Trockengrün und Edelgrün* für Kaninchen

Fakten zu einem sinnvollen Ergänzungs-Futtermittel

kaninchen wieseAndere Bezeichungen sind u.a. CobsballenGrascobsballen, Futtertrocknungsballen, Grasballen, Edelgrün*, Edelgrünballen, Trockengrün, Kleintiergrün, Grün-Cobs…

Achtung: Cobs ist die Bezeichnung für Trockengrün und darf nicht mit den gepressten, pelletförmigen Cobs verwechselt werden. Für Kaninchen ist lediglich die ungepresste Form (lockere Fasern, wie kurzes Heu) geeignet!

Trockengrün ist eine Form der getrockneten Wiese, die sich von normalen Heu unterscheidet. Um dem interessierten Tierhalter ein paar Informationen zum Trockengrün anzubieten, wurde diese Seite ins Leben gerufen.

Edelgrün ist dabei eine Markenbezeichnung für Trockengrün, das in speziellen Grüntrocknungsanlagen hergestellt wird.

Herstellung

Für die Herstellung von Trockengrün finden frisch gemähte, leicht zerkleinerte Wiesenpflanzen Verwendung. Es gibt auch Trockengrünprodukte, die vorwiegend aus Klee oder Luzerne hergestellt werden, diese sollen hier jedoch nicht thematisiert werden.

Das Grünfutter wird mit Warmluft (500-800 Grad) erhitzt (Kamphues 2014), so dass es im Grünfutter selbst zu Temperaturen von etwa 60 Grad kommt (durch das verdunstende Wasser kühlt die Heißluft ab). Ab etwa 80 Grad würde es zu erheblichen Nährstoffverlusten kommen, was durch dieses Verfahren verhindert werden soll. Im Vergleich dazu erreicht gepresstes Heu nach der Einfuhr 35-40 Grad in der Ballenmitte. Durch die künstliche Wärme wird eine schnellst mögliche Trocknung erreicht, die sich in den Analysewerten insbesondere bei den Vitaminen bemerkbar macht. Je länger ein Produkt getrocknet wird, desto geringer sind die Vitaminwerte.
Deshalb hat Trockengrün durch das spezielle Trocknungsverfahren sehr viel mehr Vitamine und bessere Nährwerte als Heu.

In der Regel wird das Trockengrün vor der Trocknung leicht zerkleinert, je nach Hersteller kann die Fasergröße erheblich schwanken. Für Kaninchen ist es wichtig, keinen allzu feine Zerkleinerungsgrad zu wählen, damit das Futter ausreichend Struktur hat und nicht staubt. Allerdings sind kurze Fasern nicht schädlich, erst ab einer Faserlänge von 0,3mm oder kleiner, hat die Partikelgröße Auswirkungen auf die Verdauung. Dies ist beim Trockengrün nicht der Fall, die Fasern sind um das Vielfache länger und es staubt nicht, so dass die Atemwege nicht belastet werden. Keinesfalls darf gepresstes Trockengrün (Cobs) verfüttert werden, außer es wird zuvor eingeweicht (z.B. für Kaninchen mit schweren Backenzahnerkrankungen).

Nährwerte

Der große Vorteil am Trockengrün ist, dass es einen sehr hohen Vitamingehalt hat, insbesondere an Beta-Carotin, Vitamin E und B-Vitaminen, also jenen Vitaminen, die in der Kaninchenfütterung ausgesprochen wichtig und die im Heu meist sehr gering vertreten sind. edelgrün vitamine

Diesem Vorteil steht der Nachteil gegenüber sonnengetrocknetem Heu entgegen, denn Trockengrün enthält kein Vitamin D, somit erscheint der Gehalt in sonnengetrocknetem Heu oder Laub dagegen sehr viel höher.

Dies ist jedoch kein echter Nachteil, denn Vitamin D ist auch nicht in frischer Wiese enthalten. Allerdings wäre auch der Vitamin D Gehalt in Heu nicht verlässlich und wir empfehlen dringend eine sichere Versorgung mit Vitamin D, insbesondere in Innenhaltung erleiden viele Tiere einen chronischen Mangel.

Der Nährstoffverlust durch Lagerung ist natürlich auch bei Trockengrün gegeben. Da Carotin empfindlich auf Licht reagiert, sollte das Trockengrün bei der Lagerung abgedeckt oder in lichtundurchlässigen Säcken verstaut werden (Coenen/Meyer 2002).

Die Mineraliengehalte sind vergleichbar mit den Werten von Heu des zweiten und aller weiteren Schnitte (Grummet). Da es sich um ein Naturprodukt handelt, das verschieden zusammen gesetzt ist, können sie auch schwanken. Je nach Zusammensetzung enthält es etwa
9,0-9,7g Kalzium
3,5-4,2g Phosphor und
3,5-4g Magnesium (jeweils je Kg Trockensubstanz).

Der einzige große Nachteil von Trockengrün ist der geringe Wassergehalt von etwa 12%, der wiederum vergleichbar mit Heu ist. Deshalb ist es genauso wie Heu kein gutes Futtermittel bei Urolithiasis.  Dieser Nachteil ist so bedeutend, dass Trockengrün niemals als Alleinfutter eingesetzt werden darf sondern grundsätzlich ein Ergänzungsfuttermittel darstellt. Es wird vorwiegend für herbivore Tiere eingesetzt wie z.B. Pferde und Kaninchen (Kamphues 2014).

Trockengrün ist in der Kaninchenernährung, da es ein Trockenprodukt ist, niemals als Alleinfutter oder Hauptfutter geeignet. Kaninchen sind als Folivore Frischköstler, die sich vorwiegend von frischen Pflanzen ernähren und dadurch sehr viel Wasser mit aufnehmen. Trockengrün ist lediglich eine Ergänzung zur vielfältigen Grünfütterung. Wenn frische Wiese zur Verfügung steht, ist Trockengrün als Ergänzung natürlich nicht nötig, aber gerade in der Winterfütterung hat es gegenüber Heu den großen Vorteil, dass es sehr viel mehr Vitamine enthält und die Tiere dadurch zufriedener und gut versorgt sind. In der Regel reicht es, etwa eine gute Hand voll je Tag und Kaninchen in einem Napf oder über das Heu gestreut zu verfüttern. Natürlich sind auch größere Mengen denkbar. Viele Zahnkaninchen oder kranke Tiere fressen Edelgrün sehr gerne.
Trockengrün ist jedoch trotzdem kein Muss, es gibt auch andere Fütterungsformen, die gut funktionieren.

Bezugsquellen

Trockengrün wird in Grüntrocknungsanlagen in großen Ballen mit um die 300kg hergestellt, zudem ist es ein eher regionales Produkt, das es vorwiegend in Bayern gibt. Dadurch ist es für Halter von wenigen Tieren in dieser Größenordnung nicht sinnvoll. Für Halter vieler Kaninchen hingegen lohnt sich in der Regel ein Ballen, sofern sie genug Lagerfläche haben.

Seit kurzer Zeit hat jedoch das Hasenhaus im Odenwald kleine Mengen (100g bis 4kg) des Trockengrüns  in seinen Shop aufgenommen, was gerade für Städter oder Menschen mit zwei bis vier Kaninchen viel wert ist. Zum Shop

*markenrechtlich geschützte Bezeichnung durch die Trockengrün Marketing eG

6 Kommentare
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  1. Florian Gollob
    Florian Gollob sagte:

    Hallo Viola,

    danke für den Beitrag. Es ist schwer repräsentative Nährstoffwerte zu veröffentlichen weil nicht davon ausgegangen werden kann, dass immer die selben Wiesen verwendet werden. Tatsächlich handelt es sich bei der Anlage um einen großen Trommeltrockner einer sehr großen Gemeinschaft aus Landwirten der mit mehreren MW betrieben wird. Ziel ist es die Landwirte witterungsunabhängig zu machen und möglichst alle Nährstoffe der Wiese zu erhalten. Dies gelingt auch äußerst gut, da so gut wie keine Bröselverluste durch maschinelle Bearbeitung wie wenden oder schwaden entstehen. Die Landwirte sind so in der Lage ihr Winterfutter sehr gut zu konservieren. Da ich die Produktion kenne stufe ich das Endprodukt als sehr gut ein.

    Ökologisch völlig unkorrekt ist allerdings das Trocknungsverfahren. Hier habe ich 2 große Kritikpunkte. Der erste ist das bereits vorher erwähnte Gas das zur Trocknung verwendet wird. Der zweite Kritikpunkt ist, dass nicht jeder Landwirt bei Schönwetter Heu machen kann – so groß ist der Trockner nicht. So wird das Gras tatsächlich auch bei Regenwetter angeliefert um getrocknet zu werden. Wenn man weiß, dass bei 10% mehr Wassergehalt das doppelte an Wassermenge im Trocknungsgut ist, kann man sich ausrechnen, dass das Trocknen doppelt so lange dauert bzw. doppelt so viel Energie benötigt als bei Schönwetter mit einer vernünftigen Bodenbearbeitung und der Kraft der Sonne. Zu bevorzugen ist hier entweder eine Lösung auf Biomasse (Hackgut), was sich aber aufgrund des ungleich höheren Brennstoffspeicherbedarfs als unrealistisch darstellt oder trocknen in kleinen Chargen wie es sich in Österreich bereits durchgesetzt hat. Und da sind wir dann beim so genannten warmluftgetrockneten Heu.

    Wenn ich vom Trocknen in kleinen Chargen spreche meine ich, dass jeder Landwirt selbst eine kleine Trocknung hat so dass er das Futter von der Sonne anwelken lässt und anschließend unter Dach fertig trocknet. Die maschinelle Bearbeitung ist gering, der Energieverbrauch und damit auch die Trocknungskosten überschaubar. Getrocknet wird in kleinen Chargen mit so genannten Entfeuchtern oder mit Warmluftöfen auf Biomasse. Auch Dachabsaugungen kommen da zum Einsatz wo die warme Luft des Scheunendachs abgesaugt wird und durch das Heu gedrückt wird. Das Resultat ist immer das Gleiche. Besseres und gesünderes Futter für die Tiere.

    Aber dennoch sollte eines klar sein: Wenn man einen schlechten Pflanzenbestand hat (wenige Gräser und Kräuter), zahlt sich die beste Trocknung nicht aus – zumindest nicht für Kühe.

    Als Ergänzungsfutter für Kaninchen kann ich es mir aber gut vorstellen. Danke für die viele Arbeit.

    Beste Grüße, Florian

  2. Kathrin
    Kathrin sagte:

    Ich habe 3 Kaninchen. Darunter meinen winzigen 8 Jahre alten Kastrat. Er frisst generell kein Heu oder heuähnliche Produkte. Diverse Trockenkräuter allerdings schon.
    Das Edelgrün bekam ich als Produktprobe aus dem Shop. Es ist wie Samt, duftet nach „Grün“.
    Wer hat es gefressen? Auch mein Kastrat. Er mag es sehr und ich werde es jetzt immer bestellen als Zusatz. Bin sehr zufrieden mit dem Edelgrün.
    Es ist mit Heu nicht vergleichbar.

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