Myxomatose, Kaninchenpest (Leporipoxvirus myxomatosis)

myxomatose
Foto: Fletch 2002

Achtung: Myxomatose ist eine tödliche Seuche

Ein Schutz vor Myxomatose ist durch die Impfung möglich. Regelmäßige Nachzuimpfungen und ein Spot-on zur Mückenabwehr, Fliegengitter und erhöhte Hygienemaßnahmen (siehe unten), sind Möglichkeiten die Kaninchen vor der Seuche zu schützen!

 

Die Myxomatose zählt zu den bedeutendsten Infektionskrankheiten, viele Kaninchen in Deutschland sterben jährlich an einer Infektion mit dieser.

In der Geschichte wurde sie häufig eingesetzt, um Überpopulationen mit Wildkaninchen zu reduzieren. Beispielsweise in Australien vermehrten sich die dort nicht heimischen, angesiedelten Kaninchen rasant (weil sie keine natürlichen Feinde haben) und die Myxomatose sollte diese Überpopulation reduzieren. 1952 wurde das Virus in Frankreich verbreitet, angefangen auf einem Gutshof um die Wildkaninchenplage zu bekämpfen, brachten es Nachbarn gezielt auch auf ihre Ländereien und die Wildkaninchen verstarben seuchenhaft. So verbreitete sich das Virus in Europa, ein Jahr später war dann auch in Deutschland der erste Fall bekannt. Demnach haben wir es dem Menschen zu verdanken, der hier sehr stark in die Natur eingriff und so dem Virus den Weg ebnete.

Das Virus

Peter hat die Myxomatose überlebt (Bericht unten).

Das Myxomatosevirus ist ein Pockenvirus, deshalb ähnelt er der Pocken-Erkrankung beim Menschen oder anderen Tierarten, aber auch der seltenen Kaninchenfibromatose. Trotzdem ist die Myxomatose wirtsspezifisch und befällt nur Kaninchen und in Ausnahmefällen auch (Feld)hasen. Nager und Meerschweinchen können sich infizieren, erkranken jedoch nicht.

Das Virus hält sich bei Kälte und im pH-Bereich von 4-12 recht gut, es sind die idealen Umgebungsbedingungen für ihn. Fühlt sich das Virus in seiner Umgebung wohl, kann er jedoch mehrere Monate aktiv bleiben, besonders in Kot, Schmutz oder anderen kühlen Material ist das Virus oft auch noch nach Monaten gefährlich. Besonders in den Sommermonaten ist das Virus sehr aktiv, da es durch Insekten (insbesondere Stechmücken) übertragen wird.

Myxomatose muss weder angezeigt, noch gemeldet werden.

Übertragung

Der Hauptüberträger sind Stechmücken und stechende Fliegen, sie können noch 36 Tage nach dem Kontakt zu einem an Myxomatose erkrankten Kaninchen, die Krankheit an ein gesundes Kaninchen übertragen. Auch alle anderen Insekten (Kaninchenfloh, Zecken usw.) können eine Rolle spielen. Kaninchenflöhe können die Myxomatose sogar noch nach drei Monaten übertragen. Viele Tiere infizieren sich mit dem Virus und können es übertragen, ohne selbst daran zu erkranken (Mensch, Nager, Vögel, …), aber auch über Gegenstände oder von Tier zu Tier (Deckakt, Körperkontakt) ist eine Ansteckung möglich. Zuvor Erkrankte und wieder augenscheinlich gesunde Kaninchen sind noch bis zu sechs Monate Überträger der Seuche. Je dichter die Kaninchen gehalten werden, desto höher ist die Gefährdung. Auch über infiziertes Futter ist eine Ansteckung nicht auszuschließen, besonders ungeimpfte Kaninchen sind gefährdet, wenn in Seuchengebieten auf Wiesen gepflückt wird, die von infizierten Wildkaninchen bewohnt wurden.

Bitte bekannte Fälle eintragen lassen unter: https://kaninchen.fiebig.cc/seuchenmeldung

Symptome: Woran erkenne ich Myxomatose?

Erst vier bis zehn Tage nach der Ansteckung treten erste Symptome auf. Auch wenn die Symptome unterschiedlich sind, treten meist zu erst Entzündungen (Rötungen – Bindehautentzündung) und Schwellungen an den Augenlidern auf, anschließend sind diese auch am Rest des Körpers, insbesondere im Kopfbereich (besonders an den Ohren, der Nase und den Lippen, der Kopf kann dadurch sehr unförmig wirken) anzutreffen. Ebenfalls von Entzündungen, Schwellungen und Knötchenbildung betroffen sind oft der Analbereich, die Geschlechtsorgane, Bauch, Rücken und Hintergliedmaßen. Die eitrigen Augenentzündungen führen häufig zum Erblinden. Begleitet wird die Symptomatik durch leichteres oder mittelschweres Fieber und oft auch von bakteriellen Sekundärinfektionen der Haut und Lunge. Im fortgeschrittenen Stadium haben die Tiere Probleme zu atmen und zu schlucken, dadurch, aber auch durch die Atemnot, wird meist die Nahrungsaufnahme reduziert und schließlich eingestellt. Der Krankheitsverlauf schreitet so schnell voran, dass die Tiere unbehandelt recht schnell völlig entkräftet und abgemagert versterben (meist innerhalb von ein bis zwei Wochen).

Man unterscheidet prinzipiell grob zwei verschiedene Ausprägungsformen:

  • die knotige Form (knotige Knubbel an der Haut- und Unterhaut) sowie die
  • ödematöse Form (Flüssigkeit im Gewebe kann nicht ausreichend über die Lymphbahnen abgeführt werden, dadurch lagert sich Wasser in der Unterhaut, vorwiegend im Gesichtsbereich, ein). Diese ist die schwerere Form.

Bei besonders aggressiven Verlaufsformen sterben die Tiere oft schon nach wenigen Tagen bzw. zwischen dem 8. und 15. Tag nach der Infektion, teils ohne das volle Krankheitsbild auszubilden. Insbesondere wenn Sekundärerkrankungen (z.B. eine Lungenentzündung) beteiligt sind.
Manche Kaninchen erkranken an recht milden Verlaufsformen, insbesondere geimpfte Kaninchen. Diese Verlaufsform geht zwar ebenfalls mit Entzündungen und Knötchenbildung einher, allerdings deutlich weniger ausgeprägt. Diese Tiere haben recht hohe Überlebenschancen, wenn sie ein gutes Immunsystem haben.

Diagnose

Leichtere Verläufe sind häufig der Kaninchensyphilis, Erkrankungen durch das Papillomavirus oder dem Kaninchenschnupfen bzw. ähnlichen Erkrankungen der oberen Atemwege ähnlich.

Bei schweren Verläufen ist das Bild meistens eindeutig. Chronische, eher leichte Verläufe können weiter eingegrenzt werden, u.a. durch Ausschluss der Differenzialdiagnosen und eine Biopsie.

Behandlung

Besteht der Verdacht, dass ein Kaninchen an Myxomatose erkrankt ist, sollte ein kaninchenkundiger Tierarzt aufgesucht werden.

Therapie: Wie wird die Myxomatose behandelt?

myxomatose behandlung
Menggen hat drei Monate gebraucht um gesund zu werden. Sie wurde mit Antibiotikum, vitaminreichen Frischfutter und Schüssler Salze Nr. 8 behandelt. Durch 3-4x tägl. Inhalieren mit Thymian wurden die mit Schwedenbitter betupften Krusten weich und konnten entfernt und mit Kolloidalem Silber betupft werden.

Eine Therapie ist aus Tierschutzsicht nicht immer sinnvoll, da die Myxomatose oft das Tier stark leiden lässt. Gerade bei leichten oder mittelschweren Verläufen, bzw. solange die Tiere einen einigermaßen tragbaren Allgemeinzustand vorweisen, kann eine Behandlung versucht werden. Entscheidet man sich gegen eine sehr zeitaufwändige intensive Behandlung, muss das Tier eingeschläfert werden, es an der Seuche sterben zu lassen, ist absolut qualvoll und daher nicht mit unserem Tierschutzgesetz vereinbar!

Wichtig: Ein Kaninchen mit Myxomatose muss intensiv gepflegt werden, wer sich für eine Behandlung entscheidet sollte sich bewusst sein, dass das Tier mehrmals täglich kontrolliert und die Behandlung angepasst werden muss. Außerdem ist die Medikamentengabe und Pflege mit viel Zeit verbunden und der Zustand des Tieres kann den Halter psychisch sehr belasten.
Trotzdem lohnt sich meist diese intensive Pflege, insbesondere bei der knotigen Form, denn irgendwann geht es auch wieder Berg auf!

Stabilisierung

  • Infusionen um den Kreislauf anzuregen
  • Fieber messen und ggf. Medikamente zum Fieber senken (bei hohen Fieber), leichtes Fieber hilft den Erreger einzudämmen. Meistens wird Metamizol (Novalgin) als Fiebersenker verwendet.
  • Schmerzmittel (bei hohen Fieber und/oder Nahrungsverweigerung Metamizol (Novalgin), ansonsten Meloxicam (Metacam), ggf. auch kombiniert)
  • Sauerstoff bei Atemnot

Immunsystem:

Erreger-Bekämpfung :

Leider kann der Erreger nicht so effektiv bekämpft werden, wie es z.B. bei einem Bakterium mittels Antibiotikum möglich wäre. Es kann jedoch der Körper bei der Bekämpfung des Erregers unterstützt werden.

  • Meerrettich, Rettich(blätter), Ingwer sind wirksam gegen Viren und puschen gleichzeitig das Immunsystem. In geriebenen Apfel oder zerdrückter Banane wird auch Meerrettich und Ingwer oft freiwillig gefressen (erst sehr wenig untermischen, die Menge dann steigern, sonst verschmähen ihn die Kaninchen). Ansonsten kann Ingwer als Saft eingegeben werden. Rettichblätter essen Kaninchen oft freiwillig, diese gibt es z.B. als Gründüngung oder im Supermarkt.
  • Wärme tötet den Erreger ab, er hat es schwerer sich auszubreiten. Deshalb sollten die Kaninchen möglichst warm gehalten werden. Zusätzlich zur warmen Raumtemperatur kann eine Wärmequelle (Wärmflasche, Wärmedecke…) angeboten werden, die vom Kaninchen jeder Zeit verlassen und wieder aufgesucht werden kann. Wurden die Kaninchen bisher im Kalten gehalten, darf die Temperatur nicht zu abrupt angehoben werden, sie sollten trotzdem nach innen geholt werden (im Winter erst mal zur Umgewöhnung die Heizung runter drehen).
  • Kolloidales Silber tötet nicht nur Bakterien, sondern auch Viren ab und ist sehr gut verträglich. Es kann auf die betroffenen Stellen aufgetragen, inhaliert und oral eingegeben werden.
  • Angocin hat antivirale Eigenschaften in den Atemwegen
  • Virostatika sind leider bisher im Einsatz gegen Myxomatose beim Kaninchen nicht erprobt.

Impfung

Eine Notimpfung ist nicht zu empfehlen, sie verstärkt sogar den Verlauf der Seuche!

Achtung Fliegenmaden!

Geschwächte Kaninchen mit Myxomatose sind durch die Wunden am ganzen Körper extrem gefährdet für einen Fliegenmadenbefall! Deshalb, und auch um sie warm zu halten, sollten sie nach innen geholt und mit Fliegengittern vor Fliegen geschützt und auch mehrmals täglich die Wunden bei der Pflege kontrolliert werden! Ansonsten besteht die Gefahr, dass sie grausam an Fliegenmaden sterben!

Symptomatische Behandlung (je nach Symptomatik): 

Entscheidend ist die intensive Pflege der Kaninchen, die Symptome müssen mehrmals täglich behandelt werden.

Pflege der Myxome:

  • Hautmyxome können mit Manuca Honig oder Kolloidales Silber gepflegt werden. Manuca ist pflegend und antiviral, es ist besonders am Anfang das Mittel der Wahl! Kolloidales Silber wirkt antibiotisch und antiviral: Die betroffenen Stellen an Augen, Ohren und anderen Hautbereichen schlagen oft gut auf Kolloidales Silber an. Mehrmals täglich damit die Myxome abwaschen, sie trocknen darauf hin ein, verfärben sich dunkel und fallen ab.
  • Myxome am Lidrand: Augentropfen oder -salben sind nötig, wenn die Augen betroffen sind. Dabei können auch antivirale Mittel wie z.B. Ganciclovir (Virgan-Gel®) und Aciclovir (Acivision®) Anwendung finden, es ist jedoch unerforscht, inwiefern die einzelnen Präparate gegen Myxomatose wirksam sind. Anfangs kann am Lidrand Bepanthen Nasen- und Augensalbe oder  Bibrocathol (POSIFORMIN 2% Augensalbe) verwendet werden. Angewendet wird es im Anfangsstadium um die Entzündung der Haut zu bekämpfen und die Heilung voranzutreiben. Später sollte besser kolloidales Silber verwendet werden, da sie zu stark fetten und somit die Pocken nicht trocknen/abfallen

Pflege der Atemwege

  • Die Nase muss, wenn sie betroffen ist, frei gehalten werden! Kaninchen sind Nasenatmer, sie bekommen Atemnot, wenn die Nase verstopft ist. Zudem kommt es dann schnell zu Lungenentzündungen und die Tiere fressen schlechter, was u.U. zu bedenklicher Abmagerung führen kann.
  • Um die Nase frei zu halten, sind fast immer Inhalationen nötig (mit Kolloidalem Silber, Kochsalzlösung, Schleimlöser wie z.B. Ambroxol, oder Thymian), eine Anwendung ist mehrmals täglich sinnvoll. Ideal ist dabei ein leiser Kaltvernebler geeignet, dieser kann z.B. neben das Tier gestellt werden, so dass es stressarm inhaliert. Ansonsten kann mit einer Schale inhaliert werden: das Kaninchen wird in eine Transportbox gesetzt und vor die Box die Schale mit heißen Wasser (und Zugabe) gestellt. Ein Tuch, das über die Box und die Schale gelebt wird, leitet den Dampf in die Transportbox zum Kaninchen.
  • Zudem wird die Nase von Verkrustungen und Sekret befreit (einweichen, befreien und ggf. mit Nasenabsauger für Babys (am besten einen Aufsatz für den Staubsauger, der zieht von allen Nasensaugern am besten Schleim aus der Nase!), Pipette oder Spritze absaugen/frei halten).
  • Teils helfen auch Schleimlöser (am besten kombiniert ACC und Bromhexin).
  • Auch Baby-Nasentropfen können hilfreich sein, damit sie besser atmen können.
  • Ebenfalls gut frei gehalten wird die Nase durch das Verfüttern von Ingwer und Meerrettich. Ingwer wirkt hemmend auf die Entzündungsprozesse an den Augen und in den Atemwegen, aber auch im gesamten Körper. Zudem fördert er das Immunsystem und hilft sehr gut die Nase frei zu halten und den Schleim zu lösen. Damit er gefressen wird, sollte er in ein Lieblingsfutter (Apfel geraspelt oder zerdrückte Banane) gemischt werden. Beginnen Sie mit Kleinstmengen, die untergemischt werden und steigern sie die Menge langsam, damit der Brei nicht verschmäht wird.
  • Antibiotika (dieses wirkt nicht gegen den Erreger aber beugt Sekundärinfektionen vor), häufig entwickeln betroffene Kaninchen bakterielle Sekundärinfektion: Lungenentzündung durch Pasteurella sp. oder Staphylococcus aureus. Es wird von Atemnot (Dyspnoe) begleitet. Sobald eine Atemwegssymptomatik auftritt, sollte Antibitikum gegeben werden – meist Enrofloxacin (Orniflox, Baytril) wegen seiner guten Verträglichkeit und Wirksamkeit.
  • Cortison ist sehr vorsichtig anzuwenden, da Kaninchen dieses sehr schlecht vertragen. Normalerweise sollte es nicht zum Einsatz kommen, bei Atemnot ist es jedoch zwingend erforderlich.

Pflege bei Abmagerung und/oder Nahrungsverweigerung

  • Zufütterung ist nötig, wenn die Kaninchen kaum Nahrung zu sich nehmen. Infos zur Zufütterung. Dieser Brei wird mit einer nadellosen Spritze seitlich ins Mäulchen eingegeben. Bei Atemnot darf nur ganz wenig je Portion eingegeben werden, um ein Verschlucken zu verhindern und eine Atmung zu ermöglichen.
  • Probieren Sie jedoch vorher, alles Mögliche anzubieten, z.B. frische Kräuter, Leckerlis, Haferflocken, Löwenzahn, Banane…
  • Es sollte relativ energiereich gefüttert werden, um Abmagerung zu verhindern.
  • Allerdings muss natürlich darauf geachtet werden, dass durch die energiereichere Fütterung keine Hefenproblematik (Durchfall/Blinddarmkot) entsteht. Es ist individuell unterschiedlich, wie viel energiereicheres Futter (Haferflocken, Saaten, eingeweichtes Trockenfutter, Banane…) toleriert wird.
  • Gerade wenn die Atmung Probleme macht, ist es oft schwierig zu fressen, dann sollte energiereiches Futter (Obstbrei, Haferflocken, eingeweichtes Trockenfutter) angeboten werden.
  • Oft hilft es dem Kaninchen, das Futter hochzuhalten, dann bekommt es beim Fressen besser Luft.
  • Frisst das Kaninchen schlecht, können zusätzlich zur Zufütterung warme Vollelektrolyt-Infusionen (z.B. Ringer-Laktat) hilfreich sein.

Gesunde von kranken Tieren trennen

Auch wenn Kaninchen sehr gute Krankenpfleger sein können und Trost spenden, sollten an Myxomatose erkrankte Kaninchen von gesunden Kaninchen separat gehalten und nach drinnen geholt werden, da die hohe Virenlast auch gesunde, geimpfte Kaninchen infizieren kann. Sind mehrere Kaninchen gleichzeitig erkrankt, so sollten sie zusammen gehalten werden.

Erfahrungsberichte & Austausch mit betroffenen Haltern

Erfahrungsberichte findet ihr ganz unten auf dieser Seite. Austausch mit anderen Haltern könnt ihr über Facebook in der Gruppe Myxomatose Erfahrungsberichte finden.

Überlebende Kaninchen neu vergesellschaften?

Kaninchen scheiden nach einer überstandenen Myxomatose-Erkrankung weiterhin den Erreger aus. Wie lange sie ansteckend sind, ist unterschiedlich. Es wird empfohlen, die Kaninchen zu impfen und zunächst nur ebenfalls überlebende Kaninchen aufzunehmen. Nach zwei Monaten und einer gründlichen Desinfektion der Umgebung können auch normale Kaninchen dazu vergesellschaftet werden, sofern sie mehrfach geimpft wurden.

Der Erreger hält sich 220 Tage in der Umwelt!

Desinfektion nach Myxomatose

Zur Desinfektion eignen sich alle hier in Spalte 7b aufgeführten Desinfektionsmittel (viruzid wirkend auf behüllte Viren): Desinfektionsmittel
Beispielsweise:

  • Hitze (über 60 Grad – z.B. durch starke Sonneneinstrahlung, einen Dampfreiniger, Abflammen oder kochendes Wasser) töten es in wenigen Minuten ab.
  • Organische Säuren wie z.B. Essigsäure (Essigessenz), Ameisensäure, Zitronensäure etc.
  • mit 1h Einwirkzeit StallDes von Schöpf (1%ig)
  • mit gleicher Einwirkzeit (1 Std.) Halamid (1%ig)
  • mit 1 Std. Einwirkdauer Intercid (1%ig)

Meist ist eine Desinfektion nur an abwaschbaren Gegenständen möglich. Andere Einrichtungsgegenstände und Schutzhütten müssen ggf. entsorgt/ausgetauscht werden. Zudem sollte das Gehege nach der Desinfektion eine Weile leer stehend gelassen oder abgeflammt werden.
Das Erdreich muss zumindest etwa 30 cm abgetragen werden, dann kann man Gehwegplatten auslegen, mit kochendem Wasser alles abgießen und es eine Weile noch leer stehen lassen.
Alternativ kann ein neues Gehege an einer anderen Stelle im Garten aufgestellt werden, der Erreger hält sich 220 Tage in der Umwelt.

Wann muss das Kaninchen erlöst werden?

Besonders gute Chancen haben Kaninchen, welche mehrfach geimpft wurden, auch einmal geimpfte Kaninchen mit aktuellen Impfschutz überleben häufig. Ungeimpfte Kaninchen haben je nach Erreger (dieser tritt in Varianten auf, die unterschiedlich aggressiv sind), bessere oder schlechtere Chancen. Entwickelt das Kaninchen Atemwegssymptome und bekommt keine Luft, kann natürlich zunächst mit intensiver Behandlung versucht werden (siehe oben), Linderung zu verschaffen. Ist dies jedoch nicht erfolgreich, muss das Tier euthanasiert werden. Ein grausamer Erstickungstod wird so dem Kaninchen erspart.

Verstorbene oder euthanasierte Kaninchen, die an Myxomatose erkrankt sein könnten, dürfen nicht begraben werden, da der Erreger sich in der Erde hält und durch Erdbewegungen, grabende Tiere etc. wieder an die Oberfläche gelangt, so dass eine neue Myxomatose-Welle ausgelöst werden kann. Sie müssen über den Tierarzt entsorgt oder über ein Tierkrematorium bestattet (verbrannt) werden.

Prävention/Schutzmaßnahmen

An erster Stelle ist hier die Impfung gegen Myxomatose zu nennen, die insbesondere in Seuchengebieten zuverlässig ausgeführt werden sollte. 

Es stehen unterschiedliche Impfstoffe (u.a. Nobivac Myxo-RHD PLUS und Rikka-Vacc Myxo) zur Verfügung, die zwar nicht bei jedem Tier vor der Infektion schützen, aber den Verlauf extrem abmildern und so dazu führen, dass die meisten Kaninchen keinerlei Symptome zeigen und einzelne milde bis mittelschwere Verläufe aufweisen, so dass auch bei diesen Kaninchen die Überlebeunschance erhöht wird.

Geimpft wird immer nach Packungsbeilage, je nach Impfstoff ein- oder zweimal jährlich (möglichst im Frühjahr, ggf. noch mal im Herbst), da der Impfschutz sechs bis neun bzw. 12 Monate anhält. Bei Kaninchenbabys ist eine Grundimmunisierung (zwei Impfungen mit vier Wochen Abstand) nötig, zumindest in Seuchengebieten damit die Kaninchen, welche mit der ersten Impfung nicht erfasst wurden, sicher immun sind. Die Impfung ist am besten wirksam, wenn die Kaninchen absolut gesund sind und kein Befall mit Kokzidien, Würmern oder anderen Parasiten besteht (parasitäre Kotprobe vor jeder Impfung!).

Zugelassene Impfstoffe in Deutschland (Lebendimpfstoffe): CUNIVAK JET, CUNIVAK MYXO, Lapimed Myxo id, Riemser Myxomatose-Vakzine, Lapimed RHD, RIKA-VACC Myxo dn, RIKA-VACC Myxo jet, RIKA-VACC Myxo

Zugelassene Doppelimpfstoffe (Kombi mit RHD): NOBIVAC Myxo-RHD PLUS, CUNIVAK COMBO, Dercunimix, RIKA – VACC Duo [Paul Ehrlich Institut, 2005]

Impfungsintervalle in Seuchengebieten

Da die Myxomatose-Impfung nicht immer die Infektion mit Myxomatose verhindert, sondern bei einzelnen Kaninchen eine mildere Form der Myxomatose ausbrechen kann, empfehlen wir den Schutz in Seuchengebieten zu erhöhen, indem alle vier Monate nachgeimpft wird.

Weitere Schutzmaßnahmen: 

  • Konstanter Bestand, möglichst wenige Wechsel (Urlaubsbetreuung, neue Kaninchen…)
  • Kein Kontakt zu wildlebenden Kaninchen oder Hasen, auch nicht durch Gitter (z.B. durch zwei sichere Zäune mit Abstand zueinander)
  • Zwei- bis dreiwöchige Quarantäne für neu aufgenommene Kaninchen aus unseriöser/unklarer Herkunft (ungeimpfte Tiere)
  • Schutz vor Insekten, z.B. durch Fliegengitter an den Fenstern (Innenhaltung) oder über dem Gitter (Außenhaltung)
  • Fliegenschutzmaßnahmen helfen gegen viele Kaninchenerkrankungen (RHD(2), Myxomatose, Tularämie, Fliegenmaden…), deshalb kann ein mückenabwehrendes Spot-on sinnvoll sein, z.B. Advantix, lass dich bei deinem kaninchenkundigen Tierarzt beraten!
    • Permethrin & Imidacloprid (Advantix®), frei verkäuflich erhältlich, siehe Link. 10-30mg/kg alle zwei Wochen in den Nacken auf die Haut (Fell scheiteln) auftragen. Ein 40mg Spot-on ist somit für Kaninchen von 1,3 bis 4kg geeignet. Alternativ kann von einem Spot-on mit mehr mg 0,1ml/kg angewendet werden. Einzelne Kaninchen können mit leichten Hautreaktionen (Haarausfall, Irritationen) reagieren.
    • Pyrethrum (Ixotan®)
    • Permethrin (Exspot®)
    • Deltamethrin (Butox® Protect 7,5 mg/ml pour on: Die Suspension gleichmäßig entlang der Rückenlinie vom der Schädelbasis bis zur Schwanzwurzel aufbringen, alle 35 Tage auffrischen)
    • Pyrethrum (Inuzid-Spray®: möglichst täglich in die Hand oder auf ein Tuch sprühen und gegen den Fellstrich besonders an gefährdeten Stellen einreiben)
    • Fluralaner (Bravecto®), Wirkdauer nicht klar
  • Grünfutter von Wiesen mit (erkrankten) Wildkaninchen und Feldhasen ist insbesondere in Seuchengebieten und für ungeimpfte Kaninchen gefährlich. Allerdings wächst auch Heu (auch das Abgepackte!) und Gemüse aus dem Supermarkt ggf. mitten im Myxomatose-Gebiet! Und auch Trockenfutter besteht aus Rohstoffen, die mit Myxomatose in Kontakt gekommen sein können. D.h. jede Fütterung birgt die Gefahr der Übertragung, außer man füttert stark regional aus einem unbetroffenen Gebiet. Am sichersten ist die Verfütterung von Baumblättern und Zweigen, da sie erhöht wachsen.
  • Erhöhte Vorsicht wenn Myxomatose in der Umgebung auftritt (keine Genstände von befreundeten Kaninchenhaltern leihen, kein Kontakt zu anderen Kaninchenhaltern oder Kaninchen, Vorsicht bei Tierarzt-Terminen!)
  • Leben Hunde und Katzen im Haushalt, darf kein ungekochtes Kaninchen- oder Feldhasenfleisch an diese gefüttert werden, es könnte zur Übertragung führen!
  • Hygienemaßnahmen wie z.B. Händewaschen nachdem man nach Hause kommt oder vor dem Kaninchenkontakt sind hilfreich.
  • Nach dem Kontakt mit anderen Kaninchen sollten die Hände gewaschen und die Kleider getauscht werden.
  • Schuhe am besten außerhalb der Wohnung abstellen und/oder wechseln, wenn man nach Hause kommt.
  • Gebrauchtes Zubehör und Stallungen sollten nur aus sicherer Quelle bezogen oder sehr gut mit wirksamen Desinfektionsmitteln behandelt werden.

myxomatose-impfmyxomatose-kaninchen

Impfmyxomatose und andere Nebenwirkungen der Impfung

Besonders Kaninchen die bei der Schutzimpfung nicht 100%ig gesund sind, sondern z.B. versteckte Krankheiten haben, sind einer höheren Gefahr für Nebenwirkungen ausgesetzt. Kaninchen die mit Schnupfen infiziert waren, können durch die Impfung leichte Schnupfen-Symptome zeigen. Oft kommt es auch zu einer Schwellung an der Einstichstelle. Einzelne Kaninchen erkranken an der Impfmyxomatose, eine leichte Form der Myxomatose mit ähnlicher, aber deutlich schwächer ausgeprägter Symptomatik. Die Therapie wird meist mit Paramunitätsinducer bzw. mit Mitteln, die das Immunsystem puschen (Engystol, Zylexis etc.) vorgenommen. Die meisten Kaninchen erholen sich rasch von der Impfmyxomatose. Bei falscher Behandlung oder einem geschwächten Immunsystem kann es jedoch auch zu Todesfällen kommen.
Die Myxomatose-Impfungwird in der Regel jedoch gut vertragen, inbesondere wenn die Kaninchen absolut gesund sind und zuvor eine Kotprobe auf Parasiten untersucht wurde. Außerdem sollte nicht bei Hitze, Minusgraden oder Stress (Zusammenführungen, Umzüge) geimpft werden.

Behandlungsverlauf Vorher-Nachher

Die Pocke am Auge wurde zur Unterstützung mit Augensalbe gecremt und ist irgendwann abgefallen:


Nun zu den Erfahrungsberichten…

Myxomatose-Behandlung von Amanda

Amanda war zum Zeitpunkt der Erkrankung 5,5 Monate alt. Sie kam als Handaufzucht zu uns ins Tierheim und wurde im Alter von 7 Wochen mit Nobivac PLUS geimpft, die Impfung lag also zum Zeitpunkt der Erkrankung bereits fast 4 Monate zurück. Von ihren beiden Partnertieren mit dem gleichen Impfstatus zeigte eines extrem leichte Symptome (keinerlei Schwellungen, kein Fieber, lediglich ca. 5 Pocken auf dem ganzen Körper verteilt) und das andere gar keine Symptome.

Tag 1

Amanda zeigt am 03.10.21 abends die ersten Symptome: die Augenlider, Ohransätze und das Geschlecht sind geschwollen, außerdem hat sie leichtes Fieber. Sie wurde sofort von ihren Brüdern separiert und nach Rücksprache mit unserer Tierärztin starteten wir die Behandlung mit Baytril, Zylexis (1., 2. & 4. Tag), Rodicare Immun und Infusionen mit Ringer-Lac. Die Quarantäne wird beheizt und zusätzlich stehen ihr warme Snuggle Safes zur Verfügung. Die Temperatur muss stündlich kontrolliert werden und steigt auch an, so dass sie zusätzlich alle 4-6 Stunden Novalgin bekommt. Amanda ist schlapp, hat aber Appetit und frisst gut. Gewicht:
2430g


Tag 2-4

Am nächsten Tag fangen die Augen leicht an zu eitern, so dass diese 3-4x täglich mit Posiformin gesalbt werden müssen. Das Fieber ist weiterhin hoch, sie bekommt weiter alle 4 Stunden Novalgin (damit geht es auf 40,5°C runter). Zusätzlich zu der bereits begonnenen Behandlung bekommt sie jetzt noch Angocin Tabletten und die Augen werden mit kolloidalem Silber mehrfach täglich gespült. Am 3. Tag starten wir außerdem eine Interferon-Therapie (Injektionen 3x pro Woche). Die Atmung ist unauffällig und sie frisst weiterhin gut.


Tag 5-6

Das Maul schwillt extrem an, Amanda hat Ödeme nahezu im ganzen Gesicht und im
Geschlechtsbereich. Sie kann nur noch eingeweichtes und geraspeltes Futter zu sich nehmen, ihr gewohntes Grünfutter wird geraspelt mit eingeweichten Cunis angeboten. Das Fieber sinkt endlich, sie bekommt das Novalgin bei engmaschiger Temperaturkontrolle nur noch nach Bedarf, denn leichtes Fieber ist gut zur Virenbekämpfung. Die Augen sind komplett zugeschwollen und eitern, müssen engmaschig gereinigt werden.


Tag 7

Es bilden sich beinahe stündlich neue Pocken, das Fell beginnt auszufallen. Alle Pocken werden mehrmals täglich mit kolloidalem Silber behandelt.


Tag 8-9

Erste Atemwegssymptome, daher 3-4x täglich Inhalationen mit kolloidalem Silber/NaCl/ACCInject im Wechsel, Schleimlöser auch oral und bei Bedarf Babynasentropfen.


Tag 10

Amanda bekommt sehr schlecht Luft durch die Nase, am rechten Auge bilden sich erste Krusten, das ganze Gesicht ist voller Ödeme. Temperatur weiterhin stabil.


Tag 11-17

Die Atmung verschlechtert sich immer weiter, am Kinn und an den Beinen entstehen noch neue Myxome.


Tag 18

Weitere Verschlechterung der Atmung, besonders bei Stress zeigt Amanda eine ausgeprägte Maulatmung. Sie kann wegen des geschwollenen Mauls kaum fressen, nimmt aber weiterhin eingeweichte Cunis und fein geraspeltes Grünfutter/Gemüse zu sich. Erste Überlegung, sie erlösen zu lassen, nach Rücksprache mit der Tierärztin kämpfen wir aber weiter, weil sie frisst und nicht apathisch wirkt.


Tag 19-21

Überwiegend angestrengte Maulatmung, durch die Nase bekommt sie keine Luft mehr. Frisst weiterhin selbstständig, kein Gewichtsverlust (im Gegenteil, Amanda hat zugenommen). Zusätzliche Gabe von Metacam, da die ersten Krusten beginnen sich zu lösen. Wechsel der Augensalbe zu Acivision.


Tag 22-26

Leichte Besserung, aus der Nase lässt sich mit dem Babynasensauger zähes Sekret absaugen. Kombination mit einem zweiten Schleimlöser. Zwischendurch atmet sie immer mal einen Atemzug lang durch die Nase. Die Pocken werden langsam krustig schwarz, das Gesicht ist deutlich abgeschwollen. Amanda wirkt fitter und möchte nicht mehr auf den Snuggle Safes sitzen, bisher hat sie die Wärme sehr gesucht.


Tag 27

Es lösen sich jetzt viele der Krusten. Bei den großen Krusten wird am Rand und darunter (so weit es geht) mit einem Hydrogel gecremt, wenn sie sich lösen wird die Stelle mit Rivanol gesäubert und danach einige Tage mit Mielosan gepflegt. In den Nasenlöchern bilden sich nochmal neue Pocken, die Atmung verschlechtert sich wieder. Die großen Krusten rund ums Maul werden mit Bepanthen Nasensalbe gecremt, damit sie weich werden – es sind große Platten, die sie beim Fressen sehr stören.


Tag 28

Erneute Verschlechterung der Atmung: fast nur Maulatmung, die Myxome in der Nase sind stark geschwollen, sie frisst schlechter. In Absprache mit der Tierärztin Gabe von cortisonhaltigen Nasentropfen. An den weißlichen Pocken in der Nase sammelt sich dickliches Sekret, dieses muss mit einem dünnen Wattestäbchen vor und nach dem Inhalieren abgetragen werden. Die Atmung ist so schlecht, dass wir erneut über das Einschläfern nachdenken. Da sie aber weiterhin frisst, ihre Temperatur und das Gewicht hält, entscheiden wir uns dazu, weiterzukämpfen.


Tag 29

Amandas Atmung verbessert sich nur ganz langsam. Es gibt Tage, an denen sie besser Luft durch die Nase bekommt und Tage mit überwiegender Maulatmung. Die kleineren Krusten lassen sich Stück für Stück lösen, die Stellen darunter sind teils nässend gelblich.


Tag 30-35

Weiterhin langsame Verbesserung der Atmung, Fortführung der Intensivpflege mit Inhalationen etc. Dazu kommt jetzt die aufwändige Pflege der sich lösenden Pocken. Insbesondere die dicken Krusten an den Augen, am Ohransatz und am Maul lösen sich nur sehr
langsam. Das rechte Auge macht uns am meisten Sorgen, es muss weiter mehrmals täglich gespült werden, da sich unter den Krusten Eiter sammelt.


Tag 36-38

Die meisten Pocken haben sich bereits abgelöst, nur die Augen und das Maul sind noch verkrustet. Seitlich unter dem rechten Auge bildet sich eine Entzündung an einer Stelle, wo ein besonders großes Myxom war. Engmaschige Reinigung mit Rivanol und cremen mit Mielosan. Durch die verbesserte Atmung frisst Amanda jetzt wieder Grünfutter.


Tag 39-46

Die dicken Krusten am linken Auge und am Maul lassen sich langsam lösen. Nur am rechten Auge hängt eine dicke Kruste am Augenlid. Das Auge eitert auch und muss weiter gespült und auch wieder mit Posiformin gecremt werden. Ansonsten verbessert Amandas Zustand sich deutlich, sie frisst wieder größere Mengen Grünfutter, nimmt zu und ist deutlich agiler.


Tag 47

Amanda reißt sich die letzte Kruste am rechten Auge selbst ab. Ihr fehlt ein Stück Augenlid, das Auge wird mit antibiotischer Salbe behandelt und zusätzlich mit Corneregel, da sie sich durch die Kruste eine oberflächliche Hornhautverletzung zugezogen hat.


Tag 48-51

Amandas Zustand verbessert sich weiterhin, das Fell wächst nach und sie frisst gut. Die Atmung ist besser, aber noch nicht gut. Sie atmet zwar nur noch bei Stress durchs Maul, hat aber ansonsten eine angestrengte Flankenatmung. Wir reduzieren auf 2x täglich Inhalieren.


Tag 61

Der Allgemeinzustand hat sich deutlich verbessert, Amanda spielt wieder und schlägt Haken. Die Atmung ist noch angestrengt, aber im Vergleich deutlich besser. Nach dem Inhalieren lässt sich jetzt mit dem Babynasensauger eine Menge Sekret absaugen, insbesondere aus dem rechten Nasenloch. Am rechten Auge ist das Augenlid vernarbt, das Auge ist jetzt quasi „dreieckig“. Die meisten Medikamente können abgesetzt werden (bis auf das Antibiotikum), am wichtigsten sind jetzt das Inhalieren und Absaugen des Sekrets.


Tag 70

Weiterführung der Behandlung mit Inhalationen und Absaugen, Antibiose kann abgesetzt werden. Zusätzlich Spülungen des Tränennasenkanals alle 2 Tage. Auf dem rechten Auge scheint der Zugang vernarbt zu sein, Links ist er durchgängig. Allgemeinzustand sehr gut, Vergesellschaftung mit den beiden separierten Partnertieren allerdings erst in ca. 3 Wochen, damit Amanda sich weiter erholen kann.


Tag 75

Weiterführung der Behandlung, die Atmung wird jeden Tag etwas besser. Das Fell ist
inzwischen nachgewachsen und Amanda ist sehr gut drauf. Gewicht: 2890g.


Fazit

Wenn euer Kaninchen kämpft, kämpft bitte mit. Es ist furchtbar mit anzusehen, aber es gibt eine Chance. Die Maulatmung auszuhalten ist sicher am schlimmsten (für die Kaninchen und die Menschen), denn natürlich bedeutet das für die Tiere akute Atemnot und das ist furchtbar. Mir hat es immer sehr geholfen, die Fakten zu dokumentieren: frisst das Kaninchen? Wie ist das Gewicht und die Temperatur? Das sind gute Indikatoren um abzuschätzen, ob man weiterkämpfen kann. Sehr geholfen hat mir auch der Austausch in der Myxomatose-Gruppe auf Facebook. Man kann bei dieser Krankheit immer nur von Tag zu Tag entscheiden. In den schlimmsten Phasen auch nur von Stunde zu Stunde. Ich bin sehr dankbar dafür, dass Amanda ihren Lebenswillen immer so deutlich gezeigt hat! Sie hat durchgehend selbstständig gefressen und während der Behandlungszeit sogar fast ein halbes Kilo zugenommen (sie wächst ja auch noch). Man muss sich klarmachen, dass die Pflege sehr zeitintensiv und belastend ist. Insgesamt hat es 2 Monate gedauert, bis deutliche Fortschritte ersichtlich waren und sich die Atmung langsam verbesserte. Wir als rein ehrenamtliches Tierheim mit wirklich kleinem Kaninchenteam (2 Personen) sind in dieser Zeit definitiv an unsere Grenzen gekommen. Aber wenn ich unsere Amanda heute Haken schlagen sehe bin ich sehr froh, dass wir das gemeinsam durchgestanden haben. Es lohnt sich, durchzuhalten!


Myxomatose-Behandlung von Felix

Zum Zeitpunkt der Erkrankung war Felix 3,5 Jahre alt und ungeimpft.

Wenn ihr merkt, dass eure Häschen kämpfen, helft ihnen. Es ist möglich das sie die Myxomatose überleben.

Halterin Natalie von Felix

„Unsere „Reise“ begann am 12. August 2021. Wir hatten zwei Fundtiere aufgenommen, diese waren infiziert und haben unseren Felix angesteckt. Da die beiden noch Eigentum der Tierklinik waren, entschieden diese sie zu erlösen. Als es dann unseren Felix erwischte, fing ich an nach einer Lösung zu suchen und stieß auf diese Gruppe. Felix wurde während der gesamten Behandlung 2x mit Antibiotika behandelt. Hatte vom Tierarzt eine Spritze fürs Immunsystem erhalten. Weiterhin Schmerzmittel. Er bekam Silberwasser oral. Euphrasia-Augentropfen, Arnikaglobulis, Lymphomyosat ins Trinkwasser, Echinaceasaft oral und wir inhalierten bis zu 4x tgl. Die Haut behandelte ich mit Augen u Nasensalbe von Bepanthen. Zwischen durch um die Pocken weich zu halten mit Sanacutan Basis Salbe. Da er riesen Pocken an den Augen hatte, habe ich um Woche 6 auch mal für 4 Tage antibiotische Augensalbe verabreicht. Es gab Zeiten, da habe ich gezweifelt, zwischen durch hatte ich das Gefühl es werden täglich mehr Pocken. Er hatte zwischen durch auch extrem gestunken! Das wurde besser, als die Pocke abgingen. Eine merkliche Besserung trat ein, nachdem ich wilden Meerrettich (Blätter) verfütterte. Die Genitalien habe ich immer wieder mit Silberwasser besprüht. In der gesamten Zeit hatte Felix immer selbst gefressen und wollte einfach leben. Er hatte einige Tage extreme Luftprobleme. Als es draußen kälter wurde, hat er merklich abgenommen. Ich entschied mich ihn ins Haus zu holen. Die Gesellschaft und das energiereiche Futter tat ihm sichtlich gut. Er bekam zusätzlich Vitamine ins Trinkwasser, statt dem Lymphomyosa. Die Pocken trockneten ab und ich konnte sie ablösen. Oder sie vielen selber ab. Wenn ihr merkt, dass eure Häschen kämpfen, helft ihnen. Es ist möglich das sie die Myxomatose überleben.“


Myxomatose-Behandlung von Ebony

Ebony war geimpft und hatte dadurch keinen schweren Verlauf und konnte behandelt werden. Sie erkrankte im Oktober und war kurz vor Weihnachten wieder fit. Sie hatte weitere Pocken am Rücken und Kopf, die nicht abgebildet sind. Es ist ein leichter Schnupfen zurück geblieben, sonst ist sie gesund.Sie wurde mit allem Möglichen behandelt, u.a. Augensalbe, Antibiotikum, Inhalationen, Rodicare, Silberwasser…


Die Myxomatose-Behandlung von Peter und Emi

„Ich glaube bei der Krankheit ist es auch das A & O, dass die Besitzer nicht aufgeben, auch wenn es zwischenzeitlich hoffnungslos aussieht.“

Halterin von Peter und Emi

Die Beiden wurden 11 Monate vor der Erkrankung geimpft zur Halterin abgegeben, es lag jedoch kein Impfnachweis vor. Die anderen, selbst geimpften Kaninchen der Halterin erkrankten nicht.


Erfahrungsbericht zur Behandlung von 24 an Myxomatose erkrankten Kaninchen mit Kolloidalem Silberwasser

(20 Kaninchen haben überlebt!)

Kolloidales Silber: Kolloidales Silber gilt als umstritten. Seine Wirkung bei äußerlicher Anwendung ist wissenschaftlich belegt – es tötet Bakterien und Viren ab.
Unsere eigene Erfahrung mit Kolloidalem Silber zeigt, dass es – gerade äußerlich angewendet – hoch wirksam und völlig nebenwirkungsfrei ist. Es ist jedoch kein „Allheilmittel“ oder „Wundermittel“ und wirkt auch nicht bei allen Erkrankungen. Die oft plastisch aufgezeigten Nebenwirkungen treten auf, wenn man Silber pur oder in hohen Dosen zu sich nimmt. Kolloidales Silber enthält lediglich Silberkolloide, ultrafeine Partikel, nur geringfügig größer als ein Atom, so dass der Körper (selbst bei hohen Dosen) keine schädlichen Mengen Silber aufnimmt. Sehr gute Erfahrungen haben wir beispielsweise bei Augenerkrankungen, Abszessen, Infektionserkrankungen und Hautkrankheiten gemacht.

Vorweg: Erfahrungen mit Myxomatose und Kolloidalem Silber zeigen, dass es sehr wirksam ist und die Überlebensrate unglaublich erhöht.

Wie wurde behandelt? Für die Behandlung meiner Kaninchen benutzte ich selbst hergestelltes kolloidales Silberwasser 25ppm. Als Dosierung empfehle ich die Standardempfehlung 2ml 25ppm/kg Körpergewicht.
Zusätzlich gab ich den Kaninchen 1-2 Wochen tägl. 1⁄2 Engystol Tabletten (für Menschen). Manche Kaninchen ließen sie sich in die Backe stecken, manchen löste ich sie in Wasser auf und bekamen sie mit Hilfe einer Insulinspritze ohne Nadel oral.
Zusätzlich empfehle ich sobald sich Atemprobleme ankündigen mit 25ppm kolloidalem Siberwasser mit Hilfe eines Pariboys (Kaltvernebler) 3xtäglich zu inhalieren. Außerdem empfehle ich auch zusätzlich, wenn die Atmung beeinträchtigt, ist vom TA Antibiotikum per Spritze zu geben und das Spritzengeben zeigen zu lassen um es stressfreier zu Hause zu verabreichen.

Wie alles anfing…
Ende Oktober 2012 bemerkte ich bei mehreren meiner Kaninchen, dass die Augen belegt und sie teilweise leichte Schwellungen am Augenlied hatten. Auch manche Näschen waren schmierig. Da es gerade nach der Sprechzeit des TA war und am nächsten Tag ein Feiertag war, durchforstete ich das Internet und mir war schnell klar, dass es Myxomatose ist.
Meine Kaninchen waren nicht geimpft. Bei genauem Untersuchen der Kaninchen fand ich auch die geschwollenen Genitalien und einzelne kleinere Myxoknoten, vor allem an den Ohren.

Da ich fast nur negative Berichte fand und die meisten Tiere eingeschläfert werden oder trotz Behandlung sterben, beschloss ich den Kampf mit kolloidalem Silber zu starten.
Ich beschäftigte mich schon längere Zeit mit kolloidalem Silber und dachte mir, da es gegen Viren, Bakterien, Pilze und Einzeller wirkt und zusätzlich auch noch immunstärkend ist und die Wundheilung beschleunigt, sollte es eigentlich ideal gegen den Erreger ankämpfen.

Ich hätte meine Tiere gerne getrennt um weitere Ansteckungen zu vermeiden, aber es hatten schon um die 5-6 Tiere deutliche Symptome und ich hatte keine Möglichkeit für mehrere Monate bei 24 Kaninchen eine sichere Quarantänetrennung zu machen. Die Mücken flogen zu der Zeit noch in großen Scharen herum und die gelten ja als Hauptüberträger.

Gesunde und erkrankte Kaninchen zusammen im Gehege: 

19.11.
19.11.12

Ich begann meinen erkrankten Kaninchen kolloidales Silberwasser oral zu geben, ebenfalls als Augentropfen und per Nasensprayflasche ins Näschen. Die Krusten an den Augen und Nasen löste ich ab und spülte die Äuglein vorsichtig mit der Nasensprühflasche aus. Bei Bedarf bis zu 3mal tägl. Es war mir sehr wichtig, dass die Krusten an Augen und Nasen weg waren, weil sich darunter sehr viel gelber schmieriger Belag sammelte, der für Entzündungen sorgte.

Der Verlauf der Myxomatoseerkrankung war sehr unterschiedlich stark ausgeprägt. Es dauerte bei den Kaninchen zwischen 1-3 Monate bis die Erkrankung überstanden war. Die leichteren Fälle hatten verklebte leicht zugeschwollene Augen und eine leicht verklebte Nase und es war nach ca. 4 Wochen vorbei.

momo 27.12.12
lucy 27.12.12
sarotti 27.12.12
andy 27.12.12
bella 19.11.12
lou 27.12.12


Die schwereren Fälle
hatten sehr stark zugeschwollene Augen, dass die Augenlieder kaum einen Spalt offen waren. Dazu kam, dass ständig schmieriges Sekret produziert wurde, und die Augen komplett zu waren. Das gleiche war bei der Nase. Die war bei einigen Kaninchen eine große Kruste, die ich ständig ablöste und säuberte. Ihr könnt in diesem Stadium gar nicht oft genug die Äuglein sauber machen um zu verhindern, dass die Augen dauerhaft geschädigt werden. Aber auch diese Kaninchen sind noch durch das Gehege gehoppelt.

Bei einigen meiner Kaninchen trat zeitgleich eine Hornhauttrübung auf, deshalb ist das ständige Eintropfen mit kolloidalem Silberwasser ganz wichtig gewesen. Zwei Kaninchen mit besonders schlimmen Augen haben auch jeweils ein Irisulcus bekommen. Bei Beiden entstand auch ein Irisprolaps. Ich habe aber eisern weiter die Augen mit koll. Silberwasser weitergespült und die Augen konnten so erhalten bleiben. Bei dem einen Kaninchen blieb der Irisprolaps kleiner und er sieht sogar wieder etwas eingeschränkt auf dem Auge. Beim Anderen hat sich das Auge über viele Monate soweit regeneriert, dass es zwar blind geblieben ist, aber es hat wieder einen glatten Augapfel.

Monstas Irisprolaps akut und nach der Abheilung (wieder glatt):

monsta 27.12.12
monsta überstanden auge

Die Kaninchen, die auch die Augen und die Nase stark verkrustet hatten, bekamen zum großen Teil auch sehr starke Atemprobleme. Das sah so aus, dass sie für bis zu ca. eine Woche fast nur noch da saßen und mit offnem Mäulchen Luft einsaugten. In dieser Zeit hatte ich die größte Angst ins Gehege zu gehen, weil ich kein totes Tier finden wollte. Ich kann Euch nur raten, bitte reagiert sofort, wenn ihr merkt, dass sie eine Lungenentzündung bekommen!

Der Übergang ist so schleichend in diesem Stadium! Versucht Euch einen Pariboy zu organisieren und lasst die Kaninchen ruhig 3mal am Tag kolloidales Silberwasser inhalieren!

Am Besten noch zusätzlich Antibiotikum spritzen um es zu verhindern.

Ich habe aber selbst bei einigen Tieren miterlebt, wie sie dieses schlimme Stadium überlebt haben! Kontrolliert in dieser Zeit auch ob die Bäuchlein Eurer Kaninchen weich bleiben, weil sie ja kaum noch futtern können und sie ja deshalb auch noch eine Aufgasung bekommen könnten (für diesen Fall möglichst sofort mehrmals täglich Saab, Lefax, Dimeticon o. ä. geben). Bei mir hat keines der Kaninchen eine Aufgasung bekommen.

Mein schlimmster Myxomatosepatient war mein Kaninchen Alois. Er erkrankte als Letzter und hatte haselnussgroße Myxome an der Wirbelsäule entlang und an den Vorderpfötchen auf denen die Haare ausfielen. Seine Augen und die Nase waren Krustenplatten. Da er die Haare verlor musste ich ihn mit einem Partnertier in unseren Wäschekeller holen. Auch er bekam diese schlimme Atmung und es setzte sich eine Lungenentzündung drauf. Deshalb bekam er dann ca. für 7 Tage Antibiotikum, nach kurzem Absetzen fing er wieder an zu Röcheln und es gab noch mal für ca. 7 Tage AB zusätzlich zum koll. Silberwasser.

Alois Krankengeschichte in Bildern

Vorher gesund (1. Foto), erkrankt am 26.1.13 (2. Foto), nach dem Säubern der Augen (6. Foto), Myxome am Bein und Rücken (schon verkrustet) (7. und 8. Foto, 14. und 26.02.), Krusten lösen sich und fallen ab (10. und 11. Foto, 06. u. 17.03.). Alois hat zwar Narben zurück behalten aber ist ansonsten gesund und glücklich!

alois 27.12.12
alois 17.1.13
alois 17.1.13b - Kopie
alois 12.02.00
alois 12.02.
alois 14.2.13
14.2.13
26.2.13
alois 26.2.13
alois 6.3.13
alois 17.3.13
alois 14.4.13

Nach gut 2 Monaten begannen die Myxome an den Beinchen und am Rücken sich durch Krusten zu ersetzen und nach 2,5 Monaten fingen die Krusten an den Augen und der Nase von allein abzufallen. Das war der Zeitpunkt, dass ich immer wusste, dass es überstanden war und ich tropfte noch solange Kolloidales Silberwasser in Nasen und Äuglein, bis kein Sekret mehr kam und nichts mehr gerötet war. Auch die orale Silberwasser setzte ich meist bis dahin fort.

Insgesamt sind vier meiner Kaninchen gestorben:

  1. Gewitterwolke 1Jahr, zwei ungeplante Würfe Mai/Juni12, hatte nach 5 Wochen Krankheit gerade diese schlimme Atmung überstanden, beide Augen und die Nase waren verkrustet, hatte übernacht einen schlimmen Rückschlag und starb kurz nach Entdecken wohl an einer Lungenentzündung.
  2. Die Kurze 1 Jahr, ein ungeplanter Wurf mit 6 Totgeburten, letzte Totgeburt musste von mir fertig entbunden werden. Sie hatte wohl eine angeborene Beckenfehlbildung und auch eine Gebärmutterentzündung nach der Geburt und war auch sonst sehr anfällig. Sie hatte den 4. Tag die ersten Symptome an den Augen, bekam noch kein koll. Silber, aber täglich Engystol. Sie starb ohne dass sie sichtbare Probleme hatte übernacht.
  3. zahnfeh 27.12.12Zahnfeh 6 Mon., angeborene Zahnfehlstellung, deshalb auch etwas untergewichtig, bei Auftreten der ersten Symptome war er noch zum Kürzen der Backen- und Schneidezähne und sollte für eine „Zahnsanierung in Narkose“ noch zunehmen. Er starb nach 4 Wochen Kampf.
  4. felixFelix ca. 11 Jahre, er hatte geschwollene Augen, leichten Augen- und Nasenausfluss und die Atmung war gerade schlimmer geworden. Er starb leider schon ca. 1 Woche nach Ausbruch der Krankheit.

Gesundheitliche Folgen der überstandenen Myxomatose-Erkrankung bei meinen Kaninchen:

  • bella 27.12.12 sammy 27.12.12Manche haben Trübungen an der Hornhaut des Auges.
  • Manche haben vernarbte Tränenkanäle, deshalb bildet staut sich manchmal Sekret ins Auge zurück. Das kann man bei Bedarf aber ausmassieren.
  • Manche haben Vernarbungen in der Nase und niesen deshalb öfter.
  • Verschiedene kleinere Narben an Augenlidern und Näschen.

Ein Erfahrungsbericht von Gerti, die dafür kämpft, bessere Behandlungsmöglichkeiten für Kaninchen, die an Myxomatose erkranken, zu finden. Weitere Infos auf ihrer Homepage.