Die Top 10 Gefahrenquellen für Kaninchen
1. Käfigtüren
Das Käfige für die Haltung von Kaninchen nicht geeignet sind, ist seit Jahrzehnten bekannt und wird von informierten Haltern auch umgesetzt. Allerdings integrieren viele Halter den offenen Käfig in ein Haltungssystem. Die Klapptüren können dabei zur Todesfalle werden, denn beim Heraus- oder Hineinspringen können sich Kaninchen mit den Hinterläufen verkanten, wenn sie zwischen die Streben rutschen. Häufig passiert „jahrelang nichts“, und dann bricht sich ein Tier den Hinterlauf, die Wirbelsäule oder zumindest die Zehen.
Abhilfe: Käfig-Ausgang mit einer Weidenbrücke abdecken oder mit Schraubenzier die Öse aufhebeln und die Türe komplett entfernen. Noch besser: Das komplette Käfigoberteil abnehmen (siehe Gefahr 2).
2. Käfig-Oberteile
Viele Halter haben nach wie vor ein Käfig in ihr Gehege integriert, auch wenn dieser immer offen bleibt. Neben der Gefährdung durch die Türe (siehe Gefahr 1), können Kaninchen sich auch sehr schwer an der Abdeckung verletzen. Beim Herauf- und Hinunterspringen können Kaninchen zwischen die Streben rutschen und sich mit den Hinterbeinen verwickeln. Da es Fluchttiere sind, geraten sie in Panik und versuchen sich zu befreien. Dabei kommt es zu Brüchen der Wirbelsäule und der Beine und Füße. Im schlimmsten Fall muss das Tier eingeschläfert werden.
Abhilfe: Ein Brett im Baumarkt kostenlos auf die Größe zuschneiden und als Abdeckung verwenden. Oder aber das Käfiggitter einfach abnehmen und entsorgen oder in den Keller stellen.
3. Gitterraufen ohne Abdeckung
Kaninchen neigen dazu, in die Raufen zu springen. Beim Herausspringen können sie mit den Füßen in den Gittern hängen bleiben und sich so schwer verletzten. Kaninchen strampeln und versuchen sich zu befreien, wenn sie hängen bleiben, so dass es zu schweren Verletzungen kommen kann.
Abhilfe: Weichen Sie auf Raufen mit Deckel aus oder befestigen Sie ein Brett auf der Raufe. Im Zweifelsfall lieber die Raufe aus dem Gehege nehmen und das Heu als Berg anbieten. Heuraufen
4. Doppeltes Gitter
Die Kaninchen beißen sich durch das Gitter, so dass man schnell ein Doppelzaun ausstellt? Oder sie springen drüber und ein zweiter Zaun wird daran befestigt?
Was zunächst harmlos klingt, hat schon vielen Tieren das Leben gekostet. Beim Versuch, drüber zu springen, geraten sie zwischen die Gitter. Durch das Doppelgitter verkanten sich die Tiere sehr schnell.
Mein persönlich tragischster Kaninchenunfall ist genau so passiert: Ein junges Pflegekaninchen, das zum ersten mal im Leben Platz zum Springen hatte und dem eine Zukunft in Gesellschaft und mit Platz bevor stand, hat sich so die Wirbelsäule gebrochen und konnte nur noch erlöst werden.
Abhilfe: Doppeltes Gitter mit genug Abstand dazwischen (ca. 15-20cm) aufstellen oder ein Brett als Abtrennung nutzen. Zu niedrige Gitter austauschen statt Doppelgitter zu verwenden.
5. Geschirre und Leinen
So harmlos diese Leinen wirken, leider gibt es unzählige Unfälle mit tödlichem Ausgang. Es kann lange gut gehen aber ein Moment reicht, damit die Leine zur Todesfalle wird. Warum ist das anders als bei Hunden oder Katzen beim Kaninchen so gefährlich? Leinen und Geschirre sind für alle Fluchttiere grundsätzlich als tierschutzwidrig anzusehen. Die Tiere laufen beim Flüchten direkt in die Leine, verheddern sich und fügen sich Verletzungen zu. Es kann zur Strangulation, Schockzuständen, Wunden und Prellungen kommen. Als Alternative sind Freilaufgitter erhältlich, mit denen ein Bereich abgegrenzt werden kann um den Tieren Freilauf zu ermöglichen. Für Trainingszwecke kann man die Tiere mit Belohnung motivieren, anstatt sie mit Leinen zu zwingen.
Oft passiert lange nichts, aber es reicht ein ungünstiger Moment und ihr werdet es für immer bereuen und nicht mehr rückgängig machen können!
Weiterführend: Kaninchenleinen – harmlos oder lebensgefährlich?
6. Strohpellets und Katzenklumpstreu
Bei der Aufnahme dieser beiden Einstreuformen kommt es zu heftigen Gesundheitsproblemen. Die Pellets quellen im Magen auf und verstopfen diesen. Zudem entziehen sie dem Magen die Flüssigkeit. Das Katzenstreu verklumpt im Magen und entzieht ebenfalls die Flüssigkeit. Es kommt zu Magendarmverschlüssen und lebensbedrohlichen Verstopfungen. Eine gute Alternative sind Holzpellets, die den Geruch und die Flüssigkeit sogar besser binden.
Abhilfe: Verwenden Sie Holzpellets, diese sind harmlos, da sie nicht gefressen werden. Zudem binden sie besser den Geruch und sind günstiger. Einstreu wählen
7. Raubtiere
Leider sterben immer noch ein Großteil der Außenkaninchen durch Raubtiere, da das Gehege einen falschen Draht hat, nicht regelmäßig kontrolliert wird (Verwitterung, Materialermüdung…) oder die Raubtiere unterschätzt werden.
Abhilfe: Informieren Sie sich ganz genau, welcher Draht sicher ist, wie sie das Gehege nach unten und oben sichern können und was ein Marder oder Fuchs so alles kann! Marder- und Fuchssicherheit
8. Tierärzte, die nicht auf Heimtiere spezialisiert sind
Im Krankheitsfall eines Tieres ist man oft dazu geneigt, Hals über Kopf zum nächsten Tierarzt zu eilen, Hauptsache dem Kaninchen geht es schnell wieder gut! Allerdings werden Kaninchen im Grundstudium der Veterinärmedizin nur sehr knapp behandelt und viele Tierärzte haben fatale Wissenslücken. Fast alles, was ein Tierarzt über Kaninchen weiß, muss er sich selbst angeeignet haben (z.B. indem er sich beliest oder Fortbildungen besucht).
Wichtig! Nur Tierärzte, die sich gezielt über Kaninchen fortgebildet und belesen haben, können sie behandeln. Im Studium werden Kaninchen kaum durch genommen.
Abhilfe: Tierärzte mit Spezialisierung auf Heimtiere (Kaninchen, Meerschweinchen) sind geeignet, nicht jedoch auf Kleintiere (= Hund und Katze) spezialisierte Tierärzte.
Einen passenden Tierarzt finden
9. Handelsübliches Kaninchenfutter
Im Handel sind zahlreiche Kaninchenfutter erhältlich. In ihren bunten Verpackungen wird mit Vitaminen und gesundheitsfördernden Eigenschaften geworben. Das veranlasst viele Halter, solch ein Futter zu erwerben.
Trockenfutter sind meistens sehr schädlich für Kaninchen und führen zu zahlreichen Erkrankungen:
- Zahnerkrankungen: nur 20% sieht man beim sorgfältigen Blick ins Maul, die anderen 80% nur durch die Mauluntersuchung in Narkose und mehrere Röntgenbilder des Kopfes aus versch. Ebenen und entsprechender Auswertung. Zahnwurzelerkrankungen sind eine häufige Folge der Trockenfutterfütterung und werden im fortgeschrittenen Stadium teils durch tränende Augen, Abszesse oder Nasenausfluss sichtbar (häufig von nicht-kaninchenkundigen Tierärzten mit Schnupfen verwechselt!). Auch Unverträglichkeiten gegenüber viel Frischfutter oder generell gegen Frisches ist ein typisches Zeichen für Zahnerkrankungen! Durch Trockenfutter ist das Kaninchen schneller satt (dafür reichen schon kleine Mengen, ein El am Tag führt dazu, dass das Kaninchen weniger als die Hälfte an Grünfutter frisst!). Dadurch werden die lebenslang nachwachsenden Zähne nicht mehr abgerieben. Die Zähne müssen dann in Narkose beim kaninchenkundigen Zahntierarzt geschliffen und die Ernährung umgestellt werden.
- Verdauungsstörungen: Viele Tiere bekommen irgendwann von Frischfutter Durchfall oder vertragen einige Lebensmittel nicht mehr! Auch „immer mal wieder Durchfall!“ ist eine häufige Folge des Trockenfutters. Einige Tiere neigen zu Verstopfungen, Aufgasungen und Magendilatationen.
- Blasengries, Blasensteine, Nierensteine & Co.: Durch die Trockenfutter-Fütterung wird deutlich weniger Grünfutter gefressen. Schon weniger als ein EL am Tag je Tier reduziert die Frischfuttermenge so extrem, dass die Tiere weniger als halb so viel Grünfutter fressen. Das fehlende Wasser in der Nahrung wird durch Trinken nicht ausgeglichen! Die Harnwege werden unzureichend durchgespült. Durch den speziellen Kalziumstoffwechsel lagert sich bei weniger Wasseraufnahme schnell etwas in den Nieren oder der Blase ab!
Abhilfe: Wenn Sie unbedingt ein Trockenfutter füttern möchten, geben sie möglichst wenig davon und schauen Sie unseren Trockenfutter-Vergleich an!
10. Kinder, die nicht von Erwachsenen angeleitet werden
Das Kaninchen hat in weiten Teilen der Gesellschaft den Ruf des pflegeleichten und günstigen „Kindertieres“, denn für Kinder soll es gesund sein mit Tieren aufzuwachsen und so „spielerisch“ Verantwortung für ein Mitlebewesen zu lernen.
Kaninchen sind jedoch sehr sensible Tiere, Kinder sollten sie nicht anheben. Zum einen können sie sich beim Zappeln die Wirbelsäule oder Pfötchen brechen, zum anderen lassen viele Kinder reflexartig ihr Kaninchen fallen, wenn es zappelt. Dabei kann es auch zu Kratzwunden am Arm des Kindes kommen. Viele Kinder lieben ihr Tier so sehr, dass sie es auf dem Arm erdrücken. Besonders jüngere Kinder können ihre Kräfte noch nicht richtig einschätzen. Ersparen Sie Ihrem Kind die Traumatisierung, wenn sie ihr geliebtes Tier schwer verletzen oder sogar töten und ihren Kaninchen die Lebensgefahr durch schlecht oder gar nicht angeleiteten Umgang.
Abhilfe: Jüngere Kinder unter Aufsicht behutsam an die Kaninchen heranführen. Von Anfang an erklären, dass Kaninchen nicht angehoben werden dürfen (dann fühlen sie sich wie vom Greifvogel erbeutet, das verstehen auch schon kleine Kinder)! Bei Kontakt mit den Tieren langsam, leise und in der Hocke mit etwas Futter nähern. Unbeaufsichtigter Kontakt erst in geeigneten Alter, zuvor das Gehege (mit Schlössern) sichern. Kinder und Kaninchen
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