Die Gewöhnung von Hunden an Kaninchen kann eine Herausforderung sein, insbesondere wenn es sich um Hunde mit einem ausgeprägten Jagdtrieb handelt. Doch mit Geduld, Konsequenz und der richtigen Herangehensweise ist es durchaus möglich, ein harmonisches Zusammenleben zu schaffen.

Allgemeine Voraussetzungen

  1. Rassespezifische Eigenschaften beachten: Jagdhunde oder Hunde mit einem hohen Beutetrieb erfordern mehr Geduld und Training. Ruhigere Rassen oder Hunde mit wenig ausgeprägtem Jagdtrieb können einfacher an Kaninchen gewöhnt werden.
  2. Alter des Hundes: Welpen oder junge Hunde können leichter an Kaninchen gewöhnt werden, da sie sich einfacher an neue Situationen anpassen und anfangs noch keinen Jagt-Trieb zeigen Ältere Hunde benötigen möglicherweise mehr Zeit und Training.
  3. Persönlichkeit des Hundes: Hunde mit einem ruhigen und ausgeglichenen Wesen eignen sich besser für ein Zusammenleben mit Kaninchen.
  4. Voraussetzungen bei den Kaninchen: Die Kaninchen sollten gesund und nicht zu ängstlich sein. Stelle sicher, dass die Kaninchen ausreichend Rückzugsmöglichkeiten haben.

Schritt-für-Schritt-Anleitung zur Gewöhnung von Hunden an Kaninchen

Schritt 1: Erste Kontaktaufnahme – Beobachten durch das Gehegegitter

Ziel: Der Hund gewöhnt sich an die Anwesenheit der Kaninchen, ohne direkten Kontakt. Er lernt das richtige Verhalten bei Anwesenheit der Kaninchen und die Kaninchen gewöhnen sich an den Hund, ohne vor ohm Angst zu haben.

Vorbereitung: Am besten bringst du deinem Hund davor Impulskontrolle, ein Abbruchsignal und ein Signal, dass er sich langsam bewegt, bei. Es geht auch ohne, erleichtert aber das Training.

Vorgehen:

  1. Sichere das Gehege der Kaninchen mit einem stabilen Zaun, durch den der Hund die Kaninchen beobachten kann ohne sie zu erreichen.
  2. Lasse den Hund das Gehege nur unter Aufsicht beobachten.
  3. Reagiert der Hund ruhig und zeigt kein übermäßiges Interesse (z. B. Bellen, Kratzen, Aufregung), lobe ihn mit ruhiger Stimme und eventuell Leckerlis.
  4. Zeigt der Hund Jagdverhalten (z. B. Anspringen, Fixieren), unterbreche dies mit einem klaren Kommando („Nein“ oder „Aus“) und entferne ihn sanft aus der Situation indem du ihn z.B. rein holst oder in einen anderen Raum mitnimmst. Von Vorteil ist, wenn man vorher ein Abbruchsignal aufgebaut hat.
  5. Bringe dem Hund am besten bei, wie er sich in Anwesenheit der Kaninchen richtig verhält, indem du das gewünschte Verhalten ihm zeigst und belohnst (z.B. wenn er Sitz oder Platz macht) so dass er auch weiß, wie er sich verhalten soll.
  6. Sollte dieser Schritt noch zu schwer sein, sollte der Abstand zu den Kaninchen so erhöht werden, dass der Hund problemlos ansprechbar ist, auf deine Ansprache reagiert und Leckerlies nimmt. Bei manchen Hunden muss man erst aus weiter Entfernung üben und langsam schrittweise mehr Nähe aufbauen.

Anfangs kann es sein, dass de Kaninchen fliehen, mit der Zeit wissen sie, dass der Hund keine Gefahr bedeutet und gewöhnen sich an ihm hinter dem Gitter.

Zwischen-Schritt für Welpen bevor der Jagt-Instinkt entsteht: Erste kontrollierte Annäherung mit durchlässigen Zaun

Ziel: Hund und Kaninchen gewöhnen sich aneinander

Vorgehen: Baue den Kaninchen einen Zaun, der sie vor dem Hund schützt, indem du mehrere Durchschlüpfe/Durchgänge baust, durch die nur die Kaninchen kommen. Als Alternative ist auch ein Zaun der nachgibt geeignet, z.B. ein Netz. Die Kaninchen können selbständig den Kontakt zum Hund suchen oder sich zurück ziehen. Der Hund lernt, dass die Kaninchen nur kommen, wenn er sich zurück hält und nicht, wenn er zu wild ist.

Schritt 2: Erste kontrollierte Annäherung – Hund an der Leine
  • Ziel: Hund und Kaninchen gewöhnen sich aneinander bei näherer Distanz.
  • Vorgehen:
    1. Bringe den Hund an der Leine vorsichtig in die Nähe des Geheges.
    2. Achte darauf, dass die Kaninchen entspannt bleiben und nicht in Panik geraten.
    3. Belohne den Hund, wenn er ruhig bleibt, und breche die Übung ab, wenn er Anzeichen von Aufregung oder Jagdverhalten zeigt, zeige ihm, wie er sich verhalten soll (z.B. Platz, siehe Schritt 1)
    4. Wiederhole diesen Schritt mehrmals täglich, bis der Hund ruhig und entspannt bleibt.
    5. Im nächsten Schritt kannst du das Gehege betreten und das gleiche im Gehege üben.
Schritt 3: Erster direkter Kontakt – Hund an der Schleppleine
  • Ziel: Gewöhnung an den direkten Kontakt unter maximaler Kontrolle.
  • Vorgehen:
    1. Lasse den Hund an einer Schleppleine oder Hausleine (lange Leine) das Gehege betreten, während die Kaninchen frei im Gehege herumlaufen.
    2. Beobachte aufmerksam, wie der Hund auf die Bewegungen der Kaninchen reagiert.
    3. Zeigt der Hund ruhiges Verhalten, so wie es trainiert wurde, belohne ihn. Falls er Jagdverhalten zeigt, unterbreche dies sofort mit einem klaren Kommando/Abbruchsignal und führen ihn aus der Situation heraus.
    4. Führe diesen Schritt erst durch, wenn die Kaninchen ebenfalls entspannt wirken.
Schritt 4: Kontrollierter Freilauf im selben Raum
  • Ziel: Hund und Kaninchen teilen sich den Raum unter menschlicher Aufsicht.
  • Vorgehen:
    1. Lasse die Schleppleine/Hausleine des Hundes auf dem Boden liegen, sodass du im Notfall eingreifen kannst.
    2. Beobachte das Verhalten von Hund und Kaninchen genau.
    3. Der Hund sollte nicht versuchen, die Kaninchen zu jagen oder zu bedrängen.
    4. Belohne entspanntes Verhalten bei beiden Seiten.
Schritt 5: Freies Zusammensein ohne Aufsicht
  • Ziel: Hund und Kaninchen können ohne menschliche Aufsicht zusammenleben.
  • Vorgehen:
    1. Lasse den Hund erst dann unbeaufsichtigt mit den Kaninchen, wenn alle vorherigen Schritte erfolgreich abgeschlossen wurden.
    2. Achte darauf, dass die Kaninchen jederzeit Zugang zu sicheren Rückzugsorten haben.

Achtung: Bei Welpen entwickelt sich im Junghundealter der Jagt-Instinkt, dann sollte noch einmal genauer geschaut werden, wie der Junghund auf die Kaninchen reagiert!



Wichtige Tipps und Hinweise

  • Geduld ist der Schlüssel: Die Gewöhnung kann Wochen bis Monate dauern, je nach Hund und Kaninchen.
  • Keine Gewalt: Strafen oder negative Verstärkung führen eher zu Rückschlägen. Das Entfernen vom Gehege ist für den Hund jedoch eine sanfte Strafe, die sehr gut funktioniert, weil ein positives Erlebnis beendet wird.
  • Professionelle Hilfe: Bei Schwierigkeiten oder unsicherem Verhalten des Hundes kann ein Hundetrainer mit Erfahrung im Umgang mit Kleintieren helfen.
  • Sicherheitsvorkehrungen: Verwende robuste Zäune und Rückzugsmöglichkeiten für die Kaninchen. Lassen die Tiere niemals unbeaufsichtigt zusammen, solange du dir unsicher bist.