Richtig impfen gegen die mutierte Chinaseuche RHD2

rhd-kopieSeit etwa einem Jahr geistern viele Warnungen vor einer mutierten Form des RHD Virus herum, dieser neue Virenstamm wird auch RHD2 oder RHDV2 genannt. Während die bestehenden Impfungen sehr gut vor den normalen Erregern der Chinaseuche schützen, ist das bei der mutierten Form leider nicht der Fall, dadurch ist teils eine regelrechte Panik unter Kaninchenhaltern ausgebrochen, die ihre Tiere gerne schützen würden.

Wo in Deutschland und der Schweiz sind RHD-2 Fälle bekannt und welche Tierärzte haben die Impfstoffe gegen RHD2?
In ganz Deutschland ist RHD2 Seuchengebiet!
Liste zu RHD2-Impfterminen in Deutschland

Bild anklicken um eine aktuelle Deutschlandkarte mit gemeldeten Seuchenfällen und impfenden Tierärzten anzusehen.

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Aktuelle Kurzinfo

RHD2 ist ein Virus das sich seuchenhaft in noch nie dagewesener Form über ganz Deutschland ausbreitet. Keine Region ist verschont geblieben, in ganz Deutschland sterben massenhaft ganze Bestände. Die Tiere zeigen kaum/keine Voranzeichen und versterben innerhalb von Stunden. Kaum ein Tier überlebt. Die normale RHD und Myxomatose sind im Vergleich zur RHD2 fast schon harmlos, da sie in den letzen Jahren nie so verbreitet waren, wie nun die RHD2. Aber auch die Myxomatose ist dieses Jahr relativ stark verbreitet.

Wir empfehlen dringend, gegen RHD2 mit speziellen RHD2-Impfstoffen impfen zu lassen:

  • Eravac (halbjährlich nachimpfen)
  • Filavac VHD K. C+V (einmal impfen und je nach Seuchenlage halbjährlich/jährlich nachimpfen lassen – momentan halbjährlich), auch für chronisch kranke Kaninchen verträglich!

Seit September 2016 ist “Eravac” EU-weit zugelassen und seit Anfang Januar deutschlandweit regulär verfügbarDer Impfstoff Filavac ist seit anfang des Jahres ebenfalls zugelassen und seit vielen Monaten verfügbar. Die Impfung gegen RHD2 wird auch von der Ständigen Impfkommission Veterinär (StIKo Vet) dringend empfohlen, das Friedrich-Löffler-Institut stellt umfangreicghe Veröffentlichungen zur Impfung gegen RHD2 zur Verfügung. Der Tierarzt kann die Impfstoffe direkt beim Hersteller beziehen. Sollte Ihr Tierarzt noch keine Impfstoffe bereithalten, bitten Sie ihn, diese zu beziehen. Im Rahmen der Impfberatung ist dieser verpflichtet, Sie auf die RHD2-Impfung hinzuweisen und auch nach aktueller Empfehlung zu impfen. Glücklicherweise haben mittlerweile viele Tierärzte den Impfstoff vorrätig und impfen ihn im Rahmen des normalen Impfprogramms.

Momentane Seuchenlage: Höchste Gefährdung deutschlandweit! Fahren Sie lieber weiter, als auf die Impfung zu verzichten! Impfen Sie unbedingt auch Innenkaninchen! Chronisch kranke Kaninchen können mit Filavac in der Regel problemlos geimpft werden (mit dem Tierarzt besprechen).

Wichtig: Vor jeder Impfung sollte eine Kotprobe untersucht (Kot von 2-3 Tagen beim Tierarzt abgeben, Kosten: 5-20€) und nur parasitenfreie Kaninchen geimpft werden (bessere Wirksamkeit & Verträglichkeit).


Das Virus

Der RHD-Erreger ist ein Calicivirus, so wie auch einer der Erreger des Katzenschnupfens. Nachdem jahrelang nur das klassiche RHD Virus auftrat, stellte man 2010 erstmals einen neuen RHD Erreger fest, der in Frankreich auftrat (RHD2-Virus), an diesen starben auch geimpfte Kaninchen. 2014 trat er erstmals in Deutschland auf (an Frankreich angrenzende Bundesländer).

Das Virus überlebt auch ohne Wirt unter günstigen Bedingungen gute sieben Monate, ist unempfindlich gegenüber jeglichen Witterungseinflüssen (selbst bei dauerhaften 80 Grad überlebt er zwei Tage lang – bei 20 Grad Raumtemperatur immerhin 14 Wochen). Das RHD2-Virus tritt nicht nur in den Sommermonaten, sondern leider auch im Winter auf.

RHD ist nicht mehr meldepflichtig und muss nicht angezeigt werden.

Übertragung & Ansteckungsgefahr

Übertragen wird er durch direkten Kontakt zu kranken Tieren oder indirekt durch Stechmücken und Fliegen (selten auch durch den Kaninchenfloh, Milben, Zecken und andere Insekten), Tierarztbesuche, verseuchte Gegenstände (Schuhe, Kleidung…) oder durch kontaminiertes Futter (insbesondere Grünfutter aus Gebieten mit infizierten Wildkaninchen/Feldhasen, (auch abgepacktes) Heu, Gemüse aus dem Supermarkt, Trockenfutter…). Überlebende, scheinbar wieder gesunde Kaninchen scheiden teils dem Virus weiter aus (Dauerausscheider). Werden verendete Kaninchen begraben, so überdauert das Virus Jahrzehnte, da er unter der Erde günstige Bedingungen vorfindet. Er tritt bei Kaninchen (auch Wildkaninchen) und Hasen (Feldhasen) auf. Der Mensch und andere Tiere (auch Nager und Meerschweinchen) können sich mit dem Virus nicht infizieren, sie sind immun. Von der Ansteckung bis zum Ausbruch der Erkrankung dauert es i.d.R. nur ein bis drei Tage (Inkubationszeit).

Hauptsächlich betroffen sind heranwachsende Jungtiere die nicht mehr durch die Muttermilch immun (wie in den ersten vier bis sechs Lebenswochen – sie erkranken nicht, können jedoch den Erreger übertragen) sind und ausgewachsene Kaninchen sofern sie nicht gegen RHD2 geimpft wurden.

Prävention: Wie verhindere ich, dass meine Kaninchen RHD bekommen?

An erster Stelle ist hier die Impfung gegen RHD zu nennen (siehe oben).

Bei richtiger Impfung (nach Packungsbeilage/Angaben der Hersteller!) bieten die gängigen Impfungen einen sehr guten Schutz gegen RHD 1 und 2. Zudem ist die RHD-Impfung eine sehr gut verträgliche Impfung, die mit fast keinen Nebenwirkungen verbunden ist und somit absolut empfehlenswert.

Weitere Schutzmaßnahmen: 

  • Konstanter Bestand, möglichst wenige Wechsel (Urlaubsbetreuung, neue Kaninchen…)
  • Kein Kontakt zu wildlebenden Kaninchen oder Hasen, auch nicht durch Gitter (z.B. durch zwei sichere Zäune mit Abstand zueinander)
  • Drei wöchige Quarantäne für neu aufgenommene Kaninchen
  • Schutz vor Insekten, z.B. durch Fliegengitter an den Fenstern (Innenhaltung) oder über dem Gitter (Außenhaltung)
  • Grünfutter von Wiesen mit (erkrankten) Wildkaninchen und Feldhasen ist insbesondere in Seuchengebieten und für ungeimpfte Kaninchen gefährlich. Allerdings wächst auch Heu (auch das Abgepackte!) und Gemüse aus dem Supermarkt ggf. mitten im RHD-Gebiet! Und auch Trockenfutter besteht aus Rohstoffen, die mit RHD in Kontakt gekommen sein können. Die Erhitzung tötet den Erreger nicht ab. D.h. jede Fütterung birgt die Gefahr der Übertragung, außer man füttert stark regional aus einem unbetroffenen Gebiet. Am sichersten ist die Verfütterung von Baumblättern und Zweigen, da sie erhöht wachsen.
  • Erhöhte Vorsicht wenn RHD in der Umgebung auftritt (keine Genstände von befreundeten Kaninchenhaltern leihen, kein Kontakt zu anderen Kaninchenhaltern oder Kaninchen, Vorsicht bei Tierarzt-Terminen!)

Für Tiere auf Ausstellungen ist die Impfung Pflicht.

Infos für Halter, die von RHD2 betroffen sind

Auf dieser Seite finden Sie Infos zur Desinfektion, Quarantäne, Impfungen und Überlebenden im Falle eines RHD2-Ausbruchs: RHD-Infos

Weiterführend:

Weitere Quellen:

Diverse Packungsbeilagen und Ausküfte der Hersteller

Farnós, O., Fernández, E., Chiong, M., Joglar, M., Rodríguez, D., Rodríguez, M. P., … & Montero, C. (2009). Virus-like particles of the Rabbit Hemorrhagic Disease Virus obtained in yeast are able to induce protective immunity against classical strains and a viral subtype circulating in Cuba. Biotecnología Aplicada, 26(3), 260-266.

183 Kommentare
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  1. Tierarztpraxis Dr. von Trauwitz
    Tierarztpraxis Dr. von Trauwitz sagte:

    Hallo,

    Wir, die Tierarztpraxis Dr. von Trauwitz in der Badstr. 8 in 92318, bieten am 06.12.2017 wieder einen Sammelimpftermin gegen RHD-2 an!!!!
    Für Termine einfach kurz durchrufen. Zudem haben wir den Impfstoff auch als Einzeldosis vorrätig und können somit auch jederzeit eine Impfung zum Schutz vor RHD-2 anbieten!

    Viele Grüße
    Ihre Tierarztpraxis Dr von Trauwitz

  2. Sabine JOOST
    Sabine JOOST sagte:

    Liebes Kaninchenwiese-Team,
    könnt Ihr mir bitte sagen, ob ein gegen RHDV2 geimpftes Kaninchen möglicherweise ungeimpfte Kaninchen infizieren kann?
    Ich weiß ja, dass Kaninchen, die RHDV2 überlebt haben, Träger des Virus’ bleiben, aber würde ein RHDV2-geimpftes Kaninchen durch die erfolgte Impfung andere Kaninchen anstecken können? Ich bekam eben eine solche Anfrage herein und bin gerade etwas irritiert, da ich dazu noch nichts gelesen habe… -allerdings denke ich mir, dass dann ja auch alle Myxo- und RHDV 1 geimpften Kaninchen potentielle Träger sein müssten und dem ist – soweit ich weiß- ja nicht so ! Aber das RHDV2-Virus ist ja recht aggressiv und möglicherweise habe ich in den vergangenen Tagen auch wichtige Infos dazu verpasst. Daher frage ich lieber einmal mehr, als zu wenig. Die beiden Ninchen, um die es geht, sind gegen Myxo und RHDV1 grundimmunisiert und auch gegen RHDV2 geimpft worden im regelmäßigen Turnus. Danke für Eure Mühe schon mal im Voraus! Gruß Sabine

    • Freya Haase
      Freya Haase sagte:

      Hallo Sabine,
      deine Annahme ist richtig, durch eine Impfung wird ein Kaninchen nicht zu einem Überträger von Krankheiten, dazu müsste es erkranken oder den Viren in einer wesentlich größen Anzahl als bei einer Impfung ausgesetzt sein, um sie auszuscheiden etc. Dennoch stellen andere Kaninchen für ungeimpfte Kaninchen immer eine Gefahr dar, genauso wie auch Heu usw. denn RHD1- und RHD2-Viren können überall sein. Eine Impfung ist daher dringend zu empfehlen.
      Liebe Grüße
      Freya vom Kaninchenwiese-Team

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