
Eine frühzeitige und konsequente Nahrungsumstellung ist für junge Kaninchen entscheidend, um ihre langfristige Gesundheit zu sichern. Besonders in den ersten Lebensmonaten befinden sich sowohl die Zähne als auch der Kieferknochen im Wachstum und genau in dieser Phase hat die Art der Fütterung enormen Einfluss. Eine falsche Ernährung, vor allem das Füttern von Trockenfutter, kann zu dauerhaften Schäden führen, die Kaninchen ein Leben lang begleiten und oft mit Schmerzen und hohen Tierarztkosten verbunden sind.
Warum Trockenfutter so schädlich für junge Kaninchen ist
Viele Jungtiere werden beim Züchter oder im Zoohandel an Trockenfutter gewöhnt. Was auf den ersten Blick praktisch erscheint, ist aus gesundheitlicher Sicht problematisch:
- Junge Kaninchen können noch keine Stärke verdauen, das Trockenfutter schädigt daher die Darmflora.
- Trockenfutter wird kaum gekaut und nutzt die ständig nachwachsenden Zähne nicht ausreichend ab.
- Trockenfutter wird anders gekaut als Grünfutter, dadurch entsteht deutlich mehr Druck auf die empfindlichen Wachstumszonen im Zahn. Es führt zu einer Fehlbelastung des Kiefers, wodurch sich der Schädel entwickeln kann, als sei eine „Kaubewegung nach unten“ notwendig.
- Diese Fehlentwicklung kann bleibende Deformationen verursachen die dafür sorgen, dass mehr Druck auf die Zähne besteht, was Erkrankungen der Zähne verursachen kann:
- Zahnfehlstellungen
- Zahnabszesse
- Wiederkehrende Zahnspitzen
- Chronische Zahnerkrankungen
- Schmerzbedingte Fressunlust
Gerade bei Jungtieren ist die Gefahr besonders groß, da die Schädelknochen noch formbar sind. Deshalb gilt: Je früher sie artgerecht fressen, desto besser entwickeln sich Zähne und Kopf.
Was ist Trockenfutter? Alle Müslimischungen, Pellets, Mischfutter, Extrudate, getrocknetes Gemüse usw. Mehr Infos dazu warum es schädlich ist: Trockenfutter?
Trockenfutter schnell absetzen
Bei jungen Kaninchen sollte Trockenfutter zügig und konsequent abgesetzt werden: langsame Ausschleichprozesse sind nicht nötig und sogar eher schädlich, weil sie die Fehlbelastung der Zähne unnötig verlängern.
Empfehlung:
→ Trockenfutter innerhalb weniger Tage komplett weglassen.
Eine Umstellung auf Frischfutter ist auch bei Jungtieren, die vorher nur Trockenfutter kannten, problemlos möglich, wenn man sie richtig begleitet.

Seriöse Herkunft: Von Anfang an gesund aufgezogene Jungtiere erwerben
Idealerweise sollten Kaninchen bereits aus einer Haltung stammen, die auf Trockenfutter konsequent verzichtet und ihre Jungtiere ausschließlich mit Frischfutter und Wiese großzieht. Ebenso wichtig ist, dass der Züchter oder die Pflegestelle regelmäßig Kotuntersuchungen durchführt und eine nachweislich kokzidienfreie Gruppe hält. Solche Jungtiere sind oft deutlich stabiler, haben eine gesunde Darmflora, korrekt entwickelte Kiefer und Zähne und lassen sich ohne Probleme weiter naturnah ernähren.
Werden Kaninchen von Anfang an verantwortungsvoll und artgerecht ernährt, erleichtert dies die spätere Fütterung erheblich und reduziert das Risiko lebenslanger Zahnerkrankungen oder Darmprobleme.
Kokzidien im Wachstum oder Trockenfutter bei Jungtieren und Babykaninchen können zu schwerwiegenden Entwicklungsstörungen führen und die Darmflora und Kopfform derart schädigen, dass die Tiere lebenslang anfälliger für Zahnerkrankungen und Verdauungsstörungen bleiben!
Kotprobe und Kokzidienkontrolle vor der Futterumstellung
Bei einer Kaninchenaufzucht mit Trockenfutter kann von einer unseriösen Herkunft der Tiere ausgegangen werden und diese Tiere haben fast immer auch Darmparasiten!
Bevor junge Kaninchen auf Frischfutter umgestellt werden, sollte immer eine Kotprobe beim kaninchenkundigen Tierarzt untersucht werden, idealerweise eine Sammelkotprobe über drei Tage. Besonders wichtig ist der Ausschluss von Kokzidien, da diese Darmparasiten bei Jungtieren sehr häufig vorkommen und sich durch Stress, Futterwechsel oder Transport schnell vermehren können. Eine Umstellung auf Grünfutter kann den Darm zusätzlich belasten, wenn bereits eine Kokzidieninfektion vorliegt. Deshalb gilt:
→ Erst behandeln, dann umstellen.
So wird verhindert, dass die Tiere durch die Kombination aus Parasitenbefall und Futterumstellung Magen-Darm-Probleme oder sogar gefährliche Verläufe entwickeln. Kokzidien sind die Hauptursache für Todesfälle bei Jungkaninchen.

Grünfutter zügig und richtig anfüttern
Junge Kaninchen haben einen sehr anpassungsfähigen Darm, der sich schnell auf eine natürliche, faserreiche Ernährung einstellen kann. Deshalb sollen sie frühzeitig viel Frischfutter erhalten.
So gelingt das Anfüttern:
- Mit gut verträglichen Sorten starten
- Wiesenkräuter (Löwenzahn, Spitzwegerich, Breitwegerich)
- Gräser
- Kräuter wie Dill, Petersilie, Basilikum
- Blattgemüse wie Karottengrün, Selleriegrün, Endivie
- Menge langsam, aber stetig erhöhen
Tag für Tag etwas mehr, dabei immer beobachten, ob der Kot normal bleibt. Als Richtwert: Jeden Tag die Menge vom Vortag verdoppeln. - Ständig Frischfutter anbieten
Kaninchen sollten nicht hungern, sie brauchen im Wachstum dauerhaft Futter zur Verfügung. Sobald es ein paar Tage angefüttert wurde, sollte so viel gegeben werden, dass bei der nächsten Fütterung Rest übrig sind und das kann wirklich viel sein! Es können ganze Salat- und Kohlköpfe ins Gehege gelegt werden. - Heu parallel anbieten
Als zusätzliche Faserquelle und für den Zahnabrieb.
Kohl und Klee: Erst später einführen
Kohl und Klee sind sehr gesund, aber vertragen sich nicht mit einer durch Trockenfutter angeschlagenen Darmflora.
Deshalb sollten sie erst eingeführt werden, wenn das Trockenfutter seit mindestens zwei Wochen vollständig weggelassen wurde.
Also:
→ Erst Trockenfutter komplett streichen
→ Zwei Wochen Stabilisierung auf gut verträglichem Grünfutter
→ Dann langsam Kohl- und Kleesorten anfüttern (z. B. Wirsing, Grünkohl, Rotklee, Weißklee)
Was tun bei Durchfall oder weichem Kot?
Leichter weicher Kot in der Umstellungsphase ist nicht ungewöhnlich. Problematisch wird es nur, wenn:
- der Kot wässrig wird,
- das Kaninchen apathisch wirkt,
- es nicht frisst.
In diesen Fällen sollte sofort ein Tierarzt aufgesucht werden.
Ansonsten kann man die Menge des neuen Futters etwas reduzieren und langsamer steigern.

Eine frühe Nahrungsumstellung schützt ein Leben lang
Junge Kaninchen profitieren enorm davon, wenn sie so schnell wie möglich auf natürliche Nahrung wie Wiese, Kräuter und Blattgemüse umgestellt werden. Die richtige Ernährung in der Wachstumsphase vermeidet Zahnprobleme, stabilisiert die Darmflora und legt den Grundstein für ein gesundes Leben.

