Kaninchen-Verhalten richtig deuten und Kaninchen verstehen lernen…
Für den interessierten Halter ist es sehr wichtig, das Kaninchen zu verstehen. Kaninchen sind jedoch recht stille Tiere, die kaum einen Laut von sich geben. Gerade deshalb sollte man ihre Körperhaltung, die Ohrenstellung und andere Details, wie etwa die Augen, immer gut beobachten um zu verstehen, was das Kaninchen gerade ausdrücken möchte.
Ohren-Stellungen
Neben der Körperhaltung ist die Ohrenstellung beim Kaninchen sehr wichtig für die Kommunikation untereinander. Bei Kaninchen mit Stehohren lässt sich ihre Stimmung sehr gut anhand der Ohren ablesen. Bei Schlappohrkaninchen hingegen fällt dieses wichtige Kommunikationsmittel weg, da sie ihre Ohren nur noch eingeschränkt bewegen können. Manche Widder können ihre Ohren noch leicht drehen und teilweise sogar eines aufstellen, allerdings ist das in der Widderzucht nicht erwünscht.
Aufgestellte Ohren
Kaninchen-Ohren in normaler Stellung stehen aufrecht nach oben. Die Öffnung der Ohren bewegen sie in die Richtung von Geräuschen, sie können beide Ohren unabhängig von einander bewegen.
(Entspannt) angelegte Ohren
Wenn Kaninchen ihre Ohren anlegen, sind sie in einem entspannten Ruhezustand und weniger aufmerksam als mit stehenden Ohren. Meist ist dies beim Schlafen oder Dösen zu beobachten (Kaninchen schlafen meist mit geöffneten Augen im Sitzen).
Kaninchen können die Ohren bei Schmerzen auch im Nacken ablegen, siehe Schmerzgesicht.
Angelegte Ohren
Dicht angelegte Ohren können jedoch auch Angst ausdrücken.
An den Augen (aufgerissen) und der Körperhaltung (auf den Boden gedrückt) ist dann zu erkennen, dass das Kaninchen nicht entspannt ist, sondern große Angst hat.
Ohren nach Vorne oder zur Seite bewegt
Das Kaninchen kann seine Ohren flexibel in alle Richtungen drehen um so besser die Geräusche aus der entsprechenden Richtung hören zu können. Je nachdem wohin das Kaninchen seine Ohren dreht, darauf richtet es seine Aufmerksamkeit (hier nach Vorne zum Fotografen). Bei bedrohlichen Geräuschen ist oft zu beobachten, dass alle Kaninchen die gleiche Ohrenstellung haben, da sie alle in die gleiche Richtung lauschen.
Nach vorne gekippte Ohren
Ein neugieriges Kaninchen, das sich langsam dem Objekt der Neugierde nähert, kippt seine Ohren nach vorne.
Nach unten gekipptes Ohr
Auch Stehohrkaninchen können ihre Ohren bewusst nach unten kippen. Um die Ohren zu putzen, kippen sie meist eines der Ohren nach unten und putzen es mit der Vorderpfote.
Augen-Deutung
Weit aufgerissene Augen
Ein Kaninchen mit weit aufgerissenen Augen hat große Angst. Oft ist dies auch zu
beobachten, wenn Kaninchen in die sogenannte Angststarre fallen, z.B. wenn sie hoch
genommen oder in die Enge getrieben werden.
Vorgeschobene Nickhaut
Bei einigen Rassen (z.B. bei Deutschen Riesen) ist immer die Nickhaut zu sehen. Bei anderen Kaninchen kann sie vorübergehend ohne Anlass auftauchen.
Ansonsten drückt sie Unwohlsein aus (Krankheit, Angstsituation etc.). Besonders bei Herzerkrankungen oder einer präkardialen Masse ist sie sichtbar.
Entspannter, normaler Blick
Ein entspannt, normal schauendes Kaninchen hat einen klaren Blick und ein offenes aber nicht weit aufgerissenes Auge.
Geschlossene Augen
Für geschlossene Augen gibt es mehrere Ursachen. Wird nur ein Auge (immer wieder oder durchgängig) zugekniffen, liegt meistens eine Augenerkrankung vor, dann sollte umgehend ein Tierarzt aufgesucht werden. Wenn Kaninchen sehr entspannt dösen, schließen sie auch teilweise ihre Augen ein Stück oder ganz (sonst schlafen Kaninchen mit offenen Augen). Ein weiterer Grund kann starker Wind oder Sonneneinstrahlung sein.
Schwanz-Stellungen
Der Schwanz der Kaninchen wird Blume genannt. Er wird nicht nur zum Ausgleichen bei Sprüngen (z.B. „nach hinten gelegter Schwanz“ wenn das Kaninchen von einer Erhöhung herunterspringt) genutzt, sondern drückt auch Gefühle aus.
Entspannte Blume
Ein entspanntes Kaninchen hat den Schwanz locker am Popo sitzend. Er sieht in dieser
Stellung wie ein Boller aus.
Weg gestreckte Blume
Schlafende Kaninchen in liegender Position oder mit nach hinten weg gestreckten
Hinterbeinen, haben den Schwanz meistens ebenfalls „abgelegt“ in waagerechter Position.
Aufgestellte Blume
Diese Stellung hat mehrere Ursachen, allgemein stehen diese Unterpunkte alle unter der Überschrift „Aufregung“. Ein aufgeregtes Kaninchen stellt den Schwanz auf. Mögliche Situationen:
1. Angriffs-Stellung (das Kaninchen greift gleich an)
2. Kampfstellung (wenn zwei Kaninchen kämpfen oder jagen sich)
3. Flucht-Stellung (wenn das Kaninchen versucht zu entkommen)
4. Unsicherheit (z.B. wenn es sich einem Neuen Gegenstand langsam nähert)
5. Markier-Stellung (wenn Urin abgespritzt wird um zu markieren)
6. Ein Kaninchen umwirbt das andere Kaninchen (Paarungsverhalten)
Bei wildfarbenen Kaninchen (bei vielen Hauskaninchen weggezüchtet) ist die Unterseite der Blume und das Bauchfell hell. Ein Kaninchen mit aufgestellter Blume zeigt seinem Gegner so die weiße Unterseite als Warnsignal.
Wackeln der Blume
Wenn das Kaninchen den schwanz hin und her bewegt, ist das ein Zeichen für Aufregung, z.B. wenn es Futter gibt oder irgendetwas stressig ist.
An den Rücken angelegte Blume
Als Steigerung zur aufgestellten Blume gibt es auch die an den Rücken gezogene
Blume. Diese zeigt noch größere Aufregung und Anspannung an.
Angehobene Blume
Kaninchen heben ihre Blume an, wenn sie Urin absetzen.
Mund-Stellungen
Zunge zeigen: Mund abschlecken, sich und andere lecken
Wenn ein Kaninchen sich selber abschleckt, dann putzt es sich (Körperpflege). Dazu schleckt es oftmals erst die Vorderpfoten ab und anschließend fährt es mit den Pfoten
über alle Regionen des Körpers.
Ein Schlecken des Mundes sieht man meist nachdem etwas verspeist wurde um die
Mundumgebung zu reinigen, wenn es vermehrt auftritt, kann es jedoch auch ein Anzeichen für Zahnprobleme sein (Tierarzt zeitnah aufsuchen).
Schleckt das Kaninchen einen Artgenossen, so drückt es damit Zuneigung aus. Wenn
es die Menschenhand abschleckt, ist dies ebenfalls ein Zeichen von Zuneigung, oder
aber es möchte das Salz von den Händen aufnehmen (seltener).
Gähnen
Auf diesem Foto ist ein gähnendes Kaninchen zu sehen. Kaninchen gähnen wie wir Menschen wenn sie noch leicht müde sind oder sich die Aktivität wechselt (z.B. vom Schlafen zum Laufen) .
Fell-, Heu-, Streu- oder Grasbüschel im Mund
Ein Büschel im Mund wird herum getragen, wenn das Weibchen ein Nest bauen möchte.
Meistens wird das Nistmaterial an einen Platz gebracht, dort endsteht dann ein Nest.
Kaninchen bauen ein Nest wenn sie hitzig/scheinträchtig oder tatsächlich schwanger sind (kurz vor der Geburt).
Leicht geöffneter oder weit aufgerissener Mund
Dösende Kaninchen schließen teilweise nicht ganz ihren Mund, das ist ein Anzeichen für Entspannung. Natürlich können auch Zahnprobleme dahinter stecken (bei Verdacht zum Tierarzt).
Legt das Kaninchen den Kopf in den Nacken und reißt den Mund auf, so bekommt es keine oder zu wenig Luft, sofort zum Tierarzt! Durch RHD oder Ersticken verendete Kaninchen werden in einer solchen Haltung tot vorgefunden.
Pfoten-Stellung
Mit den Pfoten das Gesicht und die Ohren putzen
Das Kaninchen pflegt seinen Körper und putzt sich. Dazu werden oft auch die Ohren heruntergeklappt.
Die Vorderpfoten unter den Körper einklappen
Beim Schlafen klappen Kaninchen ihre Vorderpfoten nach innen („Hennenstellung“).
Die Vorderpfoten nach vorne ausstrecken
Gähnende Kaninchen strecken oft ihre Vorderpfoten, besonders wenn es ein entspanntes Gähnen ist und kein Stressgähnen (welches oft ohne Strecken gezeigt wird).
Nicht nur beim Gähnen strecken Kaninchen ihre Vorderpfoten aus, sondern auch beim Ruhen um sie zu entlasten, das ist besonders bei Kaninchen mit Gelenkserkrankungen sehr ausgeprägt zu sehen.
Vorderpfoten schütteln oder zucken
Bei Nässe schütteln und zucken Kaninchen mit den Vorderpfoten um das Wasser abzuschütteln. Auch bei Schmerz wird das Verhalten oftmals gezeigt.
Mit den Vorderpfoten angreifen, kratzen
Kratzt dein Kaninchen oder schlägt mit den Pfoten nach dir oder einem anderen Kaninchen, so verteidigt es sich. Ursache herausfinden
Vorderpfoten in der Luft (Männchen machen)
Kaninchen machen Männchen um an etwas dran zu kommen oder um sich einen Überblick zu verschaffen.
Scharren, graben
Buddeln ist ein natürliches Bedürfnis von Kaninchen, sie graben um sich Bauten zu bauen oder eine Satzröhre für die Jungtiere anzulegen, aber auch um sich abzureagieren. Biete deinen Kaninchen eine Buddelmöglichkeit.
Hoppeln
Hoppeln ist die normale Fortbewegung von Kaninchen.
Laufen statt hoppeln
Ist ein Kaninchen unsicher, so läuft es statt zu hoppeln. Das ist besonders zu beobachten, wenn das Kaninchen etwas neues erkundet.
Mit den Hinterbeinen trommeln
Kaninchen trommeln mit den Hinterläufen um andere Kaninchen zu warnen, z.B. wenn sie ein ungewöhnliches Geräusch hören.
Mit den Hinterbeinen kratzen
Kaninchen kratzen sich am Ohr, meisten wenn sie eine Ohrenentzündung haben.
Hinterpfoten nach hinten weg strecken
Entspannte Kaninchen strecken die Beine seitlich oder nach hinten weg, besonders wenn sie sehr entspannt sind.
Mit den Hinterpfoten ausschlagen
Wenn Kaninchen sich bewegen und in die Luft springen, kämpfen oder toben, schlagen sie mit den Hinterpfoten aus.
Mit den Hinterpfoten zappeln
Dein Kaninchen schlägt beim Anheben mit den Pfoten aus und zappelt? Hier gibt es Hilfe