Viele Halter verbinden EC mit einem schiefen Kopf, derweil ist EC ein Erreger, der sehr viel mehr Probleme im Körper verursacht und viele unsichtbar.

Inhalsverzeichnis

E. Cuniculi ist eine heimtückische Erkrankung, die häufig ohne das Wissen des Halters im Körperinneren ihr Unwesen treibt.

  • Der Erreger befällt das Gewebe am Zentralen Nervensystem (Gehirn, Rückenmark) und wenn er zufällig ein Areal trifft, das die Bewegung steuert, kommt es zu Lähmungen. Oder es werden Areale zerstört, die zu Krämpfen und Anfällen führen. Häufig wird der Gleichgewichtssinn zerstört (im Kreis drehen, umkippen…). Viele Gewebezerstörungen bleiben aber unsichtbar und werden erst in der Pathologie sichtbar!
  • Viele Tiere leiden unter der Zerstörung von Gewebe in der Niere (Niereninsuffizienz) und teils auch unter Erkrankungen der Blase (Blasengries…). Das bleibt zunächst unsichtbar. Erst wenn 50% der Nierenfunktion gestört sind, kann man die Erkrankung im Blutcheck sehen.
  • Auch das Lebergewebe wird angegriffen. Da es sich teils regeneriert, wird erst eine extreme Zerstörung an den Leberwerten im Blutbild sichtbar.
  • Veränderungen der Augen durch E. Cuniculi (Katarakt, Uveitis…) werden häufig vom Halter beobachtet, oftmals jedoch mit „Altersblindheit“ verwechselt.
  • Auch anderes Gewebe (Herz, Verdauungsorgane) kann vom Erreger angegriffen werden.

Werden EC-positive Tiere in der Pathologie untersucht, können fast immer extreme Gewebezerstörungen im Gehirn, der Niere, der Leber und anderen Bereichen festgestellt werden. Die Tiere haben zuvor meist keine Symptome gezeigt!

Wie viele Tiere sind betroffen?

Etwa 41-45% der Hauskaninchen in Deutschland (also jedes dritte Kaninchen) tragen den E. Cuniculi-Erreger in sich. Diese Tiere sind latent infiziert, d.h. der Erreger bzw. Antikörper gegen den Erreger sind nachweisbar, die Tiere haben meistens jedoch keinerlei Symptome und sind größtenteils „gesund“. Werden sie später einmal in der Pathologie untersucht, sieht man, dass auch augenscheinlich gesunde Tiere Schäden durch den Erreger vorzuweisen haben. Häufig ist Gewebe im Gehirn, in der Niere und der Leber zerstört. Unter gesunden Kaninchen ist die Durchseuchungsrate allerdings niedriger (35-40%, bzw. 18% in Bayern) als unter erkrankten Tieren (48-56%).
In Zuchten gelang es durch gezielte Zucht-Auslese eine Durchseuchungsrate von unter 10% zu realisieren. Da E. Cuniculi bereits im Mutterleib übertragen werden kann, ist eine Testung der Elterntiere wichtig. Auch in der Versuchskaninchenzucht wurde so die Rate auf unter 10% reduziert.
Wildkaninchen sind in Deutschland nicht von E. Cuniculi betroffen.

Die Lösung: Vergesellschaftung nach EC-Status

Durch die Vergesellschaftung nach EC-Status werden keine neuen Tiere infiziert. So wird die Krankheit nicht weiter verbreitet.
Testen Sie zumindest ein Tier, besser alle Kaninchen ihrer Gruppe (Blutcheck: igG Titer) auf E. Cuniculi. Sollte es positiv getestet werden (und somit den Erreger tragen), dann nehmen Sie nur ebenfalls infizierte Tiere dazu. Wenn Ihre Kaninchen keine Träger sind, dann achten Sie bei Vergesellschaftungen darauf, dass nur negativ getestete Tiere (keine Träger) dazu vergesellschaftet werden!

Langfristige Lösung: EC freie Bestände in der Kaninchenzucht

Langfristig sollt es das Ziel sein, EC-freie Bestände zu züchten. Leider wird das Thema in der Kaninchenzucht noch stiefmütterlich behandelt, derweil wäre die Lösung relativ einfach. Werden alle Elternkaninchen auf EC einmalig durch eine Blutabnahme und einen Labortest getestet (IgG EC Titer im Blut), so können Trägertiere aus der Zucht genommen und EC-frei gezüchtet werden. Die Jungtiere können sich so weder über die Plazenta, noch im Jungtieralter über den Urin infizieren und sind ebenfalls EC-frei. Die Kosten sind einmalig und überschaubar. Geht man z.B. von 120€ Labor- und Blutabnahme-Kosten je Tier aus, und ein Kaninchenweibchen bekommt 30-40 Jungtiere über die Jahre, so müsste man den Kaufpreis um etwa 4€ je Jungtier anheben (den Rammler, der mehrere Weibchen belegt, mit eingerechnet). Umso unverständlicher erscheint es, dass dieser Test in der Kaninchenzucht leider noch nicht Standard ist. Zusätzlich senken kann man die Kosten durch den Schnelltest (FASTest ENCEPH), der aktuell allerdings überarbeitet wird. Werden regelmäßig Tiere getestet, kann der betreuende Tierarzt oder die betreuende Tierärztin den Test sicher beziehen und vorrätig haben.

Tierheime, Züchter und Notstationen, die den EC-Status testen

In dieser Liste finden sich entsprechende Anlaufstellen: Liste Vermittlung nach EC Status
Viele Tierheime testen außerdem auf Wunsch den Status, wenn man anfragt.

Vorsorge nach dem Blutcheck nach E. Cuniculi Status

Der EC Status kann im Blut bestimmt werden (IgG), dafür sollte zumindest ein, besser jedes Kaninchen der Gruppe getestet werden. Vielleicht wurde auch schon mal ein Kaninchen getestet und der EC-Status ist bekannt? Frage den Tierarzt! Der Test rettet häufig Leben, denn wenn ihr den Status kennt, könnt ihr nicht nur bei einer VG passende Partnerkaninchen wählen um keine neuen Kaninchen zu infizieren, sondern auch effektiv Ausbrüchen vorbeugen, indem ihr:

  • Stress reduziert
  • Bei Vergesellschaftungen, Tierarztbesuchen, Partnerverlust und anderen Stressituationen ca. 5-10 Tage Panacur gebt
  • Vor der Impfung ein paar Tage Fenbendazol (Panacur) gebt, damit diese besser wirken kann
  • Bei Erkrankungen (Immunschwäche) Fenbendazol (Panacur) gebt, da gerne in diesen Fällen EC dazu ausbricht. 

Sollte einem Kaninchen aus irgendeinem Grund Blut abgenommen werden, kann man den EC-Status (IgG-Titer E. Cuniculi) ganz einfach mit testen lassen!

Dein Kaninchen ist EC-negativ?

Wenn ein neues Kaninchen einzieht, sollte es ebenfalls negativ getestet sein, um deine Kaninchen nicht anzustecken.

Dein Kaninchen ist EC-positiv?

Der Erreger zerstört laufend Zellen im Körper, besonders bei Stress oder Krankheiten. Du beugst akuten Krankheitssymptomen vor, indem du Fenbedazol (Panacur) Zuhause hast und es gibst, wenn:
1) dein Kaninchen Stress hat (Tierarztbesuch, Vergesellschaftung, Umzug, Partnerverlust…) ca. 3 Tage vor dem Ereignis für 5-10 Tage
2) dein Kaninchen krank ist bis es gesund ist
3) dein Kaninchen geimpft werden soll (dann wirkt die Impfung besser) ca. 3 Tage vor der Impfung für 5-10 Tage
4) dein Kaninchen chronisch krank ist (28 tägige Kur jeden 5. Monat, bei Cortisongabe durchgängig)
5) dein Kaninchen operiert werden soll (z.B. Kastration) ca. 3 Tage vor der OP für 5-10 Tage
> Zwischen den Gaben sollten immer ein paar Monate Pause sein, d.h. wenn mehrere Situationen aufeinander folgen, wird nur bei der ersten Fenbendazol (Panacur) verabreicht.

Reduziere Stress bei deinen Kaninchen.

Desinfiziere regelmäßig mit 70%igen Alkohol um den Erregerdruck in der Umgebung gering zu halten.

Bei älteren EC-Träger-Kaninchen sollten die Nierenwerte regelmäßig kontrolliert werden um Nierenerkrankungen frühzeitig festzustellen.

Zieht ein neues Kaninchen ein, so wähle nur EC-positive Tiere – um keines anzustecken!

Das Medikament Fenbendazol (Panacur) ist verschreibungspflichtig – mit positiv getesteten Kaninchen bekommt man es in der Tierarztpraxis.

In einer Studie wurde die Wirksamkeit einer Immunisierung mit inaktivierten Sporen nachgewiesen, bisher gibt es allerdings noch keine passende Impfung auf dem Markt.

So gehst du vor, wenn du den EC Status deiner Kaninchen noch nicht kennst…

Vereinbare bei deinem kaninchenkundigen Tierarzt bzw. deiner kaninchenkundigen Tierärztin einen Termin zur Blutabnahme. Im externen Labor wird der IgG Titer E. Cuniculi bestimmt, er zeigt sehr zuverlässig an, ob dein Kaninchen EC positiv oder EC negativ ist. Dein Tierarzt bzw. deine Tierärztin berät dich zur Vorbeugung von E. Cuniculi (siehe oben). Zudem sollte beim Einzug neuer Kaninchen der EC Status beachtet werden.

Pflegestellen, Tierheime und Züchter, die den EC Status etablieren möchten

Gerne gebe ich Hilfestellung und praktische Tipps zur Umsetzung. Bitte über kaninchenwiese@gmail.com melden (keine anderweitige Beratung über diese Mail!).

Weiterführend:

Beck, W., & Pantchev, N. (2013): Praktische Parasitologie bei Heimtieren. Kleinsäuger | Vögel | Reptilien Bienen | Zoo- und Wildtiere

Dalboni LC et al (2021): Encephalitozoon cuniculi takes advantage of efferocytosis to evade the immune response. PLoS One 16(3):e0247658.

Dipineto L et al (2008): Serologische Untersuchung auf Antikörper gegen Encephalitozoon cuniculi bei Hauskaninchen in Italien. Zoonosen Public Health 55(3):173–175.

Fukui, D., Bando, G., Furuya, K., Yamaguchi, M., Nakaoka, Y., Kosuge, M., & Murata, K. (2013): Surveillance for an outbreak of Encephalitozoon cuniculi infection in rabbits housed at a zoo and biosecurity countermeasures. Journal of Veterinary Medical Science75(1), 55-61

Jordan CN, Dicristina JA, Lindsay DS (2006): Activity of bleach, ethanol and two commercial disinfectants against spores of Encephalitozoon cuniculi. Vet Parasitol 136(3–4):343–346.

Künzel F, Fisher PG (2018): Clinical signs, diagnosis, and treatment of Encephalitozoon cuniculi infection in rabbits. Vet Clin North Am Exot Anim Pract 21(1):69–82.

Magalhães, T. R., Pinto, F. F., & Queiroga, F. L. (2022): A multidisciplinary review about Encephalitozoon cuniculi in a One Health perspective. Parasitology research121(9), 2463-2479

Okewole EA (2008): Seroprävalenz von Antikörpern gegen Encephalitozoon cuniculi bei Hauskaninchen in Nigeria. Onderstepoort J Vet Res 75(1):33–38

Sobottka I et al (2001): Acute and long-term humoral immunity following active immunization of rabbits with inactivated spores of various Encephalitozoon species. Parasitol Res 87(1):1–6.

Suter C, Müller-Doblies UU, Hatt JM, Deplazes P (2001): Prevention and treatment of Encephalitozoon cuniculi infection in rabbits with fenbendazole. Vet Rec 148(15):478–480.

Thema EC Status auf Kaninchenseele.de von der Tierärztin Melina Klein

Flyer zum Thema EC Status der Tierärztin Melina Klein

Flyer von Fr. Dr. Hein für Kaninchenhalter