Fellwechsel

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Eine ganz „harmlose“ Erklärung für Haarausfall, ausgehendes Fell und Fellveränderungen kann der Haarwechsel sein. Regulär haaren Kaninchen im Frühling um vom Winterfell zum Sommerfell zu wechseln und im Herbst erneut um wieder einen wärmenden Winterpelz anzulegen. Viele Rassen haben kein dichtes Winterfell, wechseln das Fell jedoch trotzdem zweimal im Jahr. Bei vitalen, gesunden Kaninchen in Außenhaltung ist der Fellwechsel oft fast nicht sichtbar. Gerade in Innenhaltung, bei geschwächten, verwurmten, schlecht ernährten, alten oder kranken Kaninchen, kann er jedoch äußerst heftig ausfallen.
Klären Sie in diesen Fällen durch eine Kotprobe, ob die Kaninchen Darmparasiten haben und bieten Sie in Innenhaltung eine UVB Lampe bzw. eine andere Vitamin D Quelle an.
Der Fellwechsel kann Kahlstellen (gesunde Haut an der Kahlstelle, keine Schuppen, Wunden etc., sonst ist es eine Krankheit und nicht der Fellwechsel) verursachen. Ebenfalls können Stellen entstehen, an denen das Fell anders als am restlichen Körper aussieht. Kahlstellen mit gesunder Haut können jedoch auch durch Knabbern oder wund lecken des Partnerkaninchens oder durch eine Unterfunktion der Schilddrüse auftreten.

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fellwechsel kaninchen
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köttelketten

Ernährung & Pflege während des Fellwechsels
(zur Vorbeugung von Haarballen)

Damit es nicht zu lebensbedrohlichen Haarballen (Haarklumpen im Verdauungstrakt) kommt, sollte man besonders während des Fellwechsels vorbeugend

  • die losen Haare weg kämmen (oder mit den Händen oder angefeuchteten Gummihandschuhen die Haare regelmäßig weg streicheln). Um das lose Fell zu entfernen, sind Zupfbürsten ideal.
  • Indem ihr verengte Stellen im Gehege, Durchschlüpfe oder Tunnel mit Bürsten ausstattet, könnt ihr auch weniger zahme Kaninchen von überflüssigen Haaren befreien. Sie bürsten sich beim Hindurchlaufen von selbst.
  • Eine unterstützende Ernährung beugt Haarballenbildungen vor. die beste Vorbeugung gegen Haarballen erzielt man mit einer  großen Menge Wiesengewächsen als Ernährung, oder Kräuter und Blattgemüse in unbegrenzter Menge. Das Grünfutter sollte unbegrenzt, also Tag und Nacht verfügbar, angeboten werden. Dies ist die beste Form der Vorbeugung von Haarballen!  Trockenfutter (auch Trockenkräuter, viel Heu etc.) begünstigt die Bildung von Haarballen.
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  • Unterstützend sollte man Ölsaaten (besonders eingeweichte (!) Leinsamen und Sonnenblumenkerne) verfüttern. Ein halber Teelöffel am Tag je Tier reicht dafür aus. Die Saaten kräftigen auch die Haare, so dass ein gesundes, glänzendes, neues Fell entsteht.
  • Noch besser sind Leinkuchen, Leinpellets etc. geeignet. Zudem helfen sie dabei, die Haare abzuführen. Sie werden als Leckerli gefressen, ein Stückchen am Tag sollte jedoch nicht überschritten werden.
  • Alternativ kann ein bisschen Speiseöl, z.B. in Banane versteckt verfüttert werden. Auch Kokosöl (bis zu 1 Tl/Tag/Tier) kann in Futter versteckt werden. Öl wirkt nur im Magen, da es im Dünndarm resorbiert wird. Aber gerade im Magen sind häufig Haarballen ein Problem.
  • RodiCare Hairball hat sich ebenfalls bewährt und wird meistens von alleine aus der Tube gefressen.
  • Flohsamenschalen können gut eingeweicht mit einem leckeren Gemüse (geraspelt) oder Obst (gerieben) vermischt angeboten werden. Dies ist sozusagen die kostengünstige Alternative zu RodicareHairball. 1 TL (5g) auf 100ml Wasser über Nacht einweichen und 1-3 Tl je Tier z.B. mit gerapsleter Karotte vermischt füttern, den Rest in Eiswürfel-Formen einfrieren und portionsweise auftauen.
  • Und noch ganz wichtig: Bieten Sie Ihren Kaninchen Tag wie Nacht viel Platz an, damit sie sich bewegen können, das löst Haarballen und fördert die Verdauung.
  • In Innehaltung und geschützter Außenhaltung sollte während des Fellwechsels viel gesaugt werden, da der Wind fehlt, der das Fell beseitigt.
  • Um besonders wenig Haare im Gehege zu belassen, haben sich Gummibesen bewährt. Diese wirbeln die Haare weniger auf und fegen sie auch auf Teppichen oder Stoffen sehr gut weg.
  • Auch Zupfbürsten sind ideal um Teppichböden oder Rasenteppich von Fell zu befreien. Durch einen eingespannten Haushaltsgummi sind sie noch effizienter.
  • In Extremfällen kann es helfen, Innenkaninchen das Fell zu scheren, so dass die aufgenommenen Haare deutlich kürzer sind.

Köttelketten sind übrigens nicht bedenklich, ganz im Gegenteil.Wenn Köttelketten auftauchen, heißt dies, dass die Haare wieder ausgeschieden werden und nicht im Darm verbleiben und zu Haarballen werden können.

Folgende Ernährungs- und Haltungsfehler begünstigen eine lebensbedrohliche Haarballenbildung:

  • grünfutter-kaninchenHeu als Grundnahrung mit Frischfutterportionen
  • Heu als Grundnahrung mit Trockenfutter & Frischfutter (das Trockenfutter saugt auch noch das gesamte Wasser weg)
  • Heuernährung,
  • Trockenfutter-Ernähhrung und
  • Fütterungsformen mit geringen Fasergehalt: Zu viel Kraftfutter (Samen, Getreide etc.), handelsübliches Trockenfutter etc. Das Trockenfutter saugt nicht nur die Flüssigkeit weg, sondern hat kaum Wassergehalt und auch kaum Rohfaser.
  • Beengte Haltung ohne durchgängig Auslauf (Einsperren im Stall/Käfig)

Maltpaste? Bezo-Pet-Paste?

Die Zusammensetzung dieser Pasten ist größtenteils fehlerhaft oder gar nicht auf der Verpackung aufgeführt. Meistens wird nur die Wirkung beschrieben, die laut Packungen auf drei Faktoren beruht: Pflanzenöle und -fette, Ballaststoffe und Malt, der verdauungsfördernd sein soll. Katzenpasten sind nahezu identisch mit Kaninchenpasten und werden von vielen Haltern auch verwendet. Ballaststoffreich sind diese Pasten jedoch nur für Katzen. Jegliches Kaninchenfutter (Kräuter, Heu, Äste) enthält deutlich mehr Ballaststoffe als diese Pasten! Kaninchen nehmen bei normaler Ernährung sehr viel mehr Ballaststoffe als Katzen auf. Was für die Katzen ballaststoffreich ist, kann man für Kaninchen als ballaststoffarm einstufen. Malz (Malt) sind Getreidekeime die nach kurzer Ankeimung getrocknet und verarbeitet werden. Oft handelt es sich um den schlecht verdaulichen Weizen. Hinzu kommt eine Menge an Zusatzstoffen die den Kaninchen schaden können. Der einzige Bestandteil, der einen Nutzen hat, ist das Pflanzenöl. Dieses kann auch in anderer, gesünderer Form eingegeben werden (pur oder z.B. als „RodiCare akut“). Die Pasten enthalten keine Wirkstoffe die gegen Haarballen helfen könnten. Dafür sind viele schädliche Stoffe enthalten und die meisten Inhaltsstoffe sind nicht angegeben.
Besser geeignet ist RodiCare Hairball, das auf aufgequollenen Flohsamenschalen basiert.

Gut zu wissen: Aktuellen Studien zu Folge bestehen die meisten „Haarballen“ gar nicht hauptsächlich aus Haaren, sondern aus Nahrungsbrei, der durch eine zu trockene Fütterung, Stress oder andere Ursachen trocken gelegt wurde und sich verklumpt hat.