Nachhaltigkeit in der Kaninchenhaltung
Immer mehr Halter machen sich Gedanken um die Nachhaltigkeit, das heißt, eine Ressourcen-schonende Haltung und Ernährung ihrer Haustiere. Dabei ist es nicht immer leicht auszumachen, welche Faktoren besonders viele Ressourcen verbrauchen oder Treibhausgase generieren. Neuere Studien geben erste Hinweise, mit welchen Maßnahmen sich die Nachhaltigkeit der Kaninchenhaltung steigern lässt. Diese Erkenntnisse kann man als Halter nutzen, um den Ressourcenverbrauch und die Klimabelastung durch die Haustierhaltung zu reduzieren.
Wie nachhaltig sind Kaninchen im Vergleich zu anderen Haustieren?
Das Kaninchen ist im Vergleich zu anderen Haustieren, noch eines der Haustiere, deren Umweltbelastung sich in Grenzen hält.
Hochrechnungen zeigen, dass beispielsweise drei Pferde so stark die Umwelt belasten, wie eine Person. Beim Kaninchen entsprechen 92 Kaninchen der Umweltbelastung eines Menschen.
Trotz dessen kann die Klimabilanz und Umweltbelastung je nach Haltungs- und Ernährungsform stark abweichen.
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Nachhaltigkeit in der Kaninchenernährung
Die Ernährung, besonders die Frischfütterung (20%) macht mit 25% den größten Anteil der Umweltbelastung in der Kaninchenhaltung aus, obwohl z.B. nur regionales Obst (Äpfel und Birnen) eingerechnet wurden. Auch die Klimabilanz ist für diese Posten besonders hoch (12 bzw. 33%).
Trotzdessen sollte nicht auf eine Frischfütterung verzichtet werden, da sie für die Gesunderhaltung unverzichtbar ist.
Mit etwas Wissen lässt sich jedoch die Klima- und Umweltbilanz verbessern:
Regional und saisonal
Wie auch bei der Menschenernährung, ist eine saisonale und regionale Fütterung klima- und umweltfreundlicher, da Transportstrecken und die Lagerung in Kühlhäusern auf ein Minimum reduziert werden. So können z.B. Apfel und Birne als Leckerli angeboten, und auf exotischeres Obst verzichtet werden. Besonders im Winter sind Wintergemüse wie z.B. Grünkohl, Wirsing, Brokkoli und Endiviensalat nicht nur gesünder für die Kaninchen, sondern auch regional und saisonal erhältlich. Besonders klimafreundlich ist auch ein Kauf auf Märkten oder in Hofläden. Wer im Supermarkt kauft, kann auf die Herkunft achten, so werden beispielsweise häufig Äpfel aus Deutschland parallel zu solchen, die im Ausland produziert werden, angeboten.
Pflücken statt kaufen
Nachhaltigkeit lässt sich perfekt mit einer besonders artgerechten und gesunden Fütterung verbinden, indem man so lange es irgendwie möglich ist, in der Natur pflücken geht. Dabei sollte in der Umgebung gepflückt, und wenn weiter entfernte Pflückstellen genutzt werden sollen, die Fahrten mit anderen, notwendigen Fahrten verbunden werden. Wer Anfangs-Schwierigkeiten bei der Bestimmung hat, kann sich unseren Anfängerlehrgang anschauen und kostenfreie Bestimmungsapps wie z.B. Flora Incognita und PlantNet nutzen. Im Frühling, Sommer und Herbst können Kaninchen so sehr umweltfreundlich ernährt werden. Im Herbst bis in den Winter hinein, kann zudem Gründüngung gefüttert werden, so kann man die benötigte Menge an Treibhaus-Gemüse reduzieren.
Verpackungsmüll reduzieren
Gerade beim Gemüsekauf lässt sich sehr viel Verpackungsmüll reduzieren, insbesondere Plastik hat eine schlechte Umwelt- und Klimabilanz. Kaufen Sie möglichst regional auf Märkten und nehmen Sie Baumwolltaschen und Beutel mit, die befüllt werden können. Wählen Sie im Supermarkt verpackungsfreies Gemüse, wenn Sie die Wahl haben.
Foodsharing, überflüssige Lebensmittel
Jeden Tag werden Unmengen Gemüse in den Läden entsorgt, weil ein Blättchen gelb geworden ist, sie nicht mehr lange halten oder die Form nicht dem Standard entspricht. Auch einzelne oder fleckige Bananen werden häufig entsorgt.
Fragen Sie in den Läden, ob sie diesen „Müll“ zur Tierfütterung abholen dürfen oder schließen Sie sich Initiativen zur Lebensmittelrettung, wie z.B. Foodsharing (Apps, Facebookgruppen) an und verwenden Sie erst einmal das, was weggeworfen werden würde, bevor Sie frisches Gemüse erwerben.
Evtl. können Sie auch bei einem Gemüse-Landwirt fragen, ob sie abgeerntete Felder „nachernten“ oder unbrauchbares/unansehnliches Gemüse günstig kaufen oder auf Feldern nachernten können.
Einige Restaurants geben auch Gemüse-Abfall kostenfrei ab, denn es darf nicht über Nacht aufgehoben werden. Gerade bei Buffet bleibt meistens täglich sehr viel übrig.
In vielen Supermärkten gibt es Futterkisten für Kaninchen & Nager, in denen Grünabfälle gesammelt werden, so dass man sie als Kaninchenhalter kostenfrei mitnehmen kann.
Regionales Heu
Einige Halter verwenden die Sommerzeit, um Heu selbst zu machen, z.B. indem man immer etwas mehr Wiese pflückt und bei jedem Pflücken eine Hand voll für den Winter trocknet.
Der Großteil der Landwirte produziert eigenes, regionales Heu. Über Ebay-Kleinanzeigen und Co. kann man Heuballen für 2-5€ je Ballen erwerben, diese Ballen halten sehr lange und haben eine bessere Umweltbilanz als abgepacktes Heu im Supermarkt oder Tierhandel.
Wir verwenden große Unkraut-Säcke, ein Ballen je Sack passt sehr gut hinein, so dass das Auto nicht mit Stroh und Heu verschmutzt wird. Zudem halten die Säcke viele Jahre.
Einstreu und Entsorgung
In einer schweitzer Studie wurden verschiedene Einstreuformen verglichen, dabei kam eine Einstreu mit lokalen Hobelspänen besser weg, als die Haltung auf Stroh. Da gerade die Einstreu einen großen Faktor in der Umwelt- und Klimabilanz ausmacht, kann man hier viel einsparen, wenn man auf Regionalität achtet.
Auch wenn einem die Entsorgung in der Müllverbrennungsanlage umweltschädlicher erscheint, zeigt die Studie, dass sie eine bessere Klimabilanz aufweist, als die Kompostierung im eigenen Garten.
Köttel und Urin können auch als Dünger verwendet werden bzw. Mist als Mulch, z.B. im Herbst um empfindliche Pflanzen zu schützen oder den Boden abzudecken, damit kein Unkraut durchkommt. Über den Winter bildet sich dann eine hochwertige Humusschicht.
Laub kann als Überstreu verwendet werden, es fällt häufig sowieso im Garten an und kann trocken eingelagert als Überstreu dienen.
Besonders nachhaltig ist es, Kokoseinstreu zu verwenden und es anschließend als „gedüngte“ Blumenerde weiter einzusetzen.
Reinigung des Geheges
Auch bei der Reinigung des Geheges kann die Umweltbelastung reduziert werden, z.B. indem man kaltes an Stelle von warmen Wasser verwendet und auf die Umweltverträglichkeit der Putzmittel achtet. Sehr umweltfreundlich ist es z.B. Zitronensäure (gibt es z.B. bei dm in der Papiertüte als Pulver) mit Wasser vermischt in einer wieder verwendbaren Sprühflasche zu verwenden. Es hat eine desinfizierende Wirkung und entfernt Urinstein sehr gut.
Ausstattung, Pflege und Tierarzt
Die Pflege, Ausstattung und Tierarztbesuche lassen sich schwer umweltfreundlicher gestalten, machen aber auch einen eher kleinen Anteil aus. Natürlich kann man näher gelegene Tierärzte aufsuchen, wobei dies häufig schwierig ist, da sie natürlich kaninchenkundig sein sollten.
Bei der Ausstattung und dem Gehege kann ein Eigenbau aus regionalen Holz die Umweltbilanz verbessern. Kaufen Sie Einrichtung nicht aus China, sondern verwenden Sie Naturmaterialien oder regional bzw. zumindest in Deutschland hergestellte Produkte. Die schlechte Klimabilanz von Ländern wie China entstehen durch die Verlagerung von Produktionsstätten ins Ausland und werden selbstverständlich von uns in Deutschland mit verursacht. Auch die Transportwege belasten unverhältnismäßig stark unser Klima.
Upcycling / DIY
Mit wenig Aufwand lassen sich auch aus ausgedienten Alltagsgegenständen tolle Dinge für Kaninchen zweckentfremden. Der ausgediente Kindertisch kann als Etage umfunktioniert werden, ein alter Stuhl im Gehege ist häufig beliebter, als ein gekauftes Häuschen, aus Plastikflachen lassen sich tolle Logi-Spiele basteln, gesammelte Tannenzapfen eignen sich als Beschäftigung und aus Klopapierrollen kann man Spielzeug basteln. Hier findet ihr viele Tipps
Quellen u.a.:
Jasmin Annaheim Niels Jungbluth, Christoph Meili ( 2019) Ökobilanz von Haus- und Heimtieren. Überarbeiteter und ergänzter Bericht. ESU-services GmbH – Praktikumsar-beit, Schaffhausen, Schweiz, DOI: 10.13140/RG.2.2.35878.98882
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