kaninchenverdauungstraktVerdauung

Um zu verstehen, warum ein Kaninchen eine spezielle Ernährung benötigt und wie sich Ernährungs-Fehler auswirken können, ist es wichtig, sich mit dem Ablauf der Verdauung vertraut zu machen.

Die Aufgabe der Verdauung

Alle Futtermittel, die das Kaninchen zu sich nimmt, sind zunächst Fremdstoffe für den Organismus des Kaninchens, die Futtermittel können nicht aufgenommen und verwertet werden.

Aufgabe der Verdauung ist es daher, die Futtermittel in ihre Kleinst-Bausteine zu zerlegen, damit sie anschließend von der Darmwand resorbiert werden können. Dann setzt der Stoffwechsel ein, d.h. das Blut transportiert die resorbierten Stoffe zu den einzelnen Organen.

Einzig ein Teil der Vitamine, Wasser, Mineralstoffe und Hormone, kann die eigentliche Verdauung umgehen und ohne eine Umformung (Verdauung) von der Darmwand resorbiert werden. Alle anderen Stoffe (Kohlenhydrate, Fette, Eiweiße…) müssen erst verdaut werden.

Einzelne Stationen der Verdauung…

Im Mund

Die Nahrung nehmen Kaninchen mit Hilfe der Schneidezähne, der Lippen und der Zunge in ihr Maul auf, um sie anschließend mit Mahlbewegungen der Backenzähne (unterer Kiefer) zu zerkleinern (siehe Zahnabrieb). Die mechanische Zerkleinerung ist wichtig, damit der Nahrungsbrei anschließend durch die Speiseröhre passt und die Enzyme optimal wirken können (vergrößerte Oberfläche). Eine besondere Rolle spielt dabei der Speichel, der sich mit der Nahrung vermischt und so ein gutes Abschlucken ermöglicht. Des Weiteren löst er den Nahrungsbrei an und bereitet den weiteren Verdauungsvorgang vor (besonders durch Enzyme, welche die Kohlenhydrate aufspalten). Besonders wichtig ist dabei das stärkespaltende Enzym (Amylase), das diese zu Zucker zerlegt. Kaninchen produzieren täglich eine Menge an Speichel, die etwa 10% ihres Körpergewichts ausmacht!

Zahnerkrankungen Je nach Beschaffenheit des Futters, werden die Zähne unterschiedlich beansprucht. Je mehr das Kaninchen kauen muss, um seinen Energiebedarf zu decken, desto besser werden die Zähne abgenutzt. Energiereiches Futter (Trockenfutter, Getreide…) und bereits gemahlenes Futter (Pellets, Extrudate, Päppelbrei) muss kaum gekaut werden und wird schnell abgeschluckt. Deshalb sind auch „rohfaserreiche Pellets“ nicht für den Zahnabrieb geeignet, da sie aus gemahlenen Komponenten bestehen. Besonders lang muss faseriges Futter gekaut werden (Gräser, Kräuter, Heu, Frischfutter). Das Futter sollte auch nicht zu energiereich sein, damit mehr davon gefressen werden muss (= mehr Kauaktivität) um satt zu werden. So wird ein optimaler Zahnabrieb gewährleistet: Zahnabrieb
Besonderheit: Kaninchen können (anders als wir Menschen) kaum aufstoßen oder erbrechen. Dies liegt daran, dass der Verschluss zwischen Speiseröhre und Magen fest geschlossen wird und die geringe Peristaltik (Muskulatur) im Magen vorwiegend am Magenausgang eingesiedelt ist. Alles, was einmal in den Magen gelangt ist, kann nur nach unten abtransportiert werden. Ein Aufstoßen oder Erbrechen ist kaum möglich.  Deshalb müssen Kaninchen vor einer Operation auch nicht ausgenüchtert werden (es besteht nicht die Gefahr, durch Erbrechen zu ersticken). Ein weiterer Grund ist das Nahrungsverhalten der Kaninchen, auf das sich die Verdauung ideal angepasst hat. Kaninchen nehmen während ihrer Aktivitätsphasen immer wieder kleine Mengen Futter auf, statt wenige große Mahlzeiten zu sich zu nehmen. Deshalb ist ihr Magen auf eine stetige Nahrungszufuhr angewiesen. Ein „Ausnüchtern“ im landläufigen Sinne wäre auch sinnlos, da der Magen nie geleert wird sondern immer Nahrungsreste im Magen verbleiben, er wäre daher nie leer, wie es bei anderen Tieren der Fall ist.

Im Magen

Nach dem Abschlucken gelangt der Nahrungsbrei durch die Speiseröhre in den dünnwändigen und einhöhligen Magen (er macht ca. 15% des Verdauungstraktes aus). Zu beachten ist, dass das angeschichtete Futter bestehen bleibt und das neu hinzukommende meist in der Mitte Platz findet. Kaninchen behalten immer eine Restmenge Nahrung im Magen zurück, er wird somit nie ganz geleert. Dies hat u.a. den Vorteil, dass aufgenommene Nahrung immer mit bereits vorhandener Nahrung gemischt wird und somit Giftstoffe stärker verdünnt werden können. Der mitgeschluckte Speichel  wirkt weiterhin enzymisch auf die Stärke ein, um sie abzubauen. Es folgt eine bakterielle Milchsäurevergehrung der Kohlenhydrate. Der Magensaft besteht aus Salzsäure und dem eiweißspaltende Enzym Pepsin und wird von der Magenschleimhaut gebildet. Je nach Art der aufgenommenen Nahrung, ist er unterschiedlich sauer bzw. salzsäurehaltig. Die enthaltene Salzsäure tötet je nach Ph-Wert viele Bakterien und die meisten Viren ab. Bei Jungtieren ist die Ansäuerung jedoch deutlich milder, daher können in diesem Alter besonders gut Bakterien und Viren den Magen passieren und sich im restlichen Verdauungstrakt ansiedeln. Auch während der Aufnahme des Bilddarmkotes (meistens ist vormittags eine solche Phase) wird der Magen nur leicht angesäuert. Die Magensäure verhindert Gärungen und durchdrängt den Nahrungsbrei. Erst wenn er ausreichend durchfeuchtet ist, öffnet sich der Magenpförtner um den Nahrungsbrei in kleinen Portionen an den Dünndarm abzugeben.

Besonderheit: Kaninchen sind auf eine stetige Stoffzufuhr im Magen angewiesen, ihre Verdauung muss immer aktiv gehalten werden. Allerdings ist dafür (entgegen der weitläufigen Meinung) keine stetige Nahrungszufuhr (Dauerfressen: oft mit „oben rein, unten raus“ oder Gartenschlauch – Prinzip oder Stopfmagen/Stopfdarm betitelt) nötig, dem Kaninchen ist es problemlos nötig, Hungerphasen mit der Aufnahme von Blinddarmkot zu füllen. Erst nach etwa 12 Stunden ohne Nahrungszufuhr erreicht es einen kritischen Zustand. Da das Kaninchen einen festen Rhythmus von Blinddarmkot- und Hartkotphasen einhält, ist es jedoch wichtig, dass es rund um die Uhr Nahrung zur Verfügung hat und so die Nahrungsaufnahme selber entsprechend dem Verdauungs-Rhythmus einteilen kann.
Magen-Darmerkrankungen: Kaninchen sind sehr sensibel, Fütterungsfehler, Parasiten oder Nahrungsverweigerung (z.B. durch Schmerzen oder andere Erkrankungen) können sich schnell lebensbedrohlich entwickeln. Dabei kommt es recht schnell zu einem Stillstand der Verdauung durch eingetrockneten Nahrungsbrei, in Folge treten Aufgasungen auf. Das Tier wird apathisch und verweigert die Nahrungsaufnahme. Dabei ist der Magen mit mehr Nahrung und Gas gefüllt, als sein Volumen zulässt. Der Kaninchenmagen ist nicht besonders dehnbar und hat sehr dünne Darmwände, daher kann es bei Überladungen und Aufgasungen sogar zu Magenwandrissen kommen. Zu einer Überladung und Aufgasung des Magens  kommt es meistens durch Nahrungsverweigerung (Zahnerkrankungen, Schmerzen, …) oder ungeeignetes bzw. stark quellendes Futter.
Magendilatationen: Die Magendilatation ist die häufigste Erkrankung des Verdauungstraktes. Sie entsteht durch Nahrungsverweigerung. Kaninchen verweigern ihr Futter aus den unterschiedlichsten Gründen, z.B. weil sie nicht fressen können (Zahn-, Maul-, oder Kiefererkrankungen), nicht essen wollen (Schmerzen durch „unsichtbare Erkrankungen“ wie z.B. Gebärmuttererkrankungen) oder Übelkeit (z.B. Niereninsuffizienz, Lebererkrankungen…). Deshalb rettet hier eine sorgfältige Diagnostik Leben. In den seltensten Fällen sind reine Haarballen die Ursache! Meistens ist es eingedickter Nahrungsbrei, der teils auch Haarballen enthalten kann, aber in der Regel vorwiegend aus Nahrungsbestandteilen zusammengesetzt ist. Betroffene Tiere müssen sehr aufwändig intensivmedizinisch behandelt werden, dabei sollte die Ursache gesucht und behoben werden! Mehr Infos
verstopfungVerstopfung, Obstipation, Haarballen: Haarballen sind relativ selten, meistens handelt es sich um fehldiagnostizierte Magendilatationen! Sie kommen aber dennoch vor… Eine stark verlangsamte oder still stehende Verdauung, so dass es zu keinen Kotausscheidungen kommt, kann unterschiedliche Ursachen haben. Zu den häufigsten Ursachen gehört das Fressen von (Klump-)Katzenstreu, Strohpellets, Futterpellets oder anderen Dingen, die im Magen und Darm stark aufquellen oder verklumpen (z.B. auch Fremdkörper, Vetbeds, Teppichfasern…). Oftmals führt auch die Aufnahme von viel Fell (durch das Putzen des eigenen Felles, Nestbau mit Fell oder des Fell anderer Kaninchen im Fellwechsel oder durch das krankhafte Ausreißen von eigenen Fell), das sich im Darm zu einem festen Ballen verknotet (Haarballen) zu Verstopfungen. Verstopfungen werden stark begünstigt oder sogar ausgelöst, wenn das Kaninchen sehr trocken ernährt wird und/oder keinen freien Zugang zu Trinkwasser hat. Der trockene Nahrungsbrei kann dadurch nicht angefeuchtet werden und rutscht nicht weiter. Die natürliche Nahrung besteht zu 70-80% aus Flüssigkeit, daher ist die Kaninchenverdauung auf einen sehr feuchten Nahrungstransport ausgelegt. Auch Bewegungsmangel, eine Haltung, welche die Bewegung einschränkt und/oder Verfettung können eine Verstopfung verstärken. Grundsätzlich verstärkt eine faserarme, trockene Ernährung die Obstipation beim Kaninchen.
Magenüberladungen: Futterpellets, Mischfutter, Getreide, Extrudate, Trockengemüse und auch Einstreupellets (besonders Strohpellets werden gerne gefressen) bzw. allgemein fast jedes trockene Futter quillt im Kontakt mit Flüssigkeit (mehr oder weniger) auf. Füllt das Kaninchen nun gierig seinen Magen mit Trockenfutter, so bildet sich eine trockene Masse im Magen, die nicht abtransportiert werden kann. Im Magen wird das Futter mit Magensaft, der auch aus Magensäure besteht, durchtränkt, damit er für den Weitertransport geeignet ist. Da dieser Magensaft das trockene Futter zum Aufquellen bringt, nimmt das Futtervolumen bedeutend zu. Die meisten Pellets (auch getreidefreie Pellets!) erreichen in Quellversuchen das drei- bis fünffache Volumen der Originalgröße. Da sich der Magen nicht um die drei- bis fünffache Größe ausdehnen kann, kommt es zu einer krankhaften Überladung bzw. sogar zu Magenwandrissen. Der Magenpförtner ermöglicht den Weitertransport erst, wenn das Futter feucht, d.h. durch den Magensaft durchtränkt und somit aufgequollen ist. Trockenes Futter im Magen wird nicht weiter transportiert. Somit wird der Magen maßlos überlastet. Nicht quellendes und zudem feuchtes Futter verursacht diese Probleme nicht, außer es wird zusammen mit quellenden Trockenfutter gefüttert (auch zeitversetzt!).Dann kann es sogar durch den hohen Wassergehalt die Überladung verschlimmern, da es den Quellvorgang des trockenen Futters verstärkt. Auch Hungerzeiten oder eine unregelmäßige bzw. unstetige Fütterung und Futterschwankungen begünstigen eine Magenüberladung, da hungrige Kaninchen sich auf die endlich vorhandene oder beliebte Nahrung (die es nicht durchgängig gibt) bei den Mahlzeiten stürzen und den Magen aus Gier so stark füllen, dass jede kleine Ausdehnung bereits den Magen stark belastet. Kaninchen, die zu Magenüberladungen neigen, sollten daher mindestens zweimal täglich mit so viel Futter versorgt werden, dass sie dazwischen keine Hungerpausen erleiden sondern rund um die Uhr das selbe Futterangebot zur Auswahl haben. ideal ist daher eine Ad libitum Ernährung.

Im Dünndarm (Zwölffingerdarm, Leerdarm, Hüftdarm)
Im Dünndarm werden die Nährstoffe mit Hilfe von abgesonderten Enzymen aus der Bauchspeicheldrüse und Gallensaft aus der Leber in ihre einzelnen Bausteine zerlegt. Fette in Glycerin und Fettsäuren, Proteine in die einzelnen Aminosäuren, und Kohlenhydrate in Einfachzucker. Dadurch ist es möglich, dass diese Stoffe durch die Darmwand resorbiert werden, nur die einzelnen Kleinst-Teile haben diese Möglichkeit. Der erste Dümmdarm ist der Zwölffingerdarm, der durch stark basische Säfte (Bauchspeicheldrüsensaft und Gallensaft) den Nahrungsbrei, der durch die Magensäure stark sauer ist, wieder zu neutralisieren, damit die Enzyme wirken (die Eiweiße und Kohlenhydrate zerlegen) kann, so dass sie durch die Darmwand in die Blutbahn aufgenommen werden können.

Im Leerdarm hat der Körper die Aufgabe, Mineralstoffe aufzunehmen, Vitamine aus dem Brei herauszuziehen und durch enzymische Einwirkung die Kohlenhydrate, Fette und Eiweiße zu zerlegen, damit die Darmwand sie resorbieren (in die Blutbahn aufnehmen) kann, wenn sie nicht zerlegt sind, können sie nicht aufgenommen werden (Pfortadersystem). Die Stoffe werden zur Leber transportiert und dort neu zusammen gebaut, so dass sie für den Kaninchen-Körper zur Verfügung stehen.

Würmer und andere Darmparasiten & Folgeerkrankungen durch Gifte im Körper würmer-kaninchenIst die Nahrungszufuhr zu schnell (Heißhunger), so gelangt der Nahrungsbrei zu schnell in den Dünndarm und wird im Zwölffingerdarm zu wenig neutralisiert, so dass er sauer weiter geleitet wird. Als Folge können die Enzyme nicht wirken (diese brauchen ein neutrales/basisches Milieu) und es kommt zu Gärungen/Fäulnis und keiner ausreichenden Nährstoffaufnahme. Um sich zu helfen, bildet der Körper Schleim (durch Glykoproteine)  um den Brei zu neutralisieren. Der Schleim bleibt jedoch bestehen und wird nicht ausgeschieden, besonders wenn es sich um ein chronisches Problem handelt (wenn immer zu saurer Brei in den Dünndarm gelangt). Die Schleimschichten werden dann übereinander im Dünndarm abgelagert. In diesem Schleim lagern sich viele Bakterien, Parasiten, Kotsteine und Würmer ab, die sich dort einnisten, er bietet einen idealen Nährboden. Diese Parasiten ernähren sich aus dem Nahrungsbrei im Darm und produzieren durch Gärungen und Fäulnis verschiedene Gifte, die über das Pfortadersystem ebenfalls in die Leber gelangen und resorbiert werden. Die Folge ist eine schleichende Vergiftung des Körpers, die Gifte gelangen in alle Körperregionen (Gehirnerkrankungen, Hauterkrankungen…).
OLYMPUS DIGITAL CAMERADurchfall, Diarrhö Wenn ein Kaninchen breiigen oder dünnflüssigen Kot absetzt, spricht man von Durchfall. Dieser kommt durch eine Reizung der Darmschleimhäute zu Stande bzw. im späteren Stadium dann durch eine entzündete Darmschleimhaut. Die Darmschleimhaut beim Kaninchen entzündet sich sehr schnell, z.B. bei starken Belastung durch Fehlernährung (z.B. Trockenfutter, Getreide, Süßigkeiten, Leckerlis…), Giftstoffe, die sie angreifen, Infektionen oder eine gestörte Verdauung (Blähungen, Parasiten, Fehlbesiedlungen, erhöhte Belastung durch unzerkautes Futter (Zahnprobleme) usw.).

Im Dickdarm (Blinddarm, Grimmdarm, Mastdarm)

Colon Separations Mechanismus: Anders als bei den meisten pflanzenfressenden Tieren, wandern beim Kaninchen nicht alle Nahrungsbestandteile in den Blinddarm. Während die groben Fasern des Nahrungsbreies weiter in den Grimmdarm transportiert werden, gelangen die feinen Nahrungspartikel in den Blinddarm (Colon Separations Mechanismus). Zum Separieren wird der erste Abschnitt des Dickdarms genutzt.

Während Blinddarmbewegungen die groben Fasern in den Dickdarm schieben, spült die Peristaltik des Dickdarms die Flüssigkeit und feinen Partikel (< 0,3-0,5mm) zurück in den Blinddarm.

blinddarmkotDer Blinddarm nimmt etwa 43% des Verdauungstraktes ein und unterscheidet sich von den anderen Verdauungsvorgängen, da hier keine Enzyme wirken, deshalb kann er sich Nahrungsbestandteile verwertbar machen, welche im Dünndarm nicht enzymisch aufgespalten werden konnten.

So ist es dem Kaninchen möglich, die Nahrung möglichst effizient auszunutzen.

Er ist ein großer Fermentationsraum, in welchem (ähnlich, aber nicht so effektiv wie bei den Wiederkäuern) durch kontrollierte Gärungsprozesse in erster Linie die die bisher unverdaulichen Feinpartikel verdaut werden. Bei dieser Gärung entstehen flüchtige Fettsäuren, welche in den Stoffwechsel übergehen, aber auch Eiweiße, Zucker und Vitamine der B- und K-Gruppen, sowie Ammoniak und Harnstoff. Durch die entstehenden Fettsäuren kann das Kaninchen ein Drittel seines Energiebedarfes decken. Die restlichen Produkte können im Blinddarm nicht aufgenommen werden, deshalb scheidet sie das Kaninchen während der Blinddarmkotphasen (der Dickdarm wird phasenweise für das Ausscheiden des Blinddarmkotes/Weichkotes genutzt) aus und nimmt sie direkt vom After mit dem Mund auf um sie anschließend abzuschlucken. Da der Blinddarmkot ausschließlich aus Feinpartikeln besteht, ist er entsprechend strukturlos und bildet beim Zerdrücken eine gleichmäßige Masse.

Der Blinddarmkot wird mit einer schützenden Schleimschicht (Mucin) umgeben, die ihn im restlichen Darmabschnitt und (nach der Wiederaufnahme) im Magen schützt, so erreicht er den Dünndarm und kann dort verdaut werden. Das Kaninchen nimmt auf diesem Weg Eiweiße, Zucker und Vitamine auf. Wird er nicht direkt mit dem Mund aufgenommen, so findet man ihn meist in traubenförmigen Anhäufungen oder zertreten als breiige oder dünnflüssige, schmierige Fladen.

Zeitlich getrennt wird im Dickdarm der Hartkot aus den abtransportierten, gröberen Bestandteilen des Verdauungsbreies gebildet und im weiteren Darmverlauf durch Muskelbewegungen geformt und schließlich ausgeschieden.

Besonderheit: Auf Grund der speziellen Bedeutung der Blinddarmverdauung beim Kaninchen und der damit verbunden Separation von kleinen Partikeln (Kleine Partikel mit < 0,3-0,5 mm werden in den Blinddarm transportiert) und großen, unverdaulichen Strukturfaser (diese werden ausgeschieden), ist das Kaninchen besonders aus lange Fasern (>,5mm) angewiesen um die Verdauungstätigkeit aufrecht zu erhalten. Gemahlene oder sehr staubige Nahrung gelangt daher in den Blinddarm, was zu einer Überfüllung des Blinddarms und mangelnden Füllung des Dickdarms führen kann. Die Füllung des Dickdarms mit groben Nahrungspartikeln ist jedoch überlebenswichtig, da so die Verdauung in Schwung gehalten wird. Fein gemahlenes Futter wie z.B. Pellets und Extrudate (das sind die bunten Trockenfutter-Ringe und -Klumpen, diese bestehen aus gemahlenen Futtermehlen) staubiges Heu, Nahrungsbrei (beim Päppeln) oder Futter mit wenig unverdaulichen Fasern kann daher die Verdauung stark verlangsamen oder zum Erliegen bringen und ist folglich für die Kaninchen-Ernährung ungeeignet.
Besonderheit: Durch die bakterielle Blinddarmverdauung des Kaninchens reagiert es besonders empfindlich auf Antibiotika-Gaben. Während die normalen Verdauungsabschnitte auch bei anderen Säugetieren vorhanden und gegenüber Antibiotika unempfindlich sind (da Enzyme und Galle gegenüber Antibiotika unempfindlich sind), wird der Blinddarm durch Bakterien besiedelt (die sogenannte Darmflora), und Bakterien können durch Antibiotika abgetötet werden. Bei Kaninchen ist die Blinddarmverdauung wichtig für die Energie- und Vitamingewinnung aus der Nahrung und eine abgetötete oder veränderte Darmflora kann zu Fehlgärungen (Blähungen), Durchfall oder anderen Verdauungs-Problemen führen.  Besonders die orale Eingabe (in den Mund) von Antibiotika beeinflusst die Blinddarmbesiedlung. Deshalb ist eine subkutane Verabreichungsform (Spritzen) beim Kaninchen grundsätzlich zu bevorzugen, sie beeinträchtigt die Blinddarmflora deutlich weniger.
Blähungen, Tympanie, Trommelsucht: Wenn der Magen oder Darm des Kaninchens aufgast, dann handelt es sich um eine Fehlfunktion der Verdauung, der grundsätzlich Ursachen zu Grunde liegen. Eine Ursache kann eine zu schnelle Futterumstellung oder die Fütterung größerer Mengen ungewohnten Futters sein. Die Magen-Darmflora ist immer an das gewohnte Futter optimal angepasst und verändert sich, wenn das Futter sich verändert (z.B. bei Wildkaninchen wenn es Winter wird und sie anderes fressen als im Sommer). Um eine Anpassung zu ermöglichen, so dass auch das neue Futter optimal verdaut werden kann, muss es jedoch erst nach und nach angefüttert werden, sonst liegt es unverdaut im Verdauungstrakt, da die richtigen „Helfer“ fehlen um es zu verdauen. Auch vergorenes, ungeeignetes, schimmeliges und mit Spritzmitteln stark belastetes Futter kann Blähungen auslösen. Eine weitere verbreitete Ursache ist ein kranker Verdauungstrakt, der sehr schwer mit der Aufspaltung der Nahrung zu kämpfen hat, da er durch eine Fehlernährung stark belastet wird. Zu diesem Problem kommt es vor allem durch eine völlig falsche Fütterung, die den Verdauungstrakt durch ihre Unnatürlichkeit und ggf. auch ungeeignete Bestandteile beschädigt (z.B. Trockenfutter Fütterung). Der kranke Verdauungstrakt ist dann sehr schnell „überfordert“ und hat mit der Verdauung der Nahrung zu kämpfen. Dadurch werden einzelne Bestandteile nicht richtig verdaut und beginnen zu gären. Oft lassen sich in diesem Fall Hefen, Kokzidien, e. coli Bakterien oder eine Darmentzündung nachweisen. Infektionen und Parasiten im Darm können die Verdauung behindern und so eine Aufgasung begünstigen. Oftmals ist auch die Darmflora durch Antibiotika-Gaben unvollständig aufgebaut oder es besteht eine Fehlbesiedlung. Auch Zahnprobleme (die ebenfalls durch eine Fehlernährung hervorgerufen werden können) verstärken diesen Prozess, da durch diese unzureichend zerkaute Nahrung in den Verdauungstrakt gelangt und diesen zusätzlich belastet. Kommt es zu einem Stillstand der Verdauung (z.B. durch Verstopfungen, die Darmperistaltik oder Verdauung beeinflussende Vergiftungen, Fressunlust oder Nahrungsmangel), so kann das länger im Magen oder Darm liegende Futter zu gären anfangen, so dass es ebenfalls zu Aufgasungen kommen kann. Besonders eine zu trockene und energiereiche Nahrung ist eine der häufigsten Ursachen für Trommelsucht. Handelsübliches Trockenfutter (auch „getreidefreies Trockenfutter“, Trockengemüse und andere trockene Nahrung) verlangsamen die Verdauung, da sie zum einen recht schnell satt machen (hohe Energiedichte und „Quellfähigkeit – der Nahrungsbrei quellt bei Kontakt mit der Magensäure auf und verfünffacht sich im Volumen),  die trockene Nahrung macht satt, überfüllt den Magen und trocknet ihn ein Stück weit aus. Dadurch kommt es zu einem sehr langsamen Weitertransport oder Stillstand des Magens. Es wird auch keine neue Nahrung mehr aufgenommen oder nur sehr wenig (das Kaninchen ist satt und „überfüllt) so dass kein nachschiebener Nahrungsbrei die Nahrung weiter transportiert und der Magenpförtner öffnet sich nicht immer, da er bei trockenen Nahrungsbrei im Magen verschlossen bleibt und wartet, bis dieser ausreichend feucht ist. Liegender Nahrungsbrei ist sehr gefährlich, da sich bei Gärungsvorgängen Gase bilden können, die so auch nicht weiter transportiert werden können (Kaninchen können auch nicht Aufstoßen) und so gast sehr schnell der Magen auf. Auch der Darm kann auf selben Weg still gelegt werden und gast dann ebenfalls auf. Auch wenn nichts mehr gegessen wird, kann das Kaninchen aufgasen, da dann der Nahrungsbrei im Magen/Darm liegen verweilt. Dies kommt vor, wenn das Kaninchen schwer krank ist. Wenig Bewegung kann Blähungen verstärken, es tut den Kaninchen gut, wenn sie sich mit Blähungen viel bewegen und so die Verdauung in Schwung bringen.