
Die richtige Ernährung von Jungkaninchen legt den Grundstein für ein gesundes Leben. In den ersten Lebensmonaten entwickeln sich Zähne, Kiefer und Darmflora besonders schnell, Fehler in dieser Zeit führen häufig zu dauerhaften Zahnerkrankungen, Verdauungsproblemen oder Entwicklungsstörungen.
Dieser Artikel zeigt, wie Jungtiere optimal gefüttert werden, welche Futtersorten geeignet sind und warum die zeitnahe Fütterung mit Grünfutter unverzichtbar ist.
Warum die Ernährung junger Kaninchen so wichtig ist
Zahnentwicklung und Kieferbildung
Kaninchenzähne wachsen lebenslang. Damit sie sich korrekt abnutzen und der Kiefer sich gesund entwickelt, benötigen Jungtiere strukturreiche, faserreiche Nahrung, die echte Kaubewegungen erfordert. Die Kaninchen bewegen die Zähne seitlich und schleifen über das Futter.
Trockenfutter dagegen zerbröselt bereits beim Kauen, führt kaum zu Abrieb und belastet den Kiefer falsch. Um das Futter zu zerkauen wird wie ein Mensch gekaut und dadurch entsteht enormer Druck auf die Wachstumszonen des Zahns. Bei Jungtieren kann dies zudem zu Schädel- und Kieferdeformationen führen, mit lebenslangen Folgen wie:
- Zahnfehlstellungen
- Zahnabszessen
- wiederkehrenden Schneide- und Backenzahnproblemen
- erhöhtem Risiko für Futterverweigerung und Aufgasungen
Eine natürliche Ernährung ist daher besonders in der Wachstumsphase entscheidend.
Aufbau einer stabilen Darmflora
Der Darm junger Kaninchen ist darauf ausgerichtet, frisches Grünfutter zu verdauen. Es liefert:
- natürliche Rohfaser
- Feuchtigkeit
- sekundäre Pflanzenstoffe
- strukturreiche Bestandteile für die Darmgesundheit
Kunstfutter wie Pellets, Mischfutter oder getreidehaltige Produkte belastet den Darm und kann zu Dysbiosen führen.
Die Darmflora wird zudem durch die Aufnahme des mütterlichen Blinddarmkotes aufgebaut. Tiere die zu früh vom Muttertier getrennt wurden, haben dazu nicht die Möglichkeit,
Ein dritter wichtiger Punkt ist die Kokzidienfreiheit: Darmparasiten stören die Verdauung, können zu Entwicklungsstörungen, Unterernährung und lebenslangen Schäden der Darmflora beitragen.

Was Jungkaninchen fressen sollten: optimale Grundernährung
1. Viel frisches Grünfutter
Grünfutter bildet die natürliche Grundlage der Ernährung. Geeignet sind u. a.:
- Wiese mit Kräutern und Gräsern (z.B. Löwenzahn, Breit- und Spitzwegerich, Bärenklau, Gänseblümchen…)
- Bittersalate: Endivie, Chicorée, Zuckerhut, Löwenzahnsalat
- Karottengrün, Selleriegrün
- Kräuter wie Dill, Petersilie, Basilikum
- Frische Zweige und Laub/Blätter von ungiftigen Bäumen
Junge Kaninchen vertrauen Grünfutter in aller Regel sehr gut, da ihr Darm sich schnell anpasst, wenn kein Trockenfutter stört.
2. Hochwertiges Heu als Beilage
Heu dient als Ergänzung, nicht als Hauptfutter. Kräuterreiches Wiesenheu unterstützt Verdauung und Zahnabrieb.
3. Frisches Wasser
Am besten im Napf, jederzeit verfügbar.

Was Jungkaninchen NICHT fressen sollten
Trockenfutter / Pellets /Kaninchenmüsli
Trockenfutter ist einer der Hauptauslöser für Zahn- und Verdauungsprobleme.
Es sollte zeitnah innerhalb von drei Tagen und vollständig abgesetzt werden, ein längeres Ausschleichen ist nicht nötig und verlängert nur die schädliche Fehlbelastung der Zähne.
Getreidehaltige Snacks und Knabberstangen
Zu energiereich, zu hart gepresst, unnatürlich für den Kaninchendarm.
Kohl und Klee in der Anfangsphase
Erst zwei Wochen nach dem Absetzen des Trockenfutters langsam einführen, wenn die Darmflora stabil ist.
Jungkaninchen richtig umstellen – Schritt für Schritt
Viele Jungtiere werden beim Vorbesitzer oder im Handel ungeeignet ernährt. Eine rasche Umstellung ist dennoch möglich und sogar notwendig, um Schäden vorzubeugen.
1. Trockenfutter konsequent absetzen
Innerhalb weniger Tage vollständig weglassen.
2. Gut verträgliches Grünfutter anfüttern
Starte mit:
- Löwenzahn
- Wegerichen
- Gräsern
- Endivie
- Kräutern
Menge täglich steigern, bei normalem Kot weiter ausbauen.
3. Nach zwei Wochen: Kohl und Klee einführen
Wenn das Trockenfutter vollständig gestrichen ist und das Tier stabil frisst, kannst du langsam Kohl- und Kleesorten ergänzen.
Mehr Infos zur Umstellung von Jungtieren
Kotprobe vor der Futterumstellung: Kokzidien frühzeitig ausschließen
Junge Kaninchen sind besonders anfällig für Kokzidien.
Bevor größere Mengen Grünfutter gefüttert werden, sollte eine 3-Tage-Sammelkotprobe auf Kokzidien und andere Parasiten bei einem kaninchenkundigen Tierarzt untersucht werden.
Wichtig:
→ Liegen Kokzidien vor, zuerst behandeln, dann das Futter erweitern.
Eine Futterumstellung bei bestehender Infektion kann den Verlauf verschlimmern.
Warum die Herkunft so entscheidend ist
Die beste Ernährung nützt wenig, wenn das Jungtier bereits unter mangelhafter Aufzucht leidet.
Achte auf eine seriöse Herkunft, in der die Jungkaninchen:
- ohne Trockenfutter, ausschließlich mit Grünfutter und Wiese aufgezogen wurden
- in stabilen Gruppen und großen Gehegen leben
- regelmäßige Kotproben vorweisen können und geimpft sind
- nachweislich kokzidienfrei sind
- bereits viele naturbelassene Futtersorten kennen
Solche Tiere haben eine gesunde Darmflora, korrekte Zahn- und Kieferentwicklung und sind insgesamt widerstandsfähiger.
Mehr Infos zum Kaninchenkauf
Praktische Alltagstipps
- Mindestens fünf verschiedene Grünfuttersorten täglich anbieten
- Neue Pflanzen langsam steigern
- Äste und Zweige anbieten (Struktur, Beschäftigung, Zahnabrieb)
- Futter nie rationieren, Kaninchen brauchen Dauernahrung: so viel füttern dass bei der nächsten Fütterung noch Reste übrig sind
- Kot täglich beurteilen, besonders in der Wachstumsphase
Naturnahe Jungkaninchenernährung schützt ein Leben lang
Jungkaninchen benötigen keine Pellets, kein Trockenfutter und keine künstlichen Snacks, sie brauchen frische Pflanzen, strukturreiche Nahrung und eine stabile Darmflora.
Eine frühe, konsequente Umstellung auf Grünfutter schützt Zähne, Verdauung und Gesamtgesundheit und schafft die Basis für ein langes, problemloses Kaninchenleben.
Je natürlicher die Ernährung – desto gesünder das Kaninchen.

