Neuer RHD-2 Stamm in Frankreich

Durch den Corona-Virus ist der allgemeinen Bevölkerung bewusst, dass Viren mutieren und dadurch neue Stämme und Varianten entstehen können, die der Impfstoff abdeckt, oder auch nicht mehr abdeckt, weil sie sich zu sehr von der ursprünglichen Variante unterscheiden. In der Vergangenheit ist die RHD so stark mutiert, dass die Impfstoffe nicht mehr dagegen wirkten und neue Impfstoffe entwickelt wurden. Diese Variante wurde RHDv-2 genannt und wird seit einigen Jahren erfolgreich verimpft.

Im Norden von Frankreich und anderen Teilen Europas tritt in den letzten Jahr ein besonders ansteckender Stamm der RHDv-2 auf, gegen die RHD2-Impfstoffe (Eravac, Filavac, Nobivac Myxo-RHD PLUS) nicht ausreichend zu wirken scheinen. Die französische Agence nationale du médicament vétérinaire (ANMV) hat daraufhin die Entwicklung eines angepassten Impfstoffes (Failavac VHD Var K) zugelassen, der gegen diesen Stamm wirkt. Er war zunächst mit vorübergehender Nutzungsberechtigung (ATU) zugelassen. Bisher durfte dieser Impfstoff nur verimpft werden, wenn nachgewiesen werden konnte, dass der reguläre RHD2-Impfstoff nicht wirksam ist:

Indications d’utilisation, en spécifiant les espèces cibles
Immunisation active des lapins, dès l’âge de 4 semaines, afin de réduire la mortalité et les signes
cliniques dus à la maladie hémorragique du lapin, provoquée par la souche du virus de type 2, et
uniquement suite à un manque d’efficacité de la vaccination avec les vaccins contre la maladie
hémorragique du lapin utilisés conformément aux RCP respectifs.

Angabe der Indikation zur Anwendung von ATU Filavac VHD Var K laut Packungsbeilage: Der Impfstoff darf nur bei fehlender Wirksamkeit der regulären RHD2 Impfstoffe angewendet werden.

Bisher war daher der Einsatz auf Kaninchenbestände begrenzt, wenn es dort zu Sterbefällen durch RHD2 trotz Impfung kommt.

Es gibt jedoch einen neuen Impfstoff (YURVAC® RHD von Hipra), der nicht nur vor den klassischen Virenstämme (RHDV1) oder ihre Varianten (RHDV2), sondern auch vor den neuen hochvirulenter Stämmen schützt. Dieser ist in Deutschland zugelassen und verfügbar.

Sollte sich zeigen, dass die Variante der RHD2 auch unter Heimkaninchen in Deutschland auftritt, wird die Entwicklung weiterer Impfstoffe vorangetrieben werden. Deshalb ist es entscheidend, jegliche Fälle der Unwirksamkeit regulärer RHD2-Impfstoffe (Kaninchen stirbt trotz korrekter Impfung und/oder es wurde RHD2 bei geimpften, verstorbenen Kaninchen in der Pathologie nachgewiesen) ordnungsgemäß zu melden. Solche Unwirksamkeitsfälle sollten dem Hersteller und dem Paul-Ehrlich-Institut (PEI) bzw. im Fall von Nobivac der Europäische Agentur für Arzneimittelzulassung (EMA) gemeldet werden.

Was tun, wenn Verdacht auf den neuen RHD2-Stamm besteht?

Bisher gibt es keine nachgewiesenen Fälle in Deutschland, evtl. besteht aber ein größeres Dunkelfeld, da besonders in Westdeutschland immer wieder Unwirksamkeitsfälle der RHD2-Impfstoffe bekannt werden. Es sollte in solchen Fällen genauer geprüft werden, ob es sich um den neuen Stamm handeln könnte. Dafür sollten die Proben an das Friedrich-Löffler-Institut (FLI) geschickt werden, die den Stamm näher bestimmen können.

Wird nachgewiesen, dass Tiere an dem neuen Stamm verendet sind (durch Nachweis am FLI oder Unwirksamkeitsfälle bei korrekter RHD2-Impfung) oder besteht der Verdacht, sollte mit dem neuen Impfstoff (YURVAC® RHD von Hipra) geimpft werden, sofern ein Teil der Tiere noch klinisch gesund ist. Tiere mit Symptomen kann man leider nur noch vom Tierarzt erlösen lassen bevor sie ersticken.

Wie kann ich vorbeugen?

Es wird davon ausgegangen dass Tiere, die sehr breit und bereits mehrfach geimpft wurden, über einen besseren Schutz gegenüber dem neuen RHD2-Stamm verfügen. Besonders gefährdet sind einmalig geimpfte Kaninchen. Der Schutz kann verbessert werden indem ein Kaninchen grundimmunisiert und dann mehrfach und mit unterschiedlichen Impfstoffen nachgeimpft wird (z.B. halbjährlich Filavac und jährlich Nobivac). Noch besser ist der Schutz durch den neuen Impfstoff YURVAC® RHD, der vor allen Varianten der RHD (auch vor den neuen Stämmen) schützt und in Deutschland zugelassen und verfügbar ist.

Zudem können Fliegenschutz (Fliegengitter und Spot-on gegen Fliegen wie z.B. Advantix, kein Frontline!) und Hygienemaßnahmen hilfreich sein.