaarrassen (Angora, Teddy), Rex oder Satinkaninchen sollten nicht beim Züchter erworben werden, da sonst die Zucht und somit das Leid dieser Tiere gefördert wird. Hier finden Sie eine Übersicht aller Kaninchenrassen mit Infos zu Erkrankungen, Charakter & mehr.
Egal ob Zucht oder Tierheim, achten Sie penibel darauf, dass alle Kriterien für eine seriöse Abgabestelle erfüllt sind:
Infos und Checkliste für eine seriöse Abgabestelle: Woher Kaninchen kaufen?
Liste mit seriösen Abgabestellen nach PLZ sortiert: Vermittlung
Alles Wichtige zu Kaninchen im Überblick
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