Die giftige Herbstzeitlose im Heu

herbstzeitlose heu kaninchen Kopie

Seit einigen Wochen wird im Internet sehr stark vor Herbstzeitlosen im Heu gewarnt.

Das Heu auch viele Giftpflanzen enthält, ist nicht neu, wir weisen schon seit vielen Jahren darauf hin: siehe Heu als Hauptnahrung?
Heu ist ein Naturprodukt, giftige Pflanzen werden nicht vorher aussortiert sondern mit geschnitten und zu Heu verarbeitet. Sobald das Heu durchgetrocknet ist, aber auch durch die mechanische Beanspruchung beim Wenden und Pressen werden blättrige Bestandteile sehr klein gebröselt, so dass sie kaum/nicht mehr zu erkennen sind. Giftige Pflanzen sind übrigens auch in einigen Futtersorten, die Heupellets/Kräuterpellets oder Pellets/Extrudate mit Grasanteil enthalten. Herbstzeitlose ist für Kaninchen giftig, auch wenn es kaum Untersuchungen dazu gibt (anders als bei anderen Tieren), denn es werden immer wieder Vergiftungsfälle bekannt. Deshalb ranken wir sie auch unter den Top Giftpflanzen. Häufig sind besonders Kaninchen mit heulastiger Ernährung betroffen.

Herbstzeitlose auf den Feldern

Die Herbstzeitlose sprießt mit ihren krokusähnlichen Blättern im März bis Mai, diese bilden sich dann in die Knolle zurück und erst im Herbst tauchen die auffälligen Blüten auf.

Warum sind Herbstzeitlosen im Heu plötzlich Thema und die Jahre davor nicht?

Es gibt verschiedene Faktoren, die das Auftreten der Herbstzeitlose begünstigen:

  1. keine Düngung (Jauche, Gülle, Kunstdünger etc.)
  2. selten gemähte Wiesen (< 3 Schnitte/Jahr)
  3. keine Weidetiere (verdichteter Boden macht es den Herbsteitlosen unbequem)
  4. verregnetes Wetter, feuchte Böden, Nähe zu Gewässern oder Waldrand
  5. ein später erster Schnitt

Wir können nur vermuten, dass im letzten Jahr wetterbedingt anders gemäht wurde und die Herbstzeitlosen besonders gut wuchsen.

Um Vergiftungen zu vermeiden, empfehlen wir:

  1. Heu niemals als Hauptfutter füttern, sondern grundsätzlich nur als Beilage. Vergiftungen kommen fast nur vor, wenn die Tiere zu heulastig ernährt werden, wie es z.B. bei Züchtern der Fall ist (Heu, Pellets und wenig Frisches). Eine frischfutterreiche, abwechslungsreiche Ernährung schützt Kaninchen vor Vergiftungen (der hohe Wassergehalt, die Vielfalt und der andere Nahrungsschwerpunkt).
    Leider hören wir sehr oft, dass Heu als Hauptfutter dient, da entweder keine geeignete Wiese in der Umgebung zu finden ist, oder das Kaninchen kein Frischfutter/Gemüse verträgt.
    Dazu ist zu sagen: Hauskaninchen haben die identische Verdauung wie ein Wildkaninchen – und diese ernähren sich bekanntermaßen nur von Grünfutter. Verträgt ein Kaninchen kein Grünfutter, so werden grobe Fütterungsfehler gemacht (zu trockene Fütterung, Trockenfutter, ungeeignete Gemüse-Zusammenstellung und wenig Grünfutter etc.) oder das Kaninchen ist krank und gehört in tierärztliche Hände. Um zu überprüfen wo ran es liegt, sollte eine Weile ausnahmslos Heu und Grünfutter in unbegrenzter Menge gefüttert werden (Wiesenpflanzen wie z.B. Löwenzahn, Bärenklau und Klee abwechslungsreich, frische Küchenkräuter, Baumzweige, Gemüsegrün (Karottengrün, Kohlrabiblätter, Selleriegrün…) und Blattgemüse (Endivie, Wirsing, Spinat…). Weg gelassen wird Trockenfutter, hartes Brot, Leckerlies, Trockenkräuter, Trockengemüse- und Obst, Knollengemüse, Obst und anderes Gemüse und alles andere! Eine häufige Ursache ist falsches Frischfutter oder unregelmäßige Gaben (ständiger Wechsel zwischen Heu und Frischfutter). Sollte trotz dieser Ernährung weiterhin Durchfall und Verdauungsprobleme auftreten (auch noch 10 Tage nach der Umstellung), sollte Kot auf Parasiten untersucht werden. Ansonsten können noch weitere Krankheiten ursächlich sein. Siehe Durchfall
  2. Wählt ein Heu, das weniger gefährdet ist, durch Herbstzeitlose kontaminiert zu sein. Weniger betroffen ist meist der 2. Schnitt (Grummet) bzw. alle Schnitte nach dem 1. Schnitt bis zum Oktober. Das Grummet ist auch nährstoffreicher und kräuterreicher und somit für Kaninchen gut geeignet. Warum ist der zweite Schnitt nicht so stark von der Herbstzeitlose betroffen? Die Herbstzeitlose bildet ihre Blätter und Früchte im April aus. Bis etwa Ende Juni, bzw. spätestens bis Mitte Juli sind diese dann bereits verfault und werden nicht mehr mit abgemäht und zu Heu verarbeitet. Im September bis Oktober blüht die Pflanze (ohne Blätter).
  3. Schaut euer Heu grob an, die rot-braunen Pflanzenteile sind oft gut zu erkennen. Sollte ein kontaminiertes Heu gefunden werden, muss es komplett entsorgt werden, da Bröckel der Herbstzeitlose im gesamten Heu verteilt sind.
3 Kommentare
  1. Luise
    Luise sagte:

    also langsam bin ich wirklich ratlos 🙁 ich habe immer den 1. schnitt gefüttert weil er gröber ist und ich dachte das is besser für die zähne… und überall steht das Heu das brot der Kaninchen ist…man weiß gar nicht mehr was man glauben soll 🙁

    • Viola Schillinger
      Viola Schillinger sagte:

      Hallo Luise,
      die Faserlänge vom 2. Schnitt ist völlig ausreichend, solange die Fasern nicht extrem kurz sind (wie z.B. in Trockenfutter), hat es keine Auswirkungen auf den Zahnabrieb. Das Heu das Brot der Kaninchen ist, kommt aus der Schlachttierhaltung, da wird oft nur Trockenfutter gefüttert und die Gabe von heu ist als Beifutter wichtig. Aber du ernährst dich wahrscheinlich auch nicht die ganze Zeit von Brot und wenn du eines isst, dann ist du Brotbelag und andere Dinge dazu. 😉
      Liebe Grüße
      Viola

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